Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Nightrider64 schrieb:Dann besann ich mich auf einen Rat meines Altvorderen, ert mal eine Nacht darüber zu schlafen

Das ist der beste Tip ever, ohne Quatsch. Das sollte man bei weitreichenden Entscheidungen immer machen. Gilt auch für nicht-finanzielle Angelegenheiten. Beziehungskram und so was.

@TimScott

So ähnlich aber im Detail anders mal erlebt an einem Flohmarktstand:

Person bat einen Flohmarkthändler im freundlichen Ton ("Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie vielleicht...") darum Waren für sie zu verkaufen - also schlichtweg: anzukaufen.
Flohmarkthändler lehnte dies in normalem Tonfall ab (was nicht verwundert: derjenige will seine Waren irgendwann auch mal los werden, sah mir aus als mache der Händler Haushaltsauflösung). Sofort schwenkte die Person im Tonfall deutlich um, das muss einstudiert gewesen sein, und verhielt sich so als sei sie gerade mit einem zu hohen Preis übers Ohr gehauen worden (so ähnlich wie "Also, was bilden Sie sich denn ein! Also das, das krieg ich auch woanders für die Hälfte! Leute gibt's heutzutage, Leute gibt's...") wohl mit dem Ziel dem Flohmarkthändler das Geschäft zu vermiesen. War auch erkennbar: Leute die noch Ware anguckten gingen, zu dem Stand ging auch so bald niemand mehr rüber. Eltern zogen ihre Kinder weiter. Vorher war an dem Stand viel los (hatte ich genau gesehen da ich dort etwas gekauft hatte).

Nee bei uns war das eine andere Tour und die war keinesfalls unangenehm.
Der Mann hat seinen Job gemacht, und das sehr gut.

Der hätte uns ja auch nicht in irgendeiner Form übervorteilt.
Das Auto war auch nicht zu teuer. Nur bei der Erwähnung der Kosten wurde das klein geredet.
"Was sind schon Dm 50 DM mehre Versicherung , bei dem was man dafür mehr an Auto hat"
Das das aber jährlich dann DM 200,- sind wurde so nicht gesagt.
Der hat gewusst, wie man 2 Zwanzigjährige Autoverrückte Bengels von was überzeugt.
Das der 316 eigentlich schon am Rande der für Studenten aufzubringenden Kosten lag, hatten wir dann auch schon fast vergessen
Ich erinnerte mich an den Spruch meines Vaters, das man da erst mal ne Nacht drüber schlafen sollte, bei solchen käufen-
Kaum waren wir 500m vom Händler weg, haben wir uns auch gefragt " Was wollten wir da eigentlich gerade unbedacht tun"

Ich wollte ausdrücken wie schnell ein guter Verkäufer dann doch solch psychologische Mittel einsetzen kann das man doch was kauft, was man gar nicht wollte.

Bei Kaffefahrten allerdings grenzt das, aufgrund falscher Versprechungen und überteuerter Waren dann doch meist an Betrug.
Vor allem wenn dann auch noch die Einschüchterung älterer Leute dazu kommt.

aber wusste er denn dass ihr studenten seid? weil 200 dm mehr pro jahr ist ja jetzt nicht der wahnsinnsbetrag für einen normalverdiener, sag ich jetzt mal so^^ aber wenn er wusste, dass ihr eh schon oberkante seid, dann ist es natürlich hmmmmm ich schreibe lieber nichts, kommt wie immer drauf an

Nightrider64 schrieb:Nee bei uns war das eine andere Tour und die war keinesfalls unangenehm.
Der Mann hat seinen Job gemacht, und das sehr gut.

Ich bezog mich auf das Posting von User "TimScott": Emotional manipulativ werden. In seinem Beispiel das kranke Kind erwähnen, hier das Geschäft von jemandem vermiesen indem man authentisch so wirkt als sei man übers Ohr gehauen worden - in beiden Fällen: genau zum richtigen Moment kräftig emotionalen Ausdruck rausholen.

TimScott schrieb:ber wusste er denn dass ihr studenten seid? weil 200 dm mehr pro jahr ist ja jetzt nicht der wahnsinnsbetrag für einen normalverdiener, sag ich jetzt mal so^^ aber wenn er wusste, dass ihr eh schon oberkante seid, dann ist es natürlich hmmmmm ich schreibe lieber nichts, kommt wie immer drauf an

Es war 1984 und waren DM 200,-mehr schon maßgeblich
200DM waren 20 % mehr und der 316 war eigentlich schon zu teuer im Unterhalt für ihn.
Er wusste das natürlich das wir knapp waren
Aber er ist Der Verkäufer war gut und fair.
Geschickt lies er uns beide Wagen Probe fahren erwähnte dabei wie zufällig alle Vorzüge und Extras des teureren Autos und ermittelte mittels Tabelle die verschiedenen Versicherungssummen für uns.

Mein Kollege überlegte schon ernsthaft, wie er die DM 1500,- die der Wagen mehr kostet aufbringen könne.

Das war nur ein Beispiel, wie man Leute überzeugen kann, was zu tun oder kaufen was sie vorher nie wollten.

Ist och heute nicht anders. Wieviele Leute übernehmen sich unbdacht finanziell.

An dieser Stelle mal ein Verweis auf eine sehr interessante Sendung auf:
3sat.

in deren Mediathek. "Diese Sendung ist kein Spiel".
https://www.3sat.de/

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Sendung:
"Aktenzeichen XZ ...ungelöst" von und mit Eduard Zimmermann.

Leider lässt sich das Video nicht direkt verlinken.

Noch abrufbar bis zum 08.11. 23

Eine neue Variante:
Jemand wird angerufen und hört erst nur grauenhafte Kinderschreie ...
Und dann meldet sich der "Polizist":
Ihrem Kind ist was schreckliches passiert, wann ist es denn geboren, wie heißt es - müssen wir wissen zur identifikation etc ...
Kann die Quelle leider nicht verlinken.

Mir hat kürzlich ein Mandant eine "Steuerbenachrichtigungsmitteilung" geschickt, die er per Mail erhalten hatte - mit dem Absender des Bundesministerums für Finanzen drauf und angeblich von der "Leiterin des Bundesfinanzinspektionsdienstes". Er wurde darüber informiert, dass eine Anklage wegen Steuerhinterziehung vorläge und zwar - und da war mir klar, was ich davon zu halten habe - "im Hinblick auf Einkommenssteuer [sic!], Vermögenssteuern, Immobilie, Sozialbeiträge, Wohn- und Grundsteuern". Und er solle binnen 48 Stunden einen Betrag von knapp € 8.000,- bezahlen, sonst drohten bis zu fünf Jahren Haft. (Interessanterweise stand keine Bankverbindung auf dem Schreiben. Er hätte sich melden sollen, um die Bankverbindung zu erfahren. - Zum Glück kam ihm die Sache selber spanisch vor.)

Andererseits habe ich vor Jahren als Vorsitzende eines Tierschutzvereins das Schreiben eines Ahnenforschers erhalten, der mir mitteilte, eine Person in den USA sei ohne Erben verstorben und habe dem Verein Geld vermacht, blablabla ... Dass ich die Mail nicht sofort löschte, lag nur daran, dass der Betrag überschaubar war - es waren um die zehntausend Euro - für die obligatorische Nigeria-Connection nur ein Trinkgeld. Habe dann recherchiert - die Kanzlei gab es. Hab mich mit denen in Verbindung gesetzt mit dem Vorsatz, bei der ersten Erwähnung von irgendwelchen zu bezahlenden Vorschüssen die Segel zu streichen - aber die Erbschaft war tatsächlich echt! So kann's auch gehen ...

Meinem Partner ist im Frühling diesen Jahres auch etwas Merkwürdiges passiert. Er erhielt ein Schreiben eines Vereins (seriös wirkend, angeblich im Bankenbereich aktiv), indem auf seine angeblich bereits jahrelange Vereinsmitgliedschaft, aber die fehlenden Mitgliedschaftsgebühren hingewiesen wurde. Er sollte für mehrere Jahre die Gebühren nachzahlen. Er sagte aber, er könne sich beim besten Willen nicht erinnern, jemals diesem Verein beigetreten zu sein.

Das Seltsame war, dass sogar eine eingeschaltete Rechtsanwältin am Ende nur eine Art Vergleich bewirken konnte. Er musste dann eine Gebühr von 90 Euro überweisen und die übrigen Forderungen wurden getilgt. Keine Ahnung, wie das überhaupt sein kann, zumal der "Verein" keinen Nachweis einer Anmeldung oder eines Vereinsbeitritts liefern konnte.

martenot schrieb:Keine Ahnung, wie das überhaupt sein kann, zumal der "Verein" keinen Nachweis einer Anmeldung oder eines Vereinsbeitritts liefern konnte.

Das hört sich ein wenig nach einem Identitätsdiebstahl an - die Vereinsmitgliedschaft einer realen Person ohne deren Wissen ergibt aber dann nur einen Sinn, wenn auf dieser Grundlage weitere Personen getäuscht werden sollten.

Wenn sich das Ganze im Bankenumfeld abspielte, ging es wohl darum, Dritten mit der vorgeblichen Vereinsmitgliedschaft einer realen Person in einem realen Verein Seriosität vorzuspiegeln, etwa bei zweifelhaften Geschäften oder Geldanlagen.

Offenbar erfolgte die Anmeldung dort mit persönlichen Daten ( Geburtsdatum z.B.), die normalerweise Außenstehenden nicht zugänglich sind.

Ich würde der Sache weiter auf den Grund gehen wollen, womöglich laufen mit einer möglicherweise gestohlenen Identität ggf.noch ganz andere krumme Dinge.

sallomaeander schrieb:ging es wohl darum, Dritten mit der vorgeblichen Vereinsmitgliedschaft einer realen Person in einem realen Verein Seriosität vorzuspiegeln, etwa bei zweifelhaften Geschäften oder Geldanlagen.

Ja, das war auch mein Verdacht. Wahrscheinlich hatte man versucht, mit vorgeblichen Vereinsmitgliedschaften vorzutäuschen, ein seriöser Verein mit vielen Mitgliedern zu sein.

@martenot
Oder so herum. Jedenfalls ist es heute, wo jeder schnell mal in der Suchmaschine nachschauen kann, wer wer ist, für Kriminelle attraktiv, für ihre Betrügereien reale Identitäten vollkommen ahnungsloser Menschen zu verwenden.

Man sollte schon ab und an mal nach seinem eigenen Namen googeln, damit man nicht später x Leuten am Telefon erklären muss, dass man Opfer eines Identitätsdiebstahls wurde und somit selbst zu den Opfern gehört.

martenot schrieb:Wahrscheinlich hatte man versucht, mit vorgeblichen Vereinsmitgliedschaften vorzutäuschen, ein seriöser Verein mit vielen Mitgliedern zu sein.

Und vielleicht wollte man auch durch die nachgezahlten Beiträge erreichen, dass die Leute die Mitgliedschaft sozusagen ungewollt akzeptieren und dann nicht mehr sagen können: "Was, ich bin doch gar kein Mitglied bei Ihnen!" - Weil man dann ja argumentieren könnte: "Aber sie haben doch gezahlt....!"

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martenot schrieb am 19.10.2023:Gibt es die klassischen Kaffeefahrten noch? Von meiner Familie hat da nie jemand dran teilgenommen, deswegen kenne ich sie nur vom Hörensagen und aus Reportagen. Soweit ich gehört habe, war der Ausflugsteil der Fahrt meistens nur ganz kurz, während die Verkaufsveranstaltung in einem abgelegenen Gasthof stundenlang gedauert hatte. Und wer nicht kaufen wollte, wurde unter Druck gesetzt.

Das hier muss so Anfang der 90er gewesen sein. Wenn meine Erinnerung nicht trügt war es so 50/50
Die Ömchen haben aber auch während der Präsentationen geratscht und selbst wenn die Manipulationstechniken gut waren, hat es bei denen wenig genutzt.

angellost schrieb:Die Ömchen haben aber auch während der Präsentationen geratscht

Die "Ömchen" sind Frauen, die ein langes Leben bewerkstelligt haben, meistens Kinder (wie dich und mich) groß gezogen und oft auch einen Beruf hatten.
Es ist in unserer Zeit - zum Glück - viel die Rede von Gleichstellung in allen Richtungen die Rede. Das Alter scheint da ausgenommen zu sein.
Du bist nicht der einzige, der in abfälliger Form von den Über-60-Jährigen als Omas und Opas redet. Seltsamerweise geht das (nicht nur) hier im Thread immer unbeanstandet durch.
Bitte mal nachdenken.

martenot schrieb am 19.10.2023:Schon in meiner Jugend gab es solche Kaffeefahrten, und schon damals gab es viele Warnungen.

angellost schrieb:Das hier muss so Anfang der 90er gewesen sein.

Meine erste und einzigste Kaffefahrt habe ich mit meiner Schwester am 07. Juli 1990 unternommen! Wir waren gerade 18 Jahre und kamen aus dem Osten. Überall wurden die Werbeflyer verteilt mit den Kaffeefahrten für 19,90 DM. Das wollten wir erleben, für 19,90 DM von Thüringen nach Neuwied mit Rheinschifffahrt an die Loreley! Natürlich gab es damals noch kein Internet zur vorherigen Recherche oder Westverwandte die uns warnen konnten!

Wir sind stundenlang gefahren, wurden allerdings auf irgendeinen abgelegenen Dorfsaal rausgelassen, kostenloses Frühstück, war aber nur die Tasse Kaffee gemeint, wer was essen wollte musste man bezahlen. Dann gab es unendliche Vorträge über die Lamadecken. Wir haben ständig auf die Uhr geschaut, wir wollten ja an den Rhein! Dann wurde gedrängelt, es muss noch ein Umsatz von so und soviel erreicht werden bevor wir los fahren können! Wir hatten überhaupt kein Interesse an so einem Mist, haben dann einfach den billigsten Artikel - 1 kleines Lamakissen für 40 DM gekauft. Der Verkäufer hat dann immer noch betont, die Deutsche Einheit war ja erst am 03.10.1990, wir können alles auch gern später bezahlen. Irgendwann war der Umsatz erreicht und wir durften endlich wieder aus dem Saal raus an den Rhein. Schnell aus dem Bus auf das Schiff und nach 30 min war die Fahrt zu Ende. Wir haben die Loreley nicht gesehen. Der Zeitplan war kurz und wir wurden wieder nach Thüringen gebracht!

Es haben damals bestimmt Millionen von Ostbürgern an solchen Fahrten teilgenommen. Wir Ossis waren doch total doof und sind auf so einen Mist reingefallen. Es gab noch kein Internet und auch kein Handy. Man hätte ja noch nicht mal die Polizei rufen können!

Tritonus schrieb:Es ist in unserer Zeit - zum Glück - viel die Rede von Gleichstellung in allen Richtungen die Rede. Das Alter scheint da ausgenommen zu sein.

Ja, das ist auch mein häufiger Eindruck, dass das Ausgrenzen und Abwerten von älteren und alten Menschen anscheinend häufig nicht als Diskriminierung wahrgenommen wird. Sieht man ja auch am meistens abfällig verwendeten "Boomer"-Begriff. Selbst Menschen, die normalerweise auf Gleichberechtigung und Wertschätzung achten, haben oft keine Bedenken, abfällig über Boomer und alte Menschen zu reden.

Was Kaffeefahrten betrifft, hat mir übrigens meine Mutter damals als Jugendlicher schon erklärt, was es damit auf sich hat. Von meiner Familie ist da nie jemand mitgefahren.

martenot schrieb:Ja, das ist auch mein häufiger Eindruck, dass das Ausgrenzen und Abwerten von älteren und alten Menschen anscheinend häufig nicht als Diskriminierung wahrgenommen wird.

Danke, @martenot
Eigentlich geht es schon ab Mitte/Ende 30 los, dass man sich in Witze verpackte, aber ernst gemeinte (Mobbing) blöde Sprüche von Jüngeren anhören muss. Das steigert sich dann kontinuierlich.
Ich kann mich an eine Schulstunde in der 6. Klasse erinnern, in der unsere Lehrerin uns die gesamte Stunde lang eine Kaffeefahrt schilderte, die sie grade am Wochenende mitgemacht hatte. Sie wollte einfach nur mal ein bißchen rauskommen, aber nichts kaufen und hat das auch durchgezogen, gegen alle Tricks der Verkäufer. Das war eine meiner lehrreichsten Schulstunden überhaupt :-)