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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

613 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Enkeltrick, Schock Anrufe, SMS Betrug ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

01.10.2023 um 21:53
Set ich einen großen Schäferhund besitze, haben sich Zeugen Jehova und sonstiges Schnorrer und Betrügerpack rar gemacht.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

02.10.2023 um 09:01
@Orion07
Die meisten Betrügereien finden aber per Telefon, Smartphone oder Internet statt, da nützt der Schäferhund auch nix.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

02.10.2023 um 09:21
Zitat von TritonusTritonus schrieb:Die meisten Betrügereien finden aber per Telefon, Smartphone oder Internet statt,
Da wage ich, Zweifel anzumelden. Den herkömmichen Offline-Betrug, der täglich im flachen Land stattfindet, den gibt es ja nach wie vor. Ich denke da an falsche Handwerker, falsche Polizisten, Zeitschriftenwerber, das ganze Programm.

Ich denke insbesondere an betrügerische "Teerkolonnen", die ihr Unwesen auf dem flachen Land treiben:

https://www.volksfreund.de/blaulicht/bernkastel-kues-polizei-warnt-vor-auslaendischen-teerkolonnen_aid-91747573

Oder Leute, die sich als Handwerker ausgeben, und zumeist ältere Leute betrügen oder bestehlen:

https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/fulda-falsche-handwerker-ueberrumpeln-frau-geld-wohnung-opfer-polizei-92503900.html

In der Presse und in der öffentlichen Wahrnehmung herrscht in meinen Augen teils eine gewisse Verzerrung der Wahrnehmung.

Natürlich ist es für Tätergruppen attraktiv, mit einem minimalen Personal- und Präsenzaufwand Leute per SMS oder Telefon abzuziehen. Die Anbahnungen finden in einem so unglaublich großen Umfang statt, dass natürlich früher oder später jeder einmal mit solchen Versuchen konfrontiert wird, weil die entsprechenden Kommunikationsvorgänge so gut wie gar nichts mehr kosten. Und die Täter sitzen in Callcentern z.B. in der Türkei. Dort finden sich ja genügend Menschen, die fehlerfrei Deutsch sprechen und als Täter rekrutiert werden.

Was den angerichteten Schaden anbelangt, dürfte der "kerkömmliche" Offline-Betrug aber nach wie vor eine bedeutende Rolle Spielen.

Und nicht zuletzt müssen auch viele Telefonbetrüger etc. letzten Endes ene ausführende Kraft vor Ort haben, die das Geld oder die Wertgegenstände abholt. Oft handelt es sich um angeworbene. örtliche Kleinkriminelle, die für einen geringen Betrag mitmachen, im Falle einer Verurteilung aber regelmäßig im Strafmaß für den angerichteten Gesamt-Schaden, und nicht nur für ihren meist geringen Anteil an der Beute, gerade stehen müssen.

Anders ausgedrückt, wer für einen Betrügerlohn von EUR 500,- bei einer alten Dame Schmuck im Wert von EUR 30.000,- abholt, muss sich oft im Gefängnis darüber Gedanken machen, ob es sich "gelohnt" hat, bei dieser moralisch besonders verwerflichen Stufe der Kriminalität mitgemacht zu haben. Die Hinterleute sind hingegen oft über alle Berge.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

02.10.2023 um 11:38
Ich muss sagen, ich bin recht froh, dass meine Mutter derzeit seit ihrem Schlaganfall in einer betreuten Einrichtung ist, wo sie "nur" einen internen Telefonanschluss hat, der nirgendwo in einem Telefonverzeichnis steht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auf Fake- und Schockanrufe hereinfallen würde, wenn sie allein zuhause leben würde, weil sie ohnehin einen ängstlichen Charakter hat und wahrscheinlich jede Räuberpistole vom angeblich verunglückten Sohn glauben würde.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

02.10.2023 um 21:34
Weil wir aber auch in einem selsam verdrehten Rechtsstaat leben. Bricht zb. bei mir (70) jemand ein und mein Hund beißt Denjenigen, muß ich mit Schmerzensgeld rechnen,dass ich dem Herrn Einbrecher zahlen muß.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

02.10.2023 um 21:39
@martenot
In so einer Einrichtung fehlte meiner Schwiegermutter nach nicht mal drei Tagen der teure Ring. So viel zur Sicherheit vor Gaunern in Einrichtungen.


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02.10.2023 um 21:42
@sallomaeander
Wenn so Einer übehaupt ins Gefängnis kommt. Der bekommt erst mal Bewährung und lacht sich Eins.


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02.10.2023 um 21:52
@Orion07 Bei einem mir bekannten Fall kam vor dem Landgericht (!) eine Freiheitsstrafe, wenn ich es recht erinnere, ohne Bewährung heraus. Grund ist, wie in meinem Beitrag angesprochen, dass der "Abholer" nicht wegen seines Lohnes von im Beispiel EUR 500,- angeklagt wurde, sondern sich auch als bloßer "Abholer" den Gesamtschaden anrechnen lassen musste, obwohl er den ergaunerten Schmuck für EUR 30.000, wie vereinbart, seinen Auftraggebern abgeliefert hat.

Für viele Kleinkriminelle eine lehrreiche Erfahrung, dass sie für läppische 500 € tatsächlich einfahren, weil das Gericht nach der Gesamtsumme der Beute urteilt, und eben nicht nach dem Anteil, den ein einheimischer Täter erhält. Und das geht bei den infrage stehenden Schadenssummen nun mal oft nicht mit Bewährung aus.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

03.10.2023 um 01:23
@sallomaeander
@Orion07
Ich denke hier liegt das Problem auch in der allg. Wahrnehmung.
Viele (und mir geht es ebenso) empfinden die Strafen als viel zu milde.
Aber so sind nun mal die Gesetze, da machen wir uns nichts vor.

Was mir in der Berichterstattung immer viel zu kurz kommt,
sind bereits entschädigte Opfer.
Oder gibt es nur so wenige, dass die Medien darüber kaum berichten?
Mir wäre spontan kein einziger Fall bekannt, wo Oma Hedwig ihre ersparten
50.000€ (und ergaunerten) wieder bekommen hätte. 🤔


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03.10.2023 um 09:57
Zitat von newbeenewbee schrieb:Viele (und mir geht es ebenso) empfinden die Strafen als viel zu milde.
Gerade im Fall der Abholer beim so genannten Enkelbetrug steht die zu erwartende Strafe, falls man erwischt wird, in keiner für den Kriminellen attraktiven Relation zum Anteil an der Beute. Wie bereits ausgeführt, wird der "Abholer" für den entstandenen Gesamtschaden zur Verantwortung gezogen, und nicht für seinen läppischen Anteil an der Beute.

Nun sind Kriminelle recht häufig nicht die hellsten Kerzen auf der Torte, aber dass die Clans, die z.B. den Enkeltrick erfunden und perfektioniert haben, im benachbarten Polen vom kriminellen Gewinn in Saus und Braus leben, während der "Abholer" mit z.B. 500 Euro abgespeist wird und dafür noch ins Gefängnis geht, dürfte sich auch in diesen Kreisen langsam herumgesprochen haben.
Zitat von newbeenewbee schrieb:Mir wäre spontan kein einziger Fall bekannt, wo Oma Hedwig ihre ersparten
50.000€ (und ergaunerten) wieder bekommen hätte. 🤔
Da gibt es einen sehr schönen Film von Spiegel TV zu dem Erfinder des "Enkeltricks" und seinem Clan. Dicke Autos, rauschende Feste für die weitläufige Verwandtschaft - alles von ergaunertem Geld älterer Leute in Deutschland, die sich oft genug das verlorene Geld durch Fleiß und Bescheidenheit erwirtschaftet und erspart hatten, um im Alter eine Reserve zu haben.

Der Unterton im genannten Film ging wohl auch ein wenig dahin, dass man im Nachbarland keinen übertriebenen Ehrgeiz an den Tag legte, die kriminellen Gewinne abzuschöpfen und die Enkeltrickbetrüger festzunehmen.

Es ist ein gewisser Widerspruch, dass man in einem Europa der offenen Grenzen und des gerenzüberschreitenden Waren- und Arbeitskräfteaustauschs den Strafverfolgern einen Flickenteppich regionaler Strafverfolgung bietet.

Ergaunertes Geld und Wertsachen dürften längst die Staatsgrenzen überschritten haben, bis "Oma Hedwig" sich von der Psychofolter und dem Telefonterror der Enkeltrickbetrüger erholt hat und Anzeige erstattet - falls das überhaupt jemals geschieht.

Viele Opfer schweigen nämlich aus Angst und aus Scham.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

03.10.2023 um 13:04
Datenklau z. B. bei Energieversorgern, Banken, Krankenhäusern:
Technischen Werke Ludwigshafen (TWL): Kunden wurden wochenlang nicht informiert. Die Hacker informierten selbst einige Betroffene, um zwecks Lösegeldforderung Druck auf das Unternehmen aufzubauen.
https://www.ardmediathek.de/video/report-mainz/wie-sicher-ist-die-kritische-infrastruktur-in-deutschland/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyNjkwODg

Im Darknet werden z. B. Kundendaten wie Namen, Anschrift, Bankverbindungen, Passwörter usw. gehandelt. Im u. g. Beispiel waren (wie in Ludwigshafen) auch persönliche Daten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Geschäftspartnern betroffen.
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/hacker-veroeffentlichen-kundendaten-von-hessischem-energieversorger-a-3deda450-3193-49ad-bae9-ee581cf64928

Ein betroffener TWL-Kunde:
„Es kann nicht wahr sein – so ein großes Unternehmen kriegt acht Wochen nicht mit, dass sie gehackt wurden. […]“
Quelle: O. g. ARD-Link und https://www.ludwigshafen24.de/ludwigshafen/ludwigshafen-hacker-twl-deutschland-angriff-technische-werke-strom-kunden-daten-passwort-gefahr-13748874.html
Das kann ich mir auch nicht vorstellen und frage mich, ob das Unternehmern seiner gesetzlichen Pflicht, die Betroffenen zu informieren, auch dann nachgekommen wäre, wenn es nicht durch die Hacker öffentlich gemacht worden wäre.
Zitat von newbeenewbee schrieb am 26.09.2023:Hat ein Täter diese Angaben bereits, habe ich wohl in der Vergangenheit ein paar Fehler gemacht.
Zitat von wolfi7777wolfi7777 schrieb am 27.09.2023:Unsere Festnetz- und Mobilnummern kennen nur Angehörige, Freunde und Geschäftspartner wie Handwerker, Doktor ...
Wie o. g. Quellen zeigen, kann man sich da nie so sicher sein.

Was auch noch nicht allgemein bekannt ist: Telefonnummern, die im eigenen Display angezeigt werden, können gefälscht sein. Angezeigt wird z. B. eine deutsche Vorwahl, dabei sitzen die Betrüger im Ausland. In manchen Fällen wurde auch die 110 angezeigt – von der man nie angerufen wird.


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03.10.2023 um 13:49
Zitat von newbeenewbee schrieb: Wichtiger Beitrag! Hoffentlich lesen das auch viele.
Die Handwerker können aber auch ihren Beitrag leisten. Jedenfalls in solchen Fällen.
Hier im Haus (7 Etagen) werden die Aushänge präzieser gestaltet.
Da steht dann z.B.: Tag XY, Etage 1-2 von 10 -11 Uhr. Etage 3-4 von 11-11:30 Uhr usf. .
Das klappt dann aber nur, wenn nichts dazwischen kommt. Und das ist dann wirklich das Problem. Du weißt nicht mehr, wem du trauen kannst ...
Zitat von Orion07Orion07 schrieb:Weil wir aber auch in einem selsam verdrehten Rechtsstaat leben. Bricht zb. bei mir (70) jemand ein und mein Hund beißt Denjenigen, muß ich mit Schmerzensgeld rechnen,dass ich dem Herrn Einbrecher zahlen muß.
Ich habe subjektiv auch immer das Gefühl, dass viel zu wenig passiert. Es gibt einfach Leute, wo man hart durchgreifen muss.


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Nepper, Schlepper, Bauernfänger

03.10.2023 um 14:37
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb am 26.09.2023:Du hast natürlich völlig Recht, dass der Großteil der älteren Menschen von Enkeltrick und Co gehört haben sollten, aber gleichzeitig wird es immer einen gewissen Prozentsatz geben, die uninformiert sind, weil sie es entweder tatsächlich nie gehört oder gelesen oder die Masche nach einer gewissen Zeit wieder verdrängt/vergessen haben.
Das, und auch sicherlich Abweichungen im Vorgehen die das Betrugsopfer glauben lassen hier handle es sich nicht um Betrug obwohl grundsätzlich Betrugsmethoden bekannt sind. Etwas wirkt z.B. nach Informationen die nur das tatsächliche Kind, Enkelkind... wissen kann, etwas passt zufällig gut und so weiter, mittels "social engineering" werden vorab Informationen in Erfahrung gebracht.

Ein Beispiel aus dem beruflichen Umfeld:
Es kam gehäuft vor dass Betrüger bei uns am Arbeitsplatz anriefen nachdem sie wahrscheinlich öffentlich einsehbare Teilnehmerlisten von wissenschaftlichen Kongressen und Fachmessen durchgingen. Bisschen knacksende Verbindung sodass die Stimme nicht gut hörbar ist, Anruf man sei [unser Mitarbeiter der tatsächlich beim Kongress oder der Messe ist] und käme gerade von [Veranstaltung bei der derjenige auch tatsächlich ist] zurück, hänge gerade am Flughafen/ Bahnhof fest und brauche Geld. Alternativ selbiges via e-mail, nach dem Motto "ich schreibe gerade von meiner privaten Mailadresse". Meines Wissens fiel keiner unserer Mitarbeiter derart darauf herein dass es zu einer Geldtransaktion kam, aber auf einige wirkte es doch glaubwürdig gerade wenn man sich nicht gut kannte, sodass diejenigen sich bei uns im Sekretariat erkundigten wie man jetzt [Mitarbeiter] helfen könne. Dort war man sehr skeptisch, kontaktierte den Mitarbeiter auf andere Art und Weise: muss Betrug gewesen sein denn niemand war in Not.


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03.10.2023 um 15:21
Man darf nicht vergessen, dass die Täter teils psychologisch sehr geschickt vorgehen, wenn sie Geldtransfers für vorgeblich in Not geratene Angehörige und Verwandte, oder, wie im von @Raspelbeere geschilderten Fall, gestrandete Kollegen, provozieren wollen.

Sie erschrecken die Menschen (Schockanruf, "ich habe einen tödlichen Unfall verursacht"), appellieren an ihre Hilfsbereitschaft ("ich sitze hier fest") oder ("ich bekomme sonst den neuen Job nicht") und, last not least, sie setzen ihre Opfer unter erheblichen Zeitdruck: "Wenn das Geld heute nicht mehr eintrifft, muss ich das Wochenende im Gefängnis verbringen."

Insofern goldene Worte, die uns die Diskussionsleitung hier ans Herz legt:
Zitat von newbeenewbee schrieb:Die wichtigste Regel lautet aber immer 🔔:
Nichts, Garnichts und Überhauptnichts hat auch nicht noch bis Morgen Zeit ❗
Ich wage sogar zu behaupten, ohne den künstlich hergestellten Zeitdruck würden die meisten Betrugsmaschen am Telefon überhaupt nicht funktionieren.

Wer Zeit hat, zu überlegen, riecht den Braten in vielen Fällen.


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03.10.2023 um 15:54
genau, erst mal zeit und dann würden vermutlich sehr viele gauner leer ausgehen, wenn die angerufene/angesimste etc person mit jemand dritten sich austauschen würde bevor man kopflos irgendwo hin rennt. Und sei es verwandtschaft, freundin, nachbar etc. Irgendjemand werden die meisten ja kennen. Ich erinnere mich an einen beitrag über ein älteres paar, das eine sehr große summe überwiesen hatte, nachdem sie im briefkasten einen (sehr schlecht gemachten, mit zig schreibfehlern, ähnlich wie spammails) flyer hatten, der ihnen weiss gott was versprach an gewinnen... jemand anderes hätte sofort gesehen dass das bullshit ist, das war echt bitter für die leute


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03.10.2023 um 17:26
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Sie erschrecken die Menschen (Schockanruf, "ich habe einen tödlichen Unfall verursacht"), appellieren an ihre Hilfsbereitschaft ("ich sitze hier fest") oder ("ich bekomme sonst den neuen Job nicht") und, last not least, sie setzen ihre Opfer unter erheblichen Zeitdruck: "Wenn das Geld heute nicht mehr eintrifft, muss ich das Wochenende im Gefängnis verbringen."
Nebst: Können in Einzelfällen durch "social engineering" sehr plausibel wirken.
Im Fall des angeblich gestrandeten Kollegen: Name stimmt, Art der Dienstreise stimmt, dass man sich am Arbeitsplatz duzt und mit Vornamen anspricht stimmt... und es wurden keine zu unrealistischen Dinge genannt (nicht "ins Gefängnis", sondern das durchaus plausible Nichtfunktionieren einer Kreditkarte wie es immer wieder auf Reisen passieren kann).

An einem anderen Arbeitsplatz passiert: Sekretärin erhielt eine SMS (Kommunikation so betriebsüblich) vom Chef dass sie einen Amazongutschein (betriebsüblich, oft als z.B. Geschenk für Jubiläum, Geschenk für Azubis bei sehr gutem Berufsschulzeugnis verwendet) im Geschäft kaufen solle. Der vermeintliche Chef bat sie diesmal den Gutschein nach Kauf zu fotografieren und ihm den Gutscheincode zu senden da er heute erst später ins Büro käme.
Dass sie darauf hereinfiel (wurde bemerkt als sie im Büro kurz mit ihrem Chef sprach) wundert mich nicht; es wäre wahrscheinlich auch mir passiert wenn das alles sehr betriebsüblich wirkt, obwohl mir z.B. allgemein Gutscheinbetrügereien bekannt sind, ich sehr aufmerksam bin und ich mich schon diverse Betrugsversuche bemerkt hätte und bei mir gilt "im Zweifelsfall nicht". (War auch z.B. erstmal entsetzt als mein Mann einer Person die sich als Nachbar der sich ausgesperrt habe vorstellte (kannten die Person nicht) das Handy für einen Anruf herüberreichte. Glücklicherweise: es stimmte. Mir wäre das so zu heikel gewesen.)
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Wer Zeit hat, zu überlegen, riecht den Braten in vielen Fällen.
Dito, bzw. berät sich. In dem Fall den ich oben beschrieb ("Mitarbeiter hängt am Flughafen fest") wurde nur nichts transferiert da der Angerufene nicht wusste wie er das machen solle.


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03.10.2023 um 22:06
Zitat von newbeenewbee schrieb:Ich denke hier liegt das Problem auch in der allg. Wahrnehmung.
Viele (und mir geht es ebenso) empfinden die Strafen als viel zu milde.
Aber so sind nun mal die Gesetze, da machen wir uns nichts vor.
§ 263 III StGB (besonders schwerer Fall des Betruges) bietet schon einen ordentlichen Strafrahmen. Das Problem ist aber, dass in solchen Fällen das Geflecht an involvierten Tätern kaum zu entwirren ist. Sicher, die Handlanger, die an Omas Haustür die Tüte mit dem Geld abholen, lassen sich im Zweifelsfall noch via Phantombild identifizieren oder, wenn Oma den Braten riecht und die Polizei informiert, sogar auf frischer Tat ertappen und festnehmen. Letztendlich läuft es dann aber, wenn diese Handlanger Ersttäter sind und ihnen nur dieser eine Fall an Omas Haustür gerichtsfest nachgewiesen kann, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch auf eine Bewährungsstrafe raus. An die Strippenzieher zu gelangen, ist da schon erheblich komplizierter.
Zitat von newbeenewbee schrieb:Was mir in der Berichterstattung immer viel zu kurz kommt,
sind bereits entschädigte Opfer.
Oder gibt es nur so wenige, dass die Medien darüber kaum berichten?
Mir wäre spontan kein einziger Fall bekannt, wo Oma Hedwig ihre ersparten
50.000€ (und ergaunerten) wieder bekommen hätte.
Da wären wir wieder beim Problem: Es können generell nur die Täter zivilrechtlich haftbar gemacht werden, die überhaupt ermittelt und verurteilt wurden. Die oben genannten Handlanger sind in der Regel "arme Schweine", die nur die Drecksarbeit übernehmen. Von denen lässt sich nichts zurückfordern; einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.


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04.10.2023 um 00:35
@Raspelbeere
Kann ich so unterschreiben.

Ich hab da jetzt auch einen Fall aus meinem Umfeld. Das ist jetzt nicht ganz zwei Wochen her. Würde ich mal unter "Schockanruf" zusammenfassen.

Ich kam nach Hause und bevor ich zu meiner Wohnung hoch gehen konnte öffnete mein Vater seine Tür und erzählte mir Folgendes:

Gegen Mittag klingelte das Telefon (Nummer unterdrückt). Als mein Vater abnahm schluchzte eine weibliche Stimme: "Papa, ich hatte einen Unfall und habe dabei eine Frau angefahren, die läge nun im Krankenhaus usw." (Die Geschichte ist bekannt; zumindest hab ich davon schon mehrfach gelesen.)
Mein Vater hat wohl geantwortet, als er dann auch mal zu Wort kam: "Tut mir leid für dich aber du musst dich verwählt haben. Mir wäre neu, dass ich überhaupt Kinder habe." Das Gespräch wurde sofort beendet.

Mich hat die Taktik etwas gewundert. Ich habe keine Geschwister bzw. keine, die ich kennen gelernt habe. Es gab eine Schwester, die aber zwei Tage nach ihrer Geburt verstorben ist. Ich kam dann zwei Jahre später. Die Chance liegt da bei 33%.

Ein Satz hab noch im Kopf: "Eins muss ich der lassen: Heulen konnte die wie ein Weltmeister."


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04.10.2023 um 00:38
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Da wären wir wieder beim Problem: Es können generell nur die Täter zivilrechtlich haftbar gemacht werden, die überhaupt ermittelt und verurteilt wurden. Die oben genannten Handlanger sind in der Regel "arme Schweine", die nur die Drecksarbeit übernehmen. Von denen lässt sich nichts zurückfordern; einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.
sorry, aber ich sehe da keine arme schweine, diese leute wissen doch wohl genau was sache ist, auch wenn sie nur einen bruchteil abbekommen und vlt! ja nicht die allerhellsten sind.. diese drecksarbeit ist auch so eine sache, wer zwingt sie denn.. und wenn sie diese sogenannte drecksarbeit regelmaessig machen, verdienen sie damit vlt mehr als ein durchschn. angestellter


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04.10.2023 um 08:01
Zitat von raptor83raptor83 schrieb:Mich hat die Taktik etwas gewundert. Ich habe keine Geschwister bzw. keine, die ich kennen gelernt habe. Es gab eine Schwester, die aber zwei Tage nach ihrer Geburt verstorben ist. Ich kam dann zwei Jahre später. Die Chance liegt da bei 33%.
Ich denke mal, das wird halt einfach oft genug versucht, wenn man das richtig "professionell" aufzieht, mit mehreren "Mitarbeitern" kommen halt genug Fälle zusammen bei denen es klappt.

Ein Freund von mir heißt mit Vornamen Josef, das ist in seiner Familie Tradition und deshalb wurde er so genannt, obwohl er einer Generation angehört, wo dieser Name eigentlich weitgehend out war.

Jedenfalls steht er mit vollem Namen im Telefonbuch und bekommt seiner Erzählung nach alle paar Monate solche Anrufe. Offenbar glauben die Täter, jemand der Josef heißt, müsste schon ziemlich alt sein und wäre daher ein leichtes Opfer. Von daher scheint das nach wie vor sehr im Umlauf zu sein. Es variiert halt, mal ist es der Sohn, mal die Tochter, der Neffe, das Enkelkind...


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