Nepper, Schlepper, Bauernfänger

Immer wieder hört, liest oder sieht man in den Medien Beitäge über Betrug oder Betrugsversuche.
Enkeltrick, Schock-Anrufe, SMS Betrug. Und vieles mehr. Hat man irgendwie Alles schon mal gehört.

Mir ist bewußt das die Täter sehr professionell dabei vorgehen und sich zumeist auf die ältere
Generation konzentrieren.
Was mir zu denken gibt:
Immer wieder fallen Menschen auf diese Betrügereien herein.
Aber warum?
Das ist doch auch die Generation die mit Eduard Zimmermann und seiner o.g. Sendung
aufgewachsen ist.
Bei den Schock-Anrufen habe ich ja noch einiges Verständnis dafür, dass der Verstand mal
komplett aussetzt. Doch bei SMS? Wo Niemand konkret unter Druck gesetzt wird?

Dennoch gibt es jeden Tag solche Vorfälle und die Täter erbeuten Millionen Beträge damit.
Dann ruft sofort jeder Betroffene nach der Polizei, aber letztlich ist man doch selber für sein handeln verantwortlich.
Ähnlich wie bei den Hütchen Spielern. Niemand muss da ja mitmachen und sollte es auch nicht.
Weil ja nun inzwischen bei Jedem angekommen sein sollte, dass dort betrogen wird.

Anderseits ist das Deutsche Recht hier verbesserungswürdig.
Statt die Täter nur zu bestrafen, sofern man denen überhaupt habhaft werden kann,
müssten sie auch zur Wiedergutmachung verurteilt werden.
Sprich: das erbeutete Geld auch zurückzahlen.

Meine Frage an euch:
Warum kommt es trotz enormer Aufklärung immer wieder zu diesen Berügereien?
Und bitte Demenz bedingte "Ausfälle" außen vor lassen.
Es gibt reichlich Opfer, die bei klarem Verstand ihr Vermögen an Kriminelle verloren haben.
Freue mich auf eure Meinungen.

Du hast natürlich völlig Recht, dass der Großteil der älteren Menschen von Enkeltrick und Co gehört haben sollten, aber gleichzeitig wird es immer einen gewissen Prozentsatz geben, die uninformiert sind, weil sie es entweder tatsächlich nie gehört oder gelesen oder die Masche nach einer gewissen Zeit wieder verdrängt/vergessen haben.

Hinzu kommt der immense psychische Druck, den professionelle Täter ausüben. Es müssen dabei gar nicht einmal Schockanrufe sein, denn sobald jemand behauptet, ein Familienmitglied stecke in Schwierigkeiten, werden die meisten Menschen direkt nervös.

newbee schrieb:müssten sie auch zur Wiedergutmachung verurteilt werden.
Sprich: das erbeutete Geld auch zurückzahlen.

Ich gehe davon aus, dass bei strafrechtlich verurteilten Tätern auch die entsprechenden zivilrechtlichen Klagen eingeleitet werden. Wenn allerdings kein Vermögen mehr vorhanden ist, kann auch nichts zurückgezahlt werden. Methoden, die erbeuteten Gelder über Kanäle ins Ausland verschwinden zu lassen, gibt es zu Genüge und dann sind deutsche Gerichte in vielen Fällen machtlos.

newbee schrieb:Ähnlich wie bei den Hütchen Spielern. Niemand muss da ja mitmachen und sollte es auch nicht.
Weil ja nun inzwischen bei Jedem angekommen sein sollte, dass dort betrogen wird.

Oder bei Kaffeefahrten. Vor denen wird nun seit gefühlten Jahrzehnten gewarnt und trotzdem fallen immer wieder (ältere) Menschen darauf rein und lassen sich Decken, Matratzen und Nahrungsergänzungsmittel für vierstellige Summen andrehen.

newbee schrieb:Anderseits ist das Deutsche Recht hier verbesserungswürdig.
Statt die Täter nur zu bestrafen, sofern man denen überhaupt habhaft werden kann,
müssten sie auch zur Wiedergutmachung verurteilt werden.
Sprich: das erbeutete Geld auch zurückzahlen.

Das geht ja. Sofern der Täter bekannt ist, wird er nicht nur im Strafververfahren verurteilt, er kann auch zivilrechtlich vom Opfer/Geschädigten auf Schadensersatz verklagt werden.

Es gibt auch die Möglichkeit für das Opfer, seinen Schaden direkt im Strafverfahren geltend zu machen, dann wird der Täter im Strafverfahren nicht nur zu Strafe verurteilt, sondern auf entsprechenden Antrag des Opfers gleichzeitig auch auf Zahlung von Schadensersatz ans Opfer. Das ganze nennt sich Adhäsionsverfahren. Näheres dazu hier:

https://polizei.nrw/sites/default/files/2019-01/Anl%201%20-%20FB%20Adhaesionsverfahren%2007%202018.pdf

So schlecht ist das deutsche Recht also nicht…

newbee schrieb:Dennoch gibt es jeden Tag solche Vorfälle und die Täter erbeuten Millionen Beträge damit.
Dann ruft sofort jeder Betroffene nach der Polizei, aber letztlich ist man doch selber für sein handeln verantwortlich.
Ähnlich wie bei den Hütchen Spielern. Niemand muss da ja mitmachen und sollte es auch nicht.
Weil ja nun inzwischen bei Jedem angekommen sein sollte, dass dort betrogen wird.

Anscheinend ja nicht bzw. immer mit neuen Maschen, ansonsten würde ja niemand darauf reinfallen.
Unwissenheit bzw. Unachtsamkeit rechtfertigt doch keinen Betrug? Es sind zwei Paar Stiefel, ob von jemand in so eine Situation gedrängt werde, oder mich darauf einlasse.

newbee schrieb:Anderseits ist das Deutsche Recht hier verbesserungswürdig.
Statt die Täter nur zu bestrafen, sofern man denen überhaupt habhaft werden kann,
müssten sie auch zur Wiedergutmachung verurteilt werden.
Sprich: das erbeutete Geld auch zurückzahlen.

Verwechsle hier bitt nicht Straf und Zivilrecht. Eine Rückzahlung ist hier sehr wohl zu leisten, WENN es dem Täter möglich ist.
Oft schon im Strafrecht durch eine richterliche Auflage, oder durch das Zivilrecht via Schadenersatz. Die Täter sind nur oft nicht in der Lage. Du kannst aber an sich wie bei jeder anderen Forderung einen Titel erwirken.

newbee schrieb:Meine Frage an euch:
Warum kommt es trotz enormer Aufklärung immer wieder zu diesen Berügereien?
Und bitte Demenz bedingte "Ausfälle" außen vor lassen.
Es gibt reichlich Opfer, die bei klarem Verstand ihr Vermögen an Kriminelle verloren haben.
Freue mich auf eure Meinungen

Ganz einfach: Naivität, früher war es der Teppichverkäufer und heute ist es der Schockanruf.
Die meisten Opfer wissen einfach nicht in welcher Lage sich befinden, da man sich sicher ist nicht auf so etwas
reinzufallen.

Es gibt ja verschiedene Dimensionen. Einmal dass man jemand aus der Verwandtschaft z. B. helfen möchte.
Andere Variante ist Angst: Man hat Schmuck und Bargeld etwa zuhause und die "Polizei" warnt vor Einbrechern/Räubern.
Und dann natürlich die Überzeugung, jetzt ein Schnäppchen machen zu können, sei es von dem Nigerianischen Prinzen eine Provision zu bekommen oder ein Produkt zum halben Preis.
Und dann ist das Geld erst mal weg ...
Passiert sogar hier in Ungarn wo die meisten Leute kein Gespartes haben, bei uns neulich hat eine Nachbarin alle Leute angesprochen ob sie ihr nicht helfen könnten - ihre Enkelin müsse mit 300 000 Forint (knapp 800€) freigekauft werden - das sind zwei Monate Durchschnittsrente.

Ich habe auch immer gedacht, dass doch keiner so blöd sein kann, auf so eine Betrugsmasche reinzufallen. Bis es meinen Eltern passiert ist ;-) Ich denke es ist eine Mischung aus Naivität und vielleicht eine Art Pflichtbewusstheit, wenn es angeblich um die Kinder geht. Meinen Eltern ist die Betrugsmasche erst klar geworden, als das dritte mal Geld gefordert wurde. Aber sie hatten Glück im Unglück: die Bank konnte das Geld zurück buchen.

mjk-17 schrieb:Verwechsle hier bitt nicht Straf und Zivilrecht. Eine Rückzahlung ist hier sehr wohl zu leisten, WENN es dem Täter möglich ist.
Oft schon im Strafrecht durch eine richterliche Auflage, oder durch das Zivilrecht via Schadenersatz. Die Täter sind nur oft nicht in der Lage. Du kannst aber an sich wie bei jeder anderen Forderung einen Titel erwirken.

@Andante

Das ist mir bekannt. Und gerade dieses "WENN" es dem Täter möglich ist, gefällt mir daran nicht.
Man müsste Zwangsmaßnahmen in das Recht einarbeiten, also die Täter zur Arbeit zwingen.
Das dies nicht mehr zeitgemäß ist, weiß ich selber.
"Fußmatte...Fußmatte": sagte der "Hauptmann von Köpenick" als er davon sprach eines Tages
vor Gott zu stehen und sich rechtfertigen zu müssen.
Oder anders gesagt: Warum wird kein Täter gezwungen, auch im Knast seine Schuld(en) abzuarbeiten?

...schwierig... aber für die Opfer wäre es ein Zeichen von Gerechtigkeit.

@wolfi7777
Diese "Freikaufsmasche" kursiert auch überall. Obwohl das nur in den USA so gehandhabt
wird. Aber viele kennen das eben aus amerikanischen Filmen und Serien.
Dennoch, warum nicht erst denken und dann handeln?

Wie schon gesagt, Schock-Anrufe...okay.
Aber wenn ich ne SMS bekomme, muss ich ja nicht sofort und gleich reagieren.
Und wenn dort steht: "Speichere bitte meine neue Nummer ab", auch okay.
Doch als erstes würde mir dann mal der Gedanke kommen, diese Nummer mal
anzurufen.

Dasdeeeeniz schrieb:Ich denke es ist eine Mischung aus Naivität und vielleicht eine Art Pflichtbewusstheit, wenn es angeblich um die Kinder geht.

Das denke ich auch. Und es wird ja auch gehörig Druck gemacht: "wenn sie nicht sofort... dann werden wir..." das triggert bei der älteren Generation schon viele an.

Was die Schockanrufe betrifft: ich kann trotz Schocksituation überhaupt nicht nachvollziehen, dass man die Stimme seiner eigenen Kinder mit einer anderen verwechselt. Das will mir einfach nicht in den Kopf. Ich bekam kürzlich erst selbst so einen Anruf: Mama, Mama, ich hatte einen Unfall usw. Also ich habe in der ersten Millisekunde gewusst, dass das nicht meine Tochter ist, und ich bin weiß Gott nicht mehr jung.

Was mich seit langem ärgert ist, das man mit einem falschen oder zusammengeschnittenem Ja am Telefon, einen Vertrag aufs Auge getrückt bekommen kann. Warum sorgt der Gesetzgeber nicht dafür, das Verträge nur schriftlich abgeschlossen werden können?

@Tritonus
Es wird auch eine klleine Priese Alzheimer in fielen Fällen mit eine Rolle spelen.

Tritonus schrieb:Was die Schockanrufe betrifft: ich kann trotz Schocksituation überhaupt nicht nachvollziehen, dass man die Stimme seiner eigenen Kinder mit einer anderen verwechselt.

Ich kann es nachvollziehen. Die Stimme am Telefon klingt oft schon mal anders als in echt.
Am Handy noch öfter, wenn es zwischendrin rauscht.
Und dann... wenn man vllt. schon lange keinen Kontakt mehr hatte, wie vertraut ist die Stimme dann noch?

Bei Nachfragen diesbezüglich behaupten die Anrufer ja auch gerne, dass sie gerade erkältet seien. usw

Tritonus schrieb:Was die Schockanrufe betrifft: ich kann trotz Schocksituation überhaupt nicht nachvollziehen, dass man die Stimme seiner eigenen Kinder mit einer anderen verwechselt.

Der nächste Schritt eine Simulation der Stimme der Kinder durch eine KI. Dazu muss man nur ein paar Social Media Videos der Kinder in eine entsprechende KI füttern, sucht sich noch ein paar persönliche Infos aus den sozialen Medien, würzt das Ganze mit geleakten Infos aus anderen Hacks.
Da wird es schon deutlich schwieriger, auch für eher skeptische Menschen.

Orion07 schrieb:Was mich seit langem ärgert ist, das man mit einem falschen oder zusammengeschnittenem Ja am Telefon, einen Vertrag aufs Auge getrückt bekommen kann. Warum sorgt der Gesetzgeber nicht dafür, das Verträge nur schriftlich abgeschlossen werden können?

Weil dies schon immer möglich war.
In früheren Zeiten per Handschlag.

Und weil es heute nicht mehr anders geht.
Wie willst du bspw. einen Kaufvertrag schriftlich abwickeln wenn du; sagen wir aus China; eine Ware kaufst?
Oder sonstwo auf der Welt?
Es würde ewig lang dauern und somit jedweden Handel fast unmöglich machen.
Daher hat der Gesetzgeber ein paar §§ erlassen:

https://www.juraforum.de/lexikon/ohne-unterschrift-gueltig

Orion07 schrieb:Es wird auch eine klleine Priese Alzheimer in fielen Fällen mit eine Rolle spelen.

Bitte... diese Fälle wollen und können wir hier nicht erörtern. Danke

Man braucht die angebliche Tochter zb. Rosmarie doch nur zu fragen Erika bist du es?

Stan_Marsh schrieb:Der nächste Schritt eine Simulation der Stimme der Kinder durch eine KI.

Da hast du vollkommen Recht. Das wird kaum ein paar Jahre dauern bis sich die Täter auch
diese Instrumente zu Nutze machen.
Und dann wird es für Fahnder und Ermittler nochmals extrem schwerer.

Orion07 schrieb:Man braucht die angebliche Tochter zb. Rosmarie doch nur zu fragen Erika bist du es?

Ja, da gibts viele Tricks. Ein Bekannter von mir hat einfach angefangen volle Pulle Dialekt zu reden, da hat die Gegenseite nichts mehr verstanden.

Es kommt sehr selten vor, das mich ein Chinese anruft, ob ich ein Abbo über monatliche Reisleferungen abschließen will und ich dieses Abbo mit einem Ja bestätigen soll. Eher sind es Gauner aus dem Innland,
die einem eine Versicherung oder ähnliches andrehen wollen. Und das sollte ich selbst entscheiden können, ob ich das am Telefon machen will oder schriftlich. Mit einem solchen Ja am Telefon öffnet man doch solchen Gaunern Tür und Tor. Auch Fax und imail sind nicht soo unendlich langsam.

Orion07 schrieb:Mit einem solchen Ja am Telefon öffnet man doch solchen Gaunern Tür und Tor. Auch Fax und imail sind nicht soo unendlich langsam.

Das ist sehr populistisch, was du hier sagst.
Nur weil mich Jemand am Telefon fragt: "Geht es Ihnen gut?" und ich antworte "JA",
habe ich ja lange noch keinen Vertrag geschlossen.
Es braucht weitere Angaben, wie Adresse, vollständiger Name, Geb. Datum.

Hat ein Täter diese Angaben bereits, habe ich wohl in der Vergangenheit ein paar Fehler gemacht.
Hat der Anrufer diese Daten jedoch nicht, kommt es auch zu keinem Vertrag.
Da muss der Gesetzgeber Garnichts machen.
>>>
nun aber wieder zurück zum Thema oder in einem anderen Thread besprechen.