Nepper, Schlepper, Bauernfänger

martenot schrieb:Gibt es die klassischen Kaffeefahrten noch?

Eine sehr interessante Frage, die ich mir, angesichts der oben angesprochenen Verschärfungen der Gesetze, auch schon gestellt habe. Der Lahn-Dill-Kreis betreibt als Gebietskörperschaft eine recht interessante Webseite zu diesem Thema:

https://www.lahn-dill-kreis.de/recht-ordnung/kaffeefahrten/

Hier wird klar vor der Teilnahme an Kaffeefahrten gewarnt, auch eine Warnliste sowie die Aufforderung, eingegangene Einladungen an den Kreis weiterzuleiten, ist hier enthalten:

Wer sich in einen Kaffeefahrten-Bus setzt, muss wissen, dass er sich bewusst kriminellen Elementen aussetzt und sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu diesen begibt! Immer wieder erleben wir, wie Teilnehmer ihre Widerstandskraft überschätzen und das Geschick und die kriminelle Energie der Werbesprecher unterschätzen.

Quelle: s.o.

Da es auch sehr aktuelle Warnungen aus dem Jahr 2023 gibt, durchaus nicht nur für den LDK, sondern von bundesweiter Relevanz, darf man im Umkehrschluss davon ausgehen, dass es diese Angebote tatsächlich noch gibt. Vermutlich werden die "Einladungen" heute zielgerichteter und vorsichtiger gestreut. Als Absender fungieren z.T. Postfachadressen aus dem norddeutschen Raum.

Der Kreis gibt auch ein Merkblatt (noch von 2019) heraus, das aber trotzdem interessant ist, und vielleicht hilfreich sein kann, wenn man sich selbst informieren, oder aber Verwandte und Bekannte aus der Zielgruppe, warnen möchte:

https://www.lahn-dill-kreis.de/wp-content/uploads/2023/03/Merkblatt_Kaffeefahrten_Jan._2019.pdf

sallomaeander schrieb:Immer wieder erleben wir, wie Teilnehmer ihre Widerstandskraft überschätzen und das Geschick und die kriminelle Energie der Werbesprecher unterschätzen.

Ja, das Problem scheint zu sein, dass auf den Verkaufsveranstaltungen starker psychologischer Druck auf die Teilnehmer ausgeübt wird. Die Leute bekommen dann ein schlechtes Gewissen, wenn sie nichts kaufen, oder es wird ihnen eingebläut, dass sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, wenn sie auf die Angebote verzichten. Außerdem finden diese Veranstaltungen meistens in abgelegenen Landgasthöfen statt, wo man ohne den Reisebus kaum weg kommt. Da fühlt man sich wahrscheinlich regelrecht ausgeliefert.

@martenot Der Fachdienst Ordnungs- und Gewerberecht des Lahn-Dill-Kreises formuliert es in seinem Fazit so klar, deutlich und verständlich, wie man sich Mitteilungen einer Behörde öfter wünschen würde:

Wer Ihnen im Rahmen einer Busfahrt
einen schönen kostenlosen Ausflug bescheren,
einen Geldgewinn oder
einen lukrativen Sachpreis übergeben will, lügt.
In solchen Gewinnmitteilungen (= Einladungen zu Kaffeefahrten)
stimmen nur drei Dinge:
⚪ Abfahrtszeit,
⚪ Abfahrtsort und
⚪ die Postfach-Nr. gibt es auch.
Der Rest ist große Märchenstunde.

Quelle: https://www.lahn-dill-kreis.de/wp-content/uploads/2023/03/Merkblatt_Kaffeefahrten_Jan._2019.pdf

Vor den von Dir angesprochenen Methoden wird im Merkblatt übrigens klar und deutlich gewarnt. Lesenswert.

Mich wundert ja, dass immer noch so viele ältere Leute an solchen Kaffeefahrten teilnehmen, denn die inzwischen älteren Leute waren früher jüngere Leute, die früher eigentlich bereits mehrheitlich von solchen Machenschaften gehört haben. Schon in meiner Jugend gab es solche Kaffeefahrten, und schon damals gab es viele Warnungen.

Früher hatte ich alle naselang, bestimmt 1x die Woche, einen Werbeflyer für eine Kaffeefahrt im Briefkasten, aber seit gefühlt 15 Jahren nicht mehr. Es gibt wohl noch welche, aber nicht mehr so viele. Ich glaube, irgendwann wurden die Veranstalter gezwungen, in der Werbung deutlich darauf hinzuweisen, dass eine Verkaufsveranstaltung Teil der Fahrt ist.
Warum immer noch Leute mitmachen... ich könnte mir vorstellen, dass die Einsamkeit älterer Menschen da eine Rolle spielt. Sie sind dann in einer Gruppe, kommen mal raus, müssen sich um nichts kümmern. Und sie denken sich: auf die Verkaufstricks falle ich nicht hinein. Was aber eben nicht so einfach ist.

martenot schrieb:die inzwischen älteren Leute waren früher jüngere Leute, die früher eigentlich bereits mehrheitlich von solchen Machenschaften gehört haben.

Es ist ja ein Irrglaube, dem man als junger Mensch gern anhängt, dass die älteren Menschen bestimmte Vorlieben und Verhaltensweisen haben, weil sie eben aus einer anderen Zeit stammen.

Das mag zum Teil zutreffend sein, aber das bloße Älterwerden an sich verändert die Menschen schon. Anders ausgedrückt, reproduziert sich die "ältere Generation" immer neu, da ja die älteren von ihnen sterben, und jüngere in diese Lebensphase nachrücken. Längst nicht alle älteren Menschen sind gesund, die Mobilität leidet, die sozialen Bindungen entfallen, wo die Generationen nicht mehr gemeinsam wohnen.

Manch einer, der heute mit Wollmütze und Rollator durch die Straße schlurft, hat vielleicht in seiner Jugend lange Haare und Parka getragen, Deep Purple gehört und bei Demos Ho-Tschi-Minh skandiert. Heute freut er sich vielleicht auch auf ein wenig Abwechslung und Gesellschaft, und ähnelt in vieler Hinsicht den Älteren seiner eigenen Jugend, die freilich in ihrer Jugend ganz etwas anders gebrüllt hatten.

Wenn ich die oben verlinkte Handreichung des Lahn-Dill-Kreises lese, dann sind für die Machenschaften der Kaffeefahrten-Betreiber eben selbst die anfällig, die denken, aufgrund von Bildung, Hintergrundwissen usw. nicht in Gefahr zu sein:

Neugierde treibt mitunter auch gebildete und geistig rüstige Senioren auf Kaffeefahrten. Hin-
terher hatten auch sie Lehrgeld bezahlt, waren arglos bei Senioren-Handys und angeblich kos-
tenlosen Reisen. Unterschätzen Sie nicht das Verkaufsgeschick, die Tricks und die kri-
minelle Energie der Kaffeefahrten-Sprecher. Bedenken Sie: Solche Veranstaltungen dau-
ern oft viele Stunden. Die „Sprecher“ wechseln sich ab. Die Teilnehmer werden manipuliert,
getäuscht, zermürbt, verwirrt. Wir raten deswegen dringend von der Teilnahme ab

Quelle: https://www.lahn-dill-kreis.de/wp-content/uploads/2023/03/Merkblatt_Kaffeefahrten_Jan._2019.pdf , S.9

Ich würde sagen, die "Verbrecher" gehen heute zum großen Teil andere Wege - Beispiel Enkeltrick - . Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele - sonst noch sehr geistig fitte Senioren darauf reinfallen . Interessant finde ich , dass die oft überhaupt keine Enkelkinder haben und das nicht merken.

Auch im Wohnort meiner Mutter ist jetzt ein älteres Ehepaar drauf reingefallen und hat diesem Mann 10.000 Euro ausgehändigt.
Der wurde noch von anderen Personen aus der Straße gesehen, der war anschließend zu Fuß ins nächste Ort unterwegs - wäre also locker noch von der POL erwischt worden. Leider dauerte es länger bis die Leutchen das gemerkt haben.

Gefährlich sind auch die falschen Postboten und falschen Polizisten. Wir können als Angehörige von älteren Herrschaften nur vorbeugend helfen - Aufklärung - immer wieder über die neuesten Tricks - Verfolgung der sozialen Medien (örtliche Facebook-Gruppen) und meine Mutter z.B. hat jetzt auch eine Überwachungskamera.

Bei seltsamen Anrufen habe ich ihr gesagt - sag immer laut "Moment da muss ich meinen Sohn fragen, der ist gerade hier" .
Mit einem starken Mann drohen , hilft auch oft.

von so einer art "kaffeefahrt" hat mir mal eine bekannte erzählt, und die war anfang 20. Und zwar hat sie mit partner strandurlaub gemacht in einem club oä, und als sie mit nem bus unterwegs waren, wurde mehrere st. in einer fabrik angehalten, wo waren an den mann gebracht werden sollten☻angeblich wusste sie nichts von diesem programmpunkt.. auch interessant

musikengel schrieb:Interessant finde ich , dass die oft überhaupt keine Enkelkinder haben und das nicht merken.

Ich weiß nicht.... also wenn man selbst keine Kinder oder Enkel hat, dann sollte es einem doch schon komisch vorkommen, wenn ein angeblicher Enkel etc. um Hilfe bittet. Das sollte sogar meine Mutter noch hinbekommen.

Jedenfalls: sollte ich einmal eine SMS von einem angeblichen Sohn bekommen, werde ich nicht denken "Oh, wie konnte das passieren?", sondern ich werde entweder auflegen oder ggf. zum Schein auf das Spiel eingehen, z.B. "Wie kommst Du darauf, von mir Geld haben zu wollen, wo du dich gestern so daneben benommen hast?"

übrigens haben wir jetzt einen aushang bzgl ablesen, und es ist das erste mal dass der aushang nicht von aussen lesbar ist.. also hat sich diese geschichte mit den fake-ablesern rumgesprochen

TimScott schrieb:von so einer art "kaffeefahrt" hat mir mal eine bekannte erzählt, und die war anfang 20. Und zwar hat sie mit partner strandurlaub gemacht in einem club oä, und als sie mit nem bus unterwegs waren, wurde mehrere st. in einer fabrik angehalten, wo waren an den mann gebracht werden sollten☻angeblich wusste sie nichts von diesem programmpunkt.. auch interessant

Ist ein gängiger Urlauber-Abzock-Trick.
Andere die in die Richtung gehen:
- Man will zu einer Sehenswürdigkeit, und entweder versucht ein Passant oder der Taxifahrer mit dem man unterwegs ist einen unter dem Vorwand, die Sehenswürdigkeit sei heute geschlossen, einen anderen Vorschlag bzgl. einer Sehenswürdigkeit machen. Dort wird dann ganz vehement verkauft.
- Geschenk aufdrängen das man dann bezahlen soll; schön einstudiert schwenkt der "Beschenker"/Verkäufer/Betrüger von höflich auf einen Tonfall um der Passanten glauben lässt man habe wirklich gestohlen. Gängige solche "Geschenke" sind z.B. Blumen, oder Modeschmuck der einem bereits angelegt wird und vorab bewusst keine Erwähnung dass "wenigstens eine Spende schön wäre".
- Taxifahrer die versuchen einen dazu zu bringen die Unterkunft zu wechseln.

Letzteres hat mit uns mal ein Taxifahrer probiert. Es wurde behauptet, dieses Stadtviertel sei ganz, ganz gefährlich, bloß ja nicht in dieses Hotel einchecken, und er wüsste etwas besseres...
Wir blieben konsequent. Wie zu erwarten war unsere gebuchte Unterkunft ganz normal.

Die Sache mit dem "Geschenk" haben wir so ähnlich mal in Deutschland erlebt. Deutsche Großstadt, Fußgängerzone, neben einer Drogerie stand eine wohlgekleidete, gepflegte Frau die wie für eine Werbeaktion, ggf. Neu-/Wiedereröffnung, einzelne Rosen verteilte. Wir wollten weder die Drogerie betreten noch eine Werbe-Rose mitnehmen (sowas den ganzen Tag noch mitschleppen ist lästig); mein Mann nimmt dann doch eine, aus Freundlichkeit, es kommt ein "ich wünsche ihnen noch einen schönen Einkaufstag!" und dann nach ein paar Sekunden kommt uns die aufgebrachte Frau nach, was wir uns denn einbilden würden... (Haben nichts bezahlt.)

Raspelbeere schrieb:Die Sache mit dem "Geschenk" haben wir so ähnlich mal in Deutschland erlebt.

Deswegen lehne ich grundsätzlich alle ungebetenen Angebote und Geschenke ab. Zum Glück ist mir sowas bisher nur sehr selten passiert.

Vor vielen Jahren wollte mich mal ein angeblich netter Mensch in Singapur in ein Gespräch verwickeln und mir Sehenswürdigkeiten zeigen. Im Verlauf des Gesprächs stellte sich raus, dass er mir in Wirklichkeit irgendwelche sexuellen Dienstleistungen verkaufen wollte, so nach dem Motto "Du als Mann hast doch bestimmt Bedarf, ich wüsste da was, zwinker". Da hab ich auch schnell die Flucht ergriffen und musste mir im Abgang noch Beschimpfungen anhören.

In einer anderen asiatischen Stadt (weiß nicht mehr, welche) gab es aufdringliche Damen, die mehr oder weniger nervtötend "Massagen" anboten. Da sie das Wort meistens aussprachen wie "Massadschi", wurde das später zum geflügelten Wort bei uns. "You want massadschi" oder "Achtung, massadschi" sagten wir dann immer, wenn wieder so jemand auf uns zukam.

ja das mit den rosen hab ich auch einmal vor einem einkaufscenter erlebt, mir war aber sofort klar dass das nicht umsonst und nett ist, sondern was kostet. Viele haben sie aber genommen und dann empört zurückgegeben... leute, nichts ist umsonst in diesem leben :D

martenot schrieb:Deswegen lehne ich grundsätzlich alle ungebetenen Angebote und Geschenke ab. Zum Glück ist mir sowas bisher nur sehr selten passiert.

Ich mache das ebenso.
Mein Mann ist drauf reingefallen, da schon öfter als tatsächliche Werbeaktion (Stadt, einkaufsoffener Sonntag etc.) eine einzelne Blume verteilt wurde und die Person sehr gut in das Schema passte da nicht stereotyp nach Bettlerin oer "Typ Rosenverkäufer" aussehend. Sie hätte locker in der Drogerie als Parfumberaterin stehen können.

martenot schrieb:Vor vielen Jahren wollte mich mal ein angeblich netter Mensch in Singapur in ein Gespräch verwickeln und mir Sehenswürdigkeiten zeigen. Im Verlauf des Gesprächs stellte sich raus, dass er mir in Wirklichkeit irgendwelche sexuellen Dienstleistungen verkaufen wollte, so nach dem Motto "Du als Mann hast doch bestimmt Bedarf, ich wüsste da was, zwinker". Da hab ich auch schnell die Flucht ergriffen und musste mir im Abgang noch Beschimpfungen anhören.

Eine ähnliche Strategie:
Man wird angeflirtet (kann Männer oder Frauen betreffen) und nach kurzem Gespräch auf einen Kaffee, ein Eis... eingeladen. Um eine sexuelle Dienstleistung geht es nicht - das Café ist aber besonders teuer. Es wird dann entweder auf getrennten Rechnungen bestanden oder der "Flirt" verschwindet.

TimScott schrieb:ja das mit den rosen hab ich auch einmal vor einem einkaufscenter erlebt, mir war aber sofort klar dass das nicht umsonst und nett ist, sondern was kostet. Viele haben sie aber genommen und dann empört zurückgegeben... leute, nichts ist umsonst in diesem leben :D

Meist ja. Tatsächliche Werbegeschenke (die natürlich im übertragenen Sinne "nicht umsonst" sind da sie einen zum Kauf animieren sollen - etwa echte Werbeaktion der Stadt zu einem verkaufsoffenen Sonntag wo ein Blümchen bei manchem die Kauflaune fördern dürfte) gibt es aber.
So letztens z.B. bei einer Veranstaltung/Messe der Stadt von den Stadtwerken verteilte Kräuter-Topfpflanzen mit einem Spruch a la "Energie für die Küche, und noch was für die Küche". Sie sollen einen natürlich dazu bringen die Stadtwerke positiver zu assoziieren, aber kostenlos waren sie in der Tat.
(Den Kräutertopf habe ich mitgenommen da absehbar war dass sich ein Betrüger eher nicht diesen Messestand unter Vortäuschen die Stadtwerke zu sein mieten wird.)

martenot schrieb:Ich weiß nicht.... also wenn man selbst keine Kinder oder Enkel hat, dann sollte es einem doch schon komisch vorkommen, wenn ein angeblicher Enkel etc. um Hilfe bittet. Das sollte sogar meine Mutter noch hinbekommen.

tja , das ist ja das was mich so verwundert. - oft heißt es auch - Deine Tochter hatte einen Unfall..

Die gehen aber perfide vor - durchsuchen die Telefonbücher nach älter klingenden Vornamen - Bsp. Joseph, Maria, Gisela, Gerhard, Karl-Heinz wie auch immer - und dann wird dort gezielt angerufen.

nach Ausschlussverfahren , dürfte von den angerufen Personen, fast jeder Kinder - und wahrscheinlich auch Enkel haben.

Wenn ich jetzt von den Vornamen ausgehe - diese Generationen - dann kann ich auch auf die evtl Vornamen der Kinder schließen.
Dann hieß ja kein Kind Kevin , Chantal o.ä. ....

sondern eher Jürgen, Hans, Angelika, Martina usw...

das ist also bei denen eine Art Ausschlußverfahren.

In Ungarn, speziell Budapest, werden alle Touristen gewarnt, ja nicht eine Einladung in ein Cafe oder eine Bar anzunehmen.
Der Trick ist hier dass auf ein erstes Getränk die Bitte folgt auch was zu bezahlen - und dann wird eine irre teure Flasche Champagner oder Krimsekt bestellt.
Bezahlung natürlich nur mit Cash - Kartenbesitzer werden zum nächsten ATM geführt ...
Und das Angebot sexueller Dienste findet sich natürlich überall.
Wir haben ein ganz simples Prinzip:
Es wird von Unbekannten nichts angenommen, gekauft, irgendwie behandelt ...
Das gilt auch für alle Arten von Werbung im internet - scroll down oder click away!

wolfi7777 schrieb:Wir haben ein ganz simples Prinzip:
Es wird von Unbekannten nichts angenommen, gekauft, irgendwie behandelt ...
Das gilt auch für alle Arten von Werbung im internet - scroll down oder click away!

Sehr sinnvoll! Halte das selbst auch so.

(Wobei strenggenommen normale alltägliche (Ein-)Käufe oft von "Unbekannten" stattfinden - den Markthändler kenne ich nicht persönlich (weiß oft keinen Namen, beim ersten Kauf noch völlig fremd), und das selbst ausgewählte Restaurant im Urlaub kann ich auch nicht schon seit Jahren kennen.
Das mache ich natürlich schon - ansonsten könnte ich nur im Supermarkt einkaufen und nie in Urlaub oder auch nur Essen gehen. Hingegen: Geschenk, Empfehlung, Einladung... von Unbekannten: großes Nein. Bin auch bei Bitten um Hilfe durch Fremde sehr vorsichtig - im Zweifelsfall (das ist oft der Fall) nein und ggf. Verweis meinerseits an etwas Offizielles.
Mein Mann hat mal einer Person die sich als Nachbar ausgab (kannten denjenigen nicht) sein Handy für ein Telefonat rübergereicht: Hätte ich nicht gemacht. (Glück gehabt: echter Nachbar, war ehrlich, sprich weder teure Nummer angerufen noch Handy gestohlen noch etwas auf dem Handy installiert.)
Falls mir irgendetwas unterwegs interessant wirkt: Niemals nie unterschreiben, bezahlen etc. Allenfalls es mir merken und unabhängig selbst recherchieren. Wenn das seriös ist kann es warten - und ist dann auf jeden Fall die echte Organisation, das echte Unternehmen... der Empfänger anstatt jemand der mit dessen Namen Betrug begeht. Würde daher auch definitiv nicht "an der Haustür" an jene Organisationen spenden an die ich sehr wohl spende - das geht per Überweisung.)

martenot schrieb:Mich wundert ja, dass immer noch so viele ältere Leute an solchen Kaffeefahrten teilnehmen, denn die inzwischen älteren Leute waren früher jüngere Leute, die früher eigentlich bereits mehrheitlich von solchen Machenschaften gehört haben

Ich könnte mir vorstellen, dass da auch einige Leute dabei sind, die denken: "Jaja, schon klar, die wollen einem da nutzloses Zeugs andrehen, das kennt man ja, aber ich bin ja nicht blöd! Da muss man sich halt das Geschwätz von dem Verkäufer anhören und dann hat es sich erledigt.... ICH kaufe da jedenfalls ganz bestimmt nichts! Aber die billige Ausflugstour, die nehme ich gerne mit!" Und dann lässt man sich von der Atmosphäre mitreißen und kauft am Ende doch....Man darf nicht vergessen, dass solche Verkäufer ja schon recht geschickt sind.

Tritonus schrieb:Warum immer noch Leute mitmachen... ich könnte mir vorstellen, dass die Einsamkeit älterer Menschen da eine Rolle spielt. Sie sind dann in einer Gruppe, kommen mal raus, müssen sich um nichts kümmern

Das könnte ich mir auch vorstellen: Man lernt Leute kennen, kommt mal raus von zu Hause und teuer ist es auch nicht. Das kann schon für manche Leute die recht vereinsamt in ihrer Wohnung sitzen und vielleicht auch körperlich nicht mehr so fit sind, dass sie sich eine selbst organisierte Reise zutrauen recht verlockend sein. Wenn man z. B. auf dem Land wohnt und kein Auto mehr fahren kann, ist ein Bus der vor dem Gemeindehaus schräg gegenüber hält schon verlockend....

brigittsche schrieb:ber die billige Ausflugstour, die nehme ich gerne mit!" Und dann lässt man sich von der Atmosphäre mitreißen und kauft am Ende doch....Man darf nicht vergessen, dass solche Verkäufer ja schon recht geschickt sind.

Da gebe ich Dir recht.
Es gibt Verkäufer, die einen echt überzeugen können etwas zu kaufen, was man erst gar nicht wollte.
Das passiert auch nicht nur älteren Leuten.

Ein Freund von mir wollte mal einen BMW 316 kaufen gebraucht,
Das wäre gerade noch kostenmäßig drin gewesen.
Als wir zum Händler fuhren stand da der 316 neben einem schicken Bmw 320.
Wir sind beide Wagen Probe gefahren, wobei der 320 natürlich ein bessere "Figur" machte.
Anschließend rechnete und der Händler vor, der 320 koste nur DM50 mehr im Vierteljahr Versicherung. Was sei das schon und schließlich habe man das bessere Auto(was ja stimmte). Vom Mehrverbrauch wurde nicht gesprochen.

Wir waren beide beeindruckt. Mein Freund stand kurz vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages.
Dann besann ich mich auf einen Rat meines Altvorderen, ert mal eine Nacht darüber zu schlafen und drängte zum Aufbruch.
Hinterher war uns klar, das jemand, der sich gerade so mit Mühe den 316 hätte leisten können, mit dem doch besseren 320 finanziell überfordert ist.
Aber der Verkäufer hatte wirklich einen guten Job gemacht und uns beinahe dazu gebracht was zu kaufen, was man sich eigentlich nicht leistem konnte. Der war psychologisch richtig gut.

lol da muss ich grade an ein verkaufsgespräch denken, es ging um eine größere sache und während des gesprächs fing die person plötzlich an zu weinen weil todkrankes familienmitglied etc pp, alle anwesenden damals sehr betroffen, heute denke ich mir hmmmmmm is klar.. manche ziehen eben alle register, und viele fallen drauf rein (ich damals auch, weil jung und dumm)