Nepper, Schlepper, Bauernfänger
22.12.2023 um 13:01azazeel schrieb:Das soll auch keine Kritik Dir gegenüber sein. Nur eine Feststellung, dass "gesundes Misstrauen" (was ich ebenfalls betreibe) nicht nur positive Aspekte hat. Ich finde, dass vertrauensselige Menschen die Welt schöner machen, mehr nicht.Persönlich finde ich: Hilfsbereite Menschen machen die Welt schöner. (Den kleinen Unterschied zwischen Vertrauensseeligkeit und ernst gemeinter Hilfsbereitschaft mit ein wenig gesundem Misstrauen fällt, sofern man nicht gerade harte Worte wie "Sie kriegen das Handy nicht in die Finger", "Sie kriegen nix, ich kenne Sie ja nicht" wählt, gar nicht auf. Man kann auch mit gesundem Misstrauen z.B. herzlich und hilfsbereit sein ("Ich rufe gerne für Sie an" (und weiterhin mit der Person nett umgehen), "Ich kann sie zu ... begleiten, kein Problem, ich zahle Ihnen die Fahrkarte/ kann Sie auf meinem Ticket mitnehmen") und sich überlegen inwieweit man es tolerieren kann wenn etwas evl. doch nicht ganz stimmt. Letzteres z.B.: Person die obdachlos wirkt/ auf der Straße sitzt und bettelt ansprechen, etwas schenken das wahrscheinlich nützlich ist/ fragen ob derjenige evl. einen Kaffee möchte, auf ein Hilfsangebot hinweisen (Kärtchen da lassen). Wie bedürftig derjenige genau ist weiß ich nicht, das ist mir auch nicht wichtig, weil erkennbar ist dass es dieser Person auf irgendeine Art und Weise schlecht geht und ich es mir leisten kann mal etwas in dem Wert zu verschenken.)
Mit derartigem ist meist auch mehr Hilfsbereitschaft verbunden als bei Dingen die einem aufgedrängt werden in der Hoffnung man würde sich nicht trauen "nein" zu sagen. Zu letzterem zähle ich z.B. Dinge die einem zum Kauf aufgedrängt werden (vom Callcenter bis zum Verkäufer von Souvenirs die mich gar nicht interessieren), Leute die einem im Urlaub plötzlich in Cafés einladen wollen (beliebter Trick) und so weiter.
Wo ich auch einmal sehr vorsichtig war (mein Partner war übrigens der gleichen Meinung):
Wir hatten nach Auslandsumzug eine Ferienwohnung als übergangsweise Unterkunft direkt nach Umzug. Die Herbergsleute wirkten uns etwas zu "neugierig" (beim Zählerablesen auffällig viel rumgeschaut etc.). Irgendwann kam auch eine Einladung zu einem Konzert abends, mit nochmals Nachfrage ob wir denn nun kommen würden.
Wir haben das Angebot abgelehnt. Uns war bei der Sache echt nicht wohl; wir hatten Bedenken bzgl. Einbruch.
Vielleicht waren die Leute wirklich komplett harmlos, vielleicht waren ja die Tickets übrig, vielleicht wurde ja nur gefragt weil ansonsten die Tickets an jemand anderen gegangen wären, aber das war komisch, so als wolle man uns gerne gleichzeitig aus der Wohnung haben (ansonsten waren wir in den allermeisten Fällen beide in der Wohnung, da mein Mann Homeoffice gearbeitet hat, wir nicht abends ausgehen und aufgrund der Umzugssituation auch keine touristischen Aktivitäten zusammen gemacht haben).
martenot schrieb:Und dazu gehört unter anderem, dass ich ungefragte Anrufe von Callcentern (und allem, was danach klingt) wortlos abwürge.Das sowieso - und es ist auch keine Situation in der jemand Hilfe braucht.
Auch bei einem "Zeitungsdrücker": Demjenigen helfe ich nicht dadurch dass ich zu einem überhöhten Preis eine Zeitschrift die ich gar nicht will und die ich nicht einfach kündigen* kann bestelle. Beleidigen werde ich denjenigen nicht - aber ich werde die Tür nicht aufmachen bzw. wenn ich sie denn geöffnet habe wieder schließen und ablehnen.
*Ich habe seriöse Zeitschriftenabos - kann man monatlich kündigen, bekommt den restlichen Beitrag fürs Jahr erstattet.