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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

238 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Polizei, Todesfall, Vertuschung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

19.09.2023 um 19:38
Hallo zusammen,ich lese von Anfang an mit.Nun bei der häuslichen Gewalt möchte doch mal was schreiben.
Ist man selber in der Situation,dann denkt man erstmal genau so wie @watnu geschrieben hat,es könnten teilweise meine Worte sein.Man denkt lange und kommt zu keinem Ergebnis.

Denn es kommen Gedanken wie,es wird bestimmt alles wieder gut denn er war ja nicht immer so,er war doch mal ein ganz lieber Mensch denn sonst hätte ich ihn nicht geheiratet usw.
Anzeigen wäre eine Maßnahme,aber dann mit ihm noch zusammen wohnen? Das geht ja dann nicht!

Hilfe bekommt man so gut wie garnicht,ausser das man ins Frauenhaus soll,aber warum?Er war es der die Gewalt angewendet hat und ich soll mein Haus verlassen,da ist der Punkt wo in meinen Augen etwas nicht passt.
Oder man hört,es ist ja noch nichts schlimmes passiert........doch es ist etwas passiert, aber das kann man manchmal nicht sehen.
Es ruft doch niemand die Polizei wenn nichts passiert ist.
Das Gefühl was bei mir auf kam,mir hilft niemand,so habe ich mich dann innerhalb von Monaten ganz langsam davon geschlichen.
Nun habe ich meine Ruhe.
Leider ist es in meinen Augen oft so,daß man selber einen ruhigen Ausweg für sich finden muß.
Soll jetzt auch nicht von mir so hingestellt werden,das es immer nur die Männer sind,es gibt auch viele Frauen die Ihren Männern Gewalt antun.
Hoffe das geschriebene passt hier uu Eurer Diskussion.
Liebe Grüße an alle


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

19.09.2023 um 20:32
Ich kann dein Verhalten nachvollziehen.

Ich bin nie mit häuslicher Gewalt in einer Beziehung konfrontiert gewesen. Als unbeteiligter eine Patentlösung a la „wenn mir das passiert, dann mache ich ratzfatz dies oder das“ anzubieten ist zu kurzsichtig gedacht. Verschiedene Situationen benötigen verschiedene Verhaltensweisen.


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19.09.2023 um 20:54
@Analyst da hast Du vollkommen recht,aber es ist traurig,da heißt es doch immer gehen Sie ins Frauenhaus...So etwas sollte es auch für die jeweilige gewalttätige Person geben.Denn Gewalt ist das eine und dann noch gehen müssen die andere.Man braucht Zeit um mit der Situation klar zu kommen,aber wie gesagt meine eigene Meinung.
Bei dem ganzen braucht es Hilfe und Unterstützung und nicht hopplahopp.Ich hab genug durch und rückblickend würde ich einiges anders machen.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 13:29
Zitat von meggiemeggie schrieb:Hoffe das geschriebene passt hier uu Eurer Diskussion.
Hallo und Danke, dass du uns an deiner Lebenserfahrung teilhaben lässt.
Zudem lebt eine Diskussion gerade vom Austausch verschiedener Ansichten. Jeder (regelkonforme) Beitrag ist gleichrangig.
Zitat von meggiemeggie schrieb:@Analyst da hast Du vollkommen recht,aber es ist traurig,da heißt es doch immer gehen Sie ins Frauenhaus...So etwas sollte es auch für die jeweilige gewalttätige Person geben.Denn Gewalt ist das eine und dann noch gehen müssen die andere.Man braucht Zeit um mit der Situation klar zu kommen,aber wie gesagt meine eigene Meinung.
Bei dem ganzen braucht es Hilfe und Unterstützung und nicht hopplahopp.Ich hab genug durch und rückblickend würde ich einiges anders machen.
Ich möchte mich dem Post von @Analyst anschließen. Rückblickend würde man in manch einfacherer Situation einiges anders machen, weil man die Folgen nicht vorhersehen konnte. (Angefangen bei ganz banalen Dingen wie der Essensbestellung im Restaurant.)
Es ist daher erst recht nachvollziehbar, dass es dir mit einer Situation so geht, in der du unter enormem Druck standst. Ich kann nur erahnen, was du durchgemacht hast und denke, wenn man selbst nicht betroffen ist, kann man auch nicht wirklich absehen, wie man tatsächlich in dieser Lage handeln würde.


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21.09.2023 um 14:12
Zitat von meggiemeggie schrieb:,da heißt es doch immer gehen Sie ins Frauenhaus...So etwas sollte es auch für die jeweilige gewalttätige Person geben.Denn Gewalt ist das eine und dann noch gehen müssen die andere.Man braucht Zeit um mit der Situation klar zu kommen,aber wie gesagt meine eigene Meinung.
Es gibt doch die Möglichkeit, den Gewattäter erst mal der Wohnung zu verweisen, um der betroffenen Frau die Gelegenheit zu geben, ihre Angelegenheiten zu ordnen.


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21.09.2023 um 18:40
@emz
Stimmt,aber 10 Tage ist zu kurz,definitiv!
Ich wusste damals nicht das er getrunken hatte an dem Abend.Aus heiterem Himmel ohne Grund fing er an zu schreien,wurde handgreiflich und schloß die Haustür ab,Telefonkabel raus aus der Wand.Ich hatte zum Glück meinen Schlüssel und mein Handy in der Hand,bin zur Tür und raus.Da wir abgelegen wohnten konnte ich mich im verstecken,und rief die Polizei.Dann war ich auf der Strasse und er kam mit dem Auto um die Ecke,hat Fas gegeben und ich bin in den Graben gesprungen.Er fuhr dann gegen den Baum und mit dem kaputten Auto auf den Hof,in dem Moment kam die Polizei.
Was einem da im Kopf rum geht,das brauch eine Zeit bis man wieder normal denken kann,das geht nicht von heute auf morgen.
Da waren 4 Polizisten,die waren alle um IHN besorgt.Einer sagte zu mir ....ist doch nichts passiert.....
Rote Flecken an meinen Armen wurden abgetan mit den Worten,das ist doch nichts.
Was soll man machen ,Anzeigen,er ist doch in 10 Tagen wieder da.Dann wird es noch schlimmer.
Heute würde ich es anders machen,ich würde Ihn anzeigen,aber auch die Beamten würden eine Anzeige von mit bekommen,einfach damit die mal wach werden.
Ich würde Ihn heute nie wieder in das Haus lassen,aber so schlau ist man mit viel Abstand.
Ich habe mir selber Hilfe geholt bei einer Psychologin und bin dann ganz langsam gegangen.
Im Frauenhaus war ich nie,ich habe ausgehalten und ich habe es geschafft.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 19:32
Zitat von meggiemeggie schrieb:Da waren 4 Polizisten,die waren alle um IHN besorgt.Einer sagte zu mir ....ist doch nichts passiert.....
Rote Flecken an meinen Armen wurden abgetan mit den Worten,das ist doch nichts.
Was soll man machen ,Anzeigen,er ist doch in 10 Tagen wieder da.Dann wird es noch schlimmer.
Heute würde ich es anders machen,ich würde Ihn anzeigen,aber auch die Beamten würden eine Anzeige von mit bekommen,einfach damit die mal wach werden.
Bei den 10 Tagen geht es darum, dass man sich absetzen kann und nicht darum, auf sein Heimkommen zu warten.

Worauf würde deine Anzeige gegen die Polizei denn lauten?


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 20:22
Zitat von emzemz schrieb:Bei den 10 Tagen geht es darum, dass man sich absetzen kann und nicht darum, auf sein Heimkommen zu warten.
Nein, der Hintergrund des Gewaltschutzgesetzes ist:
"Wer schlägt, muss gehen"
Opfer von Gewalt, seien es Frauen, Kinder oder Männer, brauchen Hilfe, Unterstützung und Schutz. Das Gewaltschutzgesetz nimmt hier eine zentrale Rolle ein; der Grundsatz "Wer schlägt, muss gehen – das Opfer bleibt in der Wohnung" ist umfassend im Gewaltschutzgesetz verankert.
Quelle: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/neue-broschuere-mehr-schutz-bei-haeuslicher-gewalt-83600#:~:text=%22Wer%20schl%C3%A4gt%2C%20muss%20gehen%22,ist%20umfassend%20im%20Gewaltschutzgesetz%20verankert.

Es geht nicht darum, dass Opfer Zeit gewinnen können - um sich abzusetzen!

In diesem Zusammenhang auch interessant, die Istanbul-Konvention, welche Deutschland ratifiziert hat:

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/menschenrechtsschutz/europarat/menschenrechtsabkommen-des-europarats/istanbul-konvention

Jedoch hat Deutschland bisher die Istanbul-Konvention noch nicht ausreichend umgesetzt und wurde deshalb gemahnt. Unter anderem wurde darauf hingewiesen:
Auch solle es künftig verpflichtende Trainings für alle Berufsgruppen geben, die in Kontakt mit Opfern oder Tätern von Gewalt kommen.
Quelle: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/frauen-besser-vor-gewalt-schuetzen-202368

Somit könnte in Zukunft sichergestellt werden, dass hinzugerufene Polizeikräfte aufmerksamer und sensibler mit Opfern umgehen, als wie von @meggie beschrieben:
Zitat von meggiemeggie schrieb:Da waren 4 Polizisten,die waren alle um IHN besorgt.Einer sagte zu mir ....ist doch nichts passiert.....
Rote Flecken an meinen Armen wurden abgetan mit den Worten,das ist doch nichts.



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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 20:44
@Aliki
Schön wenn das es seit 2018 in Kraft getreten ist,da kann man nur hoffen das sich dann wirklich was ändert.
Denn es ist sehr wichtig.
Danke für die Info.


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21.09.2023 um 20:56
@emz
Ganz einfach wie wurde ich von denen behandelt,eher als Täter und er eher wie das Opfer.Und das passt in meinen Augen nicht.Im Grunde wurde Ihm mehr geglaubt wie mir.Ich bin aber nicht mit 2 Promille Auto gefahren.3 Tage später kam dann der Anruf ob ich denn Anzeige erstatten wollte von der Polizei,aber Unterstützung wurde nicht angeboten,was soll man da machen wenn man keine Ahnung hat.
Die müssten mal an der Stelle sein......,dann würden Sie anders handeln.
Also unterlassen Hilfeleistung, auch wenn es vll albern ist,aber heute würde ich mich wehren.


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21.09.2023 um 21:23
Zitat von AlikiAliki schrieb:Es geht nicht darum, dass Opfer Zeit gewinnen können - um sich abzusetzen!
Das Wort "absetzen" war von mir vielleicht nicht ganz glücklich gewählt. Gebe ich zu.

Aber Frauen sollten die Zeit nutzen, in Ruhe ihr Leben in andere Bahnen zu lenken. Da ist die Kontaktaufnahme zu einem Anwalt sinnvoll , der z.B. eine Klage auf Zuweisung der Wohnung einreicht. Wenn nicht möglich, dann ein Auszug aus der bisherigen Wohnung. Es ist auch sehr sinnvoll, mit der Polizei zu reden, dort die eigene Situation zu schildern und sich Rat zu holen. Mir hat es geholfen, denn als dann eine unschöne Situation auftrat, hat es nur wenige Minuten gedauert, bis die Polizei mit Blaulicht vor der Tür stand und ihn mitgenommen hat, eben weil sie bereits vorinformiert war.


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21.09.2023 um 21:42
Zitat von emzemz schrieb:Bei den 10 Tagen geht es darum, dass man sich absetzen kann und nicht darum, auf sein Heimkommen zu warten.
Hier muss ich mich leider mal einmischen und kritisch kommentieren: Dein Ton und der Inhalt deines Textes sind unangemessen einer von häuslicher Gewalt Betroffenen gegenüber. Etwas mehr Empathie wäre angebracht. Wie wäre es für dich, wenn Du ohne dein eigenes Verschulden, von heute auf morgen deine Lebenssituation von Grund auf ändern müsstest? Und das innerhalb von 10 Tagen. Da hängt ja nicht nur der Auszug aus der gemeinsam bewohnten Wohnung/Haus dran, sondern zig andere Details. Dein ganzes Privatleben muss von Grund auf neu geplant werden: Wo bekommt man innerhalb von 10 Tagen ne neue Wohnung her? Richtig: Gar nicht! Wo zieht man also vorübergehend hin? Da kann man aber nicht seinen gesamten Hausrat mitnehmen? Wo bringt man dann seine Möbel etc. unter? Lagerraum = zusätzliche Kosten! Was kostet die neue Unterkunft? Wer macht den Umzug und was kostet das? Wie lange muss man sich weiterhin an der Miete/Nebenkosten der gemeinsam bewohnten Wohnung/Haus beteiligen? Es entstehen Kosten für die Rechtsberatung bei einer Anwältin. Gemeinsame Versicherungen, Kaufverträge, Kredite etc müssen aufgelöst werden. Es sind Unterhaltszahlungen zu klären. Eine Scheidung ist ggf. zu beantragen. Und, und, und.

Mal ganz abgesehen von der traumatischen Erfahrung, der Panik und Angst, die so ein gewalttätiger Übergriff von einem Partner bedeutet. Auch weiß man nicht, was aus dieser Richtung noch alles auf einen zukommen kann? Das subjektive Sicherheitsgefühl ist massiv beeinträchtigt. Ist doch klar, dass man in so einer Situation als Betroffene Unterstützung benötigt. Hört sich für mich nicht stimmig an, wenn sich die Polizei dann nur um den eskalierenden, verunfallten Mann kümmert.
Ich kann @meggie gut verstehen, wenn sie es ungerecht findet, dass das Opfer ausziehen muss und nicht der Täter. Sie hat schließlich nichts gemacht, aber ihr (!) ganzes Leben ändert sich von heute auf morgen, weil sie in ihrem zuhause nicht mehr sicher ist.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 21:49
Zitat von emzemz schrieb:Aber Frauen sollten die Zeit nutzen, in Ruhe ihr Leben in andere Bahnen zu lenken. Da ist die Kontaktaufnahme zu einem Anwalt sinnvoll , der z.B. eine Klage auf Zuweisung der Wohnung einreicht. Wenn nicht möglich, dann ein Auszug aus der bisherigen Wohnung. Es ist auch sehr sinnvoll, mit der Polizei zu reden, dort die eigene Situation zu schildern und sich Rat zu holen. Mir hat es geholfen, denn als dann eine unschöne Situation auftrat, hat es nur wenige Minuten gedauert, bis die Polizei mit Blaulicht vor der Tür stand und ihn mitgenommen hat, eben weil sie bereits vorinformiert war.
Ja, da warst Du gut aufgestellt! Das trifft halt nicht auf alle Opfer zu. Auch gibt es ein großes "Stadt-Land-Gefälle". In den größeren Städten sind Hilfeangebote leicht zu finden und gut erreichbar, in ländlichen Gebieten ist es umso schwieriger. Voraussetzung ist natürlich, dass die Betroffenen in der Lage sind, Hilfeangebote zu eruieren und anzunehmen.

Viele Gewaltopfer sind wegen ihrer Gewalterfahrung nicht (mehr) fähig ihre vermeintliche Ausweglosigkeit zu überwinden. Das wiederum ist eine typische Folge von Gewalterfahrung. Dazu gibt es Forschung und Erklärungsmodelle, wie z.B. die Gewaltspirale nach Leonore Walker, hier wird das ganz gut erklärt:

https://www.praxisleitfaden-gewalt.de/index.php/gewalt-als-problem/haeusliche-gewalt

Häufig wissen die Opfer auch nicht, dass Ihnen Unterstützung zusteht, z.B. bei anwaltlicher Beratung, wie hier ganz gut erläutert wird:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/hilfe-und-vernetzung/hilfe-und-beratung-bei-gewalt-80640


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 22:54
Zitat von inextensoinextenso schrieb:Dein Ton und der Inhalt deines Textes sind unangemessen einer von häuslicher Gewalt Betroffenen gegenüber. Etwas mehr Empathie wäre angebracht. Wie wäre es für dich, wenn Du ...?
Ich? Ich habe das durch. Selbstmitleid ist nicht mein Ding.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 23:01
Zitat von AlikiAliki schrieb:Viele Gewaltopfer sind wegen ihrer Gewalterfahrung nicht (mehr) fähig ihre vermeintliche Ausweglosigkeit zu überwinden. Das wiederum ist eine typische Folge von Gewalterfahrung. Dazu gibt es Forschung und Erklärungsmodelle, wie z.B. die Gewaltspirale nach Leonore Walker, hier wird das ganz gut erklärt:
Ja, und was dann? Welche anderen Hilfsangebote sollen dann noch her?

Irgendwann ist der Staat mit seinen Angeboten auch am Ende. Mir ist das besonders bewusst geworden bei einem TV-Beitrag, eine sog. Doku, wo mal ein TV -Team geschlagene 24 Sunden, echt gewaltig, Sozialarbeiter begleitete. Da ging es um Obdachlose im Winter. Klar, sie drohten zu erfrieren. Andererseits waren sie auch nicht bereit, warme freie Plätze in Obdachlosenunterkünften anzunehmen, Angst vorm Beklautwerden, Angst vor sexueller Anmache, Angst vor diesem und jenem. Also blieben sie auf der Straße, und Heerscharen von Sozialarbeitern mussten ihnen jede Nacht hinterherrennen, um sie vorm Erfrieren doch noch zu retten, ZB durch mobile Wagen mit warmen Getränken, Decken etc.
Zitat von emzemz schrieb:Selbstmitleid ist nicht mein Ding.
Genau, irgendwann fängt Eigenverantwortung an, sofern man nicht zu was psychisch mit Krankheitswert in mehr der Lage ist.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

21.09.2023 um 23:25
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb am 14.09.2023:Nähert er sich, ich stelle mir vor, dass da dann rote Alarmzeichen aufblinken und ein Signal ertönt, wenn er 100 km Distanz zum Opfer unterschreitet. Dann gibt es Gefängnis und zwar ohne langen Prozess, denn die Fußfessel ist Beweis genug. Wie sonst soll ein Opfer vor einem Täter geschützt werden? So ein Täter geht dann sofort in U-Haft und innerhalb einer Woche wird der Beweis der Fußfessel geprüft und fertig.
Halte ich ehrlich gesagt nicht für umsetzbar und auch nicht für sonderlich sinnvoll - schließlich kann es ja auchmal durch einen Zufall bedingt passieren, dass Täter und Opfer diese "100 Kilometer - Zone", die Du Dir da vorstellst, unterschreiten.
Dann würde der Täter also auch in solch einem Fall sofort unmittelbar in den Knast gesteckt?!

Außerdem müsste das Opfer ja dann auch (nonstop) mit einer Art Fußfessel ausgestattet sein, sonst würde Dein Vorschlag / Idee ja überhaupt nicht funktionieren können, das wäre doch ein recht massiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Opfers.

Ich war selbst auch leider schon in der Opferrolle - auch wenn ich das Wort "Opfer" nicht sonderlich mag - und habe sowohl sehr engagierte Beamte und Beamtinnen erlebt als auch solche, die das Geschehene versuchten, herunter zu spielen, klein zu reden und es nicht sonderlich ernst genommen haben.
Bei häuslicher Gewalt wurde die Gewalt ausübende Person zwar zunächst mit auf die Wache genommen, stand circa 2 Stunden später (nach einer "Gefährderansprache" - glaube, so nennt es sich - durch die Polizei) aber wieder vor meiner Haustür und die Gewaltspirale ging weiter...
Endete in dieser Nacht dann schlussendlich damit, dass ich mit dem Rettungswagen in's Krankenhaus gebracht werden musste (was übrigens den Nachbarn zu verdanken war)...
Da hätte ich mir durchaus mehr Hilfe / Unterstützung gewünscht.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 00:25
@ThoFra
Es tut mir sehr leid, was Du da erlebt hast.
Zitat von ThoFraThoFra schrieb:dass Täter und Opfer diese "100 Kilometer - Zone", die Du Dir da vorstellst, unterschreiten.
Dann würde der Täter also auch in solch einem Fall sofort unmittelbar in den Knast gesteckt?!
Wahrscheinlich sind 100 Kilometer zu weit gefasst. Aber das Stadtviertel oder das Dorf des Opfers sollte für den Täter tabu sein. Ich bin dabei von Tätern ausgegangen, die in keiner Vorbeziehung zum Opfer standen.

Bei häuslicher Gewalt finde ich es schlimm, dass man wie selbstverständlich davon ausgeht, dass das Opfer sich entfernen muss vom Täter. In einem ersten Schritt ist das sicher notwendig. Aber wenn der Ex-Partner weiterhin gewalttätig gegen das Opfer vorgehen will, dann sollte er wegziehen müssen und nicht die Ex-Partnerin. Das sollte im Bereich des Denkbaren liegen. Warum soll das Opfer immer kuschen und ins Frauenhaus ziehen? Ist es nicht eine Demütigung für eine Frau und deren Kinder, öffentlich sagen zu müssen: "Ich wohne im Frauenhaus." Warum wagt es niemand, mal ein Täterhaus einzurichten, für Täter, die unverbesserlich erscheinen, aber nicht die Knastreife erlangt haben?! Dort könnten sie dann wie die Frauen im Frauenhaus Unterstützung für ihre persönlichen Anliegen erhalten.
Zitat von ThoFraThoFra schrieb:(nach einer "Gefährderansprache" - glaube, so nennt es sich - durch die Polizei) aber wieder vor meiner Haustür und die Gewaltspirale ging weiter...
Daran kann man erkennen, das die Gefährderansprache bei vielen Gefährdern wirkungslos ist. Hier muss der Gesetzgeber mal scharf nachdenken, ob es für gewisse Gefährder nicht bessere Mittel gibt , die statt einer Gefährderansprache angewendet werden könnten. Es ist sinnlos, alle Gewalttäter über einen Kamm zu scheren. Es gibt bestimmt ein paar wenige, die einsichtig werden durch eine Gefährderansprache. Der Rest backt sich ein Ei drauf, weshalb es zwecklos ist, solchen eine Ansprache angedeihen zu lassen.

Ich finde es schlimm, dass Opfer so einen geringen Status in der Gesellschaft haben. Das galt sogar bis 1973 noch für Unfallopfer. Erst ab 1973 gibt es die einheitliche Notrufnummer 110 und 112, für die die Björn-Steiger-Stiftung gekämpft hatte, soviel ich weiß.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 00:49
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Bei häuslicher Gewalt finde ich es schlimm, dass man wie selbstverständlich davon ausgeht, dass das Opfer sich entfernen muss vom Täter. In einem ersten Schritt ist das sicher notwendig. Aber wenn der Ex-Partner weiterhin gewalttätig gegen das Opfer vorgehen will, dann sollte er wegziehen müssen und nicht die Ex-Partnerin. Das sollte im Bereich des Denkbaren liegen. Warum soll das Opfer immer kuschen und ins Frauenhaus ziehen? Ist es nicht eine Demütigung für eine Frau und deren Kinder, öffentlich sagen zu müssen: "Ich wohne im Frauenhaus."
Da stimme ich Dir vollkommen zu, finde es auch sehr bedauerlich, dass es in unserer Gesellschaft offenbar als eine Art "Makel" angesehen wird, wenn eine Frau in einem Frauenhaus unterkommen musste, immerhin ist nicht die Frau diejenige, die dafür verantwortlich / daran "schuld" ist, sondern der Gewalt ausübende Täter!
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Hier muss der Gesetzgeber mal scharf nachdenken, ob es für gewisse Gefährder nicht bessere Mittel gibt , die statt einer Gefährderansprache angewendet werden könnten.
Später wurde er u a noch wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
Zu diesen Taten wäre es allerdings gar nicht erst gekommen, wenn man ihn nach der Gefährderansprache nicht einfach wieder gehen lassen hätte.

Was mir damals aufgefallen ist:
Für die Beamten, die vor Ort waren, war das Thema "häusliche Gewalt" wohl klischeehaft in einer bestimmten Gesellschafts-/Einkommens-/Bildungsschicht verortet.
Da wir allerdings so rein gar nicht diesen Klischees entsprachen, wurde die Situation eher heruntergespielt, nicht ernst genommen.
Vll war es einfach nur "Pech", dennoch hoffe ich, dass inzwischen (das Ganze liegt zum Glück schon viele Jahre zurück) hoffentlich allen Polizisten und Polizistinnen bewusst ist, dass häusliche Gewalt ein Thema ist, das alle Gesellschaftsschichten betrifft, vollkommen unabhängig von Bildung / Einkommen / Vermögen / Wohnverhältnissen etc. Pp


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 02:35
Zitat von AlikiAliki schrieb:Häufig wissen die Opfer auch nicht, dass Ihnen Unterstützung zusteht,
Manche Steuerzahler wissen auch nicht, was sie am Ende in ihrer Steuererklärung steuermindernd geltend machen können. Oder welche staatlichen Zuschüsse/Erleichterungen es für Hausbau/Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen/Förderung von lernbehinderten Kindern/Wohngeld/Bafög etc. gibt. Mag sein , dass manche auch nichts vom Weißen Ring wissen.

Aber nun dem Staat jede Verantwortung von mangelnder diesbezüglicher Wahrnehmung zuweisen zu wollen scheint mir nun doch übertrieben, zumal solche Wissensvermittlung über Handy und Suchmaschinen (hat gefühlt jeder hierzulande ab 6) nun wirluch nicht mehr Herrschaftswissen ist.

Mal so rum gefragt: Warum können die Leute recht gut per Netz herauskriegen, wo es die billigsten Matratzen, gewünschte Kleidung, Urlaubsreisen, neue Kühlschranke, etc pp. gibt, aber partout nicht, wie man sich vor Anmache des Ex schützt. Oder welcher Anwalt vor so was schützt. Nicht der Staat übrigens hat diesen Partner ausgesucht das war man schon selber. Ergo muss die Einbindung des Staates/dh immer des Steuerzahlers , um diesen persönlichen Irrtum bei der Partnerwahl zu korrigieren, auch maßvoll sein. Vielleicht ist es heutzutage weder erwünscht noch politisch korrekt, darauf hinzuweisen, dass jede(r) qua irgendwie vorauseilendem Gehorsam nicht immer nur Opfer ist, so bald man sich als solches bezeichnet, sondern dass die Gemengelage durchaus komplexer sein kann, wenn man genauer hinschaut.


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Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert

22.09.2023 um 07:19
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Warum wagt es niemand, mal ein Täterhaus einzurichten, für Täter, die unverbesserlich erscheinen, aber nicht die Knastreife erlangt haben?! Dort könnten sie dann wie die Frauen im Frauenhaus Unterstützung für ihre persönlichen Anliegen erhalten.
Und wer zwingt den Täter dann da rein zu gehen und dort zu bleiben? Dann könnte man ihn auch gleich in den Knast stecken.


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