Füchschen schrieb:Es kann nicht sein, dass die Opfer die ganze Beweislast alleine tragen müssen.
Die Beweislast in einem Strafverfahren trägt nicht das Opfer, sondern der Staat, vertreten durch den Staatsanwalt.
Füchschen schrieb:Bei Übertretungen beim Kontaktverbot, das der Richter einem Delinquenten auferlegt sind die Frauen in der Beweislast. Sie müssen der Polizei mitteilen:
- am Tag Y um Z Uhrzeit habe ich eine Nachricht bekommen vom Täter
- am Tag Y um Z Uhrzeit stand er vor meinem Fenster
- Am Supermarkt X stand er am Tag Y um Z Uhrzeit und starrte mich an.
usw.
Und wie stellst Du Dir das anders vor?!
Soll der Täter so eine Liste bei der Polizei abgeben müssen?
Oder soll jede Person (denn es es sind überings nicht nur Frauen, die ein gerichtliches Kontaktverbot erwirken!), die ein Kontaktverbot erwirkt hat 24/7 einen persönlichen Polizisten zur Seite gestellt bekommen, der protokolliert, wann das Kontaktverbot überschritten wurde? Wer soll denn so etwas bezahlen?
Abgesehen, dass es rein logistisch und finanziell gar nicht zu leisten wäre - wo sollen die ganzen Polizisten herkommen? Das sind bei 24/7-Überwachung 4,5 Vollzeitstellen pro überwachter Person, ohne Nacht- und Wochenendzuschläge, Kranken- und Urlaubszeiten gerechnet - denkst Du tatsächlich, dass die Opfer das überhaupt wollen würden? Es ist ja auch ein erheblicher Eingriff in die Privatsphäre, wenn ich rund um die Uhr von einem Polizisten. Das Gefühl, sich endlich wieder frei bewegen zu können, das sich ein Stalking-Opfer sicher wünscht, kommt dabei ganz sicher nicht auf!
Füchschen schrieb:Mit welchem Recht erdreistet sich solch ein Täter, das Kontaktverbot einmal oder mehrmals zu unterlaufen?
Mit welchem recht erdreistet sich ein bankräuber mit virgehaltener Pistole in eine Bank zu marschieren und Geld zu fordern? Oder ein Kunstdieb, in ein Museum zu latschen und dort mit einem Van Gogh wieder rauszuspazieren? Oder ein Schockanrufer eine alte Dame zu kontaktieren und zu behaupten man sei deren Enkel und in akuter Geldnot?
Es ist nun mal das Wesen von Straftaten, dass sich ein Straftäter zu etwas erdreistet, wozu er kein Recht hat.
Insofern erdreiste ich mich jetzt hier völlig zu Recht zu schreiben, dass das echt eine eher alberne Frage war!
Füchschen schrieb:Warum geht man überhaupt davon aus, dass so ein Verbot übertreten wird und legt dem Opfer dann auch noch die Beweislast auf? Es gibt Täter, die halten sich nicht an Verbote. Warum muss die Frau sich dann wieder die Bedrohungen gefallen lassen? Warum hat sie die ganze Arbeit, der Polizei Bescheid zu geben, immer wieder, bis das Bedrohungsszenario übermächtig wird?
Nochmal: die Beweislast liegt in einem Strafverfahren nicht beim Opfer, sondern beim Staat. Das Opfer ist in so einem Verfahren in der Regel Zeuge, manchmal auch Nebenkläger. Natürlich sind Ermittler und Staatsanwaltschaft auf die Mitarbeit des Opfers angewiesen.
Opfer zu sein bzw. zu werden ist nun mal ein scheiß-Schicksal. Aber das Leben ist eben nicht gerecht. Der eine wird Opfer einer Gewalttat, der andere erkrankt an einer schweren Krankheit und der nächste führt bis ins hohe Alter ein glückliches, sorgenfreies und gesundes Leben.
Es ist keine Schikane des Staates, dass ein Opfer zu der Tat eine Aussage machen muss und dass es sehr hilft, wenn das Opfer seine Aussage mit Beweisen (z.B. Videoaufnahmen, Tonaufnahmen, Tagebuchnotitzen, Protokollen) untermauern kann.
Aber wenn die Person A die Person B bedroht/schlägt/tritt etc. und keine weitere Person C dabei ist, dann muss für eine Verurteilung nachgewiesen werden, dass das so passiert ist..
Es kann doch nicht sein, dass es einfach so reicht, dass B angibt, von A geschlagen worden zu sein, damit A verurteilt wird, es sei denn, A kann das Gegenteil beweisen.
Das würde doch der Verleumdung Tür und Tor öffnen! Hast Du ein Idee, wie viele Personen dann zur Polizei laufen würden und dort behaupten würden, ich Ex-Partner, der verhasste Chef oder Kollege oder der unliebsame Nachbar hätte dieses oder jenes gemacht, nur damit sie ihm eins auswischen könnten?
Dann hoffe ich mal für Dich, dass Du zu all Deinen Nachbarn, Bekannten und Kollegen immer nett warst, sollte Deine "Vision" jemals auch nur ansatzweise umgesetzt werden...