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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

1.419 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Frau, Leiche ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

10.04.2024 um 23:37
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Viel Lärm um nichts.
Was sollen die haben?
Ich habe selten einen Fall verfolgt, bei dem mir die Verurteilung so wahrscheinlich erscheint, wie hier.
Muss ja nichts sein, was die beiden raushaut. Aber natürlich kann sich Sheqir noch einlassen und ein Motiv für Schahraban nennen. Oder die Verteidiger von Schahraban haben etwas, was für ein deutlicheres alleiniges Motiv für Sheqir spricht etc.

Sollte dem nicht so sein, dann glaube ich noch mehr, dass ein Motiv vllt nicht zu Tage tritt. Denn dann wird die Staatsanwaltschaft auch nichts mehr haben.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

10.04.2024 um 23:44
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Aber natürlich kann sich Sheqir noch einlassen und ein Motiv für Schahraban nennen
Ach das meinst du, dann war das ein Missverständnis.
Ja, ich denke da wird noch was kommen.
Vermutlich warten er und sein Verteidiger Team erstmal noch ab, was auf dem Tisch liegt. Und zum ‐aus ihrer Sicht- geeigneten Zeitpunkt kommt eine Einlassung.
Bin da sehr gespannt drauf.
Shekir ist mir ein Rätsel. Sein Motiv, dass er das Risiko einging, dass er überhaupt so eine schwere Gewalttat verübt hat, einfach alles....
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Oder die Verteidiger von Schahraban haben etwas, was für ein deutlicheres alleiniges Motiv für Sheqir spricht etc.
Davon gehe ich nicht aus.
Ich vermute schon, dass Sharaban die Anstifterin war. Auch wenn mir ihre Motive nicht klar sind.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

10.04.2024 um 23:57
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Ach das meinst du, dann war das ein Missverständnis.
Ja, ich denke da wird noch was kommen.
Vermutlich warten er und sein Verteidiger Team erstmal noch ab, was auf dem Tisch liegt. Und zum ‐aus ihrer Sicht- geeigneten Zeitpunkt kommt eine Einlassung.
Bin da sehr gespannt drauf.
Shekir ist mir ein Rätsel. Sein Motiv, dass er das Risiko einging, dass er überhaupt so eine schwere Gewalttat verübt hat, einfach alles....
Ja, es wurde ja nur über das Motiv gesprochen, dass es mindestens einer von beiden gewesen sein muss, das ist sicher.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Davon gehe ich nicht aus.
Ich vermute schon, dass Sharaban die Anstifterin war. Auch wenn mir ihre Motive nicht klar sind.
An sich nicht, aber man wusste auch lange nicht, dass es zwischen ihm und dem Opfer eine Verbindung gibt.

Gerade bei so einer Anstiftung ist ein Motiv aber sehr wichtig. Wenn man nämlich bei ihr gar keinen Grund nachweisen könnte und ihr keinen Auftrag nachweisen kann, ist es gar nicht so leicht. Ihn dürften wahrscheinlich seine Verletzungen schon überführen. Wegen was ist sie eigentlich genau angeklagt? Wegen Anstiftung oder wegen Mord? Wenn es so ist wie man annimmt, wird sie ja auch mitgewirkt haben. Und wenn es nur durch Ablenkung ist.

Mit ihrer Story hat sie sich aber meiner Meinung nach keinen Gefallen getan. Die Geschichte an sich klingt ja schon schräg. Dass man mit dem Mörder noch in die Wohnung geht, kann auch Zwang sein. Aber spätestens mit dem Chat mit Marcello geht doch die Version gar nicht mehr auf.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 07:21
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Wegen was ist sie eigentlich genau angeklagt? Wegen Anstiftung oder wegen Mord?
Nach der Beschreibung des Anklagevorwurfs in der Presse müsste es ja eigentlich gemeinschaftlich begangener Mord (in Mittäterschaft) sein (angeblich maßgebliches Interesse/Täterwillen, sie war zudem dabei und hat mit fahren des Fahrzeuges und anlocken des Opfers wesentliche Tatbeiträge geleistet, auch wenn vielleicht nur er die Tötung unmittelbar ausgeführt hat). Eine Anklage "nur" wegen Anstiftung erschiene mir da unlogisch. Habe aber die verlautete genaue juristische Einordnung gerade nicht parat, vielleicht kann wer was zitieren aus der Presse zum Prozess?


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 07:59
Ach jetzt hab ich es doch gefunden :
Anklage wegen des Verdachts des gemeinschaftlich begangenen Mordes und versuchter Anstiftung zu weiteren Morden
Quelle: https://www.donaukurier.de/themen/d/doppelgaengerinnen-mord

Also Mittäterschaft und nicht nur Anstiftung wegen des Mordes an Khadija.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 07:59
@abgelenkt
@fassbinder1925

Die Anklage lautet laut DK auf gemeinschaftlich begangenen Mord und versuchter Anstiftung zu weiteren Morden.
Nach mehr als einjähriger, akribischer Ermittlungsarbeit hat die Staatsanwaltschaft Ingolstadt im sogenannten Doppelgängerinnen-Mord jetzt am Landgericht Ingolstadt Anklage erhoben – wegen des Verdachts des gemeinschaftlich begangenen Mordes und versuchter Anstiftung zu weiteren Morden.
Quelle: https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/staatsanwaltschaft-erhebt-anklage-im-doppelgaengerinnenmord-14220608#google_vignette


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 08:58
@Carrie007
Danke für deine Ausführungen. Das Schlimme an dem Fall ist, dass es ein nachvollziehbares Motiv gar nicht zu geben scheint. Zumal die Angeklagte weitere Morde für die Zeit nach der Haft angekündigt hat. Das wirkt alles so willkürlich.
Wenn Furkan bei dem Mord mitgemischt haben sollte, dann hätten ihn die anderen beiden wohl längst verraten, um sich selbst zu entlasten, denke ich.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 17:03
Heute wurde die Verhandlung ja wegen der Ausladung des Zeugen, der die "Todesliste" dem JVA Personal verraten hat erst später begonnen. Als erstes wurde ein Mithäftling vernommen, der von einer Liste nichts wusste. Er wurde mit Handschellen und Fussfesseln reingeführt und versicherte, dass er nichts wusste und ihm Shekir eher als angehmer Mithäftling beschrieben, der seine Zelle sehr sauber und ordentlich hatte.
Dann kam ein Sicherheitsbeamter der JVA, der wohl von einem Beamten von einer möglichen Liste und anderen Delikten wie Handys, Drogen etc. von Mitinsassen erfuhr. Der Vetrteidiger von Shekir ging aber diesen Beamten an, weil er wohl kaum Protokoll über die Vernehmung führte und erst im dritten Schritt die Polizei informierte.
Die Zellendurchrsuchung durch die JVA Beamten brachte auch nichts, erst ein Polizist, der später aussagte, fand dann den Ordner, der einsam oben auf dem Schrank thronte, wo zwischen anderen karierten Blättern diese Adressliste und auch ein Notizbuch in einem Schuhkarton war. Der wurde aber auch angegangen,weil die Durchsuchung nicht im Beisein von Shekir und ohne Richter stattfand?

Die Adressen sind lauter Ingolstädter Anschriften, die der Angeklagte mit + und - gekennzeichnet hat, aber Rechtsanwalt Wittmann will jetzt erstmal eine Schriftprobe. Find ich persönlich ja lächerlich, wurde ja in seiner Zelle gefunden. In Gablingen, wo er sicher nicht viele INgolstädter zu dem Zeitpunkt sassen.
Dann kam noch ein Polizist aus MÜnchen, der sich zu den Fingerabdrucken äusserte. Es wurde wohl seine und die von dem "Verräter"auf dem Schriftstück gefunden. Fingerabdrücke auf Papier kann man im Gegensatz zu welchen auf glatten Abdrücken auch nicht einfach entfernen. Also er hatte das Blatt ganz sicher in der Hand.
Für mich ist ach das Motiv immer noch im Unklaren. ABer der Prozess wird jetzt bis Weihnachten verlängert, denke es müssen noch sehr viele Zeugen kommen.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 20:05
@Moni99081115
Danke Dir für Deinen Bericht!

Also, ob auf dieser Adressliste nun Fingerabdrücke von Sheqir drauf sind, ist doch eigentlich relativ egal. Wenn darauf Adressen seiner Bekannten und möglicher Zeugen notiert und mit einem + / - versehen wurden, kann das doch die Verteidigung auch vollkommen unverfänglich weg erklären, z.B.
+ = Zeugen, die positiv - also im Sinne von Sheqir -
aussagen
- = Zeugen, die sich negativ äußern könnten
oder
+ = Bekannte, die zu ihm halten bzw. denen er vertraut
- = Bekannte, die eher keinen Kontakt mehr wollen bzw. bei denen er sich nicht sicher ist
oder
...
Sein bester Freund Marcello war ja anscheinend auch mit einem + gekennzeichnet.

Der Zettel alleine macht ja nun noch keine Todesliste. Liegt diese Bezeichnung dann nur an der Aussage des Mithäftlings, der noch nicht vernommen werden konnte?
Zitat von Moni99081115Moni99081115 schrieb:Dann kam ein Sicherheitsbeamter der JVA, der wohl von einem Beamten von einer möglichen Liste und anderen Delikten wie Handys, Drogen etc. von Mitinsassen erfuhr. Der Vetrteidiger von Shekir ging aber diesen Beamten an, weil er wohl kaum Protokoll über die Vernehmung führte und erst im dritten Schritt die Polizei informierte.
Den Teil verstehe ich nicht ganz, vielleicht kannst Du das nochmal genauer erklären? Ein Beamter der JVA hat von einer möglichen Liste (Todesliste?) und von Handys (wessen Handys?) und Drogen (in der JVA?) erfahren (von wem? von dem Mithäftling, der heute noch nicht ausgesagt hat?) und hat das dann einem anderen Beamten erzählt (wieso hat er den Vorgang nicht selbst bearbeitet?) - stimmt das soweit?
Und welcher der beiden Beamten wurde dann angegangen? Und wessen Vernehmung wurde nicht ausreichend protokolliert? Die des noch zu hörenden Mithäftlings?
Zitat von Moni99081115Moni99081115 schrieb:ABer der Prozess wird jetzt bis Weihnachten verlängert, denke es müssen noch sehr viele Zeugen kommen.
Das überrascht mich jetzt, da der Prozess ja erst vor kurzem bis zum Sommer und dann nochmal bis in den Herbst hinein verlängert wurde. Und nun sogar noch bis Weihnachten...


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 20:09
Hallo zusammen,

ich war heut Vormittag auch am Gericht.
Moni beschrieb ja schon einiges.
Es ging um die sog. Todesliste.
Sie wurde auch gezeigt und war erkennungsdienstlich behandelt worden.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden dem Publikum aber vorenthalten.
Wie schon erwähnt, der Mitgefangene sagte aus er habe weder von der Liste gewusst noch sie gesehen noch habe Sheqir eine solche Liste je erwähnt.
Die beiden schienen auch jetzt noch freundlichen Augenkontakt zu haben.

Es waren 12 Namen und Adressen auf der Liste.
Die mit Pluszeichen sollten wohl "beseitigt" werden, die mit Minus zum schweigen gebracht.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 20:15
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Den Teil verstehe ich nicht ganz, vielleicht kannst Du das nochmal genauer erklären? Ein Beamter der JVA hat von einer möglichen Liste (Todesliste?) und von Handys (wessen Handys?) und Drogen (in der JVA?) erfahren (von wem? von dem Mithäftling, der heute noch nicht ausgesagt hat?) und hat das dann einem anderen Beamten erzählt (wieso hat er den Vorgang nicht selbst bearbeitet?) - stimmt das soweit?
Und welcher der beiden Beamten wurde dann angegangen? Und wessen Vernehmung wurde nicht ausreichend protokolliert? Die des noch zu hörenden Mithäftlings?
Wenn ich das beantworten darf:

Es ging bei der ganzen Vernehmung heute - so hatte ich den Eindruck - in erster Linie auch darum wie glaubwürdig dieser Zeuge der heute abgeladen wurde und der Sheqir mit dieser "Todesliste" belastet ist.
Darum kamen die ganzen Fragen der Verteidigung nach anderen Beschuldigungen die der gleiche Zeuge schon gemacht hat.
Also dass Mitgefangene angeblich Handys haben o.ä.
Es ging drum: wie glaubwürdig ist er mit seiner Aussage dass diese Todesliste von Sheqir gefertigt wurde.
Wer jetzt da Handys hatte oder nicht wurde nicht weiter erörtert.
Fazit des Vormittags dazu war:
teils stimmten seine Anschuldigungen, oft aber auch nicht.

Die Liste wurde gefunden, aber was es genau damit auf sich hatte wurde zumindest heute nicht klar.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 20:27
Nun der Dritte im Bunde :)
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Den Teil verstehe ich nicht ganz, vielleicht kannst Du das nochmal genauer erklären? Ein Beamter der JVA hat von einer möglichen Liste (Todesliste?) und von Handys (wessen Handys?) und Drogen (in der JVA?) erfahren (von wem? von dem Mithäftling, der heute noch nicht ausgesagt hat?) und hat das dann einem anderen Beamten erzählt (wieso hat er den Vorgang nicht selbst bearbeitet?) - stimmt das soweit?
Und welcher der beiden Beamten wurde dann angegangen? Und wessen Vernehmung wurde nicht ausreichend protokolliert? Die des noch zu hörenden Mithäftlings?
Da ging es darum, dass der Mithäftling ( nicht der von Heute, sondern der Andere) oft Leute wegen Drogen und Handys etc hingehangen hat. Handy und angesetzter Alk konnten wohl mal gefunden werden die Drogen waren meistens falsch.

Witmann hat sich sowohl wegen fehlender Protokollierung und zur einer Aussage lenken trotz Verweigerung aufgeregt. Also sowohl beim Ermittler als auch beim Sicherheitsmann. Auch dass die Regeln für eine Durchsuchung in der StPo nicht eingehalten wurden. Er ist für ein Verwertungsverbot.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Das überrascht mich jetzt, da der Prozess ja erst vor kurzem bis zum Sommer und dann nochmal bis in den Herbst hinein verlängert wurde. Und nun sogar noch bis Weihnachten...
Also für mich so angehört, dass der Richter mit August noch nicht aufgegeben hat, aber er reserviert schon bis Weihnachten.
Zitat von Schneewi77chenSchneewi77chen schrieb:Der Zettel alleine macht ja nun noch keine Todesliste. Liegt diese Bezeichnung dann nur an der Aussage des Mithäftlings, der noch nicht vernommen werden konnte?
Genau. Es wurden wohl 20 Fingerabdrücke von Sheqir auf dem Blatt gefunden und auch 4 vom Mithäftling. Wobei der Sachverständige nicht sagen kann, ob die vor der Beschriftung des Papiers gesetzt wurden oder danach.

Der Rest kommt auch noch in meinem Bericht. Aber ich hänge immer noch bei Mann und Schwager.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

11.04.2024 um 22:55
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Das ist ja insgesamt bei dem Fall das erschütternde, wie wenig es braucht, um einen Menschen zu töten.
V.a. wie wenig es offenbar braucht, um einen anderen Menschen zu einem Mord anzustiften. Frag 5 bis 10 Leute, einer wird schon ja sagen. Das finde ich echt unfassbar.

Und überhaupt, wie sehr so ein Mord als Problemlösungsstrategie bei dieser Frau offenbar Top of Mind war. Man fragt sich ja manchmal, was es braucht, um aus einem Menschen einen Mörder zu machen, wie sehr jemand provoziert werden muss, sich gedemütigt fühlt, wie ausweglos seine Situation sein muss etc. Aber bei dieser Frau braucht es ja offenbar nicht gar so viel, damit sie auf die Idee kommt, ihre Probleme mit einem Mord zu lösen.
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Witmann hat sich sowohl wegen fehlender Protokollierung und zur einer Aussage lenken trotz Verweigerung aufgeregt. Also sowohl beim Ermittler als auch beim Sicherheitsmann. Auch dass die Regeln für eine Durchsuchung in der StPo nicht eingehalten wurden. Er ist für ein Verwertungsverbot.
Ich dachte immer, dass Knastzellen jederzeit durchsucht werden dürfen und v.a. auch regelmäßig untersucht werden, einfach als Vorsichtsmaßnahme und Abschreckung. Das ist eben ein Teil einer Haftstrafe, dass man einen großen Teil seines Rechtes auf Privatsphäre verliert.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

12.04.2024 um 09:01
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich dachte immer, dass Knastzellen jederzeit durchsucht werden dürfen und v.a. auch regelmäßig untersucht werden, einfach als Vorsichtsmaßnahme und Abschreckung. Das ist eben ein Teil einer Haftstrafe, dass man einen großen Teil seines Rechtes auf Privatsphäre verliert.
Ich glaube das war die Kombination. Wenn die eine Routinekontrolle gemacht hätten oder die Sicherheitsleute rein wären, weil sie einen Tipp über eine dort liegende Waffe bekommen hätten, wäre es vllt was anderes gewesen.

Aber der Ermittler ist da mit einer Frau rein, die dort beschäftigt ist. Und Paragraf 105.2.besagt, dass bei Abwesenheit des Richters Gemeindebeamte dabei sein sollen, deshalb hat Wittman auch rhetorisch gefragt, ob sie eine ist. Weiter steht dort, dass das keine Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft sein dürfen und er ist der Meinung, dass die in ihrem Posten der Staatsanwaltschaft näher steht.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

15.04.2024 um 23:13
Bericht vom 21.03.2024

Schon beim Ankommen am Gericht, konnte man den Ex-Mann Rawan sehen, der beim Betreten des Gebäudes beständig von einem Kamerateam gefilmt wurde.

An diesem Tag, war als zusätzlicher Sitzungsvertreter für die Staatsanwaltschaft, der Gruppenleiter Metz anwesend. Als die Angeklagten, wie schon oft davor, mit deutlicher Verspätung reingebracht wurden, fragte er, was der Grund dafür ist. Als er erfuhr, dass um eine Raucherpause gebeten wurde fragte er energisch, ob man gedenkt, dagegen Maßnahmen zu ergreifen. Makepeace wehrte sich und verlangte, dass der Transport von der JVA früher starten soll.

Alexander Stevens machte das Gericht auf das begleitende Kamerateam aufmerksam und regte an, das nachgehakt wird, was es damit auf sich hat.

Nun wurde Rawan reingerufen. Der Vorsitzende fragt ihn, ob er von einem Filmteam begleitet wird. Rawan bejaht das, er will seine Geschichte mit der Angeklagten von Anfang bis Ende erzählen und arbeitet mit einer Augsburger Produktionsfirma zusammen, die einen fast identisch lautenden Namen wie einer der Verteidiger trägt, was das Publikum amüsiert.

Der Vorsitzende bittet ihn nun zu schildern, wie er die Angeklagte kennengelernt hat. Rawan berichtet, dass er Schahraban im Herbst 2015 kennengelernt hat und sie bald darauf ein Paar wurden. Einige Monate später trafen sie in der U-Bahn Station Untersbergstraße einen Bekannten der Familie von Schahraban. Als die Angeklagte ihn erblickte bat sie Rawan „Renn! Bitte Renn einfach weg!“ Der Zeuge erklärte aber, dass er nicht daran dachte, da er kein Mensch ist der wegläuft. Der Mann, Masud hieß er, kam auf Rawan zu und sagte „Du hast mit ihrer Ehre gespielt!“ Schahraban flehte ihren Freund weiter an die Situation zu verlassen, dem kam er nach. Jedoch verfolgte der Bekannte ihn und sie landeten auf einem Hausdach. Da zog Masud ein Messer und verlangte Rawans Handy. Dieser händigte es ihm aus, hatte aber Angst, da dort Fotos von ihm und der Angeklagten drauf sind, diese sind zwar nicht intim, aber persönlich. Auch waren dort seine Zeichnungen für die Meisterschule gespeichert.

Anschließend wurde er mit den Bildern erpresst. Er schaltete seine Familie ein und bekam es nach drei Monaten wieder ausgehändigt. Auch Rawans Eltern waren nicht begeistert mit einer Beziehung zu der Angeklagten. „Liebe führt zu Problemen. Haben sie immer gesagt.“, erinnert sich der Zeuge.

Rawan war in der Folgezeit auch nur noch selten in München, da seine Meisterschule in Weiden war. Dort hat er einen Kollegen kennenlernt, der ihm einen Job in einem Ingolstädter Salon in der Münchner Straße beschafft hat. Das kam dem Zeugen recht, da er das Gefühl hatte in München schon alles erreicht zu haben, auch wollte er sich nicht mehr mit Schahraban verstecken. Da ihm Ingolstadt auch gefallen hat, machte er sich auf Wohnungssuche. Diese gestaltete sich erst schwierig, Rawan denkt, es daran lag, dass er nicht bei Audi arbeitet. Jedoch bekam er den Zuschlag für eine Wohnung in der Geisenfelderstraße.

Davor wurde aber noch in Augsburg die Verlobungsfeuer gefeiert. „Es war sehr schön. Sie trug ein Kleid und ich einen schönen Anzug.“, berichtet Rawan. Auch die Eltern der beiden haben sich vertragen. "Was vergangen ist vergangen.“ Die Verlobten fuhren dann von Augsburg nach Ingolstadt und waren glücklich und befreit.

Der Zeuge trat seine Stelle an und Schahraban fing bei Michael Kors im Village an. Jedoch verlief die Bezahlung durch den Salon schleppend, der Zeuge musste oft auf sein Gehalt warten. Schahraban schlug ihm dann vor, was eigenes aufzumachen. Sie sahen dann ein Objekt in Pförring. Rawan war erst skeptisch "Das ist ein Dorf, da kann man doch keinen Salon aufmachen.“, jedoch schlugen sie dann zu. Ein Salon mit seinem Namen, war der lang gehegte Traum des Zeugen. Er schnitt Haare und Schahraban schminkte und kümmerte sich um die Buchhaltung.

„Hatten Sie das Geld damals für die Ablöse?“, fragt Richter Kliegl. Der Zeuge verneint, das Geld kam von Bruder Dilman und seinen Eltern. Da ein Großteil von seiner Familie selbstständig ist, wurde das gerne unterstützt.

Bereits drei Wochen nach der Verlobung kam es zum ersten Eklat. Nachdem Schahraban im Salon randaliert hat und Sachen auf dem Boden verteilt hat, verkündete ihr Rawan, dass er die Hochzeit abgesagt wird. Diese war für den Oktober im Martinssaal in Bobingen geplant. Sie entgegnete ihm, dass er sich das eh nicht traut. „Das wirst du schon sehen.“, erwiderte Rawan. Er rief dann Schahrabans Vater an und erklärte ihm, dass er seine Tochter nicht heiraten kann und der Vater seine Tochter abholen soll. Diese waren schockiert, aber das schüchterte den Zeugen nicht ein. Er wurde aber schwach als die Angeklagte weinend vor ihm kniete. Zwar wurde die Hochzeit tatsächlich abgesagt, er trennte sich aber nicht.


Das Gericht will nun wissen, wie sich die Beziehung in den Jahren 2020 und 2021 gestaltet hat. Rawan erklärt, dass das eine schwere Zeit war. Da Corona kam, geriet man in Verzug um Schulden zu begleichen, obwohl der Laden gut lief und beliebt war. Durch Zahlungen vom Staat konnte das aber abgefedert werden. Zu der Zeit wurde auch der Mercedes angeschafft, den der Zeuge als Grund für viele Probleme sieht. Die Angeklagte hat zu der Zeit den Führerschein bestanden und wollte, dass der Wagen auf sie angemeldet wird. Rawan war skeptisch, da er davor einen Opel fuhr und er eigentlich ein Angebot für eine C-Klasse hatte. Weil Schahraban aber der Meinung war, dass er darin wie ein Großvater aussieht, bestand sie auf den Coupe. Dieser wurde mit einer monatlichen Rate von 450€ finanziert. Von da an sei es ihr nur noch ums Image gegangen und sie wollte immer mit ihren zwei engen Freundinnen damit durch die Stadt fahren, konstatierte der Zeuge.

Die Beziehung ist weiterhin „toxisch“ verlaufen. Mal ging es zwei Wochen gut, dann wurde nur gestritten. Sie haben Urlaub an schönen Orten gemacht, was aber durch Streitereien verdorben wurde.

Rawan hat in der Zeit was von Schahraban erfahren, dass eigentlich sein Geheimnis bleiben sollte. Sie war schwanger. Der Zeuge war damit aber völlig überfordert und hatte Befürchtungen wegen dem Finanziellen und wollte nicht ungeplant Vater werden. Auch war er völlig überrascht, da er immer verhütet hat. Sie beschlossen es dann aber in einer Klinik beim Flughafen abzubrechen, dabei hat er aber keinen Druck ausgeübt. Sie mussten dafür aber viel behördliches erledigen, das Ultraschallbild wurde bis zum Schluss im Handschuhfach des Mercedes aufbewahrt.

Als Nächstes wollte Schahraban ein Lasergerat anschaffen. Rawan war dagegen, weil das Gerät 80.000 € kostet und er nicht davon ausging, dass die Leute in Pförring überhaupt wissen, was ein Laser ist. Er gab aber wieder nach und nahm eine Finanzierung auf und richtete seiner Verlobten einen kleinen Raum im Salon ein.

Der Richter will wissen, ob das Geschäft lief. Rawan antwortete, dass es nicht besonders gut ging, aber auch nicht schlecht. Teilweise hat sie mit einer Behandlung aber mehr umgesetzt, als er mit Haare schneiden.

Gegen Ende des Jahres, kam die Angeklagte auf die Idee mit der Coronatest-Station. Auch hier war Rawan skeptisch, weil sie so schon nicht hinterher kommt. Sie hat sich aber nicht beirren lassen. „Sie hat dann das türkische Ehepaar kennengelernt, sie sind mit ihr auf das Gesundheitsamt und haben ihr den Laptop besorgt, ich durfte aber nie zu ihnen mit. Da war es das nächste Schery-Business. Die Frau war die Hölle.“, sagt er.

In der Zeit fing Schahraban auch an über Nacht wegzubleiben und roch nach Anderen Männern. Auch hat sie ihm irgendwann die Wohnungsschlüssel abgenommen hat und er im Laden oder draußen schlafen musste. Er hat auch den Verdacht, dass Schahraban eine Affäre mit ihrem Schwager Shikri hatte.

Der Zeuge berichtet, dass er mit ihr im Sommer 2022 in einem türkischen Geschäft war. Als sie wieder zuhause waren, ging er unter die Dusche. Rawan kam danach raus und sie fingen wieder das Streiten an. Schahraban nahm ein Stück Seife und schlug es ihrem Freund gegen den Kopf, wobei sein Kopf dann in den Spiegel krachte. Rawan flüchtete sodann ins Bad und Schahraban lief ihm mit einem Messer hinterher. Der Zeuge sagte zur Angeklagten „Los stich zu! Bring es zu Ende!“ und hat sein letztes Gebet gemacht.

Rawan beschloss nun endgültig, dass er ein getrennter Mann ist. Er rief wieder beim Vater an, der sagte „Meine Tochter macht sowas nicht.“ Als er am nächsten Tag seinen Laden aufsperren wollte, war alles mitgenommen worden.

„Welche Rolle spielt jetzt eigentlich ihr Bruder Dilman in der Sache?“, fragt Kliegl. Rawan sagt, dass sich Dilman und Schahraban wieder vertragen hatten. Jahre Später gestand sie ihm, dass die Sache mit dem Elektroschocker passiert ist, weil sie Geld bei Dilman vermutet hat. „Ich habe für die Liebe meine Familie verraten. Ich wusste lange nicht wie die Tochter meines Bruders heißt.“, stellt der Zeuge verzweifelt fest.

Rawan erzählt, dass von ihm ein Schlichtungstreffen in Augsburg verlangt wurde. Der Zeuge willigte widerwillig ein, da er sich eigentlich auf deutsche Art trennen wollte. Er erinnerte sich an eine sehr gedrückte Stimmung und man muss vor 20 fremden Männern die Situation schildern. Diese verlangten von ihm, dass er sich nochmal mit Schahraban in einen Raum einsperren lässt.

Dort wollte Rawan nur eine Frage beantworten wissen, nämlich ob sie ihn betrogen hat. Der Richter will wissen, ob er eine Antwort bekommen hat. „Ein Nicken und ein Weinen, das sagt schon viel.“ Der Zeuge schickte eine Sprachnachricht an seine Schwiegerfamilie, dass ihre Tochter eine getrennte Frau ist und ging aus dem Raum. Dilman war bei dem Treffen nicht dabei und hätte auch keinen Einfluss darauf gehabt.

Ob Güter aufgeteilt werden musste nach Jesidischem Recht, wird gefragt. Rawan erzählt, dass er sich an Schahrabans heutigem Verteidiger Jamil Azem gewandt hat, er war der Einzige dem er noch vertraute. Er richtete ihm aus, dass die Angeklagte den Laser behalten kann und auch alles sonst was sie will. Er will nur vom Hals haben und beantragte über die Polizei eine einstweilige Verfügung.

Die Polizisten waren überrascht und sagten ihm süffisant, dass normalerweise südländische Frauen zu ihnen kommen um sich vor ihrem Mann zu schützen und jetzt ist es andersrum. Rawan sagte, dass es ihm deswegen auch sehr leid tut und er sich schämt.

Der Vorsitzende fragt, was er genau angezeigt hat und Rawan erzählt von verschiedenen Vorfällen.

Einmal wollte die Angeklagte ihn nötigen in das Auto zu steigen. Dabei sei sie wie eine verrückte über Feldwege gerast und hat versucht ihn zu überfahren. Er ist dann in seinen Laden geflüchtet,hatte einen Nervenzusammenbruch und schob einen Trauerfall vor um den Laden zu schließen. Er bekam auch Verfolgungsängste und rasierte sich Haare und Augenbrauen ab.

Ein Anderes Mal waren sie auf der Autobahn und Schahraban verspürte die Lust die Mutter des Zeugen zu beleidigen und forderte ihn auf sie anzurufen. Da Rawan dem nicht nachgekommen ist beschleunigte die Angeklagte stark. Er bekam nun Todesangst und bat seine Mutter es sich anzuhören. Auch Schläge mit der flachen Hand zeigte er an, diese sind auch nie wechselseitig gewesen, eine Frau zu schlagen ist gegen seinen Kodex.

Gegen die einstweilige Verfügung wurde auch verstoßen. So ist sie im Juli 2022 in seinem Laden aufgetaucht. Rawan rief die Polizei und ließ die Angeklagte fortschicken. Ein paar Minuten später ist sie dann wieder zum Laden.

Nun kommt das Gericht zu den Geschehnissen um den 16.8. und will wissen wie er von der Geschichte erfahren hat.

Er war gerade mit Freunden unterwegs, als ihn die Nachricht erreichte, dass seine Freundin ermordet aufgefunden worden ist. Der Zeuge bekam einen Schreianfall und wurde ohnmächtig. Es setzte auch ein epileptischer Anfall ein, der seinen Mund schäumen ließ, daraufhin kam er ins Krankenhaus. Als er Besuch bekam, erfuhr er von einem Facebookpost, der ihn als Mörder kennzeichnete und sein Gesicht zeigt. Ihm wurde gesagt, dass Schahrabans Familie seinen Kopf will und sein Heimatdorf im Irak von ihrem Dorf angegriffen werden sollte. Erst tauchte Rawan unter, aber entschied sich dann zur Polizei zu gehen. "Wenn es sich für was zu sterben lohnt, dann für die Wahrheit.“ Auf dem Revier erfuhr er, dass die Angeklagte lebt und verhaftet ist.

Der Beisitzer hält dem Zeugen nun Chats von Snapchat vor, wie er mit einer Frau Liebesbekundungen austauscht. Der Zeuge meint, dass ihm das gut getan hat, er aber schnell am Schreibstil gemerkt hat, dass Schahraban dahintersteckt.

Staatsanwältin Dirnberger fragt, ob er vor seiner Aussage bedroht wurde. Rawan geht mit den Augen die Zuschauerreihen ab. Dann sagt er, dass der Vater der Münchner Schwestern ihm gesagt hat, er soll die beiden raushalten, eine richtige Bedrohung ist das aber nicht gewesen.

Ob er von einem Ereignis am Tag nach der Verlobung berichten kann. Rawan sagt, dass er das immer „17 Stunden Ehe nennt.“ Er war gerade arbeiten als Schahraban ihn anrief und sie im Hintergrund eine Kundin reden hörte. Als er nach Hause gekommen ist, warf sie ihm vor ihn zu betrügen und warf die Verlobungsringe aus dem Fenster. Er machte das Gleiche. Später warf sie Gläser und Geschirr.

Staatsanwalt Metz will wissen, ob die Angeklagte Tabletten genommen hatte und er Angst vor ihr hatte. Rechtsanwalt Wittmann empört sich und fragt was der Quatsch soll, dass jeder hier ein Mikrofon benutzt, aber nicht der Staatsanwalt. „Versteht man mi ned, oder was?! “ ruft der Staatsanwalt. Wittmann verneint. „Guad. Wenn man mich ned versteht…“ und reißt energisch das Mikrofon zu sich. Rawan sagt, dass er zum Schluss schon Angst hatte.


Nun war Mittagspause. Vor dem Gebäude trafen weitere Familienmitglieder des Zeugen ein und mehrere Justizbeamte positionierten sich zum Schutz.

Nach der Pause fragte Nebenklagevertreterin Szerafy, warum seine Familie Bedenken über die Beziehung hatte. Rawan sagt, dass seine Familie Bedenken hatte, dass man mit ihrer nicht so gut über Probleme reden kann.

Szerafy sagt, dass sie jetzt zu einem Thema kommen muss, dass ihm vielleicht peinlich ist, sie versucht es aber so behutsam wie möglich zu machen. Ob er eine Erklärung dafür hat, dass die Verhütung schiefgegangen ist, obwohl er sich darum gekümmert hat. Die Angeklagte schaut entsetzt und schüttelt wütend den Kopf.Dr. Makepeace beanstandet die Frage, es genügt ein Blick in Wikipedia um zu wissen, dass es keine hundertprozentige Verhütungsmethode mehr gibt. Kliegl lässt die Frage zu. „Dann bin ich auf eine wissenschaftliche Erklärung gespannt.“, sagt der Anwalt süffisant. Rawan sagt, er hat keine wissenschaftliche Erklärung.

Wie die jesuitische Kultur zu Abtreibungen steht, fragt Szerafy. Rawan sagt, dass er sich mit niemandem abgestimmt hat und das mit sich ausgemacht hat.

Ob er eine Erklärung dafür hat, dass die beste Freundin der Angeklagten ihr Profilbild in das eines Mannes ändern sollte, wie sie aussagte. Er sagt, dass sie das schon mal gemacht hat und ihn damit testen wollte.

Sie hält ihm die Aussage des Yakup Ö. vor, der gesagt hat, dass die Angeklagte gesagt hat, ihr Mitbewohner Rawan ihr blaue Flecken zugefügt hat. Der Zeuge sagt er kennt den Herren nicht, aber er ist ihr gegenüber nie gewalttätig geworden. „Eine Frage, sie hat gesagt ich bin ein Mitbewohner?“, erkundigt sich der Zeuge. Szerafy nickt. „Oh ok.“, sagt Rawan und wirkt leicht überrascht.

Ob er die Bedrohungen gegen seine Familie konkretisieren kann? Er nimmt als Beispiel einen Onkel, der brav Döner verkauft und dann plötzlich in Gefahr ist. Er selbst wurde von Autos verfolgt. „Diese Großfamilien bedrohen Menschen.“

Nun wendet sich der Zeuge an Szerafy, er hätte auch an sie eine Frage. „Aber gerne.“, sagt diese. „Sie sind doch die Anwältin des Vaters des Opfers. Ich bedaure dass er heute nicht hier ist…“ Richter Kliegl rudert derweil wortlos und ungesehen mit den Armen. „…Ich würde ihm gerne in die Augen sehen und mich bei ihm entschuldigen und sagen wie Leid es mir tut.“ Der Richter sagt, dass Erklärungen als Zeuge eigentlich nicht vorgesehen sind.

Man muss sagen, dass Szerafy schon einen sehr guten Job als Nebenklage macht, habe ich das Gefühl. Sie ist sehr empathisch in der Befragung und auch besonnen im Umgang mit dem Umfeld der beiden Angeklagten. Nebenklagevertreter stechen zwar selten als Rachengel hervor, aber sie macht das schon locker. Vergisst aber hierbei ihre Aufgabe nicht.

Der Sachverständige Schiltz fragt, warum seine Familie schon vorher wusste, dass es schwierig ist mit der Familie der Angeklagten zu reden. Rawan sagt, dass die Jesiden nicht viele sind und man untereinander redet. Nicht dass die Familie schlecht ist, aber ihm wurde gesagt sie sind anders als seine Leute und es spielt Ehre eine große Rolle.

Ob es auch mal Momente gegeben hat, wo die Angeklagte sich untergeordnet hat und ihn spüren lassen hat, dass er der Mann im Haus ist. Der Zeuge sagt, dass sie meistens der Mann sein wollte aber er sich Gerichte wünschen durfte.

Weiter sagt Rawan, dass er glaubt, dass für sie die Scheidung schlimmer war. Für Jesiden ist es generell schlimm wenn man sich scheiden lässt, egal ob der Mann oder die Frau, weil Eltern dann Angst haben, dass der nächste Partner kein Jeside ist. Aber für Schahraban bedeutete die Ehe,dass jemand für sie sorgt und sie aus dem Kinderzimmer raus ist.

Dr. Makepeace will wissen, was er den Leuten beim Schlichtungstreffen erzählt hat, wie es gelaufen ist. Rawan erzählt, dass der Älteste hereinkam und deren Hände genommen hat und gesagt hat, jetzt ist alles gut. Aber Rawan sagte, dass es jetzt vorbei ist. Der Verteidiger hält vor, dass der Älteste ausgesagt hat, dass sie 100 Minuten in dem Raum waren und sich dann geküsst hätten. Rawan bestreitet, nur Schahraban sei ihm nachgelaufen und hätte geweint.

Ob der Zeuge auch mal auf die Angeklagte eifersüchtig war? Die Schwestern hätten ausgesagt, dass er sich an Barbesuchen gestört hat. „Nein, ich habe das immer unterstützt. Wieso sollte ich nicht ?“

Gab es auch mal Momente wo er aggressiv gegen Schery wurde? Rawan meint, der Anwalt muss das genauer konkretisieren. „Ich hätte jetzt gehofft es gibt keine.“, sagt Makepeace. Ist er generell schon mal gegen Frauen aggressiv geworden. Das verneint der Zeuge. Der Verteidiger hält ihm eine Sprachnachricht vor. Rawan schildert in der Nachricht, dass er Klamotten zum Altkleidercontainer getragen hat. Dort ist er auf eine „50-Jährige türkische Fotze“ getroffen. Mit der geriet er in Streit. Diese drohte mit ihrem Sohn der Polizist ist. Da sagte er, dass er den auch noch fertig machen würde. Auch ist er ohnehin auf der Flucht. „Worum geht es da?“, fragt Rawan. „Es geht um eine 50-Jährige Fotze.“, antwortet Makepeace. „Ich kann mich nicht erinnern.“

Alexander Stevens fragt Rawan, ob er Geld von der Produktionsfirma bekommt. Der Zeuge bejaht. „Dann habe ich keine weiteren Fragen.“, sagt Stevens schmunzelnd.

Verteidiger Bals fragte, warum er den Eindruck hat die Angeklagte ist psychisch krank. „Da rede ich seit heute Morgen darüber. Ich bräuchte dafür drei Sitzungen.

Dann wird Rawan entlassen.



Nun tritt Bruder Dilman in den Zeugenstand.

„Sie kennend die Angeklagte?“, fragt Kliegl. „Schon ein paar Mal gesehen.“, sagt der Zeuge.

Wann war das erste Mal? Der Zeuge sagt, dass er erstmal seine Jacke ausziehen muss, wenn er wirklich die ganze Geschichte erzählen soll.

Dilman erzählt, dass er sich im Juni 2017 allein in seiner Wohnung war. Seine Frau und Kinder waren schon außer Haus. Da klingelte es. Durch den Türspalt sah er eine Frau, die arabisch auf ihn wirkte. Er hatte schon gehört, dass Rawan eine Freundin hat und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass sie das ist. Sie wirkte so klein und zierlich, deshalb hatte er keinen Argwohn ihr gegenüber. Er bat sie rein für Kaffee und Kekse.

Schahraban fing sofort an sich über Rawan zu beklagen. Er würde Drogen nehmen und klauen. Mal sagt er, dass er sie liebe, dann sagt er wieder dass er das nicht tut. Außerdem will er sich umbringen.

Das kam dem Zeugen komisch vor, da er seinen Bruder als stark kennt und er sich nicht umbringen würde. Der Zeuge fühlte sich durch die Erzählungen unter Druck, er hatte das Gefühl, dass sie wollte, dass er seinen Bruder hasst.

Er riet der Angeklagten dann, dass sie seinen Bruder lassen soll, wenn er so schlimm ist und sie dann einen besseren Mann finden kann. Schahraban sagte aber, dass sie das nicht kann, weil sie ihn liebt. Er wird für Rawan einen Drogentest verlangen.

Nun verlangte sie nach einem Glas Wasser. Dilman wollte dem Wunsch nachkommen und drehte sich um. „Sie legte mir dann eine Pistole auf den Hinterkopf.“ Der Zeuge sah nur noch Feuer und hörte die Angeklagte schreien. „Jaaaaa!“, imitierte der Zeuge kreischend. „Es war wie in einem Horrorfilm.“, ergänzt er. Dann blieb Dilman für 15 Minuten bewusstlos liegen. Als er erwachte, dachte er an seine Frau und an die Kinder, er schleppte sich dann zu Tür. Durch den Spion sah er wieder die Angeklagte. Er schaltete die Aufnahmefunktion am Handy ein und fragte sie, warum sie das gemacht hat. „Ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe. Bitte erzähle es niemanden!“, flehte die Angeklagte hysterisch weinend. Er schwörte darauf. Als sie weg war, zog er sich an und informierte Dilman seine Eltern und die Polizei. Nach seiner Anzeige rief der Vater von Schahraban bei ihm an und fragte „Was ist mit dir und meiner Tochter?“ Er hat beschimpft und gedroht. „Die kennen nur Druck.“ sagt Dilman.

Es war ja wohl ein Elektroschocker und keine Pistole, sagt der Richter. Ob der Zeuge äußerlich verletzt war? Nein das war er wohl nicht.

Was der Sinn dieser Aktion war will der Richter wissen. „Sie sind der Richter. Sie stellen Gerechtigkeit auf die Welt. Fragen Sie sie.“ Das Publikum und Sheqir lachen herzhaft.

Dilman sagt, dass er seine Mutter vor der Famiie gewarnt hat. Er hat gehört, dass die Familie nur Erpressung und Gewalt kennen. Von einem Mitglied des „Clans“ ist ihm mal in der U-Bahn der Finger gebrochen worden, damit kämpft er noch heute. Rawan hat er aber nicht darauf angesprochen, da er sich nicht einmischen wollte. Er war auch bei der Hochzeit aus Solidarität mit seinem Bruder war aber nicht besonders ausgelassen. Auch wollte er sie wegen dem Vorfall nicht gleich verdammen, weil man als junger Mensch mal einen Fehler macht.

Die Einstellung änderte sich aber als die Angeklagte ein Foto von dem Handy seiner Schwester geklaut hat.

Der Richter hält ihm vor, dass laut ihm 4 Jahre kein Kontakt mit Schahraban zustande kam. „Es waren eher 4 Monate. Man sagt bei uns automatisch Jahre wenn etwas länger dauert. Er ist auch nicht beim Schlichtungstreffen gewesen und wollte damit nichts zu tun haben. Der Vorsitzende des jesidischen Zentralkomitees wollte beim Zeugen mit der Angeklagten vorbeikommen. Dilman drohte aber mit der Polizei sollte sie vor der Tür stehen.

Bei den Treffen in der jesidischen Gemeinde wurde oft über den Zeugen gesprochen. Die Anderen sagten man soll nicht über ihn reden solange er nicht da ist. Schahrabans Onkel soll gesagt haben, es gibt für ihn einen Plan man braucht nicht über ihn reden. „Jeder wusste es war ein Mordplan. Ich wusste irgendjemand stirbt. Wenn nicht ich dann meine Tochter. Schahraban macht was sie sagt.“

Das Gericht will nun wissen, wie er von der Toten Frau im Auto erfahren habe. Der Zeuge schildert, dass er mit der Familie in Paris war um sich eine Auszeit von der Angeklagten zu nehmen. Sein Schwager habe ihm dann von dem Vorfall erzählt. Er hätte die ganze Nacht geweint, gebetet und sich gefragt, warum sie so einen Druck hatte.

Von einer Schwangerschaft wusste der Zeuge nichts, er hat erst früher davon erfahren.

Staatsanwältin Dirnberger fragt den Zeugen, ob er jemals auf Rawan bezüglich der Beziehung eingewirkt hat. „Nie, Nie, Nie!“, war die Antwort.

NKV Szerafy fragt was es genau mit der Familie auf sich hat. Der Zeuge hat davon gehört, dass sie auch in der Heimat Probleme mit Gewalt haben. Aber nicht so schlimme Sachen wie Tötungen.

Ob er mitentscheidet wer in der Familie heiratet? Das entscheidet jeder für sich selbst. Ihn könnte auch nichts von seiner Frau trennen.

Dr. Schlitz fragte nochmal nach dem Motiv für die Sache mit dem Elektroschocker. „Ich weiß das nicht. Wen soll ich fragen, meine Mama oder meinen Papa?“

Schlitz fragt, die Angeklagte hätte nach der Tat geweint? „Ich wusste das war kein echtes Weinen. Das Erste als sie kam war echt. Das Zweite nicht.“

Makepeace fragt, ob er die Familie schon vor dem Besuch kannte. Dilman sagte, er kannte die Eltern nicht. Nur den erweiterten Clan.

Ob er eine bestimmte Anwaltskanzlei kennt und dort Akteneinsicht beantragt hat. Das verneint der Zeuge. „Dann hoffe ich, dass sie nichts bezahlt haben, sagt der Anwalt.

Dann wird auch der Schwager entlassen.

Makepeace regt an nochmal die Zeugen Marcello und Bünyamin zu hören. Da sie berichten sollen, wann sie von Sheqirs „Todesliste“ erfahren haben.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

16.04.2024 um 00:39
Zitat von fassbinder1925fassbinder1925 schrieb:Ob er eine bestimmte Anwaltskanzlei kennt und dort Akteneinsicht beantragt hat. Das verneint der Zeuge. „Dann hoffe ich, dass sie nichts bezahlt haben, sagt der Anwalt.
Versteh ich gar nicht
Welche Kanzlei, in welchem Zusammenhang steht die zu dem gesamten Verfahren? Und zu welcher Angelegenheit sollte er Aktrneinsicht beantragt haben?
Und wieso bezahlt, wenn er verneint dort Akteneinsicht beantragt zu haben?
Für mich klingt das alles so kryptisch


Vielen Dank übrigens für diesen mal wieder sehr ausführlichen und spannenden Bericht.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

16.04.2024 um 09:27
Danke an @fassbinder1925 für den ausführlichen Bericht.

Der mich allerdings ziemlich sprachlos zurück lässt. Ich finde das ganze einfach nur unerträglich. Es ist alles so voller Gewalt und Hinterhältigkeiten. Diese Geschichten mit der Bedrohung des Ex-Mannes auf dem Dach, dem Überfall des Schwagers mit dem Elektroschocker oder der Raserei mit dem Auto....

Ich denke, man muss da schon was abziehen, ich glaube beiden Zeugen nicht alles, weil sie allzusehr bedacht sind, sich selbst als friedfertige, züchtige und gesetzestreue Ehemänner darzustellen. Aber auch dann bleibt noch genug übrig, dass es mir kalt den Rücken runterläuft.
S.s Eltern scheinen ja auch ordentlich mit Drohungen mitgemacht zu haben. Das scheint in diesen Kreisen wohl das Mittel zur Konfliktlösung zu sein.

Ich bin wirklich auf das psychiatrisch-psychologische Gutachten zu S. gespannt!


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

16.04.2024 um 17:46
Bericht vom 11.04.2024

Nachdem die Anwesenheit aller Beteiligten festgestellt wurde, führte man den ersten Zeugen rein.

Jimmy I. kam in Handschellen, da er momentan im Rahmen des Paragraf 64 StGB eine Therapie in einem Bezirkskrankenhaus im Allgäu macht. Der Enddreißiger ist eher von kleinerer Gestalt und hat einen langen roten Ziegenbart.

„Sie kennen den Angeklagten Sheqir?“, beginnt Richter Kliegl. Der Zeuge bejaht, er kennt in aus seiner Zeit in der JVA Gablingen, der Zeuge war dort als Hausarbeiter tätig.

Ob er mit Sheqir befreundet war? „Mei, was heißt befreundet. Ich habe kein Problem mit ihm gehabt.“, sagt Jimmy I.

Der Zeuge hat über den „Knastfunk“ ziemlich schnell erfahren, warum Sheqir inhaftiert ist. Deshalb hat er anfangs den Kontakt mit ihm gemieden, was er ihm Anfangs auch erklärt hat. Er beschloss dann aber, dass es ihm nicht zusteht über Andere zu richten. Ab und zu hat man sich auch gegenseitig in den Zellen besucht, in Gablingen gebe es aber nicht besonders viel Aufschluss.

„Nun geht es ja um eine Zeugenliste. Können Sie dazu was sagen?“, fragt Kliegl. Der Zeuge verneint. Gar nichts. Er hat sie auch nie gesehen.

Ob er mal was für den Angeklagten rausgeschmuggelt hat? Auch das verneint er, der Zeuge konnte ja gar nicht raus. Der Vorsitzende hält ihm vor, dass der Häftling Ivan C. gesagt hat, dass er für den Angeklagten die Liste schmuggeln sollte, danach ist er zu Jimmy I. „Definitiv nicht!“, so der Zeuge.

War er mal dabei, als Sheqir seine Akten gesichtet hat? Der Zeuge weiß, dass Sheqir öfter mal Akten gelesen hat, dabei ist dieser aber immer weggeschlossen worden. In Gablingen meldet man sich wenn man seine Akten sehen will, dann wird ein Computerwagen in den Aufenthaltsraum gefahren und die Anderen werden rausgeschickt, berichtet der Zeuge.

Nun wird die Liste gezeigt. Es stehen viele Leute aus dem Ingolstädter Freundeskreis drauf. Darunter Marcello und Alfred T. Teils mit Nummern oder mit Wohnanschriften. Jeder Name ist entweder mit einem + oder einem - versehen.

„Kennen Sie die Liste?“, wird der Zeuge gefragt. -„Nie gesehen.“ Auch hat er sie nie bei Ivan C. gesehen.

Der Beisitzer fragt, was Sheqir für ein Typ gewesen ist. „Er war oft auf dem Gang präsent. War sehr respektvoll zu uns und hat mich nie beleidigt. Man konnte mit ihm Spaß haben. Er hatte so seinen Käse im Kopf wie wir alle um mit der Haft zurechtzukommen.“

Kann er auch Ivan C. beschreiben? Retrospektiv war dieser ein „Schwätzer“. Er hat einen Unfall erfunden, wo Frau und Kind ums Leben gekommen sein sollen und hat erzählt, dass er zig Millionen auf dem Konto hatte, war aber nicht in der Lage für 50€ in der JVA einzukaufen. „Da denkt man sich seinen Teil.“, sagt der Zeuge.

Staatsanwalt Metz fragt, ob der Angeklagte im Gefängnis einen Spitznamen hatte. Er wurde „Tschetsch“ genannt.

Hat er jemals den Haftbefehl von K. gesehen? Das wird verneint. Der Staatsanwalt hält dem Zeugen vor, dass berichtet wurde er sei dabei gewesen, als in der Zelle des Zeugen der Haftbefehl von einem Dritten laut vorgelesen wurde. Der Zeuge sagt, dass da was war, er aber trotzdem nicht mehr sagen kann, was drinstand.

Die Sachverständige Felicitas Fiedler sagt, sie würde besonders der „Käse im Kopf“ bei Sheqir interessieren. Hat dieser mal von Stimmen im Kopf oder Aliens berichtet? -„Um Gottes wollen doch nicht das. Man hat halt mal einen blöden Spruch gemacht, wenn jemand auf dem Gang rumgesprungen ist und sich zum Larry gemacht hat.“ Ob Sheqir Drogen nimmt. Der Zeuge weiß, dass dieser kifft. Er weiß aber nicht wie stark und ob andere Sachen. Entzügig hat er ihn nie gesehen.

Rechtsanwalt Wittmann, sagt zum Zeugen, dass er mit ihm in die Tiefen der Augsburger JVA gehen will. Ob Ivan C. hauptsächlich über sich oder Andere geschwätzt hat? - „Hauptsächlich über sich.“

Hat Ivan C. den Eindruck gemacht, ob es ihm dort besonders gut gefällt, oder ob er schnell raus will. Jimmy sagte, dass man bei ihm den Eindruck hatte, als würde er sowieso jeden Moment freigelassen werden, so wie der geredet hat.

Weiß der Zeuge von V-Männern in Gablingen? Dieser lacht. Das Gerücht ging ständig rum, dass Leute sich dort an jemanden mit einem bestimmten Delikt dranhängen, er kann dazu aber nichts sagen.

Wittmann fragt, ob Jimmy I. was zu dem Zustand der Zelle seines Mandanten sagen kann. Dieser sagt, dass diese immer super gepflegt war und nie schlecht gerochen hat, das haben auch die Beanten hervorgehoben. Kollege Bals schaut während der Schilderung lächelnd zu Sheqirs Angehörigen im Publikum.

Und ob er nochmal etwas zur Persönlichkeit sagen kann? Jimmy wiederholt, dass Sheqir immer freundlich und respektvoll war. Seinen Standpunkt aber auch immer klar vertreten hat. Wem das nicht passte, sollte sich verpissen.

Nachdem der Zeuge entlassen wird, ballte er aufmunternd die Fäuste in Richtung Sheqir.

Nach der Aussage regt Wittmann an, dass ermittelt wird, wer sich von Januar bis August letzten Jahres mit seinem Mandanten auf einer Ebene befunden hat und ob dieser Angaben gegenüber ihnen machte. Gegebenenfalls auch was Ivan C. so gesagt hat.

Der Staatsanwalt hält das nicht für sinnvoll. Sheqir könne ja seinen Verteidigern verraten, gegenüber wem er Angaben gemacht hat, dann kann man die vielleicht ermitteln. Ansonsten ist das eine Sache von Datenschutz und Persönlichkeitsrecht. Es geht nicht jeden was an, wer dort gesessen ist. Das Gericht wird sich darüber beraten.

Der nächste Zeuge ist ein Beamter der JVA.

Dieser erzählt, dass er Sheqir nicht persönlich kennt. Ivan C. ist aber auf ihn und seinen Kollegen zugekommen und berichtete, dass er mit Sheqir Aktenstudium betrieben hat. Dabei hat dieser die Tat eingeräumt, Ivan hat Bilder der Leiche gesehen und eine Liste mit Namen vom Zeugen, die verletzt oder getötet werden sollen.

Fand er den Zeugen glaubwürdig? Auf dem ersten Blick hat es der Zeuge schon so empfunden. Ivan hat sich nicht nur auf die Aussagen von Sheqir beschränkt sondern Sachen von A-Z in der Haftanstalt verraten, was ihm unmittelbar nichts nützt. Und auf den Zweiten Blick? „Herr C. hat viel über Andere erzählt, der Großteil war falsch.“ Ivan C. berichtete, dass die Liste sichtbar bei Sheqir in der Zelle angebracht ist, sie konnte aber erst nicht aufgefunden werden.

Wie war der Vorgang wenn jemand seine Akten angeschaut hat, konnte Andere mitlesen? „Eigentlich sollte es nicht so sein.“, so der Zeuge.

Der Beisitzer hätte gerne Beispiele von Angaben des Ivan, die sich als richtig oder falsch rausgestellt haben. Es wurde auf seinen Hinweis ein Handy gefunden und angesetzter Alkohol. Infos über Drogen waren aber negativ. Große Erkenntnisse hat er für die JVA nicht gebracht. Unter den Anderen Insassen gilt er als Zinker.



Der Staatsanwalt will wissen, was + und - auf der Liste bedeuten. Nach Kenntnis des Zeugen bedeutet + „soll zum Schweigen gebracht werden“ und - „muss verschwinden.“

Wittmann fragt den Zeugen, warum die Aussagen des Ivan C. nicht protokolliert wurden. Der Zeuge sagt, dass das nachher mit der Polizei angefertigt wurde, erstmal wusste man ja noch nicht alles und man sah keine Gefährdung für die Sicherheit und Ordnung der Haftanstalt. Wittmann hält es kaum auf dem Stuhl. „Ihnen wird von einer Anstiftung zum Mord berichtet und sie schalten nicht die Polizei ein?!“ Der Staatsanwalt will sich einschalten. „Ja ich weiß, dass das jetzt unangenehm ist für die Staatsanwaltschaft wenn die Justiz dadurch schlecht dasteht.“ -„Die Justiz steht immer schlecht da.“, sagt der Sitzungsvertreter. „Hören Sie auf dazwischen zu Reden. Das gehört sich nicht. Und überlassen sie dem Vorsitzenden die Verhandlungsführung!“, springt Kollege Bals zur Seite. Der Staatsanwalt entgegnet, dass er die Aufgabe erfüllt, die er sich selbst zugewiesen hat. „Wir beruhigen uns jetzt alle mal.“, schlägt der Vorsitzende vor.

Wittmann fragt weiter. Können Sie genau sagen wofür + und - stand?- „Nein.“

Der Anwalt hält dem Zeugen vor er hat in der Vernehmung auch was über die Aussage von Conte bezüglich der Rolle seines Mandanten in der Haft gesagt. „Vor ihm hat jeder Angst. Er sagt wo es lang geht.“, stimmt das? Der Zeuge bejaht.

Ob der Zeuge was über den „ominösen Suizid“ des Simon W. in Haft sagen kann, mit dem Sheqir und Ivan was zu tun haben sollen. Der Zeuge sagt, dass er sich dunkel erinnern kann.

Bals fragt ihn, ob er noch weiß, was er in seiner Vernehmung bezüglich des Ivan gesagt hat. Der Zeuge schüttelt den Kopf. „Dazu kann ich nichts sagen.“ Hält Bals vor.

Der Zeuge wird entlassen und wirkt relativ angefasst.

Nun ist Mittagspause. Staatsanwalt Metz verlässt die Sitzung und seine Kollegin Dirnberger übernimmt für den Nachmittag. Dem Flurfunk kann man entnehmen, dass Teile des Publikums ihre Sitzungsvertretung als zu lasch empfinden. Ich kann die Meinung nachvollziehen, aber ich finde die Arbeit nicht schlecht. Gerade im Vergleich zum Gruppenleiter kann man die Art schon als ziemlich soft bezeichnen, aber ist nicht so, dass nichts entgegengesetzt wird. Auch die Aufmerksamkeit und die Aktenkenntnis sind sehr gut. Inwieweit die jetzigen Sitzungsvertreter überhaupt in die Ermittlungen, die tatsächlich oft kein gutes Bild hinterlassen, kann ich nicht sagen. Am Besten fände ich, wenn sie an diesem Tag einer am Vormittag und der Andere am Nachmittag kommt, das ist dann eine gute Balance. Wird aber nicht der Fall sein, sondern am Programm gelegen haben.

Auf dem Zeugenstuhl sitzt jetzt ein Ermittler der Kripo Ingolstadt. Auch die Eltern von Schahraban sind als Zuhörer erschienen und die Angeklagte lächelt ihnen manchmal zu.

Der Ermittler schildert, dass er den Auftrag hatte nach Gablingen zu fahren und die Zelle zu durchsuchen. Er wendete sich erst an die Verwaltung und mit einer dort tätigen Frau suchte er Sheqir auf. Er klärte ihn über den Durchsuchungsbefehl auf und er wurde nach draußen gebracht. Ein Ordner bekam die Aufmerksamkeit der Durchsucher. In einer Klarsichtfolie fanden sie die Liste.

Sie konfrontierten Sheqir damit. Dieser reagierte humorvoll und hielt die Vorwürfe für Schmarrn. Die Daten gehören zu Freunden von ihm und diese will er nach seiner Haftentlassung kontaktieren. Es wurde dann eine Geführderansprache mit ihm durchgeführt.

Der Beisitzer fragt nach Briefen oder Briefmarken in dem Zusammenhang. Da hat der Zeuge nichts gesehen.

Bilder an der Wand? Selbstgemachte Zeichnungen hingen am Schrank.

Dr. Makepeace fragt, ob er gesagt hat, dass alle auf der Liste Freunde von ihm sind. Der Ermittler bestätigt das, Sheqir hat aber nicht gesagt, warum er sich bei ihnen melden will.

Nun ist wieder Wittmann dran. „Warum haben Sie kein Protokoll gefertigt?“ Der Ermittler sagt, dass er ja gleich gesagt hat, dass keine Angaben zur Sache gemacht werden. Warum der Zeuge dann trotzdem weitergefragt hat? Wenn sein Mandant sagt, es werden keine Angaben gemacht, dann ist doch „Ende im Gelände.“

Nun bewegt die Staatsanwältin ihren Finger in Richtung Mikrofon. „Schluss, Frau Staatsanwältin !!“, brüllt Wittmann. Der muss seinen Führerschein noch nicht abgeben. Wittmann sagt, dass die Staatsanwaltschaft in diesem Verfahren lieber ganz kleine Brötchen backen sollte. Und spricht von „eklatantem Dilettantismus“ der hier offengelegt wird. Der Kollege am Morgen ist ihm schon genug auf die Nerven gegangen und wenn das nicht aufhört, wird der Ton irgendwann ungemütlich. "Ich glaube nicht, dass das sein muss.“, sagt die Anklägerin.

Ist die Frau W. eigentlich Gemeindebeamtin? Der Zeuge schüttelt den Kopf.

Nun wird er entlassen.

Wittmann erklärt dazu. Der Paragraph 105 wurde missachtet, die Äußerungen und Materialien unterliegen einem Verwertungsverbot. Wenn das zur Gewohnheit wird, können wir einpacken.

Auch die Eltern von Schahraban nehmen an der Sitzung als Zuhörer Teil. Die Angeklagte schenkt ihnen ein Lächeln zwischendurch.


Als Letzte des Tages kamen noch ein Ermittler aus Ingolstadt und ein Sachverständiger vom LKA Bayern, sie waren für die daktyloskopischen Spuren zuständig.

Der vom LKA wurde von der KPI Ingolstadt im August beauftragt die Listen zu bearbeiten und darauf Spuren auszuwerten.

Er hat 20 von Sheqir gefunden und 4 von Ivan C. Bei Ivan teilweise vom Zeigefinger auf der Vorderseite und in der Mitte des Blattes.

Wie alt die Spuren sind kann man nicht sagen, da sie im geschützten Raum Jahrzehnte halten. Auch ein drüberwischen mit der flachen Hand, ändert daran nichts. Auch nicht, ob die Spuren vor oder nach Beschriftung gesetzt wurden.


Zum Ende der Sitzung hat Wittmann noch ein Ersuchen an den Vorsitzenden. Er möge bitte dafür sorgen, dass die Staatsanwaltschaft sein Fragerecht nicht stört. Das ging bisher, also muss es auch mit neuem Sitzungsvertreter gehen.

Makepeace regt ein Graphologisches Gutachten bezüglich Sheqir an. Wittmann meint, dass er da ja nicht viele Vergleichsproben haben wird. Makepeace sagt „Ihre Vollmacht zum Beispiel. Das ist auch der Grund warum manche das nicht unterschreiben.“

Der Vorsitzende verkündet, dass er vorsorglich noch Termine bis Weihnachten reserviert hat.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

16.04.2024 um 17:49
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Versteh ich gar nicht
Welche Kanzlei, in welchem Zusammenhang steht die zu dem gesamten Verfahren? Und zu welcher Angelegenheit sollte er Aktrneinsicht beantragt haben?
Und wieso bezahlt, wenn er verneint dort Akteneinsicht beantragt zu haben?
Für mich klingt das alles so kryptisch
Das kann man ohne Akteneinsicht auch nicht komplett verstehen. Ich glaube dass der Zeuge bei der Kanzlei für die Sache damals Akteneinsicht vllt beantragt hat und die Verteidiger haben das in den Akten.

Möglicherweise soll vllt die Glaubwürdigkeit überprüft werden. Eine große Rolle für dieses Verfahren wird sie wahrscheinlich nicht spielen.


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Mord an Khadidja O. (23) - der "Doppelgängerinnen-Mord" von Ingolstadt

16.04.2024 um 18:18
@fassbinder1925
Vielen Dank - ich les jetzt schon eine Weile mit, aber eher als stille Beobachterin… aber ich muss echt sagen, die Berichte sind unglaublich detailliert und super geschrieben! Vielen, vielen Dank für die Zeit & Mühe!!!

Ich hätte noch eine Frage - ich bin aus Ingolstadt und würde gern mal einen Tag zur Verhandlung! Wieviel früher sollte man deiner Meinung nach denn da sein damit man noch einen Platz bekommt?
Ich bin auf dem Weg zur Arbeit mal vorbei gefahren, da war um 8 Uhr schon eine übelst lange Schlange…. War allerdings Anfang des Prozesses, hat sich das mittlerweile gelegt?


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