1cast schrieb:Bei Till deutet ja auch erstmal alles auf ein freiwilliges verschwinden hin.
Ja, aber er war zum Verschwindezeitpunkt minderjährig, und noch Jahre von der Volljährigkeit entfernt. Man geht bei Minderjährigen, unabhängig von deren eigener Sichtweise hinsichtlich des Verschwindens, immer davon aus, dass etwas nicht stimmt.
Die Rechte der Selbstbestimmung sind bei uns für junge Menschen lange Zeit relativ gering und wenig abgestuft, und mit Eintritt der Volljährigkeit darf man theoretisch schlagartig alles. Mit 14 ist man religionsmündig, mit 16 darf man teils kommunal wählen, selbst Tabakwaren darf man heute mWn erst mit 18 kaufen. Berufliche Ausbildungen werden heute idR auch nicht mehr mit 14 Jahren angetreten. Eher auch erst mit 18, weil oft erst der mittlere Abschluss nachgeholt wird, um die Zeit zu überbrücken.
Es ist heute mMn tendenziell eine Verspätung von Verantwortlichkeit junger Menschen im Gang. Ob sie der Lebensrealität junger Leute entspricht, ist eine andere Frage. Beim verantwortlichen Part für diese Lebensphase herrscht ja oft Zeitmangel oder teils auch begrenztes Interesse. Oder die Gleichaltrigengruppe gibt den Ton an.
Dennoch muss der Staat genau hinschauen, wenn Kinder und Jugendliche aus ihrem Lebensbereich verschwinden. Bei Erwachsenen steht ja in manchen Fällen das Selbstbestimmungsrecht des Verschwundenen an erster Stelle; glücklicherweise scheint in vielen Fällen heute schneller etwas unternommen zu werden, wenn Art und Umstände des Verschwindens den Angehörigen nicht plausibel oder nachvollziehbar erscheinen.
Bei Minderjährigen ist immer und sofort volle Aufmerksamkeit angesagt.