Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

741 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, Bayern, 2017 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 14:44
Ich denke, dass man bei Till einfach sehen muss, dass er sich um die Zeit seines Verschwindens herum offenbar in einem Zustand großer seelischer Not befunden hat, für die das exzessive Videospielen nicht Ursache, sondern eher ein Symptom war.

Und offenbar suchte er nach einem Menschen, der ihm ein gewisses Verständnis entgegen brachte, vielleicht auch seine Interessen teilte, und der als etwas Älterer als Projektionsfläche für seine eigenen Wünsche taugte.

Till war der Jüngste in der Geschwisterreihe, und möglicherweise waren seine Eltern bereits einfach schon zu alt für ihn in dem Sinne, dass sie sich schon nicht mehr in die spezifischen Gegebenheiten seiner Altersgeneration hineindenken konnten oder wollten.

Vielleicht glaubten die Eltern, ein weiteres Kind sei quasi ein Selbstläufer - heute ändern sich aber die Umstände des Jugendlebens zum Teil innerhalb weniger Jahre grundlegend, so dass Eltern mit den Ansprüchen und Bedürfnissen eines Nachkömmlings teils überfordert sind.

Im übrigen landen jugendliche "Trebegänger" oft im Umfeld großstädtischer Bahnhöfe, wo sie sich schnell den Ansprüchen und Bedürfnissen wenig wohlmeinender und wenig selbstloser Männer ausgesetzt sehen. Ich hoffe, dass man die infrage kommenden Umgebungen damals genau untersucht hat.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 15:40
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Ich denke, dass man bei Till einfach sehen muss, dass er sich um die Zeit seines Verschwindens herum offenbar in einem Zustand großer seelischer Not befunden hat, für die das exzessive Videospielen nicht Ursache, sondern eher ein Symptom war.
So schätze ich die Situation auch ein. In Ausnahmesitiationen handelt der Mensch auch nicht selten anders, wie es viele erwarten würden.
Abgesehen davon, dass Till sich nie wieder gemeldet hat & auch seine Playstationaccount nicht mehr verwendete gibt es für einen Mord eigentlich keinerlei Motiv.

Ich bin dem Spielfreund gegebenüber nicht arg positiv gegenüber eingestimmt, aber hätte er vorgehabt Till etwas anzutun wäre die Gelegenheit da gewesen. Zudem gab es ja später nochmal ein Lebenszeichen von ihm, wo er ja erneut bekundet hat nicht nach Hause zu wollen (zu "können").

Angenommen ein junger Mensch, in solch einer Ausnahmesituation, landet überraschend auf der Straße: Ich könnte mir gut vorstellen, dass es nicht lange dauert ehe andere junge Menschen in ähnlicher Situation Kontakt mit ihm knüpfen.
Ich kenne einige Städte in denen es unter den Obdachlosen und "Straßenleuten" viele junge Gesichter gibt. Das Alter so einer Person einzuschätzen ist nicht immer ganz einfach. Aber es sind eigentlich immer Gruppen von jungen Leuten, die sich zusammengetan haben. Ich denke nicht dass die sich alle schon vorher kannten und beschlossen haben sich zusammen durchzuschlagen. Ich denke die haben sich hauptsächlich erst zusammengeschlossen, als sie bereits auf der Straße waren.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass er da auf einmal den Anschluss gefunden hat den er eigentlich woanders gesucht hat. Zumal es für ihn ggf. damals keine andere Option gab (also keine die er wollte).

Die Playstation ist auf der Straße nicht sehr hilfreich, aber man hätte sie zu Geld machen können oder sie hätte geklaut werden können.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich denke mal sie haben seinen Account geprüft - ob er mal online war - das kann man dann orten, wo der eingeloggt war (Geräteunabhängig). Das Sie überprüft haben ob exakt diese Playstation online gegangen ist (Szenario: Geklaut, Zurückgesetzt, neuer Account meldet sich mit der Playstation an), glaube ich nicht - das ist nämlich deutlich komplizierter. Zumal solch Straßenware auch gern mal im Ausland landet und dann ist es nochmal was anderes hinsichtlich Überwachung.

Angenommen es war so, könnte er sich optisch ziemlich schnell sehr verändert haben (Abgenommen, müde, etc.) - so dass er selbst für Leute die die Fahndung mitbekommen haben, nicht als der Till zu erkennen war.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 15:48
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich denke mal sie haben seinen Account geprüft - ob er mal online war - das kann man dann orten, wo der eingeloggt war (Geräteunabhängig). Das Sie überprüft haben ob exakt diese Playstation online gegangen ist (Szenario: Geklaut, Zurückgesetzt, neuer Account meldet sich mit der Playstation an), glaube ich nicht - das ist nämlich deutlich komplizierter. Zumal solch Straßenware auch gern mal im Ausland landet und dann ist es nochmal was anderes hinsichtlich Überwachung.
Ich würde auch denken, dass man das überprüft hat. Selbst wenn das Ding geklaut worden wäre, hätte das ja zumindest einen Anhaltspunkt geliefert, wo er sich zuletzt aufgehalten hat. Und wenn es verkauft wurde ebenso.
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Ich kenne einige Städte in denen es unter den Obdachlosen und "Straßenleuten" viele junge Gesichter gibt. Das Alter so einer Person einzuschätzen ist nicht immer ganz einfach. Aber es sind eigentlich immer Gruppen von jungen Leuten, die sich zusammengetan haben. Ich denke nicht dass die sich alle schon vorher kannten und beschlossen haben sich zusammen durchzuschlagen. Ich denke die haben sich hauptsächlich erst zusammengeschlossen, als sie bereits auf der Straße waren.
Das ist natürlich möglich, aber es muss nicht zwangsläufig dazu führen, dass man ihn nie gefunden hat. Im Gegenteil: Gerade in Berlin gibt es ja durchaus diverse Anlaufstellen für solche Jugendliche und auch entsprechende Streetworker usw. Sicher nicht in dem Umfang, wie man das wünschen würde, aber sich so einer Gruppe anzuschließen bedeutet noch nicht, dass man gleich von jeglichem Radar verschwunden ist. Zumal er ja zum Zeitpunkt seines Verschwindens erst 13 war, das ist noch mal was anderes als 17. Und so ein Streetworker (nur mal als Beispiel) kann vielleicht schon auch erkennen, ob jemand es gewohnt ist, in einem solchen Umfeld zu leben oder ob er noch "neu" ist.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 15:55
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Zumal er ja zum Zeitpunkt seines Verschwindens erst 13 war
Er war 15 Jahre

Quelle: https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/Fahndungen/Personen/Vermisste/Ramming/Sachverhalt.html?nn=26874#detailinformationen118226
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Im Gegenteil: Gerade in Berlin gibt es ja durchaus diverse Anlaufstellen für solche Jugendliche und auch entsprechende Streetworker
In Kleinstädten ist das eher weniger der Fall + die jungen Leute von der Straße wissen sicherlich recht genau wem sie vertrauen können und wie man Kontrollen umgeht. Denke nicht dass er da der einzige ist, der nicht "gefunden" werden will bzw. nicht zurück nach Hause gebracht werden möchte.

Und ins Ausland, Holland war ja immer mal wieder im Gespräch, geht es auch ohne Ausweis und Kontrolle recht einfach. Dort in einer kleineren Stadt würde ihn sicherlich keiner erkennen.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 15:59
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Dort in einer kleineren Stadt würde ihn sicherlich keiner erkennen.
Man muss ihn ja nicht gleich erkennen, es reicht ja schon, wenn man ihm "auf die Pelle rückt" und ihn fragt, wo er herkommt, was er macht, ob er Hilfe braucht usw. Das erschwert das Untertauchen.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 16:19
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das erschwert das Untertauchen.
Da kann er ja irgendwas erzählt haben..
Da man ihn bisher nicht gefunden hat, aber auch keine Leiche - also hat das eventuell funktioniert & er blieb bis heute unerkannt.

Für einen jungen Menschen ggf eine Möglichkeit in ein anderes Leben zu tauchen. Ich würde meinen falsche Namen sind auf der Straße sehr "normal". Eventuell hat er sich, wenn dann, anderen Leuten auf der Straße anvertraut. Aber vielleicht hat er auch einfach entschieden nicht darüber zu sprechen wo er her kommt.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 16:27
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Muss nicht sein, wenn sie dies aus seiner Sicht nicht waren oder sein neuer Plan nicht so gut aufing.
Angenommen er ist Obdachlos & schlägt sich so durch, eventuell will er gar nicht dass seine Eltern ihn so sehen. Zum einen weil es sicher nicht das ist, was er sich selbst wünschte oder vorstellte. Ich würde mal annehmen, dass wenn man sich so viele Jahre durchschlagen "muss" auf der Straße, dass es da dann ggf. auch um Alkohol und Drogen geht.
Sich bei seinen Eltern zu melden wäre jeden Fall besser als obdachlos zu sein und auf der Straße zu schlafen wenn er überhaupt noch lebt.
Seine Eltern wollten ja nur das er weniger an der playstation ist und mehr lernt für die schule.
Wenn man obdachlos ist sollte da früher oder später Einsicht kommen das seine Eltern nicht so Unrecht hatten. Sich melden und einen Entzug machen.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 16:41
Zitat von DerDoctor11DerDoctor11 schrieb:Sich bei seinen Eltern zu melden wäre jeden Fall besser als obdachlos zu sein und auf der Straße zu schlafen wenn er überhaupt noch lebt.
Seine Eltern wollten ja nur das er weniger an der playstation ist und mehr lernt für die schule.
Wenn man obdachlos ist sollte da früher oder später Einsicht kommen das seine Eltern nicht so Unrecht hatten. Sich melden und einen Entzug machen.
Da sind wir leider wieder bei diesem Unterton "So schlimm kann es nicht gewesen sein".

Der Bub ist 2x von zuhause weg
Der Bub hatte scheinbar bis auf einem fremden Mann aus dem Internet keinerlei Bezugsperson, an welche er sich hätte wenden können
Der Bub war beim Jugendamt vorstellig und hat klar und deutlich gesagt, er geht nicht wieder nach Hause

Nur weil ein Mensch keine sichtbaren Wunden hat, heißt das nicht dass es so schlimm nicht gewesen sein.
Eventuell war der Junge depressiv, physisch instabil. Das wird sich bei dem Szenario "Er schlägt sich auf der Straße durch" nicht besser geworden sein.

Ich greife damit nicht die Eltern an, dass was ihm da so zu schaffen gemacht hat kann auch durch andere ausgelöst worden sein - zum Beispiel in der Schule. Dort gab es ja bekanntermaßen viele Probleme. Vielleicht wurden diese Probleme nicht ernst genommen und "ein ich will nicht zurück nach Hause" ging gar nicht direkt an die Eltern sondern eher weil er sich sicher war, dass Sie ihm nicht helfen können/werden bei seinem eigentlichen Problem.

Dieser Unterton, dass es so schlimm nicht gewesen sein kann ist für mich ehrlich ein Problem.
Denn genau diese Denkweise ist im Grunde die Basis für solch Katastrophen.

Der Bub saß nicht die ganze Zeit vor der Playstation weil er süchtig nach dem Spiel war.
Intensive Flucht in eine online Welt hat nichts mehr mit Spielvergnügen zu tun - es ist einzig und alleine eine Flucht vor Problemen.
Mit Drogen ist es nicht viel anders. Die Kids nehmen die Drogen nicht immer nur um cool zu sein. Auch hier ist es nichts anderes als ein Fluchtverhalten.

Existiver Konsum, egal von was, ist immer ein Sympton - ein Alarmsignal.
Wenn Eltern (ganz allgemein) dann die ganze Zeit nur, wie eine Schaltplatte, dass Kind nerven mit "spiel nicht so viel", "Mach endlich die Kiste aus" wird das alles nur noch schlimmer - denn sie stören diese Flucht. Die Kinder erleben diese Flucht als etwas positives, oft ist das einzige was Sie noch als positiv empfinden. Es entstehen weitere Konflikte und ein Hamsterrad dreht sich und dreht sich.
Irgendwann kocht so ein Faß über. Entweder weil die Streitigkeiten überhand nehmen oder die ggf. eigentlichen Probleme sich zuspitzen (hier ggf. die Schule?)

Till war 15 Jahre alt als er verschwunden ist, da sollten normaler Weise so langsam Mädchen interessant werden. Das erste mal verliebt. Blödsinn mit den Freunden anstellen, der Schulabschluss steht ggf an, die ersten Partys.

Das hat es dort aber scheinbar für Till nicht gegeben. Das kann ein Kind belasten, sogar sehr. Vielleicht war auch mit seinem Aussehen nicht zufrieden - das ist nicht unüblich in dem Alter. Vielleicht trafen ihn die Worte seiner Mitschüler mehr, als er seinen Eltern sagte.
Ein junger Mensch voller Konflikte und noch zu wenig Lebenserfahrung um sie selbst zu lösen.

Und dann kommen Erwachsene um die Ecke und reduzieren es auf "Spiel nicht soviel an deiner Playsi"

Das Kind verschwindet, keiner weiß wo es ist - oder kennt seine Seite der Geschichte aber dennoch kommt immer wieder "So schlimm war es nicht".

Es gibt junge Menschen die sich wegen genau solcher Probleme das Leben nehmen. Jedes Jahr aufs neue.

Aber "so übel war es ja nicht"...


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 16:53
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Für einen jungen Menschen ggf eine Möglichkeit in ein anderes Leben zu tauchen. Ich würde meinen falsche Namen sind auf der Straße sehr "normal". Eventuell hat er sich, wenn dann, anderen Leuten auf der Straße anvertraut.
Ja, aber das jetzt bitte nicht romantisieren und als einfach ansehen. Das Leben auf der Straße ist keineswegs angenehm und lustig. Und wenn ich mir anschaue, dass ja anscheinend außer Feuerwehr und PS alles doof war, Schule sowieso aber Ausbildung auch nicht doll - dann glaube ich kaum, dass er, nachdem die einzigen Dinge die ihm Spaß gemacht haben, weg waren, die große Freiheit dauerhaft so doll fand.

Daher wage ich die Prognose: Wenn er gekonnt hätte, wäre er schon früher oder später wieder aufgetaucht. Vielleicht nicht direkt bei den Eltern, aber irgendwo wo man regelmäßig was zu essen und einen Schlafplatz hat. Und spätestens mit dem 18. Geburtstag wäre das dann die Chance gewesen, sich wieder zu "legalisieren" und dann ein besseres Leben zu führen, und zwar definitiv ohne Eltern.
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Da sind wir leider wieder bei diesem Unterton "So schlimm kann es nicht gewesen sein".
Darum geht es gar nicht. Es ist aber doch zumindest bekannt, dass er ja offensichtlich alle möglichen Alternativen, die ihm offen gestanden haben, abgelehnt hat. Er wollte nicht in die Schule, Ausbildung war aber auch doof (obwohl das immerhin die Möglichkeit geboten hätte, später bei der Feuerwehr zu arbeiten), zu den Eltern wollte er nicht, in eine Jugendwohngruppe (oder was genau man ihm angeboten hatte) aber auch nicht.

Ja, was denn nun? Offensichtlich wusste er zwar, was er alles nicht wollte, aber außer dem unrealistischen Plan "ich bleibe bei meinem Bekannten und wir zocken den ganzen Tag" gab es ja (immer nach dem, was wir wissen!) keine Alternative die er hätte benennen können wie es denn weitergehen sollte nach seiner Meinung. (Und auch hier wieder betone ich, dass das KEIN Vorwurf ist!).

Und deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass er die Energie aufgebracht hätte, sich dauerhaft auf der Straße durchzuschlagen oder gar dies bis heute tut.


2x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 17:08
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ja, aber das jetzt bitte nicht romantisieren und als einfach ansehen. Das Leben auf der Straße ist keineswegs angenehm und lustig. Und wenn ich mir anschaue, dass ja anscheinend außer Feuerwehr und PS alles doof war, Schule sowieso aber Ausbildung auch nicht doll - dann glaube ich kaum, dass er, nachdem die einzigen Dinge die ihm Spaß gemacht haben, weg waren, die große Freiheit dauerhaft so doll fand.
Nein, romantisieren wollte ich das nicht. Da habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Angenehm ist das ganz sicher nicht. Und einmal abgerutscht ist es vielleicht gar nicht so einfach da wieder heraus zukommen. Angenommen das er auf der Straße zwar Anschluss fand, aber auch allerhand anderes (Drogen, Alkohol, etc.)
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Darum geht es gar nicht. Es ist aber doch zumindest bekannt, dass er ja offensichtlich alle möglichen Alternativen, die ihm offen gestanden haben, abgelehnt hat
Er war 15 Jahre alt und die Zeitspanne von [irgendwas ist passiert dass er endgültig da weg wollte] und das Jugendamt bietet ihm eine Wohngruppe an ist nur sehr wenig Zeit verstrichen. Zumal er nicht direkt in die Wohngruppe kam sondern ja erstmal wieder zurück sollte um dort bei einer Pflegefamilie zu übernachten.

Wir alle schauen auf diese Sache mit 20,30,.. Jahren Lebenserfahrung. Der Bub war 15 und phsysisch nicht stabil.

Wenn er innere Konflikte, phsysische Probleme und ggf. Depressionen hatte dann ist es völlig normal dass er nichts wollte (Schule, Ausbildung, etc.). Wie ich bereits schrieb: Wenn das Szenario eingetreten ist, wird es die Straße nicht besser gemacht haben - ganz im Gegenteil.

Und wenn es so leicht wäre (ggf. drogenabhängig) von der Straße wieder herunterzukommen, dann würden es sehr viele Menschen tun. Ist es aber nicht.

Mögliche Szenarien:

- Er schlägt sich seit Jahren auf der Straße durch (DE oder sogar im Ausland) und kann oder will nicht "auftauchen"
- Er lebt unter dem Radar in DE oder im Ausland ein halbwegs normales Leben
- Er befindet sich unfreiwillig an einem Ort
- Er ist an einer nicht natürlichen Ursache verstorben und eine Person hat ihn an einem unbekannten Ort begraben


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 18:08
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ja, was denn nun? Offensichtlich wusste er zwar, was er alles nicht wollte, aber außer dem unrealistischen Plan "ich bleibe bei meinem Bekannten und wir zocken den ganzen Tag" gab es ja (immer nach dem, was wir wissen!) keine Alternative die er hätte benennen können wie es denn weitergehen sollte nach seiner Meinung.
Sehe ich auch so. Und es ist eben normal das Eltern wollen das ihre Kinder nicht wollen das ihre kinder bis in Aller Ewigkeit von Hartz 4 leben. Er wollte ja ursprünglich feuerwehrmann werden dann muss man dafür auch einigermaßen gute Noten haben und eben eine Ausbildung machen.
Nur zuhause rumsitzen und Playstation spielen ist eben nicht die Lösung.
Das hätte ihm das Jugendamt früher oder später auch klar gemacht.
Er hatte einfach die Rebellen Phase gehabt wo man gegen alles ist was die Eltern wollten. Und diese endet irgendwann ja bekanntlich. Somit wäre ich überzeugt das er früher oder später wieder aufgetaucht wäre.


melden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 18:30
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Er war 15 Jahre alt und die Zeitspanne von [irgendwas ist passiert dass er endgültig da weg wollte] und das Jugendamt bietet ihm eine Wohngruppe an ist nur sehr wenig Zeit verstrichen. Zumal er nicht direkt in die Wohngruppe kam sondern ja erstmal wieder zurück sollte um dort bei einer Pflegefamilie zu übernachten.
Ja, aber wenn Du davon ausgehst, also dass innerhalb kurzer Zeit sich seine Stimmung ändert, dann wird sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit eben auch wieder geändert haben, wenn er erstmal bemerkt hat "ach Du Scheiße, auf der Straße gibt mir ja keiner was zu essen, ich muss im Freien übernachten und ständig auf der Hut sein, dass mir keiner auf die Nase haut, ihh, nee, das will ich jetzt aber auch nicht mehr".

Der war nicht der Typ, der mit so einer trotzigen "jetzt erst Recht"-Haltung auf der Straße lebt und sich tough durchschlägt um es allen zu beweisen, dass er auch ohne seine Eltern, die Schule und eine mögliche Arbeit, durchkommt.

Und wahrscheinlich wäre er sogar auch bei seinem Bekannten nicht dauerhaft geblieben, wenn der ihn gelassen hätte. Spätestens mit "Du könntest mir aber auch mal im Haushalt helfen, wenn Du schon den ganzen Tag zu Hause bist" wäre ihm auch das wieder zu viel geworden.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 18:37
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:wäre ihm auch das wieder zu viel geworden.
Solche Aussagen finde ich nicht fair.
Niemand hier kennt Till
Keiner von uns kennt seine Ansichten dazu

Und dennoch wird so getan als wäre er ein fauler, zickiger Bub gewesen der nur "weinte", weil Mama und Papa ihm das Playsi spielen zeitlich einschränken wollten.

Keine Ahnung was euch zu dieser Schlussfolgerung bringt.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Der war nicht der Typ
Erklär gern mal, wie Du auf diese Schlussfolgerung gekommen bist


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 18:51
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Solche Aussagen finde ich nicht fair.
Niemand hier kennt Till
Keiner von uns kennt seine Ansichten dazu
Ich habe mehrfach betont, dass ich das NUR und ausschließlich aufgrund dessen sage, was wir wissen. Und das impliziert natürlich, dass es auch ganz anders gewesen sein kann.

Aber wenn ich mir auf dieser Basis anschaue, wie er sich verhalten hat und wie das alles gelaufen ist, dann ist das nicht unfair, sondern eine realistische Einschätzung aufgrund der vorliegenden Informationen. Habe ich auch ausführlich begründet.

Und genauso wenig wissen wir, ob er das arme Opfer der herzlosen und grausamen Eltern und/oder der kalten Leistungsgesellschaft war.
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Erklär gern mal, wie Du auf diese Schlussfolgerung gekommen bist
Ganz einfach, wie ich bereits geschrieben habe: Alles war doof, aber alle möglichen Alternativen waren auch doof. Schule ist doof, aber Arbeiten auch. Die Eltern sind doof, aber die Jugendwohngruppe auch. Das war das generelle Problem: Alles was irgendwie eine Alternative gewesen wäre war auch doof.

Und da kann mir niemand erzählen, dass jemand dessen einziger Plan daraus besteht, bei einem Fremden auf dem Sofa zu sitzen und PS zu zocken, sich dann auf der Straße durchschlägt wo man halt Hungern muss und gelegentlich verprügelt wird. Wenn schon ein Umzug in die Jugenwohngruppe oder ein regelmäßiger Schulbesuch als unerträglich empfunden wurden muss die Frustrationsgrenze niedriger gewesen sein als sie für ein Leben auf der Straße sein dürfte.


2x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 19:00
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ganz einfach, wie ich bereits geschrieben habe: Alles war doof, aber alle möglichen Alternativen waren auch doof. Schule ist doof, aber Arbeiten auch. Die Eltern sind doof, aber die Jugendwohngruppe auch. Das war das generelle Problem: Alles was irgendwie eine Alternative gewesen wäre war auch doof.
Bei einer Depression oder ähnlichen psyischen Problem ist das ein "normales" Verhaltensmuster. Es geht weder vor noch zurück. Man hängt fest.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:jemand dessen einziger Plan daraus besteht, bei einem Fremden auf dem Sofa zu sitzen und PS zu zocken,
Wir wissen nicht ob das sein Plan war, wir wissen nur das es seine erste Anlaufstelle war und er dort bleiben wollte. Das er nur auf dem Sofa sitzen wollte etc. ist Spekulation. Vielleicht wollte er dort ja zur Schule gehen und der Spielfreund sollte quasi als Wahl-Vater ihn bei sich aufnehmen also ganz offiziell.

@brigittsche
Was genau ist deine Theorie was passiert sein könnte?


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 19:11
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Bei einer Depression oder ähnlichen psyischen Problem ist das ein "normales" Verhaltensmuster. Es geht weder vor noch zurück. Man hängt fest.
Könntest Du bitte zur Kenntnis nehmen, dass ich das NICHT, ich wiederhole NICHT wertend gemeint oder irgendwelche Maßstäbe von normal oder nicht normal angelegt habe?

Sondern ich habe beobachtet was sich abgespielt hat und daraus Schlüsse gezogen, wie es weitergegangen sein könnte.
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Wir wissen nicht ob das sein Plan war, wir wissen nur das es seine erste Anlaufstelle war und er dort bleiben wollte. Das er nur auf dem Sofa sitzen wollte etc. ist Spekulation.
Ja, ist klar, zu Hause war Schule scheiße, Arbeit auch, aber da ist dann plötzlich alles in Butter?
Zitat von Foxie123Foxie123 schrieb:Was genau ist deine Theorie was passiert sein könnte?
Ich denke, dass er relativ schnell bemerkt hat, dass er sich in eine Sackgasse manövriert hat bzw. dass das, was ihm als Ausweg vorschwebte eben auch nicht so schön war. Und dass dann jemand seine Verzweiflung über diese ausweglose Situation ausgenutzt hat, was dann leider ein unschönes Ende für den armen Till bedeutete.


melden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 19:30
Wenn er partout nicht zurückwollte, nicht nur nicht zu seinen Eltern, sondern auch nicht zu einer Pflegefamilie oder in eine Wohngruppe, dann lag der Grund vielleicht gar nicht bei der Familie, sondern im sonstigen Umfeld. Zum Beispiel in der Schule. Denn dort hätte er ja auf jeden Fall wieder hingemusst, egal, wo er dann gerade wohnte. Auf die gleiche Schule wie vorher, denn in einer kleinen Stadt gibt es eben keine große Auswahlmöglichkeit.
Vielleicht ist er ja deswegen unterwegs ausgestiegen?


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 20:38
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Vielleicht ist er ja deswegen unterwegs ausgestiegen?
Aber die alles entscheidende Frage ist doch, in die Gesellschaft welcher Art von Menschen er daraufhin geraten sein könnte.

Ebenso wie der Online-Bekannte, wird jeder Erwachsene, der halbwegs bei Verstand ist (und sich an die Gesetze hält), es ablehnen, einen Minderjährigen bei sich aufzunehmen. Bleiben Gleichaltrige, und eben Erwachsene mit bösen, eigennützigen Motiven.

Nur: Gleichaltrige werden idR ebenfalls Erziehungsberechtigte haben, die ein Wort mitzureden haben. Es sei denn, sie leben auf der Straße - und das wurde jetzt oft genug erwähnt, dass auch diese Jugendlichen Anlaufstellen haben, wo man, so Till dort nicht selbst erscheint, zumindest über ihn sprechen würde.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 20:57
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Ebenso wie der Online-Bekannte, wird jeder Erwachsene, der halbwegs bei Verstand ist (und sich an die Gesetze hält), es ablehnen, einen Minderjährigen bei sich aufzunehmen. Bleiben Gleichaltrige, und eben Erwachsene mit bösen, eigennützigen Motiven.
Meine Vermutung ist das er an jemanden geraten ist den er auch online kannte und ihm vorgaukeln ihm zu helfen. Vielleicht ein Perverser der dann Till leben beendet hat wo er genug von ihm hatte.
Er lebt mit großer Sicherheit nicht auf der Straße. Obdachlose haben ja auch öfters Stress mit der Polizei und wäre früher oder später aufgegriffen worden. Spätestens wenn sie DNS von ihm genommen hätten hätte man bei dem Ergebnis erkannt das vor ihnen ein vermisster steht.


1x zitiertmelden

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

08.09.2023 um 21:04
Zitat von DerDoctor11DerDoctor11 schrieb:Meine Vermutung ist das er an jemanden geraten ist den er auch online kannte und ihm vorgaukeln ihm zu helfen. Vielleicht ein Perverser der dann Till leben beendet hat wo er genug von ihm hatte.
So ungefähr befürchte ich das auch: Till war verzweifelt irgendwo gestrandet und merkte, dass er sich in einer Sackgasse befand: Sein Plan war nicht aufgegangen, aber zurück konnte bzw. wollte er auch nicht.

Und in der Situation könnte ihn dann jemand angesprochen haben (muss gar nicht mal online gewesen sein) und ihm vorgegaukelt haben, dass er a) Verständnis hat und b) ihm gerne weiterhilft. Woraufhin dann Till nach diesem Strohhalm gegriffen hat.

Wie es dann letztlich zu einem Mord gekommen sein könnte - naja, da mag es viele Varianten geben. Z. B. könnte es auch ganz banal ein Streit gewesen sein, der eskaliert ist.

Möglich wäre natürlich auch, dass Till in seiner Verzweiflung sich etwas angetan hat. Aber dagegen spricht, dass er nie gefunden wurde.


1x zitiertmelden