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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

741 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vermisst, Bayern, 2017 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 01:30
Was mich so beschäftigt :

Till war 15. Jahre alt!
Vielleicht wollte er am Anfang noch freiwillig dort leben und nach einer gewissen Zeit nicht mehr….
Er war minderjährig! Das darf man nicht vergessen.


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 01:49
Es gibt durchaus noch heute Szenarien in denen man seine Konsole oder auch einen Computer zu einem Freund mitnimmt, wenngleich es natürlich anders abläuft als damals bei den LAN Parties.

Ich und meine Freundin sind zB mit zwei PS4-Konsolen in 2 verschiedenen Räumen gesessen und haben bei GTA Online auf diesem Weg zusammen Überfälle vorbereitet und ausgeführt, dass bei einem Zocker noch irgendwo in der Wohnung ein zusätzliches Fernsehgerät oder ein Monitor herumsteht, davon kann man durchaus ausgehen.

Ich kenne jetzt zu diesem Fall aber noch nicht alle Details, muss mich erst einlesen - keine Ahnung ob aus irgendwelchen Medien hervorgeht welche Spiele Till und sein erwachsener Freund gespielt haben. Wenn es zB etwas wie FIFA war dann hätte er seine Konsole nicht zwangsläufig mitnehmen müssen (es aber wohl trotzdem gemacht wenn er nicht mehr nach Hause wollte), da hätte es gereicht wenn er seinen Controller eingepackt hätte.


Für mich ist der Fall äußerst kurios, weil man da mit normalen Denkweisen, zB was auf den ersten Blick logisch klingt, oder für gewöhnlich in anderen Fällen passiert ist, nicht weiter kommt.


Anhand des XY-Beitrags wirkt es zunächst als hätte Till gerade eine Phase erlebt, die sehr viele Jungs in ihrer Jugend durchmachen, manch einer mit 12-13, andere vielleicht erst mit 17 oder 18, bei ihm war das ganze wohl noch gepaart mit pubertären Begleiterscheinungen. Dass ein Junge in der Jugend mal keinen Bock hat auf Schule und lieber zocken will ist erst einmal nichts ungewöhnliches. Dass die Eltern ihn dann wohl irgendwo unter Druck setzen, und daraus durchaus emotionale (wie gesagt, Pubertät) Streitgespräche resultieren, auch nicht.

Selbst das Abhauen ist dann irgendwo noch legitim, aber spätestens beim Plan, bei seinem Freund (zu dem etwas weiter unten dann noch was...) einzuziehen, bzw in Lingen das Jugendamt aufzusuchen, hebt sich der Fall dann schon eindeutig von den typischen kurzzeitigen Ausreißern in Jugendjahren ab. In 9 von 10 Fällen (subjektiv) hätte er wahrscheinlich 4,5 Tage und Nächte mit seinem Kumpel durchgezockt und sich dann wieder beruhigt und den Heimweg angetreten. Spekulationen über die Situation zuhause erspare ich mir und euch jetzt aber an dieser Stelle.

Was den Freund betrifft. Gut, beim online zocken weiß man ja oft erst mal nicht mit wem man es zu tun hat, je nach Spiel gibt es da eben verschiedene Konstellationen wie man nach dem Zufallsprinzip mit anderen Spielern in einer Sitzung landet, und dann spielt man einfach mal, ich würde in GTA auch nicht alle bis zu 30 Spieler in meiner Sitzung erst fragen ob sie volljährig sind, es ist ein Spiel und - blöd gesagt - wenn ich dort einen 12-Jährigen in die Luft jage, dann SSKM schließlich dürfte er eigentlich gar nicht spielen, Spiele in denen herumgeballert wird sind für gewöhnlich mit FSK16 oder 18 altersbeschränkt.

Dann sind sie über die Party-Funktion (Voice Chat via Headset, für die die keine Playstation haben) ins Gespräch gekommen und auch das werfe ich dem Freund nicht unbedingt vor, es ist durchaus legitim dass man etwas Smalltalk abhält, manche beschimpfen sich auch gegenseitig... Ich habe in Spielen wie GTA oder FIFA sicher schon mindestens 200 angebliche ehemalige Sexualpartner meiner Mutter getroffen, wenn ihr versteht was ich meine :troll: aber das ist ok, es ist nicht das echte Leben, man ist zudem auch anonym und dann soll man halt ein Ventil haben wo man aus der Emotion heraus auch Dinge sagen kann die im echten Leben als beleidigend oder "nicht politisch korrekt" gelten.

Sei es wie es sei. Aber auch was das Verhalten des Freundes betrifft gibt es Grenzen. Als Till bei ihm vor der Tür stand hätte er anders reagieren müssen. Zu anfangs hatte ich da eigentlich einen relativ abartigen Verdacht, allerdings glaube ich mittlerweile eher dass er keine bösen Hintergedanken hatte, sondern einfach nur verantwortungslos gehandelt hat. Dürfte wohl ein Eigenbrötler sein, der nicht viele soziale Kontakte hat, geschweige denn eigene Kinder, wo demnach auch einfach irgendwo das Verantwortungsgefühl fehlt. Eigentlich war er aber der Erwachsene. Wenn vor meiner Tür plötzlich ein Minderjähriger steht den ich nur aus dem Internet kenne würde ich ihm erst einmal zuhören was er zu seiner Situation berichtet aber dann auf jeden Fall versuchen eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Vielleicht war der Weg zum Jugendamt aber seine Art das zu versuchen. Ungeübt im Umgang mit Jugendlichen wird er sich vielleicht gedacht haben die kennen sich aus und werden ihn schon auf den richtigen Weg bringen.

Aber was ist dann passiert als Till mit dem Zug zurück soll? Ich denke er hat befürchtet dass ihn am Heimatbahnhof seine Eltern erwarten, und ist deshalb irgendwo unterwegs ausgestiegen. Ich frage mich inwiefern man über sein Handy rückverfolgen konnte wo er sich bewegt hat und vor allem bis wann. Das sind Informationen die natürlich aus mehreren guten Gründen nicht an die Öffentlichkeit gehen, es gab ja zumindest den einen Kontakt noch zum Feuerwehrkollegen nach der Zugfahrt.

Was für mich wirklich verwunderlich ist und überhaupt nicht dazu passt, ist dass er sicher nicht alleine überleben konnte auf Dauer zu der Zeit. Er hätte ja auch schwer eine Wohnung mieten können. Wäre er in einer Einrichtung untergekommen dann wäre das wahrscheinlich bekannt, ob er dazu in der Lage gewesen ist sich falsche Ausweise zu beschaffen und diese zu bezahlen, möchte ich anzweifeln (ganz ausschließen kann man es natürlich nicht), aber wo ist er dann bitte hin? Müsste nicht irgendwann der Punkt gekommen sein wo es nicht mehr weitergeht und er doch nach Hause zurück kehrt? Er könnte natürlich mehrere Leute kennengelernt haben über das Online-Gaming und irgendwo vielleich mal eine Woche untergekommen sein aber ich glaube nicht daran dass irgendjemand einen mehr oder weniger Fremden den man aus dem Internet kennt, einfach bei sich zu Hause aufnimmt und durchfüttert. Schon gar nicht einen Minderjährigen der als vermisst gemeldet ist.

Hat er sich geschämt wieder nach Hause zurück zu kehren? Oder hatte er Angst vor etwas? Oder ist er unterwegs vielleicht einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Unfall oder Suizid wäre mMn schon entdeckt worden nach der langen Zeit. Wirklich sehr merkwürdig.


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 09:24
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Es gibt durchaus noch heute Szenarien in denen man seine Konsole oder auch einen Computer zu einem Freund mitnimmt, wenngleich es natürlich anders abläuft als damals bei den LAN Parties.
Vielen Dank. Diese Info fehlte mir beispielsweise. Die Mitnahme hängt dann wohl damit zusammen, dass die Konsolenhersteller die Spielteilnahme an die Hardware knüpfen. Ansonsten wäre es ja in einer vernetzten Welt unsinnig, heute noch Hardware durch die Gegend zu schleppen.
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Wenn es zB etwas wie FIFA war dann hätte er seine Konsole nicht zwangsläufig mitnehmen müssen (es aber wohl trotzdem gemacht wenn er nicht mehr nach Hause wollte), da hätte es gereicht wenn er seinen Controller eingepackt hätte.
So ähnlich hätte ich mir das vorgestellt.
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:ich würde in GTA auch nicht alle bis zu 30 Spieler in meiner Sitzung erst fragen ob sie volljährig sind, es ist ein Spiel und - blöd gesagt - wenn ich dort einen 12-Jährigen in die Luft jage, dann SSKM schließlich dürfte er eigentlich gar nicht spielen, Spiele in denen herumgeballert wird sind für gewöhnlich mit FSK16 oder 18 altersbeschränkt.
Irgendwelche Altersbeschränkungen, sei es bei Video-Spielen oder bei Werkzeugmaschinen (Flex, Benzin-Rasenmäher) sind manchen Eltern entweder nicht bekannt oder werden als bloße Empfehlung aufgefasst.
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Aber auch was das Verhalten des Freundes betrifft gibt es Grenzen. Als Till bei ihm vor der Tür stand hätte er anders reagieren müssen. Zu anfangs hatte ich da eigentlich einen relativ abartigen Verdacht, allerdings glaube ich mittlerweile eher dass er keine bösen Hintergedanken hatte, sondern einfach nur verantwortungslos gehandelt hat.
Und das sehe ich, mit Verlaub gesagt, anders. Es ist ja nicht davon die Rede gewesen, dass der Mann Till zu sich eingeladen hätte oder ihn aufgefordert hätte, zu ihm zu kommen.
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Dürfte wohl ein Eigenbrötler sein, der nicht viele soziale Kontakte hat, geschweige denn eigene Kinder, wo demnach auch einfach irgendwo das Verantwortungsgefühl fehlt. Eigentlich war er aber der Erwachsene.
Da kommt mir ein anderes Bild in den Kopf. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass die Gespräche übers Headset beim Daddeln anders abliefen als normalerweise. Da wurde also nicht über die Mutter des jeweils anderen hergezogen (wie @Capitano sehr bildhaft beschrieben hat), sondern es könnte im Gegenteil so gewesen sein, dass sich hier eine Art Therapiegespräch zwischen dem fremden Erwachsenen und Till entwickelt hat.

Wenn, wie @brigittsche hier schon angedeutet hat, keine Opas, Onkels oder anderen Verwandten in Tills Nähe waren, die als Korrektiv die Macht der Eltern begrenzen und in Frage stellen konnten, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass der fremde Erwachsene diese Rolle eingenommen hat. Möglicherweise hat er Till bei der Analyse seiner Familienverhältnisse, bei der Hinterfragung der Struktur seines Umfeldes genau die Hilfe geleistet, die sonst ein Kinder- und Jugendtherapeut leisten würde.

Der fremde Erwachsene hatte möglicherweise deshalb eine so hohe Anziehungskraft auf den Jungen, weil dieser in seiner "Therapeutenrolle" der einzige Halt war, den der Junge in einer bedrängenden Situation finden konnte. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dieser Erwachsene eine besonders empathische, verantwortungsvolle Rolle eingenommen hat und den Jungen ermutigt hat, sich Hilfe in der Nähe zu suchen. Sonst hätte er doch nicht relativ schnell das Jugendamt eingeschaltet, als er bei ihm erneut aufschlug. Vermutlich rechnete er, schon aufgrund der räumlichen Entfernung, nicht damit, dass Till ihn nochmals aufsuchen würde.

Aber Hilfe in der Nähe zu suchen kam für Till, warum auch immer, wohl nicht in Frage.


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09.07.2022 um 10:19
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Es ist ja nicht davon die Rede gewesen, dass der Mann Till zu sich eingeladen hätte oder ihn aufgefordert hätte, zu ihm zu kommen.
Aber zumindest hat er ihm seine Adresse gegeben, das muss ja schon einen Grund gehabt haben, einfach so gibt man diese an einen Onlinebekanntschaft nicht weiter.


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09.07.2022 um 10:34
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:weil dieser in seiner "Therapeutenrolle" der einzige Halt war, den der Junge in einer bedrängenden Situation finden konnte.
Ja, so sehe ich das auch. Bei der ersten Begegnung, dem ersten gemeinsam verbrachten Wochenende, muss sich wohl von der Sichtweise Tills aus eine besonders enge Freundschaftsbeziehung entwickelt haben. In seinem jugendlichen Alter hat er sich noch mehr
zusammengesponnen und erhofft und schlug deshalb unerwartet ein zweites Mal bei dem Mann auf. Till hat den Mann als seinen persönlichen Rettungsanker auserkoren. Der Mann hingegen hatte wohl eher die Erwachsenensichtweise auf Till und sah die Rolle mehr als Ratgeber und Freund auf lockerer Basis. Er hatte ja nicht mal mit Till eine Verabredung für ein zweites Treffen, sondern wurde mit dem Erscheinen von ihm überrumpelt.
Ich gehe davon aus, dass Till ihm bereits beim ersten Treffen vorgegaukelt hat, dass er mit der Erlaubnis seiner Eltern zum Zockerwochenende kommt. Beim zweiten Auftauchen und der Forderung des Verbleibs, war der Mann wohl selbst erschrocken, was er in Till so ausgelöst hat und hat es für sich mit dem Gang zum Jugendamt abgewendet. Mit so einer Entschlossenheit Tills hatte er nicht gerechnet, so erschien es mir. "Die Geister, die ich rief", könnte man sagen.
An dem zweiten Wochenende ist für Till doch schlichtweg die heile Welt zusammengebrochen, die er sich ausgemalt hatte. In seinem Inneren muss sich ein brutaler Gefühls- und Gedankenkampf abgespielt haben. Das hat er nicht ausgehalten und ist ausgestiegen. In diesem Zustand konnte er aber nicht mehr strukturiert denken. Man kann nur hoffen, dass er da nicht sofort unter die Räder gekommen ist in seinem labilen Zustand. Man muss versuchen sich das vorzustellen. Du steigst an einem Bahnhof X aus, bist völlig aufgewühlt und verzweifelt. Was tut man da, um die kommende Zeit zu überleben? Man läuft ziel- und planlos durch die Gegend. Leichte Beute für Personen, die es vielleicht genau auf so jemand abgesehen haben und ihn abgreifen. Hätte jemand an dieser Stelle ihm ein Nachtquartier angeboten, hätte er es sicher angenommen.


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 10:58
Zitat von xoxalbxoxalb schrieb:An dem zweiten Wochenende ist für Till doch schlichtweg die heile Welt zusammengebrochen, die er sich ausgemalt hatte. In seinem Inneren muss sich ein brutaler Gefühls- und Gedankenkampf abgespielt haben.
Das wissen wir nicht. Es gibt solche und solche Ausreißer. Der Mann kann auch seine erste Anlaufstelle gewesen sein - Hauptsache raus aus dem Elternhaus. Er muss nicht all seine Hoffnungen darauf gesetzt haben, dort auf unbestimmte Zeit bleiben zu dürfen. Zumal er ja schon einmal die Erfahrung gemacht hatte, dass er damit nicht durchkommt. Er wusste nur, dass ihn der Mann wieder aufnehmen würde, und ihn nicht direkt abweisen würde. Vom ersten Mal hatte er gelernt, dass er vermutlich wieder zu den Eltern zurückgeschickt wird, wenn auch diesmal über den Umweg der Pflegefamilie. Das wollte er nicht, also hat er sich eine neue Unterkunft gesucht.

Natürlich kann es auch ganz anders gewesen sein,und er malte sich wirklich ein Leben bei/mit dem Mann aus. Da gibt es auch diverse Möglichkeiten. Dass er ihn als Vaterfigur sah, als eine erwachsene Person, die sich um ihn kümmert, als einen guten Freund. Vielleicht schwärmte er auch für den Mann, war verknallt. Solche Fälle sind ja auch nicht beispiellos.


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09.07.2022 um 11:14
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Aber Hilfe in der Nähe zu suchen kam für Till, warum auch immer, wohl nicht in Frage.
Es ging ihm wohl nicht nur um einen Wechsel seiner Wohnsituation, sondern auch des Wohnortes an sich.
Was meiner Meinung nach dafür spricht, dass sein Hauptproblem nicht die Eltern waren, sondern die Schule.

Wäre er an seinem Wohnort in einer Pflegefamilie oder einer Jugendwohngruppe untergekommen (was das Jugendamt ja, zumindest im Film, in Aussicht gestellt hatte), wäre sein sonstiges Umfeld wie die Schule ja das gleiche geblieben. In kleineren Städten (und das war es wohl, wo er wohnte) gibt es nicht besonders viel Auswahl an Ausweich-Schulen.


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09.07.2022 um 11:28
Zitat von KarajanaKarajana schrieb:Sonst wären die Wohngruppen und Pfegefamilien ja völlig überfüllt mit Jugendlichen, die gerade keinen Bock mehr auf die nervigen Eltern haben.
Nun ja, aber es ist auch so, dass Jugendliche manchmal einfach eine Auszeit brauchen. Es laufen unzählige Kids allein in D jeden Tag von zu Hause weg. Oft wird dazu geraten, mal ein paar Tage zu warten, so dass sie sicher sind und dann kehren sie nach Hause zurück. So Konflikte sehen nämlich mit ein bisschen Abstand und abgekühlten Emotionen gleich ganz anders aus.

Ich erinnere mich da an meinen großen Bruder, der eines Tages weglief. Schule blöd, dauernd Stress mit den Eltern wegen Schule, freche Antworten gegeben, pupertär, und Ärger um die Videospiele. Unser Vater wollte das er endlich lernt, weil aus ihm was werden sollte. Ich erinnere mich aber nicht an ein "Drama" in dem Sinne. Er ist zu einem erwachsenen Freund gelaufen, von dem er glaubte, er sei viel cooler, verstehe ihn viel besser.
Meine Mutter hat das JA informiert und die haben ihr dringend ans Herz gelegt, ihn ein paar Tage in Ruhe zu lassen, und wenn er wiederkommt, ihn einfach in den Arm zu nehmen und kein Theater zu machen.
Er kam wieder, der Freund war nämlich doch gar nicht so cool wie gedacht.

Das wird halt auch eher der Regelfall sein. Daher glaube ich, dass die Mitarbeiter des JA hiervon auch ausgingen.

Und egal wie sehr sich Eltern bemühen, es kommt die Zeit, da machen sie immer alles falsch, verstehen nix, und sind einfach nur blöd.

Ich finde es ungerecht, hier so sehr im Fehlverhalten der Eltern zu suchen. Und ich werfe mal in den Raum, dass in dem Verhalten auch eine versteckte Depression o.ä. stecken könnte.

Und der Zockerfreund hat sich in meinen Augen 100% vorbildlich verhalten. Er wusste, dass T. Verhalten nicht ok war, er wusste, dass es ein Problem gibt und das er sich strafbar macht. Also wählte er den Weg zur zuständigen Fachstelle, die solche Fälle öfter hat.

Ich fürchte eben, dass der junge Mann in seiner Verzweifung ob der nicht erfüllten Hoffnung auf Freiheit eine Kurzschlusshandlung vollzogen hat.
Und ich hoffe sehr, dass es anders ist.


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09.07.2022 um 11:41
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Eigentlich war er aber der Erwachsene. Wenn vor meiner Tür plötzlich ein Minderjähriger steht den ich nur aus dem Internet kenne würde ich ihm erst einmal zuhören was er zu seiner Situation berichtet aber dann auf jeden Fall versuchen eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Vielleicht war der Weg zum Jugendamt aber seine Art das zu versuchen. Ungeübt im Umgang mit Jugendlichen wird er sich vielleicht gedacht haben die kennen sich aus und werden ihn schon auf den richtigen Weg bringen.
Nun, was wäre denn Deiner Meinung nach die Alternative gewesen? Nicht jeder hat die räumliche, finanzielle und zeitliche Möglichkeit mal ganz spontan ein 15jähriges Pflegekind bei sich aufzunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass dann auch sehr leicht das entsteht, was Du als
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:einen relativ abartigen Verdacht
bezeichnet hast, wenn man einfach mal so einen fremden, 15jährigen Burschen bei sich einquartiert. Von der rechtlichen Seite des Ganzen mal abgesehen. Insofern war der Weg zum Jugendamt in der Situation gar nicht falsch.


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09.07.2022 um 11:43
Zitat von IvaIva schrieb:Ich fürchte eben, dass der junge Mann in seiner Verzweifung ob der nicht erfüllten Hoffnung auf Freiheit eine Kurzschlusshandlung vollzogen hat.
Und ich hoffe sehr, dass es anders ist.
Das fürchte ich auch entweder hat er Suizid begangen oder jemand hat seine Traurigkeit ausgenutzt vielleicht wollte man das er drogen verkauft.
Oder sonst was macht was er nicht machen wollte.
Deswegen kann es sein das er dann umgebracht wurde.

Mal eine Frage wenn er irgendwo ausgestiegen ist weil er umsteigen musste gibt es da einen fluss?


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09.07.2022 um 11:49
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Nun, was wäre denn Deiner Meinung nach die Alternative gewesen?
Das frage ich mich aber auch.
Stell dir vor, es wäre dein Kind, welches irgendwo strandet und man behält es einfach.


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09.07.2022 um 12:00
Zitat von CapitanoCapitano schrieb:Eigentlich war er aber der Erwachsene. Wenn vor meiner Tür plötzlich ein Minderjähriger steht den ich nur aus dem Internet kenne würde ich ihm erst einmal zuhören was er zu seiner Situation berichtet aber dann auf jeden Fall versuchen eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Vielleicht war der Weg zum Jugendamt aber seine Art das zu versuchen. Ungeübt im Umgang mit Jugendlichen wird er sich vielleicht gedacht haben die kennen sich aus und werden ihn schon auf den richtigen Weg bringen.
Ich persönlich hätte versucht die Eltern zu Kontaktieren das sie ihren Sohn abholen.
Das wäre nämlich das richtige gewesen.
Till wurde zuhause nicht misshandelt seine Eltern wollten einfach nur das er sich in der Schule mehr anstrengt und nicht den ganzen Tag vor der Konsole hängt.
Das was jede gute Eltern wollen.
Der Gang zu Jugendamt war somit übertrieben.
Außerdem finde ich das Verhalten sowieso komisch.
Anstatt den Jungen in den nächsten zug zu setzten wäre es richtig gewesen die Eltern anzurufen damit sie ihren Sohn vom Zockerfreund abholen.


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09.07.2022 um 12:05
@DerDoctor11
Vielleicht kannte der Herr aus Lingen die Telefonnummer der Eltern nicht, und Till hätte sie ihm wahrscheinlich nicht gegeben. Und der Mann kannte vielleicht auch Tills Adresse nicht und hätte somit die Telefonnummer nicht selbst herausfinden können.
Und Till hätte sicher auch nicht ein paar Stunden gewartet, bis seine Eltern angekommen wären.
Ich halte die Reaktion des Mannes für vernünftig und richtig.


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09.07.2022 um 12:07
Zitat von DerDoctor11DerDoctor11 schrieb:Ich persönlich hätte versucht die Eltern zu Kontaktieren das sie ihren Sohn abholen.
Das wäre nämlich das richtige gewesen.
Till wurde zuhause nicht misshandelt seine Eltern wollten einfach nur das er sich in der Schule mehr anstrengt und nicht den ganzen Tag vor der Konsole hängt.
Wir wissen aber nicht, was Till seinem Zockerfreund erzählt hat, in der Hoffnung, er dürfte dann bleiben. Es hätte durchaus in seinem Interesse gelegen, die Situation zu Hause in düstersten Farben zu malen. Und wenn er z. B. Gewalt angedeutet hat, wer will dann jemanden wieder nach Hause schicken, wo er seiner Erzählung nach verprügelt wird (nur zur Klarstellung: Wir wissen nicht, ob so etwas gesagt wurde, es KÖNNTE aber so gewesen sein!).

Und außerdem werden die beiden ja nicht unmittelbar nachdem Till geklingelt hatte gleich zum Jugendamt marschiert sein. Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich, dass der Zockerfreund ihn aufgefordert hat, seine Eltern anzurufen und/oder ihm angeboten hat, sich als Vermittler einzuschalten. Was Till dann mutmaßlich, weil er ja auf keinen Fall wieder zu den Eltern wollte, abgelehnt hat.


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09.07.2022 um 13:14
Der Mann aus Lingen hat Till auf jeden Fall klar gemacht, dass er sich strafbar machen würde, wenn er ihn bei sich wohnen lässt. Das versteht ein 15-J. auf jeden Fall sehr gut. Nachdem es Gründe gab, aufgrund derer Till nicht zurück wollte, war er auch mit dem Gang zum Jugendamt einverstanden. Schließlich wollte er nicht, dass sein Freund in einen falschen Verdacht gerät oder Schwierigkeiten bekommt. Wäre auch alles super gelaufen. Nur das Zurückmüssen in seine Heimatstadt war nicht das, was Till wollte, sonst wäre er nicht verschwunden. So vorausblickend ist man eben als Jugendlicher noch nicht, dass man diesen ersten Schritt als Chance für weitere Schritte erkennt. Ich bin überzeugt, dass das Jugendamt auch für einen Region- und Schulwechsel gesorgt hätte, wenn es für Tills Situation förderlicher gewesen wäre. Nur so weit denkt er in seinem Alter noch nicht.


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09.07.2022 um 13:22
Sollte er die drei bis vier Jahre einigermaßen überstanden haben, ist seitdem sowieso alles anders. Er ist sein eigener Herr. An die schlimmsten Szenerien möchte ich jetzt eigentlich noch nicht denken. Ich habe noch Hoffnung, dass er lebt, aber komplett nichts mehr mit früher zu tun haben möchte.


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 13:37
Interessieren würde mich einmal, unter welchen Gegebenheiten man einen simplen Vermisstenfall in die Fahndungsliste beim BKA einreiht. Das ist mir ehrlich gesagt nicht klar. Ist das ein automatischer Prozess, wenn es sich um einen Jugendlichen handelt oder hat das andere Hintergründe?


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 13:44
Die Zuständigkeit des BKAs ist wahrscheinlich aus der länderübergreifenden Vorgeschichte herzuleiten. Er war zuletzt in einem anderen Bundesland gesichtet, als dort wo er vermisst wurde.

Hm, auf der Website steht, dass die Zentralstelle eben bei Ihnen angesiedelt ist und vor allem bei Auslandsbezug auch vom BKA ermittelt wird:

https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Ermittlungsunterstuetzung/BearbeitungVermisstenfaelle/bearbeitungVermisstenfaelle.html;jsessionid=16328BDC6CF19CAD44FBE2BD85F286BA.live292?nn=30666#doc19618bodyText2


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09.07.2022 um 13:49
Zitat von xoxalbxoxalb schrieb:Interessieren würde mich einmal, unter welchen Gegebenheiten man einen simplen Vermisstenfall in die Fahndungsliste beim BKA einreiht.
Das ergibt sich aus dem Zuständigkeitsbereich des BKA:
Aufgaben der "Vermisstenstelle" des BKA sind. • die Fahndung nach vermissten Personen (...)
Quelle: https://www.polizei.rlp.de/fileadmin/user_upload/LKA/Dokumente/BKA_Infobroschuere_Vermisstensachbearbeitung.pdf (Archiv-Version vom 24.09.2021)


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Till R. seit 2017 vermisst und wieder aufgefunden

09.07.2022 um 13:56
Der Seite des BKAs ist noch folgendes zu entnehmen:
Vermisste Jugendliche (14-17 Jahre)

In den Jahren 2018 bis 2021 schwankte die Zahl der pro Jahr vermissten Jugendlichen zwischen rund 69.400 (2021) und 87.300 (2018). Durchschnittlich wurden in den vergangenen vier Jahren rund 78.700 Jugendliche im Jahresverlauf als vermisst registriert. Die Aufklärungsquote liegt jährlich im Schnitt bei über 97 %.
Quelle: https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Ermittlungsunterstuetzung/BearbeitungVermisstenfaelle/bearbeitungVermisstenfaelle.html

Also rund 216 Jugendliche am Tag. Wow, ich dachte mir, das es viele sind. Mit so vielen hab ich dann doch nicht gerechnet.
Unterstreicht für mich aber nochmal die Reaktion des JAs, die allermeisten gehen halt doch wieder nach Hause.


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