Lento schrieb:Wie man auf diese Äste/Aststummel kommen kann, kann man aus den Bildern nicht gut erkennen. Aber der Baum steht an einem steilen Hang. Da das Opfer mit dem Kopf zum Ast gestanden haben muss (sonst hätte sie das Seil nicht befestigen können), wäre sie von der Hangseite dort hochgestiegen und hätte den dort recht steilen Hangabfall ausnutzen können. Bequem wird es sicher nicht gewesen sein. Wenn man die Abmessungen des Fotos sich anschaut, war diese Reste der Äste in etwa 1-1,2m Höhe. Man müsste die genaue Topologie der Stelle wissen aber durch die Topologie wird dann die zu überwindende Höhe geringer gewesen sein.
Diese Diskussion hatten wir hier schon. Vom Hang selbst wird sie eher nicht auf die Aststümpfe oder an den Ast mit dem Seil gekommen sein. Der Abstand zum Baum von der Anhöhe aus ist doch recht weit. Siehe diverse Bilder in den Medien oder zB 13, 14,19 und 20 in der Galerie hier.
Dass eine geübte Reiterin auf die Aststümpfe gelangen kann, obwohl sie dort erst einmal mind einen Meter hoch kommen muss, stelle ich keinesfalls in Frage. Das können andere aber auch.
Dass sie allerdings ohne jegliche Beschmutzung und Microwunden an Füßen, Armen, Händen, Kleidung usw da einen Meter oder mehr hinauf kommen sollte, verwundert mich schon. Trotz allem hüpft man da nicht mal eben so rauf und knüpft dann eine Seil an den Ast während man auf den Stümpfen balanciert. Da bleibt eben die Frage, wie gründlich sind Baum und Boden und Leiche und Kleidung dahingehend eben wirklich untersucht worden. Offenbar ja nicht gründlich genug, da man ja von vorneherein nur von Suizid ausging und alles weitere daher unterließ. Man hat eben nur den Suizid bestätigen wollen, nicht aber eine Fremdbeteiligung ausschließen. Das führt dann leider zu Verzerrungen.
Die genauen und im Bild visualisierten Maße zeigen aber auch nochmal, dass eine betäubte oder bewusstlose Person "nur" wenige cm bis zur schon angebrachten Schlinge hochgehoben werden müsste. Dass das sehr schwierig ist, bleibt weiterhin klar. Man kann sich dabei aber am Baum anlehnen und eine größere Person kann sogar Problemlos an die Schlinge greifen. Zu zweit allemal kein übermäßiges Problem. Das heißt nicht, dass es so war. Das heißt nur, es ist nicht gänzlich auszuschließen und ohne Leiter oä möglich. Am Baum und ebenso am Seil hätten dann auch Fasern von anderen sein können/sollen.
Lento schrieb:Wenn man sich die Situation unvoreingenommen vorstellt, wird sich dort vor Ort doch schon eine Traube von Schaulustigen angesammelt haben. Die Polizei versucht doch immer in solchen Situationen diese aufzulösen. Das, was die Frau sagt, geht doch recht klar in diese Richtung, sie weiß doch gar nicht mehr, was sie der Polizei überhaupt gesagt hatte. Dass es sich da um eine vielleicht wichtige Zeugenaussage handelte, wird der Polizist in dieser Situtation wohl kaum erkannt haben. Sie hätte, als sich der Sturm gelegt hat, einfach zur Polizei gehen sollen um dort eine Aussage zu machen. Die wäre dann von Wert gewesen, heute wird sie sich immer die Frage gefallen lassen müssen, warum sie da nicht nachgeholt hat. Dadurch wird sie auch Schwierigkeiten bzgl. der Glaubwürdigkeit haben, wenn sie dazu nicht eine plausible Erklärung hat, ganz unabhängig der grundsätzlichen Problematik von Zeugenaussagen nach 32 Jahren.
Dem stimme ich weitgehend zu. Allerdings ist es ja schon so, wie hier gesagt wurde, dass die Frau eben auch abgewimmelt wurde und die Bevölkerung dort ja schlechte Beziehungen und Erfahrungen zur Guardia Civil hatten. Dann ist das sehr schade, aber leider nachvollziehbar. Zeugen in Cold Cases, die sich erst spät melden, haben oft geringere Barrieren zu überwinden und melden sich nicht bzw erst nach Jahren und Jahrzehnten.
Die Guardia Civil hätte aber ja später bei einer Befragung der Anwohner zum Szenario von ihr oder auch anderen erfahren, dass sie was gehört hatte. Die Guardia hat ja offensichtlich keine Befragung durchgeführt, ob die Anwohner in direkter Nähe irgendetwas mitbekommen hatten. Dieses Interesse gab es ja offenbar gar nicht. Das nenne ich durchaus Verzerrung.
Ich hatte es im Film nicht verstanden, dass sie schon versucht hatte, die Polizei zu informieren. Das ist schade, bewirkt in meinen Augen aber eher ein gewisse Glaubwürdigkeit. Und offenbar, weshalb auch immer, hat sie dann ja mehr Vertrauen zu den Medien als zur Polizei. Ich fänd die Uhrzeit der Situation und ggf Gesprächsinhalte dessen, was sie ihrer Aussage nach hörte noch interessant.
Mich würde weiterhin der Todeszeitpunkt und der Mageninhalt interessieren. Des weiteren wundert es mich, dass nichts zum VW kam. Wenn man das Auto als beteiligt ausschließen kann, wäre das doch eine klare Aussage. Ich wäre bei einer potentiellen Fremdbeteiligung mehr bei dem VW als bei den Österreichern. Diese haben mEn nicht wirklich viel mit dem Fall zu tun.
Die Österreicher müssten allerdings etwa zeitgleich mit dem VW bzw Evi (vermutlich) aus Italien (ggf Mailand) die gleiche Strecke nach Portbou gefahren sein und die Grenze nach Spanien überquert und von Portbou bzw am Friedhof eingetroffen sein. Das bedeutet nicht, dass sie etwas gesehen oder bemerkt haben müssten, aber es bestünde die Möglichkeit. Dazu wurden sie dann nicht konkret befragt.
Ist es eigentlich eine Vermutung oder gesichert, dass das Seil aus dem Hafen Portbou stammte? Liegt ja nahe. Aber ist es so?
Yoshimitzu schrieb:Zudem: Es wäre für die Forensiker äusserst schwierig geworden, da noch irgendwelche Spuren zu sichern - nach ein paar Tagen im Salzwasser.
Es hätte aber viel eher die Frage nach Fremdbeteiligung aufgeworfen und daher entsprechende Ermittlungen zur Folgre gehabt.
keeprunning schrieb:Darüber hinaus sprechen zwei harte Fakten gegen diese Phantasie: die Suizidantin hatte ein gebrochenes Genick, das bekommt man nicht durch ins Seil hängen und es gibt keine Spuren am Körper, die auf ein Tragen oder Heben hinweisen würden.
Wenn man eine Person in eine Schlinge hängt und anschließend kräftig daran (zB an der Kleidung) zieht, um die Schlinge auch kräftig zu schließen, besteht diese Krafteinwirkung für ein Genickbruch schon. Oder eine Person hält oben (zB von Aststümpfen aus) und lässt das Opfer fallen. Muss alles nicht sein, geht aber.
Ich habe im Internet nur Aussagen gefunden, das Weichteilverletzungen nur durch stumpfe Gewalt entstehen und ersichtlich werden. Durch Heben und Tragen wird demnach wohl nicht genügend Gewalt für entsprechend erkennbare Weichteilverletzungen ausgeübt. Hast Du andere Evaluationen?
Ich finde es gut und richtig, dass die italienische Polizei ermitteln will. Welche Fragen damit heute noch geklärt werden können, bleibt zunächst offen. Aber wenn man den Fragen nicht nachgeht, wird man auch kein heute gesichertes Ergebnis haben. Und so können damalige Verzerrungsfaktoren vielleicht etwas ausgeglichen werden. Unabhängig vom Ergebnis wird es Klarheit bringen können.