Corydalis schrieb:Und bei diesem Szenario "stört" mich ihr komplett fehlendes Gepäck. Sie hatte anscheinend nicht einmal eine Jacke dabei. Das ist kein Ausschlussgrund für die Hypothese "Evi schloss sich einer fröhlichen Gruppe an", macht diese aber nicht wahrscheinlicher.
Die fröhliche Gruppe kann jedwedes Gepäck von Evi im Anschluss irgendwo entsorgt, verkauft, oder sogar einfach mitgenommen und bis heute im Besitz haben.
Tritonus schrieb:Die uns vorliegenden Quellen nennen eindeutig als Todesursache Genickbruch.
Tritonus schrieb:dass dann diese Gruppe aus welchem Grund auch immer Evi lebendig an einen Baum hängt und sie sich gar nicht wehrt (es gibt keine Abwehrspuren)
Je nun, deswegen schrieb ich ja, vielleicht hat man nicht erkannt, dass sie noch lebt und dachte, sie sei tot. Wir kennen das toxikologische Gutachten nicht. Es gibt Substanzen, die lassen sich innerhalb kürzester Zeit nicht mehr nachweisen, sind unauffällig, oder wurden einfach nicht getestet. Aber man muss Evi Rauter jetzt auch nicht unbedingt Substance Abuse unterstellen. Es reicht Alkohol auf der Fahrt. Wenn jemand nicht viel verträgt und wegpennt, und man ihn ums V.... nicht mehr wachbekommt, kann schon die Panik ausbrechen. Wir hatten auch so einen Kandidaten in der Clique früher. Zwei, drei Schnaps und der Knabe fiel in einen todesähnlichen Schlaf. Der ist an den unmöglichsten Orten aufgewacht, weil man ihn einfach nicht mehr wach bekam und ihn dann einfach irgendwo "ausgesetzt" hat :P Es kann auch einfach irgendein dummer Unfall gewesen sein, ein allergischer Schock auf einen Bienenstich, was weiß ich. Sie wird ohnmächtig und die Beifahrer verfallen in Panik...
Zugegeben, das ist jetzt ein wenig abenteuerlich. Aber das ist die Suizidtheorie bei aller Liebe auch.
Nochmal: ich zweifel den Suizid nicht an, es kann durchaus möglich sein, aber die Begleitumstände sind einfach so komisch, dass mir das allein kaum zu bewerkstelligen scheint. Nur mein persönlicher Eindruck.
Tritonus schrieb:Davon abgesehen wäre es ganz schön blöd, eine Leiche, die man auf dem Gewissen hat, gut sichtbar an einen Baum zu hängen.
Dasselbe gilt aber für einen Selbstmörder, der anonym und unerkannt aus dem Leben scheiden möchte
;)Justreading schrieb:Es scheint jedoch für manche Menschen schwer vorstellbar das eine 19 Jährige geheimnisse hat die sie nicht mit ihrer Schwester teilt und ggf. auch eine Psychische Erkrankung für sich behält - in einer Zeit in der Psychische Erkrankung noch lange nicht so akzeptiert waren wie heute.
Nein, das ist gar nicht schwer vorstellbar, im Gegenteil, weil ich früher auch alles mögliche vor meiner Familie geheim gehalten habe, was die bis heute nicht wissen und wo sie Bauklötze staunen würden. Auch die ein oder andere Phase, wo mir alles zuviel wurde....
Nur, die meisten Selbstmörder sind, sobald der Entschluss mal gefasst ist, recht konsequent. Man besorgt sich das, was man braucht und sucht sich einen passenden Ort, dann zieht man das durch, bevor vielleicht doch jemand ne Ahnung kriegt. In der Regel gondeln die wenigsten Selbstmörder doch erstmal noch zig Stunden durch halb Europa. Was wäre denn gewesen, wenn Evis Schwester diurch irgendeinen Zufall viel eher Alarm geschlagen und sie vermißt gemeldet hätte? Dann wäre die Zugfahrt womöglich noch in Italien oder in Frankreich zu Ende gewesen und sie hätte eine Menge zu erklären gehabt. Will sagen, wenn sie den Entschluß fest gefasst hatte, warum noch dieses herumbummeln?
Tritonus schrieb:Dass Menschen weit weg fahren um sich das Leben zu nehmen, ist überhaupt nicht selten.
Zweifel ich gar nicht an, aber die Fälle, die ich da so kenne (auch hier aus dem Forum) sind aber alle anders gelagert. Die Leute waren entweder allein im Urlaub weit weg von zuhause, waren auf irgendeinem Business-Trip, hatten ohenhin keine Angehörigen die sie vermissen würden, oder hatten halt auch einfach alle Zeit der Welt. Ein so enges Zeitfenster mit einer so merkwürdigen Anfahrt zum Suizid wie bei Evi ist mir noch nirgends untergekommen...wobei ich natürlich wie immer nichts ausschließe.
keeprunning schrieb:Klar, eine Primärquelle kann nicht seriös sein,
Je nun, Menschen lügen. Zeugen irren sich. Theorien und somit Bücher veralten. Journalisten machen Fehler. Insofern ja, nicht jede Primärquelle ist zwingend seriös, nur weil sie eine Primärquelle ist.
Mein Bauchgefühl hat hiermit nichts zu tun; ich habe ja geschrieben, dass ich mal einen ähnlichen Fall zu recherchieren hatte, bei dem sich auf die Auskunft auch nicht zu verlassen war. Du kannst es ja gerne ausprobieren: Ruf mal bei der Bahn an und frag, ob es vor zwei Jahren Nachtzüge von München nach Hamburg gab und zu welchen Uhrzeiten. Ich garantiere dir, du wirst mit jedem Anruf eine andere Auskunft bekommen. Das ist ja schon bei aktuellen Fahrplänen so, wenn man ein Ticket buchen möchte
:D Ich denke mal nicht, dass die italienische Bahn da irgendwie anders sein wird (Achtung Vorurteil^^).
Tritonus schrieb:Dann hat sie sich in der ersten Stadt nach der spanischen Grenze absetzen lassen.
Dann bleibt aber das Problem, dort eine geeignete Möglichkeit zum Suizid sowie die Mittel dazu zu finden. Das konnte sie, selbst wenn sie Portbou ausgesucht hätte, nicht vorhersehen oder planen.
Ich möchte auch mal behaupten, dass da auch ein gewisser Zeitdruck herrschte, weil ja der Schwester gesagt wurde, man sei abends wieder da. Insofern hat sie sich, wenn es denn Suizid war, damit selbst noch Druck gemacht. Sie musste ja davon ausgehen, dass die Schwester irgendwann dann Nachts oder spätestens am nächsten Morgen Alarm schlägt.
Stattdessen hätte sie genausogut sagen können, "du, ich such mir vielleicht in Siena ein Zimmer und bleib da über Nacht" oder "bleib nicht auf, es kann schon später werden", das hätte ihr noch mehr Zeit verschafft. Hat sie aber nicht, also muss sie sich schon sehr sicher gewesen sein, dass a) der Plan genau so in genau dem Zeitfenster aufgeht und b) die Schwester/Familie nicht auf irgendeine Art dazwischenfunkt. Und dafür gibts leider viel zuviele Reibungspunkte, um einen zu nennen: Die Zugkontrollen an der Grenze. Dauert das da zwei Stunden länger als geplant, oder findet sie in Portbou keinen Baum oder kein Seil, ist der Plan womöglich dahin.
keeprunning schrieb:Was spricht gegen eine Bahnfahrt nach Portbou? Nichts. Was spricht gegen eine geplante Autoreise: ihre Info an die Schwester, abends wieder da zu sein. Was spricht gegen ein zufälliges Treffen auf eine Fahrgelegenheit: das Zeitfenster.
Gegen die Bahnfahrt spricht die Info an die Schwester doch ebenso wie gegen eine
geplante Autofahrt?
Gegen eine ungeplante Autoreise, an deren Ende nicht der Suizid steht, allerdings nicht, denn dann hätte Evi sich höchstwahrscheinlich telefonisch gemeldet, sobald es möglich war, und Bescheid gesagt.
Das Zeifenster für eine zufällige Bekanntschaft ist zugegeben auch eng, aber kennst du das nicht: "Wie es eben gerade dumm kommt"? Vielleicht wars ja wirklich einfach so ein blöder Zufall. Ich würde zwar nie einfach so zu einem Fremden oder einer fremden Gruppe ins Auto steigen, aber es waren damals andere Zeiten und wir kennen ja auch Evis "mindset" einfach nicht. Oder vielleicht wars doch jemand, den sie kannte? Ich meine, wenn hier nicht irgendwas dumm zugegangen wäre, wäre Evi wahrscheinlich nie an diesem Baum geendet
:(