LackyLuke77 schrieb:Vielleicht waren die Nachrichten damals von AL direkt gelöscht worden und man war erst jetzt imstande die wieder herzustellen? Ich kenne mich damit aber überhaupt nicht aus.
Das ist eine naheliegende Möglichkeit. Wenn es sich um einen analogen Anrufbeantworter mit Bandaufzeichnung gehandelt hat, muss man wissen, dass häufig der Azimuth zweier verschiedener Geräte voneinander abweicht. Azimuth ist die Einstellung des Tonkopfes:
Azimuth bezeichnet den Winkel des Kopfspalts zum Bandlauf, er sollte im besten Fall dazu einen rechten Winkel auf die Bogensekunde genau, von 90° bilden. Überprüfen tut man das mit einen 10Khz (Gibt auch andere) Messband auf dem beide Kanäle exakt und auch absolut Phasengleich aufgezeichnet ist.
Quelle:
https://www.analog-forum.de/wbboard/index.php?thread/84305-was-bedeutet-der-begriff-azimut-eigentlich/Benutzte das Opfer beispielsweise die selben Kassetten sowohl in seinem AB wie auch in einem (hypothetischen) Diktiergerät für unterwegs und überspielte sie nach dem Abhören mit eigenen Aufzeichnungen, so ist die Chance groß, dass beide Geräte einen leicht unterschiedlichen Winkel (ideal: 90°) zum Band hatten und somit die alte Aufnahme nicht gänzlich überschrieben wurde.
Das hängt aber auch davon ab, wie die Löschung vor dieser Neubespielung erfolgte. Normalerweise wird dazu ein Löschkopf eingesetzt:
Damit eine Aufnahme "überschrieben" werden kann, muss sie erst gelöscht werden. Dazu wird das Band einem starken Wechselfeld ausgesetzt, das zuerst langsam stärker wird, dann etwas so verbleibt und langsam schwächer wird. Das erreicht man normalerweise durch einen Tonkopf, der mit hochfrequenter Wechselspannung betrieben wird. Dabei wird das Band daran vorbeigezogen und weil das Magnetfeld etwas streut, also nicht nur genau vor dem Kopf vorhanden ist (etwas vereinfacht erklärt), ändert sich die Stärke beim Vorbeiziehen. Wäre noch etwas auf dem Band vorhanden, wäre es später noch mehr oder weniger schwach hörbar. Da man das nicht will, wird möglichst 100% gelöscht.
Quelle:
http://www.hifi-forum.de/viewthread-26-2871.htmlEs gibt aber sehr billige bzw. einfach kontruierte Geräte, die einen Permanentmagnet-Löschkopf verwenden. Das ist im Grunde nichts anderes als ein Dauermagnet, der beim Löschen über das Band geführt wird (statt eines 'richtigen' Löschkopfes), und für einfache Anwendungen ohne besonderen Anspruch an die Tonqualität funktioniert.
Ich halte es für möglich, dass man mit Hilfe moderner Filter-, Verstärkungs- und Rauschentfernungstechnik die Originalaufnahme wiederherstellen konnte, indem man entweder den Randbereich des Bandes, die Winkeldifferenz zweier Aufnahmeköpfe oder ein weiteres, unten beschriebenes Verfahren verwendet hat. Zudem könnte man nicht wiederherstellbare Bereiche interpoliert haben.
Bei den Microcassetten gab es auch Audio-Geräte mit Stereoaufnahme. Hätte das Opfer seine AB-Cassetten damit überspielt, käme noch die Mitte zwischen den beiden Stereospuren der Neuaufnahme als Ort in Betracht, wo eine alte (Mono-) Aufnahme noch hörbar war.
Sollte sich eine solche Aufnahme "unter" einer Neuaufnahme befunden haben, kann man den EB eigentlich keinen Vorwurf machen, sie damals nicht entdeckt zu haben. Vielleicht war die Aufnahme aber einfach "nur" gelöscht, und man hat die Chance der Wiederherstellung damals nicht richtig beurteilt. Gerade ein Dauermaget löscht mMn nicht zu 100%.