Verschwinden und Tod von Gabby Petito
24.09.2021 um 04:41
Wie ich schon vor ein paar Tagen schrieb, war die Bundesanwaltschaft nicht untätig, ich hatte ja vorhergesagt, dass in den nächsten Tagen ein Haftbefehl erlassen werden würde. Die Staatsanwaltschaft ist dabei sehr strategisch vorgegangen.
Ohne dass die Öffentlichkeit es mitbekommen hat, hat sie eine grand jury zusammenkommen lassen um ihr Beweise für eine Straftat seitens BL vorzulegen. Dabei war sie strategisch geschickt und hat nicht etwa einen Haftbefehl wegen Mordes beantragt, sondern wegen des Verbrechens der unerlaubten Benutzung von Bank-zugangsdaten/mitteln um an Geld zu kommen, dass Gabby gehört. So hat sie erreicht, dass nun ein Haftbefehl besteht, dass damit egal wo in den USA BL aufgespürt wird, er festgenommen werden kann und muss, und dass sie damit die notwendige Zeit gewinnt, weiter gegen ihn zu ermitteln.
Sie kann jederzeit die Anklagepunkte erweitern, z.B. auf Mord. Aber schon mit diesem Haftbefehl kann sie erreichen, dass er dingfest gemacht wird. Auch ist es smart, dass es die Bundesanwaltschaft ist, denn so kann man ein aufwendiges und zeitraubendes Auslieferungsverfahren von Florida nach Wyoming umgehen (das bei bundesstaatlichem Haftbefehl notwendig wäre.)
Wie gesagt, das ist als ermittlungstaktische Massnahme zu verstehen und keineswegs eine endgültige Entscheidung hinsichtlich des natürlich viel interessanten Mordvorwurfs.
Diese juristische Taktik gibt den Behörden nun Grund, die finanziell sicherlich sehr teure Suche nach BL fortzusetzen und, falls man ihn lebend findet, sicherzustellen, dass er nicht wieder verschwindet. Gleichzeitig kann man in Ruhe weiter ermitteln.
Sollte er gefunden und verhaftet werden, kann man ihn ohne grossen juristischen Aufwand nach Wyoming zurückbringen und dortigen Ermittler können versuchen, ihn zu befragen usw.
Genau so einen Zug hatte ich von der Staatsanwaltschaft erwartet.
Es bleibt nun freilich dabei, dass er erst einmal lebend gefunden werden muss. Und dann müssen freilich weitere Beweise ermittelt werden, um ihn ggf. wegen Mordes anzuklagen, was vermutlich der Staatsanwaltschaft von Wyoming überlassen würde.
Zu all den anderen Dingen, die hier spekuliert wurden, denke ich, Vieles ist irrelevant und bei vielem spricht hier eine deutsche Sicht der Dinge. Zum Van, zum Beispiel, darf man nicht vergessen, dass die beiden offensichtlich keine Unmengen an Geld zur Verfügung hatten. Ein richtiges Wohnmobil kostet eine Unmenge Geld. Den Kastenwagen zu kaufen macht Sinn. Im Westen, wohin ihre Reise ging, ist das Wetter weit besser als in Deutschland, so dass Zelten im Freien gar kein Problem ist, wenn man sich gegen Kälte etwas isoliert. Ich lebe ja auch im Westen und bei uns regnet es, wenn überhaupt, einmal im Monat. Insofern sind die Spekualtionen über die "Enge" im Van irrelevant.
Viel relevanter ist die Tatsache, dass der Westen der USA eine weitaus einsamere Gegend ist, als man sich in Mitteleuropa vorstellen kann: man kann hier durchaus Tage verbringen, ohne anderen Menschen zu begegnen - das bedeutet, man muss wirklich miteinander auskommen können. Das ist hier eher eine Frage, ob es den beiden bewusst war, und sie das nicht nur romantisch verklärt als "toll" gesehen haben. Wer in der sagenhaften Natur des Westens campen will, wird feststellen, dass es ausser dieser Natur kaum etwas anderes gibt. Wem dann doch langweilig wird, der könnte dann auch Probleme bekommen.
Weiterhin merkwürdig ist für mich jener Zwischentrip, den BL nach Florida unternommen hat - am Trip selbst gibt es wohl keine Zweifel. Allerdings war das nicht billig, man kann insgesamt mit Flug, Gabbys Hotel usw. von Kosten von mindestens $ 1000 ausgehen, und man kann sich fragen, ob man so etwas wirklich nur unternimmt, um zu Hause Papa beim Umzug zu helfen - für das Geld hätte Papa sich auch jemand suchen können, der ihm beim Umräumen hilft.
Aber man wird hoffentlich sehen. Im Vordergrund steht nun erst einmal, Brian zu finden.