Grollie schrieb:Die Tötung des Intimpartners:
Dankeschön für den Literaturhinweis. 82 Euro sind jetzt aber auch kein Spontankauf…
Ich hatte vor Jahren mal eine Frau kennengelernt, promovierte Mathematikerin und einer der intelligentesten Menschen, denen ich je begegnet bin. Mit der gab es von morgens bis abends solche Aktionen:
Wir kochen Gemüsesuppe. Fünfmal hin und her zwischen Gemüsetheke und Konserven. Irgendwann entscheide ich, es hat jetzt schon etwas Zeit gekostet, lass uns Konserven nehmen. Kaum zu Hause: “ich hatte mir den Abend eigentlich anders vorgestellt, als mit Dir Dosenessen aufzuwärmen.“
Bei einer Vernissage fragt sie den Künstler, was ein Quadratmeter Kunst kostet. Dem entgleisen alle Gesichtszüge. Sie sagt: es gibt doch sicher eine Korrelation zwischen der Größe eines Bildes und seinem Preis. Diese komplexe Diskussion wollte ich einfach nur abkürzen.
War mir ihr in einer Cocktailbar. Sie fragt mich, wie ich die Bartenderin finde (Model). Ich sage, nun, sicherlich attraktiv, wenn man noch in dem Alter ist. Sie brüllt aus vollem Hals „wenn Du diese kleine Schlampe hinter der Bar, die 20 Jahre jünger ist als ich und noch nicht mal Abitur hat, so geil findest, dann frag sie doch, ob sie dich auf dem Tresen ficken will.“
In dem Stil ging es weiter. Das war vermutlich ein Extrembeispiel. Natürlich wurde daraus keine dauerhafte Beziehung.
Aber Frauen, die beim ersten Date reihenweise Vorschläge ablehnen um den Mann zu testen, generell provozieren um zu schauen, ob er die Ruhe behält, das ist an der Tagesordnung. Nicht jeder Mann lernt von seinen Kumpels oder gar Eltern, damit umzugehen.
Wenn ich mich zurück erinnere, habe ich etliche solcher dysfunktionaler Verhaltensweisen im Bekanntenkreis gesehen und denke, die erfordern schon Nerven aus Stahl.
Ich hatte hier im Thread auch schon mal angemerkt, wer die Situation von Brian und Gabby aus der Perspektive eines studierten Sozialarbeiters mit eigenen 20 Jahren Therapieerfahrung bewertet, übersieht dabei, dass keiner der beiden diesen Lösungsraum zur Verfügung hatte. Eine ernsthafte Trennungsankündigung unter diesen Umständen fällt für mich übrigens auch eher in diesen Bereich. Wenn Gabby dazu fähig gewesen wäre, wäre auch Moab vermutlich anders gelaufen, bzw die persönliche Entwicklung von dem Moab-Szenario zur Trennung durchläuft man mE nicht in wenigen Wochen.
Es liegt mir völlig fern, die alleinige Schuld Brians an der Tötung relativieren zu wollen. Aber hatte er vielleicht auch zuviele romantische Vorstellungen, zuwenig Erfahrungen, zuwenig Wissen und schlitterte letztlich in die Verzweiflung, auf Gabbys Provokationen, die auch nur aus Angst geborene Hilferufe gewesen sein mögen (was hat Brian in der Woche in Florida gemacht?), keine reife Lösung mehr zu wissen, wodurch sich die Spirale verschärfte?