Hier ein Bericht der Magdeburger Volksstimme aus dem Jahr 2011. Der Name "Horn" wurde in "Hummel" abgeändert:
https://www.volksstimme.de/amp/sachsen-anhalt/der-valentins-mord-von-magdeburg-426295Der Vorgesetzte des Magdeburger Bereichsleiters der Kosmetikfirma "L’Oreal" hatte am Vormittag vergeblich versucht, seinen Mitarbeiter telefonisch zu erreichen. Hummel ist als äußerst zuverlässig und verantwortungsbewusst bekannt. Unentschuldigtes Fehlen war bei dem 36-Jährigen bisher noch nicht vorgekommen. Deshalb macht sich der Chef Sorgen. Er ruft seinen Sohn an, von dem er weiß, dass er sich in Magdeburg aufhält, und schickt ihn zum Gründerzeithaus in Magdeburg-Stadtfeld. Er soll sich nach dem Befinden des Parfümerie-Vertreters erkundigen.
kleines Detail am Rande: Es war also nicht, wie in den Filmen dargestellt, ein Mitarbeiter der Firma, der vor Ort erschien, sondern der Sohn eines Mitarbeiters.
Die Nachbarsfamilie hat einen Schlüssel zur Wohnung. Der 36-Jährige, der auf Grund seiner Vertriebstätigkeit im Großraum Magdeburg und in Teilen Niedersachsens oft nicht zu Hause ist, hat den Nachbarn einen Zweitschlüssel anvertraut – für alle Fälle.
Das Mordopfer hat also der Nachbarsfamilie einen Zweitschlüssel überlassen, weil er oft nicht zuhause war.
Sie schauen in allen Zimmern der Dreiraumwohnung nach. Im letzten, dem Schlafzimmer, machen sie eine grausige Entdeckung. Auf dem Bett liegt in einer großen Blutlache – völlig bekleidet und mit klaffender Halswunde – der Wohnungsinhaber.
Dem Mordopfer wurde also der Hals durchgeschnitten.
Die Tatzeit kann eingegrenzt werden. "Sie liegt zwischen 18 und 22 Uhr am 14. Februar 2006 – dem Valentinstag", sagt Kriminalhauptkommissarin Anja Märtens. Zwischen 16.30 und 18 Uhr war das spätere Opfer von mehreren Hausbewohnern gesehen worden, wie er seine Dreiraumwohnung betrat. Dort erledigte der Kosmetikvertreter noch einige dienstliche Geschäfte und führte vom Handy ein Gespräch. Das letzte Lebenszeichen Hummels.
Tatzeit: Valentinstag 14. Februar 2006 zwischen 18 und 22 Uhr.
Gegen 22 Uhr stellten Hausbewohner fest, dass im Flur mehrfach das Licht an- und ausgeschaltet wurde. Die Mordkommission geht davon aus, dass dieser Umstand möglicherweise mit der Straftat im Zusammenhang steht.
Interessanterweise ist hier nicht davon die Rede, dass die Hausbewohner Schreie gehört haben, sondern nur, dass das Licht im Hausflur an- und ausgeschaltet wurde.
Die Kripo findet eine Menge Spuren, darunter auch DNA-Material. Die Polizei bittet Bekannte und Familienangehörige des Opfers um Speichelproben, um die DNA abgleichen zu können. Zu den Testpersonen gehört auch ein Mann, der ein Motiv gehabt haben könnte. Er lebt außerhalb Sachsen-Anhalts. Hummer war mit dem Mann und mit dessen Ehefrau gut bekannt. Doch die Speichel-Aktion bringt keinen Hinweis auf eine Täterschaft.
Es wurde also ein Mann mittels DNA-Abgleich überprüft, es ergab sich jedoch kein Hinweis auf Täterschaft.
Wie der "Ripper" an die Geheimzahl seines Opfers gekommen ist, zählt zu den großen Geheimnissen dieses Falles. Hummer wird als ein Mensch beschrieben, der mit Zahlen umgehen konnte. Deshalb sei beinahe auszuschließen, dass er die PIN irgendwo notiert hatte.
Es ist ungeklärt, wie der Mörder an die PIN kam.
Der Mörder ließ in der Tatwohnung jedoch über 1000 Euro und eine größere Summe an Dollarscheinen liegen. Er rührte auch die wertvolle Sammlung von südafrikanischen Krügerrand-Goldmünzen nicht an. Es sei nicht auszuschließen, dass der Täter "eine falsche Spur legen und mit der EC-Karte eine Raubtat vortäuschen wollte", meint Märtens.
Der Mörder ließ beträchtliche Wertsachen unbeachtet zurück. Er könnte die EC-Karte nur mitgenommen haben, um einen Raubmord vorzutäuschen.
Freunde, Verwandte und Kollegen bezeichnen den Mann, der mit einem großen Messer umgebracht wurde, als "nett", "verträglich", "ruhig", "extrem schüchtern". Er sei jedem Stress aus dem Wege gegangen. Ein Motiv für die Bluttat kann sich niemand der Befragten vorstellen. Sein Hobby war das Reisen.
Interessant finde ich die Charakterisierung "extrem schüchtern".
Die Situation in der Wohnung deutet auch nicht darauf hin, so Märtens, dass der Kosmetikvertreter Besuch erwartet hatte.
Im Bericht wird nichts über die Weinflasche gesagt, die der Mörder mitgebracht haben könnte. Offensichtlich wurde diese im Jahr 2011 nicht mehr als relevant in Betracht gezogen.
die Mordkommission der Polizeidirektion Nord (Magdeburg) hat die Kollegen von der "Operativen Fallanalyse" des Landeskriminalamts eingeschaltet. Märtens: "Gegenwärtig sind die LKA-Mitarbeiter dabei, noch einmal alle Akten des Falls durchzusehen. Dabei achten sie unter anderem auf psychologische Gesichtspunkte."
Die "Operative Fallanalyse" hat offensichtlich auch nicht weitergeholfen.