Bianca (26 Jahre) aus Oranienburg ermordet aufgefunden
08.02.2022 um 19:10
3. Prozesstag. Ich versuche mich in einer Zusammenfassung.
Werde mich heute aber etwas kürzer fassen müssen, denn ich habe nicht so viel Zeit und morgen geht es ja auch schon weiter (kann dann bestimmt am Wochenende noch ein bisschen detaillierter werden, wenn Interesse besteht)
Vorab: es wird am Freitag noch kein Urteil geben. So hat man sich zumindest heute geeinigt, da morgen erst das psychologische Gutachten besprochen wird und daher noch keine Plädoyers fertig sein werden und der Richter merkte an, dass man das eine oder andere ggf. auch nochmal genauer untersuchen müsse (hat das aber nicht spezifiert).
Ansonsten wurden heute nochmal einige Zeugen befragt (Biancas Oma, Schwägerin, Freundin, die Mutter von K., ein Zeuge ist nicht erschienen und wird ein Bußgeld bezahlen müssen oder 3 Tage Ordnungshaft...er wird auch nicht nochmal geladen, keine Seite hielt dies mehr für nötig)
Die Zeugenaussagen haben nicht unbedingt neue Erkenntnisse in kriminalistischer Hinsicht hervorgebracht (also mehr Indizien oder gar Beweise, die den Tatverdacht erhärten würden. Es ging wieder hauptsächlich um die Beziehungsdynamik zwischen B. und K. , die in Grundzügen von allen Zeugen gleich beschrieben wird (ist ja bekannt), es gab aber nochmal das eine oder andere neue Detail bzw. Ereignisse, die geschildert wurden.
So berichtete die Schwägerin (Freundin des Bruders, die zu Bianca ein enges, schwesterliches Verhältnis pflegte), dass B. für den 12.06. ein liebevolles Überraschungspicknick plante. Sie hätten zu dritt das Ganze ca. 2 Wochen geplant und aufwendig vorbereitet. B. wollte damit ihre Liebe zu K. zeigen (dass sie ihn wirklich liebt), sie war zu der Erkenntnis gekommen, dass sie Fehler gemacht habe.
Es war so eingefädelt, dass B's Bruder zur Lehnitzschleuse lotsen sollte und von dort mit ihm zum Grabowsee fahren wollte, wo B. und die Schwägerin alles vorbereitet hatten (B. hatte ein schönes Kleid an, es gab Blumen, mit Herzen dekorierte Teller usw.) und warteten. Der Bruder kam dann alleine zum See und berichtete, dass K. schlecht gelaunt gewesen sei und einfach weitergefahren wäre. B. habe ihn dann versucht zu erreichen, er hatte ihr dann eine üble Sprachnachricht geschickt (diese spielte bei mehreren Befragungen eine Rolle, man hatte die Hoffnung, dass jemand sie noch abspielen kann aber bei allen war sie entweder gelöscht oder nicht mehr zu öffnen....der Staatsanwalt hatte sie dann aus dem Polizeiprotokoll vorgelesen...ich nenne mal nur ein paar Stichworte: du Schlampe, du Fotze, lass dich doch von den anderen Idioten ficken, ich mach dich fertig, viel Spaß beim Beine breit machen und für dein verficktes Leben..... so in der Art ging es eine Weile )
B. war laut der Zeugenaussage völlig aufgelöst davon, habe geweint und die Welt nicht mehr verstanden. Die Schwägerin wollte dann K. erreichen, so dass er dahin kommen sollte, um das ordentlich zu klären. Er kam aber zunächst nicht. Plötzlich wäre er dann aber doch, wie aus dem Nichts aufgetaucht, völlig wutentbrannt, habe sein Fahrrad in den See gepfeffert und wäre so aggressiv auf B. zugestürmt, dass die Zeugin sich veranlasst sah sich vor sie zu stellen...K. habe sie dann am Handgelenk gegriffen (die Zeugin) und zur Seite gezogen. Er habe dann wüste Beschimpfungen gegen B. hervorgebracht und dass er wisse, dass sie ihn betrüge. Er redete davon, dass er Freunde habe, die ihr Handy kontrollieren könnten und dass sie mit unbekannten Nummern Bilder schickt (B. ging laut Zeugin davon aus, dass es K. war mit dem sie schrieb). Die Zeugin gebot ihm sich zu beruhigen, was er dann auch tat.
Das Picknick endete also im Desaster . B. war fertig und nicht mehr richtig bei sich, K. habe sich nicht mal angeschaut, was sie da vorbereitet hatte. B. konnte sich nicht wirklich erklären, warum er so wütend war. Sie dachte wohl , es wäre, weil er so ein Picknick auch schon mal für seine Exfreundin gemacht hatte. Die Schwägerin erklärte ihr dann, dass das wegen dieser Bilder war.
B. verabredete sich mit K. für den Abend nochmal auf der Pferdeinsel. Als er nicht kam, war B. so wütend, dass sie den Herzteller zerdepperte und ihm ein Bild davon geschickte (so weh hast du mir getan).
Danach begann B. an ihrer Liebe zu K. zu zweifeln und wollte nicht mehr mit ihm zusammensein.
Im Wesentlichen bezeugten alle Zeugen noch einmal die schwierige Beziehungsdynamik der Beiden. Manche sahen auch überhaupt nicht mehr durch, wer wann mit wem Schluss gemacht habe (wen wundert es ;) )
Natürlich war dann die Darstellung von K's Mutter insofern anders als dass sie B. als Belastungsfaktor gesehen hat (für alle), da sie sehr penetrant gewesen sei, sich nicht an Regeln halten wollte (es ging der Mutter darum, dass sie sich anmeldet, wenn sie übernachten möchte B. wäre aber einfach gekommen wann sie wollte ), habe ihren Sohn bedrängt (saß vor den Türen, entweder vor seiner Zimmertür, um ihn nicht rauszulassen oder vor der Haustür, um zu ihm reinzukommen). B. wäre in vielem sehr unreif gewesen, sie hatte das Gefühl noch ein 3. Kind gehabt zu haben. Daher hätte sie sie mitunter auch wie eine Tochter belehrt und mit ihr auch gemeckert. Sie konnte die Eifersucht ihres Sohnes nachvollziehen, denn B. wäre mitunter leicht bekleidet zu Exfreunden gefahren, um ihre Tiktokaufnahmen zu machen. Außerdem habe ihr Sohn mehrmals erklärt, dass sie nicht kommen braucht, wenn sie dann sowieso nur Tiktok macht.
Sex gab es viel , das war ihr immer unangenehm und peinlich den Nachbarn gegenüber, weil es immer sehr laut war. Nach dem Sex ging die Streiterei wieder los. B. habe K. auch viele Vorwürfe gemacht, dabei ging es vor allem um den Sohn, um den er sich mehr kümmern sollte (er wiederum hatte keinen Bock auf das Kind und war genervt, dass sie ihn überall mitnahm und ihn z.B. auch seinen Rücken eincremen ließ). Wenn K. dann sagte, dass er seine Ruhe haben möchte, hat sie nicht locker gelassen. Es war sogar so schlimm, dass sie irgendwann die Klingel abtellen mussten.
Daher war sie sehr froh, als sie Schluss gemacht hatten und mal eine zeitlang Ruhe war.
Es ging dann, um die Frage, wie sie von B.'s Verschwinden erfuhr und wie danach im Familienkreis darüber kommuniziert wurde.
Sie hatte es von Frau K. und K. erfahren, die es auf facebook sahen.
Sie habe sich sofort Sorgen gemacht, denn worin B. immer zuverlässig war, war das Kümmern um ihren Sohn und da wunderte sie sich als sie hörte, dass sie ihn nicht abgeholt hatte. Sie versuchte dann den Fokus auf den Exfreund, den Vater des Kindes zu lenken, da dieser wohl wieder in Oranienburg sein würde. Sie vermutete dass der etwas damit zu tun haben könnte.
K. habe sich auch gewundert, dass sie ihren Sohn nicht abgeholt habe.
Auf die Frage, ob er sich Sorgen gemacht habe und sie suchen wollte, antwortete sie, dass sie ihm eine geknallt hätte, wenn er sie gesucht hätte. Auf die Frage warum antwortete sie: "Wir haben so um unsere Freiheit gekämpft" Sie hatte Angst, dass sie dann wieder zusammenkommen und die Ruhe wieder vorbei wäre.
Sie wurde auch gefragt, wann und wo und wie sie ihren Sohn am Tattag gesehen habe.
Sie gab auch an, dass er zwischen 15 und 16 Uhr nach Hause kam in seiner üblichen dunklen Kleidung an der sie keine Dreckspuren oder gar Blut (sie betonte immer wieder, da wäre kein Blut gewesen) gesehen hat, er habe lediglich Schmierfinger vom Fahrradschrauben gehabt. Er hätte sie dann gefragt, ob sie mal zur Toilette müsse, denn er wollte dann das Bad benutzen, um sich zu rasieren, weil die Kleine von der Nachbarin es nicht mag, dass er so stachlig ist (wollte noch zu Frau K. hoch gehen) , er habe sich dann zwar umgezogen (aber nicht geduscht ) und sich rasiert (sie musste dann die Stoppeln wegmachen). Gewaschen habe er seine Kleidung erst dann am Wochenende, wie es üblich war (sie haben wohl festgelegte Waschtage wer wann seine Wäsche wäscht).
Dann hatte sie noch aus seiner Kindheit berichtet und seine Verhaltensweisen aber das berichte ich ein anderes Mal. Im Wesentlichen wissen wir das schon von seinen Aussagen aus dem ersten Prozesstag.
Hie nur ihre Aussagen zum Sensenmann: sie wisse davon, weil K. es seiner Therapeutin erzählt hatte (er hatte bis zum 18. Lbj. Therapie, nicht durchgängig aber immer wieder, vor allem in Krisenzeiten) , diese habe ihm erklärt, dass K. sich diesen erschaffen habe für Zeiten, wenn ihm alles zu viel wird. Ihr habe K. noch nie vom Sensenmann erzählt.
Diese Zeugin war echt eine Granate (ich weiß gerade noch nicht so richtig mit welchen Worten ich sie am besten beschreiben könnte). Auffällig war schon, dass sie zwar ihr Geburtsjahr nennen konnte aber nicht wusste, wie alt sie war (sie könne sich Zahlen nicht merken), dann musste der Richter sie ermahnen, doch die Leute mal ausreden zu lassen und genau hinzuhören, welche Fragen sie eigentlich stellen. Kurz, das war eine Geduldsprobe für alle. Dabei hatte sie eine sehr laute aber quäkige Stimme und eine nuschlige, hektische Sprache. Teilweise konnte ich sie schlecht verstehen obwohl sie sehr laut sprach. Mehrmals wurde sie weinerlich und entschuldigte sich bzw. fragte, ob ihr jetzt auch niemand böse sei. Sie meinte das nicht böse und wolle niemanden angreifen. Aber sie sagte dann noch so etwas wie: Ich muss jetzt mal eine Gegenfrage stellen: halten Sie meinen Sohn wirklich für so dumm, dass er mit seinem Tischlerwerkzeug jemanden umbringt, damit jeder weiß, dass er es war? (sinngemäß)...danach wurde sie weinerlich und entschuldigte sich und wollte wissen, ob wieder alles gut sei.
Nach der Vernehmung ging sie zu ihrem Sohn und tätschelte seine Hand. Er nickte ihr auch wohlwollend zu , war aber ansonsten wieder die ganze Zeit mehr oder weniger reglos. Ab und an hatte ich das Gefühl, er musste sich bemühen, ein Lachen zu unterdrücken. Zugegebenermaßen verursachte die Art wie seine Mutter redete und sich gab, ihre Antworten ein gewisses Amusement bei den Zuhörern. Er bemühte sich aber sehr, seine unlesbare Fassade aufrecht zu erhalten.
So weit erstmal.
Morgen soll es endlich das psychologische Gutachten geben, sowie noch andere Gutachten (Forensik, DNA )- denke, das wird dann nochmal interessant.. insbesondere ob die Verteidigung da viele Dementi hat. Bis jetzt denke ich, ist die einzige Strategie...Sensenmann bzw. kindliche Traumata (es war die Rede dass K. von seinem eigenen Vater sex. mißbraucht wurde) und dass B. ein Stressfaktor war, weil sie seine Grenzen nicht akzeptierte.... nun ja.
Ach und noch eine Info: scheinbar hat die Familie von Bianca ihre Geschichte an RTL2 verkauft. Die wollen das Ganze irgendwann als Doku rausbringen. Der Sender bezahlt wohl auch die Anwältin der Mutter, was erklären würde, warum diese auch doch wohl etwas prominenter ist in der Szene (was mich auch schon etwas gewundert hatte)
Wenn ihr Fragen habt, fragt ruhig. Ansonsten melde ich mich dann morgen wieder.