Bianca (26 Jahre) aus Oranienburg ermordet aufgefunden
05.02.2022 um 11:44
Also gut, ich versuche mich mal in einer Zusammenfassung des Prozesstages.
Die erste Zeugin, die befragt wurde, war eine sehr gute und langjährige Freundin von Bianca, die auch an ihren letzten zwei Tagen ihres Lebens viel Zeit mit ihr verbracht hat. Sie war von den Zeugen die emotional involvierteste (als sie reinkam, sah man dass sie Tränen in den Augen hatte und sie wirkte auch sehr nervös und aufgeregt), hat die Befragung dann aber gut gemeistert.
Sie wurde über die Beziehung zwischen B. und K. befragt.....für mich der interessanteste Aspekt: B. wollte diese Beziehung aufrechterhalten. Die Trennungen gingen von K. aus. Sie hat ihn aber so geliebt und wollte nur mal richtig mit ihm reden und wieder mit ihm zusammen kommen.
Dann beschrieb sie den Tag vor dem Verschwinden und den Tag des Verschwindens:
Sie verbrachte Zeit mit B. , u. a. besuchten sie ein Cafe, dort erzählte ihr Bianca auch nochmal von ihrem Liebeskummer. Plötzlich sahen sie K. vorbeilaufen. Es kam aber zu keiner Begegnung. Stattdessen sei sie einige Zeit später von einer unbekannten Nummer angeschrieben worden...angeblich schrieben mehrere Freunde von K. und fragten u.a. "ob sie gerade bei ihrem nächsten Fickdate sei?" Sie wüssten alles über ihr Beziehungsleben mit K. B. schrieb dann sehr rege mit dieser Nummer und verabredete darüber ein Treffen mit K. noch am selben Tag (angeblich wollten diese ominösen Freunde, K. Bescheid geben, dass er dann auch dort hinkommt und sie reden könnten)....der Freundin kam das von Anfang an komisch vor und sie vermutete (denke eher im Nachhinein), dass K. selber dahinter stecken könnte. B. wollte unbedingt zu diesem Treffen, die Freundin hat darauf bestanden sie zu begleiten, traute dem Braten nicht und wollte nicht, dass sie alleine geht. (mein Gedanke: vermutlich hat sie B.'s Leben damit noch um ein paar Stunden verlängert). Sie gingen also beide zu dem verabredeten Treffpunkt, warteten eine Stunde lang, doch K. kam nicht (mein Gedanke: vermutlich hat er irgendwo hinter dem Busch gelauert und ist nicht rausgekommen, weil die Freundin mit war) , danach sind sie noch einkaufen gegangen und hatten sich dann verabschiedet, weil B. ihren Sohn aus dem Kiga holte. Sie hatten auch die unbekannte Nummer anzurufen, es wurde aber nicht abgenommen.
Für den nächsten Tag, waren sie wieder verabredet, da B. sich ein Tattoo stechen lassen wollte (Sie hatte sich vorher schon mal eins stechen lassen, da gab es sehr viel Stress mit K. deswegen, der so etwas nicht wollte. Grundsätzlich drehten sich die Streits der beiden hauptsächlich darum, dass B. sich zu viele Freiheiten erlaubte in puncto Kleidung und wie sie sich darstellt auf sozialen Medien usw.) . Sie fuhren zusammen in einen Nachbarort. (die Tattoostecherin ist eine gute Freundin der Zeugin) Dort wurde B. wieder angerufen . Die Zeugin konnte nicht sagen von welcher Nummer, sie hörte nur, dass Bianca sagte : ja, gut, dann bin ich so zwischen 13 Uhr und 13:30 Uhr da. Die Freundin wunderte sich, da sie ja wusste, dass B. noch eine Teamsitzung hatte, zu der sie wohl keine Lust hatte. B. erklärte ihr dann, dass das ihr Arzt war, der einen Impftermin hatte (ging um Hepathitis , die sie für die Arbeit brauchte). Die Freundin hielt es für glaubwürdig und fing erst an sich wieder zu wundern als B. dann einen ganz anderen Weg, einen Umweg fahren wollte und auch ihr Angebot sie zu begleiten mehrmals entschieden ablehnte . (Leider wurde nicht noch einmal gesagt, ob es denn nun tatsächlich einen Arzttermin gab oder nicht. Wenn nicht, ist mein Gedanke, dass es entweder K. selber oder wieder ein Vertreter, vielleicht seine Nachbarin war, die das Treffen am Bunker arrangierte und ihr explizit gesagt hat, sie solle auf jeden Fall alleine kommen und niemanden etwas davon sagen). Ihre Wege trennten sich also .
Mein Fazit: nach dieser Schilderung wird doch sehr deutlich, dass B. freiwillig zum Bunker gefahren ist in der Hoffnung K. dort anzutreffen, um sich mit ihm versöhnen zu können. Sie hat sich vermutlich darauf gefreut und war auch bereit dafür in Kauf zu nehmen ihre Teamsitzung , auf die sie sowieos keine Lust hatte, zu verpassen.
Der 2. Zeuge war zum einen der Exfreund der vorher befragten Zeugin und ein ehemaliger Kollege von K.
Er wirkte sehr nervös und fühlte sich, glaube ich, etwas überforfert in dieser Befragungssituation, die ja durchaus auch nicht ganz einfach ist. Zeitweise, fragte ich mich, warum sie ihn überhaupt geladen haben, denn das Gespräch war sehr zäh und man hatte immer das Gefühl, er hält alle Fragen mehr oder weniger für übertrieben und bescheuert. Er antwortete entsprechend einsilbig und nichtssagend " Keine Ahnung, weiß ich nicht mehr, habe ich nicht nachgefragt" usw.
Eingeladen war er vorallem wegen seiner Aussage bei der Polizei, denn er und der andere Zeuge , haben K. am Vortag angetroffen nachdem dieser an dem Cafe vorbeigelaufen war und ja B's Fahrrad dort erkannt hatte. Bei der Polizei sagte der Zeuge damals, dass K. sehr aufgebracht war und gesagt haben soll, dass er B, das Leben zur Hölle machen werde.
Gestern konnte er sich daran nur auf Nachfrage erinnern, vorher meinte er, dass es nur eine kurze Begegnung war mit K. (kamen aus gegensätzlichen Richtungen und fuhren bzw. liefen aneinander vorbei) und er ihnen gesagt haben soll: "die sind im Cafe" und er darauf gesagt habe " das wissen wir schon" (die Mädels waren vorher auf der Pferdeinsel, wo er gearbeitet hat)
Dann beschrieb er die Beziehungsdynamik der Beiden so (er bekam nur das mit, was sich an seinem Arbeitsplatz ereignete, B. kam oft zu der Pferdeinsel und was er durch seine damalige Freundin, der anderen Zeugin, gesagt bekam): viel Streit, er bockte dann und sie lief ihm wie ein Schulmädchen hinterher.
Er hätte K. auch mal gefragt, ob es stimmt, dass er B. geschubst habe (diese hätte ihm auch die blauen Flecken gezeigt), das habe K. ihm bestätigt. Mehr habe er ihn dazu aber auch nicht gefragt. Er sei ja auch nicht mit ihm befreundet.
K. hätte dann auch noch eine andere "Olle" in Potsdam, wo er eine Ausbildung angefangen hat, gehabt. Und einmal gab es wohl ein Gespräch bzgl. B., wo K. meinte, dass er jetzt fremdficken geht.... wobei der Zeuge nicht wirklich klar sagen konnte, ob er es so gesagt und gemeint habe oder ob es doch eher ein "sie geht jetzt fremdficken" war.
Fazit: kein wirklich substantieller Zeuge aber man kann sich doch zusammenreimen, dass ein Schlüsselmoment für K. das Sehen von B's Fahrrad bei dem Cafe war und hier für alle weiteren Geschehnisse der Stein ins Rollen kam.
Der 3. Zeuge, auch ein ehemaliger Arbeitskollege, der ihn antraf nachdem er bei dem Cafe vorbei ist, wollte erstmal gar nichts sagen. Er habe doch schon alles der Polizei gesagt und will dazu jetzt nichts mehr sagen. Nachdem der Richter ihn belehrt hatte, machte er dann aber doch einigermaßen mit. Er wirkte auf mich aber ziemlich gereizt und teilweise auch aggressiv im Tonfall. z.B. wurde er gefragt, ob er gesehen habe, was K. in seiner Tasche habe und er antwortete patzig: Nee, ich guck doch nicht in fremder Leute Taschen.
K. wäre für ihn in Ordnung gewesen. Außer (und das war aus meiner Sicht das einzig interessante, was der Zeuge mitbrachte) wenn ihn etwas nicht passte, dann wäre er immer abgehauen und hätte Gegenstände durch die Gegend geschmissen.
Bzgl. B. vertrat er die Auffassung, dass sie sehr kontrollierend gewesen sei , ständig Nachrichten schrieb, bei der Arbeit auftauchte. Das hätte K. gestresst.
Von der Aussage, dass K. gesagt haben soll, er mache ihr das Leben zur Hölle, wusste er angeblich nichts mehr.
Die Befrager waren etwas frustriert und entließen den Zeugen auch relativ schnell wieder
Die 4. Zeugin war dagegen sehr gesprächig. Es war eine ehemals sehr gute Freundin der Nachbarin von K., die ihn auch am Tattag antraf. Offensichtlich wurde gegen diese Zeugin auch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wegen einer Falschaussage. Die Zeugin war darüber sehr überrascht, sie wisse davon nichts und sie wäre doch damals auch gleich und freiwillig zur Polizei gegangen, um eine Aussage zu machen ( so wie ich es verstanden habe, war ihre Aussage auch ausschlaggebend für die Verhaftung von K.). Sie wolle auch vor Gericht gerne aussagen, um zur Aufklärung beizutragen.
Das Verhältnis zur Nachbarin (Frau K.) beschrieb sie als vertraut. Sie haben sich über die Kinder kennengelernt und auch viel Zeit miteinander verbracht, sich oft besucht. Da wäre auch K. immer mal mit dabei gewesen, da Frau K. ein enges Verhältnis zu ihm habe bzw. absolut verliebt in ihn sei. Sie empfand ihn als ruhig und zurückhaltend, wenn er da war , riet ihrer Freundin aber sich nicht zu intensiv gefühlsmäßig auf ihn einzulassen, da sie bemerkte, dass er ihre Verliebtheit ausnutzte (er kam und ging, mal Sex, mal nicht, hatte ja noch B. und scheinbar eine 3.). Zudem machte ihr Sorge, was Frau K. ihr von den Sexpraktiken erzählte. Das wurde sehr ausführlich beleuchtet. Unter anderem war die Rede davon, dass er auch gerne das Blut von den zerkratzten Stellen lecken würde. Frau K. habe ihr auch mal einen zerkratzten Rücken, blaue Flecken und eine Bisswunde gezeigt. Sie habe aber den Eindruck gehabt, dass es Frau K. gefallen habe und sie stolz darauf war. Überhaupt habe Frau K. die rosarote Brille aufgehabt und wäre K. hinterher gerannt, habe auf ihn gewartet, sich Hoffnungen gemacht usw.. Schlimm war es für sie, dass B. mit K. zusammen war, denn B. war ihre beste Freundin und habe ihr den Mann ausgespannt (B. hatte K. über sie kennengelernt). B. hätte gewusst, dass Frau K. in K. verliebt sei und sich trotzdem an ihn rangemacht. Sie wäre sehr eifersüchtig gewesen und habe sehr abfällig über B. gesprochen.
Am Tattag war sie mit Frau K. unterwegs zum Einkaufen. Es war noch unklar, ob K. auch mitkommt. Frau K. habe ihn angeschrieben und er hatte ihr dann geschrieben, dass er am Grabowsee sei und etwas "dunkles, feuchtes gefunden habe, jetzt nicht kommen kann (oder gestört werden will), er sei in einer Grube. Gegen 15:30 habe er dann geschrieben, dass er jetzt auf den Weg nach Hause sei. Die Frauen liefen dann auch zur Wohnung von Frau K. zurück und warn dort gegen 16:10 . Sie schrieben K. an, ob er kurz runterkommen möge. Er kam dann auch gleich runter und Frau K. wunderte sich über 2 Dinge...zum einen wirkte sein Verhalten irrritierend auf ihn, denn er wäre sehr aufgedreht und euphorisch gewesen, wollte sie sogar zum Essen einladen (sie wunderte sich darüber, weil sie wusste, dass er kaum Geld hat), zum anderen, weil er für ihn untypische Kleidung anhatte (Jogginghose, sonst immer schwarze Arbeitshose) . Sie hätten dann alle noch zusammen eine geraucht und etwas geplaudert ...allerdings wäre das Gespräch eher zwischen Frau K. und K. verlaufen, sie habe es in dem Moment nicht so wirklich interessiert aber sie habe mitbekommen, dass K. erklärt habe, dass er ja ganz dreckig gewesen sei und Blut auf der Hose hatte, weswegen er schon mal schnell seine Wäsche waschen musste (auch darüber wunderte sich die Zeugin, da er sonst eher verloddert auf sie gewirkt habe, also dass ihm so etwas nicht wichtig wäre) . Frau K. habe ihn dann gefragt, was er denn gemacht habe und er erzählte, dass er sich geprügelt hätte. Frau K. hätte nicht weiter nachgefragt sondern nur gegrinst. Sie selber sei dann bald gegangen, wollte nicht zum Essen bleiben, da sie noch anderes vorhatte.
Als dann nach B. gesucht wurde, kam in ihr der Gedanke auf, dass K, etwas damit zu tun habe. Sie habe versucht Frau K. ins Gespräch zu holen, da sie sich auch Sorgen um sie machte. Doch diese ließ derartige Gedanken nicht zu und verteidigte ihn (hier wurden einige whatsapp chats zitiert , die auch in der Befragung von Frau K. zum Tragen kamen, da man hier stellenweise Täterwissen vermuten kann). Als die Leiche von B. gefunden wurde, ging sie zur Polizei, da sie es sonst nicht mit ihrem Gewissen hätte vereinbaren können. Daraufhin kam es zum Bruch mit Frau K. Diese war sauer aber auch die Zeugin selber wollte sich selber aus der Gefahrenzone nehmen.
In der weiteren Befragung ging es zum einen um den Punkt Geld. Ich nehme an, dass man davon ausgeht, dass K. Biancas Geld an sich genommen hat und dieses dann ausgab (ist aber nur meine Vermutung, Biancas Mutter und ihr Lebensgefährte nickten sich dabei so wissend zu, so dass es wirkte als stehe dieser Verdacht im Raum ) Die Zeugin berichtete, dass Frau K. ihr später ein Foto schickte von dem Essen welches K. und sie sich bestellt hatten und dass K. dieses bezahlt hätte.
Sie wurde auch gefragt, ob sie schon etwas von dem "Sensenmann" mitbekommen habe. Sie erzählte dann, dass ihr bekannt sei, dass K. davon spricht, da ihr Frau K. davon berichtete. Diese würde das auch glauben. Vorallem habe ihr K. erzählt, dass der Sensenmann sie beschützen würde, wenn er nicht bei ihr sei. Die Zeugin hielt das für plemplem und äußerte das auch der Freundin gegenüber, wollte sich dann aber nicht weiter da einmischen.
Fazit: ich denke, die Belastungen die hier bzgl. K genannt werden, sind erheblich. Da die Verteidigung sich gar keine Mühe gab, diese in einen anderen Kontext zu setzen oder zu hinterfragen, gehe ich mal davon aus, dass sie so gesetzt und eindeutig sind, dass sich die Mühe nicht lohnen würde. Oder kommt das demento erst später?
Die 5. Zeugin, war dann Frau K., die Nachbarin selber (gegen die selbst ein Ermittlungsverfahren läuft). Ich konnte sie schon in der vorausgegangenen Pause etwas beobachten, da ich mit ihr im Wartebereich stand. Sie war sehr nervös und wirkte auf mich auch ängstlich. Im ersten Augenblick wirkte sie auch sehr einfältig auf mich (ich dachte mir noch "leichte Beute, für einen Menschen wie K.) , dieser Eindruck korrigierte sich dann etwas beim Verhör, sie hat durchaus "Biss" , ist ihren Gefühlen K. gegenüber aber sehr ausgeliefert.
Bei dieser Befragung ging es dann doch recht intensiv zur Sache und der Ton, vor allem der Anwältin von Biancas Mutter, wurde ziemlich scharf. Besonders die Anwältin nahm sie ziemlich in die Mangel, was ich persönlich super fand, denn ich spürte zwischenzeitlich schon den Impuls mich einzumischen, weil mir das ewige "weiß dies und das nicht mehr und habe ich nicht nachgefragt" gehörig auf die Nerven ging ;) Sie kam dann auch ordentlich ins Schwitzen (da tat sie mir schon fast wieder leid aber anders ging es ja nicht) , wurde aber auch leicht aggro und ich dachte schon, dass sie gleich aufspringt und rausrennt.
Die Anwältin ritt vor allem auf zwei Punkten herum: a) wieso sie der Polizei explizit den pinken BH vorstellig gemacht habe und als ihren deklarierte (wenn ich es richtig verstanden habe, machte sie dies bereits als noch nicht bekannt war, dass B. solch einen trug)
und wie, wann und warum dieser spatel (die vermeinteliche Tatwaffe) in ihre Wohnung kam. Die Zeugin eierte immer wieder rum und lieferte auch keine befriedigende Antwort. Die Anwältin sagte ihr dann klipp und klar, dass sie ihr kein Wort glaube.
Sie konfrontierte sie außerdem damit, dass ihr K. sie ja eiskalt angelogen habe (sie berichtete vorher, dass ihr K. später gesagt habe, dass
die Geschichte mit der Prügelei ja nur erfunden gewesen sei. Das habe sie dann so hingenommen. K. würde eben manchmal solche Sachen erzählen, um zu testen, wer so leichtgläubig sei.) und was das mit ihr machen würde? Die Zeugin bagatellisierte es weiterhin und die Anwältin stellte dann in den Raum , ob sie nicht einfach nur Angst davor habe, dass sie ihre Gefühle für K. verändern müsste. Das saß, das merkte man deutlich an der Zeugin, dass sie da echt dran zu knabbern hatte. Sie blieb aber natürlich trotzdem in ihren Versionen und glaubt aufgrund ihres Bauchgefühls weiterhin an K.'s Unschuld.
Es wurde an dieser Stelle auch noch mal der "Sensenmann" thematisert. Ganz allgemein wurde sie erst gefragt, ob ihr psychische Erkrankungen von K. bekannt seien, daraufhin antwortete sie Nein. Sie wüsste nur, dass er in der Kindheit und Jugend mal in Behandlung war aber nicht warum (natürlich fragt sie da auch nicht nach) und dass er Schlafprobleme habe.
Dann wurde sie mit dem "Sensenmann" konfrontiert , da stellte sie gleich klar, dass sie an so etwas glaubt. Sie bestätigte, dass K. ihr davon erzählte und hielt es für einen Vertrauensbeweis, dass er sich ihr öffnet.
An dieser Stelle, schaltete sich der Psychologe ein und stellte noch ein paar gute, fachliche Fragen, die sie alle so richtig schön so beantwortete, dass man doch mit recht hoher Sicherheit eine psychotische Störung bei K. ausschließen kann.
Er hat z.B. nach der Funktion der Figur gefragt, welche Gefühle sie bei K. auslöst und ob sie jemals sein Handeln beeinflusst hat (Nein!!!)
Außerdem berichtete sie, dass K. weiß, dass sie den Sensenmann nicht sehen kann (auch untypisch bei Psychosen)
Es wurde auch gefragt, wie ihre Filmvorlieben sind (denke das zeigt, dass man den Sensenmann einfach für ein Fantasieprodukt hält. Ich persönlich denke, dass es möglicherweise die Funktion hat, sich etwas wichtig und interessant zu machen, vielleicht hat er ihn sich auch mal als innere Instanz erschaffen, um sich selbst in eine Art dissoziativen Zustand zu bringen, es könnte schon sein, dass er auch ein traumatisches Erlebnis hatte, welches den Sensenmann als Schutzfunktion hervorbrachte . Denke, die Qualität ist ähnlich wie bei Kleinkindern, welche sich oft imaginäre Freunde ausdenken. In jedem Fall beeinflusst es nicht sein Handeln und er verliert auch nicht den Realitätssinn und damit ist er voll schuldfähig)
Fazit: Das war auch eine sehr interessante und intensive Befragung. Bei den ersten Zeugenaussagen hatte ich noch den Gedanken, dass sie mit an der Tat beteiligt gewesen sein könnte. Das schließt sich aber aus, da sie ja ein Alibi für die Tatzeit hat. Sie weiß mit Sicherheit mehr als sie zugibt. Die Frage inwieweit sie vielleicht auch im Vorfeld schon eingeweiht war, lässt sich allerdings schwer beantworten. Ich glaube eher nicht, dass sie den Mord mit geplant hat . Ich schätze auch K. eher so ein, dass er so etwas alleine durchzieht. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie ihm vielleicht geholfen hat als es um diese anonyme Nummer ging und vielleicht wusste sie, dass er B. eins auswischen will, was sie sicherlich gefreut hat..aber wie gesagt, denke nicht, dass sie dabei an Mord dachte. Vielleicht wusste sie aber auch wirklich gar nichts im Vorfeld und versucht "nur" jetzt ihre Liebe zu beweisen indem sie ihn deckt und verteidigt.
Dann waren auch schon 5,5 h um und die Verhandlung wurde beendet. K. saß in dieser ganzen Zeit fast komplett regungslos dabei und starrte nach vorn. Ab und an bewegte er mal kurz seinen Arm zur Lockerung und nur ganz selten ließ er mal seinen Blick zur Seite schwenken . Er schaute nur zwei Zeugen kurz an (den einen Arbeitskollegen, der nix sagen wollte und die Nachbarin). Auch als seine Freundin Frau K. in Bedrängnis geriet und so ziemlich alle im Saal zumindest eine mimische Reaktion zeigten, blieb er völlig teilnahmslos. Er wirkte aber nicht abgeschaltet, eher total selbstbeherrscht. Nur sein vegetatives System hat er nicht ganz unter Kontrolle. Da er an sich total blaß wirkte, konnte man dann gut sehen, dass er ab und rot wurde. Scheinbar gab es doch gewisse Emotionen bei dem, was die Zeugen so erzählten. Ich konnte aber kein Muster feststellen also bei welchen Inhalten es denn nun besonders auffällig war. Als es um die Schilderungen der Sexpraktiken ging, hatte ich den Eindruck, dass er das genoss (aber das ist nur eine Interpretation meinerseits, kann ich auch komplett daneben liegen).
Er erinnerte mich die ganze Zeit an eine Kröte, die ja auch stundenlang regungslos dasitzen können, um dann blitzartig zu agieren. So schätze ich ihn auch ein. Er scheint ein extrem hohes Maß an Selbstbeherrschung zu haben. Gefährlich wird es nur dann, wenn die Impulse dann doch durchbrechen, denn dann ist es maßlos, heftig und eiskalt.
Seine Nachbarin wurde auch gefragt, ob sie sich denn auch mit K. über B.'s Verschwinden unterhalten habe und welche Reaktionen er gezeigt habe. Sie meinte daraufhin, beim Verschwinden hätte er nur gesagt, er wolle erstmal abwarten, was da eigentlich wirklich los ist und als dann die Leiche gefunden wurde, wollte sie ihn nicht mit so etwas belästigen, hätten sie sich nicht groß drüber unterhalten.
Sehr erschreckend...denn ehrlich gesagt, halte ich es für duchaus möglich, dass das so stimmt. Wirken beide nicht gerade sehr empathisch, liebevoll und schwingungsfähig.
Gut, so weit erstmal. Ich hoffe, es war jetzt nicht doch zu lang. Gar nicht so einfach, dass viele Gerede zusammenzubringen. Wenn doch noch Fragen offen sind, kann ich gerne versuchen sie zu beantworten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir die 3 noch ausstehenden Verhandlungen auch noch anschaue, ist gegeben. Vor allem die letzte am Freitag denke ich, werde ich besuchen...bei den anderen muss ich noch schauen, ob ich die Fahrtkosten investieren möchte ;) Aber interessant wäre es schon. Wir werden sehen.