Nightrider64 schrieb:Das hatte seinerzeit eine andere Bedeutung. Heute schreibt man "Mit freundlichen Grüßen" und wenn man mit hochachtungsvoll grüßt, dann ist das eher eine Distanzierung, letzte Ermahnung u.ä.
Aber seinerzeit war das wohl noch gang und gäbe Briefe so abzuschließen.
@Nightrider64Dazu hatte ich auch etwas geschrieben - und wieder gelöscht, weil es mir zu lang schien.
Ich sollte mal für meinen Vater einen Brief an einen Herrn schreiben, den er verachtet hat. Da musste etwas geklärt werden.
Den Brief sollte ich mit "Hochachtungsvoll" unterschreiben. Ich hab mich geweigert.
Ich ab gesagt:
"Das macht heute kein Mensch mehr. Bringst du "dem Typen" Hochachtung entgegen?
Ich schreibe "mit freundlichem Gruß. Das reicht."Mein Vater ist der Meinung, dass die Sitten heute verroht sind. Eine unverheiratete Frau ist für ihn zum Beispiel ein "Fräulein"
(auch wenn die Dame 60 ist.)
Als wir rumdebattierten kam heraus, dass für meinen Vater "hochachtungsvoll" nicht unbedingt Achtung ausdrückt.
Hochachtungsvoll kann auch bedeuten: Lass mich in Ruhe.
So wie Hans Moser in den alten Filmen grantelte: Habe die Ehre....
Das hat nichts mit dem Fall zu tun. Hochachtungsvoll, ist einfach out.
Aber interessant finde ich, dass man früher formal korrekt und trotzdem beleidigend sein konnte.
Nightrider64 schrieb:Ich denke, hier liegt der Unterschied und die Arglosigkeit des Herr Kern .
Offensichtlich sind Dir die Absender immer bekannt.
Das ist gerade die interessante Frage.
Ich würde sagen, je mehr Appetit ich auf ein Präsent habe, desto bereitwilliger nehme ich an,
dass Essenspräsent verdient zu haben. Oder das es von einem Netten stammt.
Appetit schlägt Vorsicht, könnte man sagen.- Und das ist ja auch das Perfide.
Je Leckerer, desto bereitwilliger glaube ich zu wissen, von wem das Geschenk kommt.
Wenn das Präsent meinen Geschmack nicht trifft- oder wenn es unappetitlich aussieht, mag ich es nicht essen.
Dann würde ich es wegwerfen und denken, der Schenker wird sich schon zu erkennen geben.
Man muss doch einfach nur weg von dem Leberwurstgeschenk und hin zu Dingen, die man selber sehr gerne isst.
In den 60ern- und in den Jahren davor- wurde sehr viel weniger fertig gekauft und mehr zu Hause eingeweckt, eingekocht,
eingelegt, Brot gebacken. Es gab viel mehr Hausschlachtungen.
Wenn ich zurückdenke, wurden die letzten Lebensmittel persönlich bei uns abgegeben. Darunter ein Hirschbraten (rohes Fleisch) von einem Jäger. Mein Onkel bringt Nachbarn geschlachtete Tauben und Hasen und bekommt dafür Kuchen.
Der Kuchen wird von der Nachbarin speziell eingepackt. Daran sieht er, wer der Absender ist, wenn der Kuchen vor seiner Tür steht.
Der Punkt ist- wie bei Kerns- wie verhält man sich heute, wenn ein super leckeres Paket kommt-
und der Absender nicht leserlich ist?
Da muss heute ja auch nicht (wie damals) selbst Produziertes drin sein.Es ist ja nun nicht so schwer, Gift in fabrikverpackte Lebensmittel (Konfektschachteln) zu füllen.
Es ist ja nur ein unwichtiger Aspekt, dass in dem Paket diese Wurst war.
Wer herausgefunden hat, was der Feind gerne isst, kriegt auch seinen Geburtstag raus.
Oder Vereinsmitgliedschaften, ein Jubiläum etc. Und mit einem Geschenk zu einem gefeierten Anlass,
wäre die Verschleierung noch perfekter. Plötzlich kommen noch Arbeitskollegen als Absender in Frage.
So ein Giftanschlag - etwa anders aufgezogen- könnte heute auch funktionieren.
(Und genau so daneben gehen, wenn das Paket weitergeschenkt wird.)