Interested schrieb:Glaube auch nicht, dass man da Vorsatz unterstellen kann und diese Form der Anklage, auch wenn es sich für die Hinterbliebenen wie sinnloser Mord anfühlen mag.
Für Opfer, tot oder ein Leben lang gezeichnet, für ihre Angehörigen ist die Rücksichtslosigkeit der Verursacher und die brutale Gewalt ihrer Fahrzeuge, die wie Waffen erscheinen, kaum zu ertragen. Aber meiner Ansicht nach gibt es wesentlich sinnvollere Ideen, die Raserei einzudämmen:
- Ein Ende der blinde Förderung und Bevorzugung der deutschen Autoindustrie, die immer stärkere und schwerere PS-Boliden auf die Straße schickt und mit 1000 Tricks alle Versuche umgeht, den CO2-Ausstoß zu senken. Mein erster Golf (1990) hatte 50 PS, Höchstgeschwindigkeit 150 km/h. Der aktuelle 150 PS, Höchstgeschwindigkeit 214 km/h. Verbrauch: Keine Änderung.
- Technik und Fahrassistenzsysteme sind gut, verstärken aber das Gefühl der Fahrer, ihnen könne in ihren abgeschotteten und geräuschgedämmten, 1,5 bis 2 Tonnen schweren Hochsicherheitszellen nichts passieren.
- Kein Tempolimit auf deutschen Autobahnen: Ein Unding und Einladung zur Raserei. Jeder, der an einem Freitag versucht mit der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h von Flensburg nach Kufstein zu fahren, kann ein Liedchen davon singen.
- Keine ausreichenden Tempokontrollen. Berlin, die Stadt der ersten "Raser-Mörder", hat weniger stationäre Tempofallen als die Stadt Tübingen (3,8 Mio. zu 90.000 Einwohner). Mobile Kontrollen finden aus Personalmangel kaum statt. Jeder Berliner weiß das. Die Forderung nach einem "Blitzer" auf dem Ku`Damm wurde erst jüngst wieder unter fadenscheinigen Gründen (Verdrängungseffekt) abgelehnt. Dabei hat sich schon wieder ein schwerer Unfall bei einer Raserei ereignet. Ein Opfer liegt noch immer im Koma. Beteiligt u.a. ein gemieteter 7er BMW mit 520 PS, Neupreis 120.000 Euro. Die Auto-Verkehrstoten gehen zurück, die toten Fußgänger und Radfahrer nehmen allerdings zu.
- Langsamer und gleichmäßiger Verkehrsfluss ohne große Geschwindigkeitsdifferenzen würde zu einer besseren Straßennutzung führen. Gerade in Großstädten wäre Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit angezeigt. Das verhindert Staus und Unfälle.
Lieber bestraft man aber tödliche Raser (zumeist mit Migrationshintergrund), meiner Ansicht nach unverhältnismäßig, weil sie ein wunderbares Feindbild abgeben. Abgeschreckt hat das offenbar bisher nicht, die Raserei auf dem Ku`Damm geht trotz "Lebenslänglich" weiter.