CorvusCorax schrieb: WEN hat S. kennengelernt, getroffen und WO. Und wenn der Dreh- und Angelpunkt des Verschwindens am 10.09.20 in Todtmoos war, hätte man demzufolge jeden Schritt, den sie dort getan hat, unter die Lupe nehmen und Einwohner verstärkt befragen müssen.
Ich würde -wenn es ein Verbrechen war- eher auf den Wanderweg selbst tippen. Man musste gar nicht mit Scarlett sprechen, der große Rucksack war schon ein Indiz, dass sie eine mehrtägige Wanderung unternahm. Es könnte durchaus sein, dass es jemand war, der sie auf der zweiten oder dritten Etappe traf und der sie dann doch gezielt auflauerte, weil er schon wusste, dass sie spät losging und der Pfad daher leer sein würde.
Es kann auch sein, dass sie bei einer dieser zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten auf jemanden gestoßen ist, dem sie ins Auge fiel.
Die Befragung von Leuten auf einem Wanderweg ist halt schwierig, da man überhaupt nicht nachvollziehen kann, wer da unterwegs war und ob es zu einer Begegnung kam. Wir haben am Samstag eine Rundwanderung gemacht - am Ausgangspunkt der Wanderung standen ca. 60 Autos. Begegnet sind wir einer Familie, einem Einzelwanderer und einem Paar, das den Weg, warum auch immer, "verkehrt herum ging". Kennzeichen von Einheimisch bis Frankreich alles dabei ... Die Leute würde man niemals alle erreichen. Der Einzelwanderer war kilometerweit hinter uns (schon etwas seltsam) - immer so auf 50m, auch, wenn wir eine kurze Pause machten und war plötzlich verschwunden, obwohl das an der Stelle der Strecke gar keinen Sinn machte.
CorvusCorax schrieb:Todtmoos ist ja nun mal kein ausgestorbenes Kaff und sicher auch nicht an diesem Sommertag-Morgen des 10.09.20. Und selbst wenn man immer wieder das schlechte Erinnerungsvermögen an Personen anführt, die einem irgendwo über den Weg laufen, hätte sich damals vielleicht doch eine wichtige Kleinigkeit finden lassen, die unwichtig erschien, es aber im Nachhinein doch nicht war. Jetzt nach 8 Monaten ist der Zug eh abgefahren, wer sollte sich da noch an etwas erinnern?
Man hätte die Leute zeitnah befragen müssen. Aber: Gewaltverbrechen sind sehr selten, daher ging man von einem Unfall aus, am Anfang auch davon, sie lebend zu finden. Da ging es eben auch um Wahrscheinlichkeiten.
CorvusCorax schrieb:Und wenn man ein Verbrechen in Betracht zieht, wird es in den seltensten Fällen der Zufallstäter sein, der dem Opfer hinter einem Busch auflauert und die Gelegenheit nutzt und es muß auch kein "Fremder" sein. Ich bleibe da immer wieder an dieser Stephan-Harbort-Studie über das Geographische Verhaltensmuster von Serien-/Ersttätern hängen, wonach sich der "Ankerpunkt" von Tätern, also der Wohn- oder Arbeitsort, das Lebensumfeld, sich im näheren Umkreis des Übergriffs-/Tatorts befindet.
Es könnten in dem speziellen Fall auch Mitwanderer gewesen sein oder Leute, die sie in der Unterkunft kennengelernt hat.
CorvusCorax schrieb:Und das heißt was? Dass sie wie im Fall Tanja Gräff oben in einem Baum gelandet ist? Aber selbst von dort fällt irgenwann etwas runter.
Tanja Gräff ist ja über eine Klippe gestürzt - die gibt es im Schwarzwald auf der Strecke nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Baum unter der Belastung nicht nachgibt (Frau + Klamotten + Rucksack wogen ja mindestens 65kg) geht gegen 0, würde ich behaupten. Das war ja schon bei Tanja Gräff ein total seltener Zufall.