emz schrieb:Aber es beginnt doch schon auf dem Schulhof, dass man lernt, sich nicht mit Größeren anzulegen.
Wobei es sich um drei Aspekte handelt:
1. "Was immer Du tust, tue es klug und bedenke das Ende!" Ich würde mich in der leeren U-Bahn nicht alleine mit einer Gruppe oder einem Typen anlegen, die dort provokativ Rauchen und denen die Lust auf Krawall aus jeder Pore trieft. Auch wenn "das Recht dem Unrecht nicht weichen muss". Da trolle ich mich lieber und das ist keine Schande. Vielleicht rufe ich die Polizei an.
2. Wie sich andere verhalten und wie ich das bewerte, ist etwas anderes. In der U-Bahn sollte nicht geraucht werden und sollten auch keine Leute zusammengeschlagen werden. Es ist auch nicht so, dass mich das nichts angeht. Und wenn ein Dritter zusammengeschlagen wird, sollte ich natürlich intervenieren. Die Polizei gibt auch ganz gute Tipps, wie man sich da am besten verhält. Eine Kollegin von mir hat sogar ein Präventionsseminar der Polizei besucht. Man soll immer Verbündete suchen, gemeinsam handeln, die Störer höflich und bestimmt mit "Sie" ansprechen usw.
3. Und dann ist natürlich die Frage, wie die Gesellschaft, wie die Institutionen darauf reagieren. Wenn die Polizei sagt "Streifen in der U-Bahn sind personell nicht machbar", dann sollte man sich fragen, ob die Polizei gut genug ausgestattet ist. Und mit den richtigen Personen besetzt. Ob es Videokameras gibt und wie gut der ÖPNV ausgestattet ist. Auch die "Broken-Windows-Theorie" würde ich nicht unterschätzen, also Sauberkeit, Pflege und Infrastruktur. In Augsburg war das alles sicher tip-top, aber vielleicht hat man gewisse Cliquen zu lange rumhängen lassen, bis sie den öffentlichen Raum als ihr Eigentum angesehen haben. Ein Bedürfnis, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu stärken, das gibt es sicherlich. V.a. auch, weil die Sparorgien und Privatisierungen der 2000er Jahre den öffentlichen Raum runterkommen ließen (jedenfalls in einigen Städten sehr massiv).
Sonderling69 schrieb:... hört sich alles gut an, aber was machst Du mit Leuten, die sich einfach nicht "resozialisieren lassen wollen". Da hilft meiner laienhaften Meinung nach nur "Abschreckung" oder?
Nicht "wollen"? Gibt es nicht. Das hat mit
wollen weniger zu tun wie mit
können. Und alle wird man eh nicht kriegen, sonst könnte ich Kriminalität einfach abschalten. In einer offenen Gesellschaft lässt sich aber abweichendes kriminelles Verhalten nicht zu 100% eliminieren.
Der Typ, der mich geschlagen hat, war Borderliner und Alkoholiker. Der war eigentlich krank. Das war kein freier Wille. Der war auch total zerknirscht, dass ihm der Gaul durchgegangen war (er konnte nicht mal mehr sagen warum). Aber es passierte ihm immer wieder. Den behandelt man nicht, indem man ihm das Messer auf die Brust setzt. Da schlägt der wieder zu. Zur Gerichtsverhandlung war er auf einem therapeutischen Pferdehof untergekommen, mistete die Ställe aus und mit Alkohol ging es. Dort wo er war, da hatte er keine Probleme mit seinen Impulsen.