@jaska Ja, wie angekündigt hat die Untersuchungskammer von Amiens gestern (am 23. Juli) die Entscheidungen über die Berufungsanträge von Christophe bzw. seines Anwalts Me Novion getroffen. (Die Übersetzung des entsprechenden Berichts von „L’Union“ steht unten.) Am 14. Mai hatte Me Novion vor der Untersuchungskammer in Amiens unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf Nichtigkeit der früheren Gutachten plädiert.
Zwar wurden jetzt mehrere seiner Anträge abgelehnt und Christophe bleibt angeklagt, aber Me Novions Antrag auf neue Vermessung der Kiefer bei Curtis und den Jagdhunden wurde stattgegeben. Bei der damaligen Vermessung war festgestellt worden, dass alle Wunden Elisas nur mit den (im Vergleich zu den Jagdhunden kleineren) Maßen von Curtis' Kiefer übereinstimmten. In seinem Antrag auf Annullierung dieser Ergebnisse hatte Me Novion damals bemängelt, dass bei der Vermessung der Kiefer bzw. Zahnabstände bei Curtis und den Jagdhunden unterschiedliche Messmethoden angewandt worden seien. Nachdem dieser Antrag jetzt bewilligt wurde, muss der Untersuchungsrichter in Soissons einen oder mehrere neue Sachverständige mit dem Erstellen neuer Gutachten beauftragen.
Me Novion überlegt noch, ob er gegen die Ablehnung seiner anderen Anträge Berufung beim Obersten Berufungsgericht einlegt. Somit ist also noch immer kein Abschluss des Falles in Sicht.
Leider geht aus den aktuellen Berichten nicht hervor, was die Unterschiede bei der Abstandsmessung gewesen sein sollen und was Me Novion hier konkret bemängelt hat. Wie die früheren Abstandsmessungen erfolgten, kann man aber im Gutachten des Tierarztes Dr. Alain Mayer nachlesen (deutsche Übersetzung S. 6–9).**
Im Gutachten heißt es, dass die Messungen bei den Jagdhunden mit einem Nonius (eine Art Lineal mit beweglicher Längenskala) und einem Maßband vorgenommen wurden. Der Vollständigkeit halber wurden nicht nur die 21 Jagdhunde, mit denen am Tag des Angriffs auf Elisa gejagt wurde, sondern sämtliche 62 Jagdhunde der „Rallye la Passion“ untersucht. Dabei erfolgten die Nonius-Messungen an der Basis der Fangzähne (Zahnfleisch), die Maßband-Messungen an der Spitze der Fangzähne. Das Ergebnis war, dass bei beiden Messmethoden keine Messung für die Fangzähne des Oberkiefers kleiner war als 4,4 cm, bei den unteren Fangzähnen war keine Nonius-Messung kleiner als 3,8 cm und keine Maßband-Messung kleiner als 4 cm.
Zu Curtis heißt es, dass er zur Vermessung sicherheitshalber in Vollnarkose gelegt wurde. Dann wurden seine Kiefer ebenfalls vermessen und es wurden (vermutlich, weil ein Angriff durch Curtis am wahrscheinlichsten war) zusätzlich Abdrücke seiner Kiefer genommen. Daraus ergab sich, dass die Fangzähne des Oberkiefers bei Curtis nur 36 mm auseinanderstanden, beim Unterkiefer war der Abstand noch etwas geringer.
Der einzige Unterschied in den Messmethoden, den ich aus dem Gutachten ersehen kann, ist, dass bei den 62 Jagdhunden anscheinend nur die Kiefer vermessen wurden, aber nicht ebenfalls Gebissabdrücke genommen wurden. Evtl. hat Me Novion in seinem Berufungsantrag das beanstandet? Allerdings ließe sich das heute mit Sicherheit nicht mehr vollständig nachholen, da die Zusammensetzung der Meute jetzt nicht mehr die gleiche ist wie damals (einige der Hunde leben schon nicht mehr). Egal, welche Untersuchungsmethoden man heute anwendet, es werden nicht mehr alle Hunde von damals erfasst werden können.
Vermutlich will Me Novion darauf hinaus, dass nicht mehr definitiv festzustellen ist, ob tatsächlich Curtis oder evtl. doch die Jagdhunde Elisas Tod verursacht haben. Allerdings lässt sich nicht wegdiskutieren, dass andere wesentliche Spuren der Jagdhunde fehlen: fehlende DNA der Jagdhunde an Elisa, fehlende Spuren am Boden und in der näheren Umgebung, die eine Meute am Tatort hinterlassen hätte, fehlende Blutspuren an den Jagdhunden (siehe dazu auch S. 9/10 des Gutachtens). In jedem Fall ziehen sich die Ermittlungen im Fall Elisa weiter in die Länge, und es ist noch immer kein Ende abzusehen.
Hier die Übersetzung des Artikels der „L‘Union“ *:
"Fall Pilarski: neues tierärztliches Gutachten wird an Curtis, dem Hund von Christophe Ellul, erstellt
Ein oder mehrere neue Sachverständige werden vom Ermittlungsrichter in Soissons ernannt.
Am Freitag, dem 23. Juli, verkündete die Untersuchungskammer von Amiens ihre Entscheidung über die Berufungsanträge von Christophe Ellul. Alexandre Novion, sein Anwalt, sagte, er sei zufrieden, weil er neue tierärztliche Analysen für Curtis, den Hund seines Mandanten, erhalten habe. Die ersten tierärztlichen Analysen machten dieses Tier als einziges für den Tod von Elisa Pilarski verantwortlich, die am 16. November 2019 im Wald von Retz, in der Aisne, starb. Der Anwalt argumentierte, dass die Messmethode [der Zahnabstände] bei diesem Hund und bei den 21 Jagdhunden nicht die gleiche war, was einen wissenschaftlichen Vergleich nicht zulässt. Der Untersuchungsrichter in Soissons wird einen oder mehrere neue Sachverständige ernennen müssen, um diese neuen Gutachten zu erstellen.
Die ersten Gutachten wurden „als unanfechtbares Urteil mit sehr zwingenden Schlussfolgerungen gegen Curtis vorgelegt, und wir haben sofort die Inkonsistenz zweier Messmethoden bestritten. Es mussten neue Messungen durchgeführt werden, um vergleichen zu können“. Die einzigen Maße, die mit den Bildern von Elisas Körper übereinstimmten, waren die Maße von Curtis' Kiefer. Für den Anwalt sind diese neuen tierärztlichen Gutachten „ein neuer Ansatzpunkt“. Die bisherigen Gutachten „haben nicht mehr das wissenschaftliche Gütesiegel, das sie zu haben schienen“.
Der Anwalt des Angeklagten griff auch die Gutachten „hinsichtlich ihrer Ordnungsmäßigkeit“ an. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am Freitag, dem 14. Mai, hatte er vor der Untersuchungskammer auf Nichtigkeit der früheren Gutachten plädiert. Mehrere seiner Anträge auf Nichtigkeit wurden am Freitag abgelehnt. Der Anwalt von Christophe Ellul erwägt nun, gegen diese Ablehnungen Berufung beim Obersten Berufungsgericht einzulegen."
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version), mit kleinen Nachbearbeitungen
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https://www.lunion.fr/id278092/article/2021-07-23/affaire-pilarski-de-nouvelles-expertises-veterinaires-vont-etre-menees-sur** Die Übersetzung des Gutachtens steht hier im Themen-Wiki:
Themen-Wiki: Elisa Pilarski - Mord oder Tod durch Hunde