Tussinelda schrieb:ich glaube schon mal nicht, dass die Hunde im Laster eingesperrt waren......da geht es ja schon los....immerhin gab es ja Zeugen, die die Hunde schon vorher gesehen haben....und wenn wir sonst alles den Medien glauben,was uns so in den Kram passt, warum dann nicht das?
Auch denke ich, dass man mit kriminalistischer Arbeit da nicht unbedingt zur kompletten Aufklärung kommen wird. Ich sagte ja von Anfang an, was warum passierte werden wir niemals genau wissen.
panta_rhei schrieb:Was ich mich auch frage: zu Beginn gab es Aussagen, die irgendwie danach aus dem Blickfeld gerieten
So ist es wohl. Meiner unmassgeblichen Erfahrung nach arbeiten Ermittler meist nicht so, dass sie sich vorschnell auf eine Theorie festlegen und dann alle anderen Indizien ignorieren, ausser vielleicht man ist in Berlin
:troll:Derzeit stehen zwei Theorien im Raum, die eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit haben, dass sie in etwa dem Verlauf des Ereignisses entsprechen, und das sind, dass Curtis der "Täter" ist oder die Jagdhunde. Ich ignoriere hier also mal alle weiteren Theorien, da es mir nicht bekannt ist, dass sie von belastbaren Indizien gestützt werden, wie "weitere, heute noch unbekannte Hunde am Tatort," "die bulgarische Mafia hat mal wieder zugeschlagen" oder die immer für jede Tat möglichen "Aliens."
Nun gibt es also zwei Versionen - und freilich habe ich keine Kristallkugel sondern nur die Informationen aus der französischen Presse.
Und da sieht es so aus: Curtis war freilich dem Opfer am Nächsten. Allerdings hat er wohl zumindest eine Zeit lang einen Maulkorb getragen und war angeleint. Später wird der Maulkorb abgelegt/abgenommen/abgestreift aufgefunden und die Leine abgenommen. Wann und durch wem ist noch unbekannt. Dann gehört Curtis offensichtlich zu einer Rasse, der man gerne alle Bosheit der Welt nachsagt. Allerdings sagt uns, und den Ermittlern, das nichts über
sein tatsächliches Wesen. Auf das weisen eventuell die Vorfälle nach der Tat hin, aber ich bin kein Tierpsychologe. Ich weiss nur aus meiner juristischen Erfahrung, wenn es um menschliche Täter geht, dass "Verhalten ausserhalb der konkreten Tatumstände" vor Gericht nie als alleiniges Indiz haltbar ist, und oft gar nicht erst zugelassen wird. Konkret gesagt: Ein Hund, der aus welchem Grund auch immer im Tierheim jemanden beisst, ist dadurch noch lange nicht der Täter im vorliegenden Fall. Und seine Rasse macht ihn natürlich auch nicht automatisch zum Täter.
So, und nun wird es schon recht dünn, was es noch an Indizien gegen Curtis gibt. Die meisten Indizien sind eigentlich
fehlende Spuren, z.B. fehlende Bisspuren an Curtis. Aus dem Nichtvorhandensein von Spuren kann man aber, und das weiss ein erfahrener Ermittler, nicht unbedingt etwas schliessen. Allerdings kann diese Tatsache andere Indizien unterstützen.
Die "Kratzspuren" am Kopf, die anscheinend fehlerhaft erst als Bisspuren gedeutet wurden, könnten darauf hinweisen, dass er sich selbst den Maulkorb abgestreift hat - aber nicht einmal das ist sicher.
Kommen wir zu den DNA-Spuren, die ja noch nicht ermittelt sind. Es würde freilich, so weit sind wir wohl schon, nicht sonderlich überraschen, wenn seine DNA an Kleidung und Körper des Opfers gefunden wird, denn sie lebten in einem Haushalt zusammen. Und ob man eindeutige Bisspuren identifizieren kann, sei es durch DNA oder anderweitig, ist noch lange nicht sicher. Selbst wenn, schliessen diese andere Täter-Hunde noch nicht automatisch aus.
So, ich erinnere mich nicht an weitere Indizien, die gegen Curtis sprechen, aber vielleicht weiss ja jemand mehr.
Kommen wir nun zu den Jagdhunden.
Hier warten wir freilich ebenso auf die DNA und evtl. Bisspuren Analyse. Leider muss man auch hier sagen, wären diese vermutlich auch nicht so klar und eindeutig. Immerhin könnten sie ein stärkeres Indiz sein als Spuren von Curtis, da das Opfer keinen bekannten Kontakt zu diesen Hunden vor ihrem Tod hatte.
Bleiben die Zeugenaussagen. Erfahrungsgemäss sind Zeugenaussagen relativ schwache Indizien, aber man darf sie freilich nicht einfach ignorieren, weil sie nicht in die vorgefasste Theorie passen.
Wir haben erst einmal die Aussage des CE: er beharrt darauf, dass Elisa von mehreren Hunden sprach, von denen sie angegriffen wurde. "Beweisen" kann er das freilich nicht, aber, wie gesagt, ignorieren kann man das auch nicht einfach.
Dann kommen die teilweise gesicherten Zeiten ins Spiel: die Zeit des Anrufs von Elisa bei CE dürfte nachgewiesen sein. Und hier kommen jetzt andere Zeugenaussagen ins Spiel: es gibt zwar Aussagen, die behaupten, dass die Jagdhunde um diese Zeit nicht im Wald gewesen seien. Dieser Aussage stehen aber wieder andere entgegen, die das Gegenteil behaupten. Wir wissen nicht, wer die anderen Aussagen gemacht hat, aber es scheint relativ sicher zu sein - wenn man hier nicht grobe Falschinformation durch die Presse unterstellt, - dass es sie gibt.
Konkret: es gibt Aussagen, dass Jagdhunde bereits gegen 13 Uhr frei herumliefen. Nun muss der Ermittler die Glaubwürdigkeit dieser Zeugen nachprüfen, was niemals einfach ist. Nur ignorieren kann er diese Aussagen nicht. Dazu kommen einige andere Merkwürdigkeiten hinsichtlich der Rollen einiger Beteiligter.
Weiterhin gibt es Aussagen, dass auch an den Jagdhunden keine Bisswunden festgestellt wurden, und dass sie auch sonst keine Spuren der Tat aufwiesen (Blut etc.) Auch hier gilt: das mag ein Indiz sein, aber das Nichtvorhandensein solcher Spuren schliesst die Jagdhunde nicht automatisch aus. Verbunden mit der weiteren Zeugenaussage des CE, genau solche Jagdhunde in der Nähe des Auffindeortes des Opfers gesehen zu haben, besteht zumindest die Möglichkeit, dass sich solche Hunde zur Tatzeit in der Nähe des Opfers befunden haben und somit ebenfalls als Täter in Frage kommen.
Zum Schluss bleiben noch Spuren, die wir nicht bewerten können, da wir keinerlei Details kennen: z.B. der Zustand des Opfers etc. - ob dies auf einen oder mehrere Hunde hinweist, wissen wir nicht. Eventuell können die Gerichtsmediziner hier die eine oder die andere Theorie etwas untermauern.
Und das ist, soweit ich weiss, der Stand der Dinge.
Mit
@Tussinelda befürchte ich, dass es am Ende dabei bleiben könnte und es den Ermittlern nicht gelingen wird, juristisch sicher die eine oder andere Theorie ausschliessen zu können.
That's real life. Anders als bei Fernsehkrimis gibt es nicht in jedem Fall eine klare Lösung. Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls kann meiner Meinung nach keine Theorie ausgeschlossen werden.