Jacoba schrieb:Sozialer Rückzug ist die absolute Regel. Das heißt nicht, dass man sich einschließt, aber dass das Soziale eben weniger als vorher wird und das unaufhaltsam. Deshalb kommt das mit dem Suizid idr auch nicht plötzlich, sondern es gibt Warnsignale.
Das passt anhand der bruchstückhaften Informationen zu Yolandas Tagesabläufen und Unternehmungen die Tage, Wochen und Monate davor ja allerdings überhaupt nicht. Die dokumentieren schon eine recht aktive Person und zwar eine in Gruppen Aktive.
Die Tage zuvor etliche Treffen mit dem Vater und dessen Kollegen hatte, inkl einer von ihr durchgeführten Stadtführung, einem Ausflug an einen See, Essenmachen zuhause, Essengehen im Restaurant, parallel dazu vermutlich vormittags Prüfungen an der HTWK (in der Verschwinde-Woche gab es täglich eine Prüfung für ihr Semester, die letzte am Mittwochvormittag, 25.9.19, man musste sich allerdings dafür einschreiben, was ich nicht weiß ob es Yolanda tat). 10 Tage vorher Rückkehr von einer 2-wöchigen Reise durch Nationalparks in Kalifornien, 5 Wochen vorher Betreuerin eines Jugendcamps.
Jacoba schrieb:Aber es gibt ja auch mehr Erkrankungen als eine unipolare Depression, die zum Suizid führen können. Es ergibt wenig Sinn darüber zu spekulieren, was sie hätte gehabt haben können. Auch wenn ich immer noch nicht ganz an einen Suizid glaube erscheint mir das immer noch stimmiger als eine spontan Übernachtung.
Für den Suizid gibt es ebensowenig Hinweise wie für ein Fremdverschulden, warum sollte ein Suizid dann wahrscheinlicher sein?
Zeichen für einen Suizid würde ein Umfeld eigentlich wahrnehmen können, wie du und andere vom Fach oder mit Erfahrungen im Bekanntenkreis ja sagen. Diese Vorzeichen wären also erwartbar. Fehlen aber offenbar. Zeichen für ein Fremdverschulden würden sich in dem Fall nur in der Auffindesituation und den sterblichen Überresten zeigen. Und angesichts der langen Liegezeit wäre ein Fehlen von Anzeichen für Fremdverschulden aber eher wenig aussagekräftig, weil etliche Tötungsformen nicht mehr nachweisbar sind, wenn man nur wenige Knochen hat.
Das heißt fehlende Suizidhinweise im Vorfeld machen einen Suizid durchaus weniger plausibel. Fehlende Spuren eines Fremdverschuldens an den sterblichen Überresten und am Fundort, sind allerdings in diesem Fall zu erwarten, selbst wenn es ein Tötungsdelikt war.
Nachdem ich mich etwas mit diesem Auffindegebiet beschäftigt habe, habe ich meine Vermutung revidiert, dass es Yolanda magisch angezogen haben könnte, was den landschaftlichen Reiz angeht. Man kann Suizid letztlich nie ausschließen, völlig egal wie der Mensch vorher wirkte, deshalb kann man bei einem ursächlich völlig ungeklärten Tod auch jedem nachträglich Suizid "unterschieben". Aber Fremdverschulden ist in dem Fall sicher auch nicht auszuschließen, selbst dann sogar, wenn es keinen Hinweis darauf gibt.
Sie wurde ja als kommunikativ-offen und spontan beschrieben wird, und trampte z.B. auch. Es gibt noch andere Hinweise darauf, dass sie schnell Kontakte knüpfte, z.B. bei Auslandsreisen.
Und ein wesentlicher Aspekt des Fundgebiets ist, dass viele Stellen dort sehr wenig frequentiert werden und abseits der Wege, wegen der nicht forstwirtschaftlichen Nutzung und der dadurch zahlreichen querliegenden Althölzer und diese überwuchernder Schlinggewächse und auch wg Hanglagen. Und die vermutlich sogar einfach nie bzw. über Jahre nicht von Menschen aufgesucht werden. Also ideale Ablageorte sind. Und dass man dennoch mit jedem PKW nahe zu diesen idealen Ablagestellen kommen kann (von der Wald-Zufahrt bei Großwilsdorf aus).
Das Argument was eine Zeitlang als Indikator für Untertauchen und jetzt als eins für Suizid hervorgebracht wird, dass sie nämlich ihr Handy beim WG-Verlassen ausstellte und das für ihre Absicht nicht ortbar und nicht retrospektiv nachverfolgbar zu sein, was ihren Weg angeht, ist zwar nicht unplausibel. Ganz banal kann jemand der sein Handy um 14 Uhr ausstellt, und der einen Tagesplan außer Haus vor sich hat, der bis ca Mitternacht dauern wird (als angenommene Rückkehr nach dem Christo-Film in Halle) das Handy aber auch einfach abstellen um die ganze Zeit genug Akku zu haben.