Iris Schwarz 1980 in Hamburg verschwunden
24.05.2020 um 02:56GonzoX schrieb:naheliegend wäre dann, dass es sich bei diesem Ort um dern Bootsanleger des "Wassersportverein Delphin v. 1979" handelte.Hallo @GonzoX ,
Dessen Steg und Bootshaus befindet sich direkt am Ende des Billbrookkanals (unweit des Fundortes Iris' Handtasche etc.).
https://www.wsvdelphin-hamburg.info/
Aber das wäre wohl zu unvorsichtig gewesen..
Die Anlegestelle bei einem Bootsverein würde ich nicht zwingend als negativen Faktor für den Täter damals bewerten. Es könnte sogar ein Pluspunkt gewesen sein, da er auf diese Weise noch weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, wenn ein Mitglied mal zwischendurch sein Boot besucht oder evtl. für eine kurze Fahrt genutzt hätte.
Aufgrund der damaligen Umständen kann man glaube ich auch davon ausgehen, dass in Billbrook zu der Zeit sich nicht sehr viele Menschen ein Boot als Hobby leisten konnten und wenn, diese Personen ihr Boot dann eher am Wochenende und nicht bei Temperaturen im Februar genutzt hätten, sodass es am 28.02. (wäre sie abends oder nachts verschwunden) dort wahrscheinlich menschenleer gewesen wäre.
Wir wissen nicht, ob der Täter überhaupt ein Boot hatte oder eines nutzen konnte. Als Zwischenablageort hätte es aus meiner Sicht für die Nacht aber durchaus dienen können. Im Februar wird es ja auch erst später hell. Er könnte die Leiche, so meine Überlegung, am Morgen des 29.02., noch bevor es hell wurde, mit einem Pkw "umgelagert“ haben.
Wenn wir die Vermutung der Polizei von damals, dass sie auch bereits am Tag bzw. Abend/Nacht davor verschwunden sein könnte, verfolgen, hätte der Täter Iris theoretisch auch z.B. bereits auf dem Rückweg von der Arbeit nach Hause abfangen können. Es scheint ja keine bestätigte Sichtung von Iris nach 19 Uhr zu geben. Hier fehlt auch leider die Info dazu, wann sie an dem Tag Dienstschluss hatte.
Wohin er mit Ihr dann fuhr, ist die Frage. Theoretisch hätte er mit ihr nach Billbrook fahren können und wäre auch sehr schnell dort gewesen. In Billbrook müsste es damals etliche “geeignete“ Stellen gegeben haben, wo man hätte parken können. Außer dem Wohnheim und vllt. ein paar Industrieanlagen, verlassenen Gebäuden und dem Kraftwerk Tiefstark dürfte dort zu der Zeit noch nicht viel gegeben haben, sodass dort abends damals sehr ruhig wäre.
Man kann sich anhand der Geschichte von Billbrook besser vorstellen, wie es dort damals war.
Das ehemalige Sumpfgebiet wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Sand aufgeschüttet, damit sich hier überhaupt Menschen niederlassen konnten. Fast der gesamte Stadtteil besteht aus Gewerbegebieten, nur zwei kleine Wohngebiete bieten Wohnraum für Menschen. Billbrook wurde 1395 erstmalig urkundlich erwähnt und bot vielen Bauern eine Heimat. Nach Verdrängung der Landwirtschaft und aufkommender Industrialisierung wurde der Ort zum Arbeiterviertel. Der Erste Weltkrieg bescherte dem Stadtteil das größte Kraftwerk in Hamburg, aber auch die fast vollständige Zerstörung durch Fliegerangriffe im Jahr 1943 ist Teil der Geschichte des Stadtteils.https://www.hamburg-lodge.de/Regionales/Billbrook/
In und um Billbrook fließt viel Wasser, Elbe und Bille begrenzen den Stadtteil und fünf Kanäle bahnen sich ihren Weg. Der Stadtteil kann gut als Ausgangspunkt genutzt werden, um den Bezirk Hamburg-Mitte zu erkunden. Zahlreiche Naturschutzgebiete und Parks bieten Erholung und auch die Elbe zieht immer wieder viele Menschen an. Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist von Billbrook aus gut zu erreichen.
Hier noch etwas zum damaligen Obdachlosenheim “Berze“.
Im Osten des Stadtteils, unweit der Grundschule Billbrookdeich, befinden sich zwei Wohnunterkünfte für wohnungslose Menschen: In den Gebäuden leben großteils wohnungslose Familien verschiedener Herkunft. Eine steht an der Berzeliusstraße, wo 2002 eine schlecht beleumundete Unterkunft abgebrochen wurde.[2] Diese war als "Berze" bekannt. Die andere steht am Billstieg.Auszüge aus dem Interview Zeit Online mit Lothar Knode vom 30. Oktober 2014:
Wikipedia: Hamburg-Billbrook#Geographie
Lothar Knode Bezirksabgeordneter der Grünen in Hamburg-Mitte. Von 1979 bis 1988 war er Sozialarbeiter in der Berzeliusstraße.
Frage: Herr Knode, in der neuen Flüchtlingsunterkunft in der Berzeliusstraße sollen 650 Menschen untergebracht werden. Welche Dimensionen hatte die alte Unterkunft?Quelle: https://blog.zeit.de/hamburg/die-berzeliusstrasse-war-ein-elendsquartier/
Lothar Knode: Die Unterkunft in der Berzeliusstraße wurde bereits Ende der fünfziger Jahre konzipiert und 1962 fertiggestellt. Zunächst wurde die Einrichtung als Obdachlosenunterkunft für Familien genutzt, um dort die Opfer der Flutkatastrophe aus Wilhelmsburg vorübergehend unterzubringen. Danach wurde sie die größte Einrichtung für obdachlose Familien in Hamburg.
Hier wurden Menschen untergebracht, die entweder ihre Mieten nicht zahlten oder ihre Wohnungen wegen Lärmbelästigung, Vermüllung, Konflikten mit Nachbarn oder anderen Gründen verloren haben. Zeitweilig haben dort 1.500 Personen gewohnt. Darunter waren Haftentlassene und Asylbewerber aus anderen Bundesländern, es war praktisch ein Dorf mitten im Industriegebiet.
Frage: In Billstedt hat die Berzeliusstraße keinen guten Ruf. Was hat die damalige Einrichtung von anderen unterschieden?
Knode: Die Wohnunterkunft wurde extra dafür geschaffen, um Menschen abzuschrecken. Wir hatten etwa zehn Einrichtungen für Familien in Hamburg und die Berzeliusstraße war die Endstation – hier kamen alle hin, bei denen Besserung nicht in Aussicht war. Ende der siebziger Jahre wurde am Billstieg, keine hundert Meter entfernt, eine weitere Unterkunft für Flüchtlinge eingerichtet. Diese gibt es auch heute noch. Hinzu kommt, dass in der Parallelstraße eine große Unterkunft für Männer ist. Es sind also drei Einrichtungen, die sich in Billbrook konzentrierten.
Frage: Wie waren die Lebensbedingungen in der Berzeliusstraße?
Knode: Weil die Berzeliusstraße europaweit eines der größten Elendsquartiere war, liefen schon jahrelang Bestrebungen, die Unterkünfte zu verkleinern oder abzuschaffen. Ende der neunziger Jahre gab es dazu die ersten Konzepte und 2002 wurde der gesamte Komplex abgerissen. Es gab verschiedene Blöcke in der Berzeliusstraße. In manchen lebten Menschen schon in der fünften Generation. Die Wohnungen unterschieden sich extrem. Da gab es Wohnungen, die total sauber waren oder eben auch das andere Extrem: Wo Menschen nur noch vor sich hin vegetierten. Da konnte man nur mit Gummistiefeln in die Häuser, weil Jauche in den Fluren stand. Das kann ich nicht beschreiben, dort sind die Leute auch reihenweise gestorben. Da war wirklich Endstation.
Frage: Und das alles hat man in Billstedt mitbekommen?
Knode: Die Billstedter sind dort gar nicht hingegangen. Die meisten Geschichten sind Hörensagen gewesen oder stammten aus der Presse. Wer Ahnung hatte, das waren die Sozialdienste, die dort zeitweilig als Unterstützer eingestellt waren.
Auf dieser Seite kann man sich noch einige schöne Archiv-Bilder von dem Stadtteil ansehen. Auch von der Bille und dem Billbrookkanal, wo die Polizei damals suchte sind dort gute Bilder:
https://bildarchiv-hamburg.com/album/stadtteil-billbrook-bezirk-hamburg-mitte
Zurück zum Fall.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter auch ein Boot besaß. Ob er es auch an diesem Tag nutzte, wäre die Frage. Und falls nicht, wäre mMn eine Nutzung zu einem anderen Zeitpunkt nicht auszuschließen. Dagegen, dass er Iris mit einem Boot außerhalb von Hamburg verbracht hätte, würde für mich jedoch der Tatzeitpunkt im Februar sprechen. Mir ist nicht bekannt, wie kalt der Winter 1980 war, das Wasser hätte aber zumindest stellenweise zugefroren gewesen sein können…
Dennoch hätte er trotzdem ein Boot als Zwischenversteck nutzen können.
Folgende Szenarien könnte ich mir vorstellen:
Der Täter fängt sie auf dem Rückweg nach Hause ab.
1. Fährt mit ihr nach Billbrook> Tötung> Provisorisches Versteck.
Option A: Leiche erstmal im Gebüsch verstecken und anschließend das nahegelegene Boot holen, um sie dann dort zu verstecken und das Boot wieder zur Anlegestelle fahren, wo sie über Nacht erstmal sicher unentdeckt geblieben wäre.
Option B: Er könnte sie auch mit dem Boot zu einer einsamen Stelle am Wasser verbracht haben, die er als Bootsfahrer kannte und wusste, dass man sie dort bis zum nächsten Tag niemals entdecken würde wie z.B. nach Billwerder, Harburg usw..
2. Er könnte schon direkt mit ihr irgendwohin mit dem Pkw gefahren sein, wo es dann zur Tötung kam. Ich stelle mir diesen Ort außerhalb von Hamburg vor. Danach hätte er die Leiche versteckt und wäre dann wieder nach Hamburg zurückgefahren. Um vom tatsächlichen Ablageort abzulenken, hätte er ein paar Sachen von Iris am Graben/Kanal platziert.
Wohin er sie fuhr und mit welchem Fahrzeug, das ist für mich die Frage. Irgendwas muss er mMn gehabt haben, worauf man entweder bisher nicht kam, ihm nicht nachzuweisen ist oder bisher nicht mit ihm in Verbindung gebracht wurde.
Über die Elbbrücken wäre er sehr schnell mit ihr raus aus HH. ZB.: