Metzelder - Verdacht auf Besitz und Weitergabe von Kinderpornographie

Rick_Blaine schrieb:(1) 1Jede Person hat ein Recht darauf, daß über Streitigkeiten in bezug auf ihre zivilrechtlichen Ansprüche und Verpflichtungen oder über eine gegen sie erhobene strafrechtliche Anklage von einem unabhängigen und unparteiischen, auf Gesetz beruhenden Gericht in einem fairen Verfahren, öffentlich und innerhalb angemessener Frist verhandelt wird.

@Rick_Blaine

Danke, das interessant, - wundert mich aber sehr.

Ich bin mir ganz sicher, dass in diesem TV-Bericht (ARD oder ZDF) damals von einer konkreten Frist die Rede war, die abläuft.
Mit einem Blick in einen Raum vollgestopft mit Servern, Festplatten etc.: "Das müssen wir alles zurückgeben, weil die Frist abläuft (oder abgelaufen ist)."

Allerdings,- ist der Film vor ein paar Jahren gelaufen und vielleicht hab ich meine Erinnerung verdichtet.

Was ich nur merkwürdig finde:

Für mich wäre es logisch, dass ich als Bürger mein Eigentum nach einer gesetzlich bestimmten Frist zurückerhalte. Der Staat muss dafür sorgen, dass die Dinge überprüft. Das darf doch nicht auf die lange Bank geschoben werden. Nicht zuletzt im Sinne der Opfer!

Eine Möglichkeit der Verlängerung würde ich sehen, wenn die Behörde darlegt: Wir haben reingeguckt und unser Verdacht bestätigt sich. Wir brauchen noch Zeit für die Bewertung (abschließende Prüfung) und dann kann verlängert werden.

Und nach den Quelle, die du eingestellt hast, muss sich ja jeder, dessen Zeug beschlagnahmt worden ist- am besten per Anwalt- bemühen, sein Eigentum zurückzubekommen.

Mir ist klar, dass wir über Kinderpornografie reden und ich wünschte das gäbe es gar nicht.
Aber auf der anderen Seite geht es um unser aller Grundrechte. Und dass Eigentum ewig lange beschlagnahmt bleibt - oder in persönlicher Anstrengung zurückgeholt werden muss, finde ich auch unerträglich.
Und wie gesagt: Wenn auf den Festplatten Straftaten gegen Kinder Festgehalte sind- als Beweise-, sollte es schnell gehen, um die Kinder zu erlösen und die Täter zu bestrafen.

Die Lösung kann nur sein, mehr ausgebildetes Personal und mehr bezahlte Arbeitsstunden.

(populistische Forderung, irgendwie. Ich könnte diese Arbeit nicht machen, ohne mich mit Tabletten zuzudröhnen. Ich denke darum, dass die Menschen, die sich dieses schreckliche Zeug ansehen, nach einer Zeit davon wieder abgezogen werden müssen. Auf Dauer hält das doch keiner durch)

x-aequitas schrieb:Wenn das meine Absicht gewesen wäre, dann hätte ich auf die angebliche Sprachnachricht von Marcell Jansen verwiesen

@x-aequitas
Was hat Jansen zu dem Thema überhaupt gesagt ?

@frauZimt

Ja, wobei wir hier noch unterscheiden müssen zwischen der Beschlagnahme und der juristisch etwas unpräzise benannten vorläufigen Sicherstellung.

Am Anfang geht es ja erst mal um letztere, es ist ja noch gar nicht klar, ob auf Computern, Speichermedien usw. belastendes Material zu finden ist, denn nur das kann dann beschlagnahmt werden. Um so grösser also das Interesse des unbescholtenen Bürgers, sein Eigentum schnellstens wieder zurückzubekommen. Das ist auch der Kritikpunkt der Juristen. Aber wie gesagt, als die Gesetze geschrieben wurden, gab es das alles noch nicht, die StPO geht von "Papieren" aus, die man mal schnell durchsehen kann, möglichst noch an Ort und Stelle und dann, falls nicht beweiserheblich, dem Beschuldigten sofort wieder aushändigt.

Die "neuen" Technologien und ihre Vor- und Nachteile waren dem Gesetzgeber noch lange nicht im Sinn. Es waren die Gerichte, die dann die Bestimmungen über "Papiere" etc. auf elektronische Speichermedien ausgeweitet haben, aber auch da muss man sagen, ist die technische Entwicklung einfach schneller als die Justiz reagieren kann. Die Zeiten sind noch nicht lange her, als man noch staunend von Speichermedien mit "Megabite" sprach, heute sind "Gigabite" schon klein, Terabite interessanter usw.

Die Justiz hat sich da sozusagen schon gewappnet, indem sie eben etwas schwammig sagen kann: die Fristen haben "verhältnismässig" zu sein, und das wird eben bestimmt durch die Realität. Freilich muss irgendwo ein Punkt gesetzt werden, der Staat wird nicht sagen können, sorry, wir brauchen 15 Jahre für so eine Analyse... Aber ein oder zwei Jahre scheinen nicht unmöglich.

Rick_Blaine schrieb:und das wird eben bestimmt durch die Realität

Zu der Realität gehört auch, dass heutzutage jeder rechtsschutzversichert ist und die Gerichte ohne Rücksicht auf Verluste mit den unsinnigsten Sachen zuballert.

Ich bin immer wieder platt, wenn ich lese, womit "die Justiz" befasst wird.

Derzeit gibt es gleich ein halbes Dutzend parallele Fälle von Kinderpornonutzern (scheint eine Seuche zu sein - unfassbar, was für Perversitäten offenbar keineswegs so selten sind, wie man als normaler Mensch (noch nicht einmal) vermutet). Gleichzeitig werden Ermittlungsbehörden auf beinahe jede erdenkliche Art behindert im Namen des "Daten"- bzw. Täterschutzes.

Vor diesem Hintergrund finde ich es leider nachvollziehbar, wenn ordentliche Ermittlungen scheinbar irre viel Zeit in Anspruch nehmen - vollkommen unverhältnismäßig jedenfalls im Vergleich zu den verhängten lächerlichen "Strafen".

Siehe zum Beispiel 10 Monate auf Bewährung, jüngst in Hattingen:
https://www.lokalkompass.de/hattingen/c-blaulicht/bewaehrungsstrafe-wegen-des-konsums-von-kinderpornografie_a1410732
(aufgeflogen ist dieser Täter übrigens durch die Arbeit einer us-amerikanischen NGO, nicht etwa durch unsere eigenen Ermittler - auch das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und runterwürgen)

EclipseFirst schrieb:dass heutzutage jeder rechtsschutzversichert ist

"Heutzutage" ist schon 20 Jahre her. Rechtsschutzversicherungen sind deutlich teurer geworden und es hat sich rumgesprochen, dass sie bei Inanspruchnahme von beiden Seiten gekündigt werden kann.

Aber: So eine Rechtsschutzversicherung deckt nicht pauschal die Kosten eines Strafverfahrens ab. Die wenigsten Rechtsschutzversicherungen bieten einen solchen Schutz an.

Insofern darfst Du

EclipseFirst schrieb:immer wieder platt

sein, womit sich die Justiz so alles beschäftigt und beschäftigen muss, aber da geht es wohl eher um Zivilverfahren (ich gehe davon aus, dass der Unterschied bekannt ist).

EclipseFirst schrieb:Derzeit gibt es gleich ein halbes Dutzend parallele Fälle von Kinderpornonutzern

Es ist ein wenig naiv anzunehmen, man wisse darüber Bescheid, dass es "ein halbes Dutzend paralleler Fälle" gäbe. Wie viele Ermittlungsverfahren es wegen derartiger Delikte gibt, weiß Du nicht, die Presse nicht und auch sonst niemand. Etwa eineinhalb Jahre nach "derzeit" lässt es sich in der PKS erst nachlesen.

EclipseFirst schrieb:Gleichzeitig werden Ermittlungsbehörden auf beinahe jede erdenkliche Art behindert im Namen des "Daten"- bzw. Täterschutzes.

Es ist schon ein Kreuz mit den Grundrechten eines jeden Menschen in Deutschland. Und diese gelten dann auch noch für "Täter" und dass auch schon, noch lange bevor sie als "Täter" verurteilt wurden, denn viele halten sie ja schon für "Täter" bereits im Ermittlungsverfahren.

Das was Du also "Täterschutz" nennst, ist nichts anderes als das was Du dir für dich selbst wünscht (und auch dankbar dafür sein wirst) wenn Du selbst einmal Beschuldigter in einem Ermittlungsverfahren bist.

EclipseFirst schrieb:jedenfalls im Vergleich zu den verhängten lächerlichen "Strafen"

"Lächerlich" sind immer nur die Bestrafungen der andern. Hingegen sind die eigenen "Bestrafungen" bereits beim Bußgeld für falsches Parken vollkommen überzogen.

Man kennt das.

frauZimt schrieb:Die Lösung kann nur sein, mehr ausgebildetes Personal und mehr bezahlte Arbeitsstunden.

Nun ist IT-Forensik nichts, was irgendwelche Klickibunti-User nach einer Woche Bildungsurlaub einigermaßen hinkriegen. Die Personalbeschaffung dürfte schon an dieser Stelle also nicht ganz unproblematisch sein, die Warteschlangen sind entsprechend lang, externe Unternehmen mit entsprechendem Fachwissen sind häufig das Mittel der Wahl.

Und wer sich mit dem widerlichen Müll hinterher inhaltlich beschäftigen muss, ist noch mal eine ganz andere Frage.

In diesem speziellen Fall kann das alles nicht sonderlich umfangreich und kompliziert gewesen sein, wenn die Ermittlungen schon im März als abgeschlossen bezeichnet wurden. Was da jetzt noch so lange dauert, frage ich mich auch. Wenn ich allerdings sehe, wie Corona ganz andere Bereiche ausgebremst hat, habe ich zumindest eine Ahnung.

Ich sehe gerade ständig Stellenangebote für die Sichtung von solchem Material: Richtig schlecht bezahlt für diese belastenfe Tätigkeit. Würde mich nicht wundern, wenn da regelmässige Leute das Handtuch werfen und auch hierdurch zusätzliche Verzögerungen eintreten ..

Cyanol schrieb:@x-aequitas
Was hat Jansen zu dem Thema überhaupt gesagt ?

Hier beginnt es dann wirklich zwielichtig zu werden. Die Sprachnachricht habe ich nicht gehört, kann daher nichts zu ihrer Existenz bzw. Authentizität sagen. Im Netz gibt es dazu diverse Beiträge in mehr oder minder seriösen Foren. Kurz gesagt, es soll eine Kronzeugenregelung geben. Die BILD soll dabei eine zentrale Rolle spielen.

Fazit: Sehr zweifelhaft.

@x-aequitas

Bin mir bei dieser Sprachnachricht auch unsicher. Habe sie mir damals als sie aktuell "die Runde machte" 2x angehört, von der Stimme her könnte er es schon sein..Muss aber nicht.

@angellost

Ich wuerd mich gar nicht trauen, auf solch ein Stellenangebot zu Antworten!
Allein schon das sicherliche "Durchleuchten" ob Bewerber evtl. "Spass" an der Arbeit haben, waer mir extrem zuwieder! Man geraet ja unweigerlich unter Anfangsverdacht und wenn da iwer halbgare Daten abgreift- (wen interessierts schon, wenn ergebnislos ermittelt wurde....)


:mlp:

Neben der BILD berichtet nun auch der WDR über den Vorgang. Nun ist auch klar, wer für den TOP verantwortlich ist: die SPD-Opposition. Weiterhin hat sich der Rechtsausschuss des NRW-Landtags offenbar dazu entschieden, am Mittwoch im nichtöffentlichen Teil der Sitzung über den Fall Christoph Metzelder zu beraten.

Daraufhin wurde der Tagesordnungspunkt vorerst gestrichen. Das steht in einem Brief der Landtagsverwaltung an die Anwälte. Das Schreiben liegt dem WDR vor. Auf der Tagesordnung steht nun nichts mehr zum Thema Metzelder, dennoch soll es in der Sitzung um den Fall gehen, im nicht-öffentlichen Teil.

Fast schon amüsant:

Allerdings wurde der Name Metzelders genannt, die Einladung zum Ausschuss war im Internet frei zugänglich. Das rief die Anwälte des Ex-Fußballers auf den Plan. Sie beschwerten sich umgehend bei der verantwortlichen Landtagsverwaltung. Die änderte daraufhin den Namen in das Kürzel "Fußballnationalspieler C.M", was erneut den Widerspruch der Juristen auf sich zog. Aus deren Sicht stelle auch dies keine Anonymisierung dar.

https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/metzelder-ermittlungen-landtag-100.html (Archiv-Version vom 19.08.2020)

angellost schrieb:ch sehe gerade ständig Stellenangebote für die Sichtung von solchem Material: Richtig schlecht bezahlt für diese belastenfe Tätigkeit. Würde mich nicht wundern, wenn da regelmässige Leute das Handtuch werfen und auch hierdurch zusätzliche Verzögerungen eintreten ..

Eine frühere Bekannte von mir ist als „ Seiteneinsteigerin „ eingestiegen , schlecht bezahlt ,das wurde so als „ Geheimnis „ gehandelt aber dann doch nicht wirklich, sie selbst hatte auch Drang zu reden, viel zu trinken etc ...
Jedenfalls war das sicher nicht die passende Person für den Job .
Aber wie kann man da Leute auf dem freien Markt suchen, die KEINERLEI Ausbildung oder Vorkenntnisse haben?
Das sind Einflüsse und Bilder, die haben einen Einfluss , der ist nicht wegzudiskutieren !

@Stradivari
Es gibt dazu auch Zeitungsartikel. Grund ist wohl enormer Personalmangel. Ich finde es auch extrem fragwürdig, Wenn ich mich richtig erinnere war die Bezahlung in der Ausschreibung eine EG 9.

Stradivari schrieb:Aber wie kann man da Leute auf dem freien Markt suchen, die KEINERLEI Ausbildung oder Vorkenntnisse haben?

Nach wem sollte man denn suchen? Vorkenntnisse beim Sichten von Kinderpornos, hat doch hoffentlich niemand der dort anfängt?

Frau.N.Zimmer schrieb:Nach wem sollte man denn suchen? Vorkenntnisse beim Sichten von Kinderpornos, hat doch hoffentlich niemand der dort anfängt?

Das ist sicher alles nicht so einfach und einen Praktikanten, so wie es kürzlich kolportiert wurde, darf man da nicht ransetzen.
Die Daten müssen gefunden und entschlüsseln werden.
Und die Sichtung der Bilder selber?
Das Bildmaterial muss nach Kategorien eingeordnet werden können.
Es gibt ja Täter, die zumindest in der ersten Zeit "nur" Fotos gucken, auf denen Kinder vor der Kamera posieren.

Die Fotos und Filme, die wirklich schlimme Aufnahmen zeigen, muss man psychisch verkraften können. Ich denke ohne psychologische Begleitung geht das überhaupt nicht.

Wie diese Arbeit funktioniert , wie die Sichter geschult werden und wie stark sie belastet, darüber liest man ja nichts.

Guten Morgen,

könnte jemand freundlicherweise einen Link zu einer entsprechenden Stellenausschreibung posten?

Ich wüsste jetzt spontan nicht, nach was ich da suchen sollte. Ich bin nicht an einer solchen Stelle interessiert, würde mir diese aber gern mal anschauen.

Danke schön.

frauZimt schrieb:Die Fotos und Filme, die wirklich schlimme Aufnahmen zeigen, muss man psychisch verkraften können. Ich denke ohne psychologische Begleitung geht das überhaupt nicht.

Ja natürlich. Aber wie sollte denn so eine Stellenausschreibung aussehen? Ich glaube fast, das kann man gar nicht wirklich ausschreiben. Ich z.B. denke, ich würde die Bilder nie mehr los. Andere Menschen können sich da vllt. eher abkapseln weil ohne diese wichtige Arbeit niemand überführt würde und straffrei immer weitermachen könnten?

Yamaica schrieb:Ich bin nicht an einer solchen Stelle interessiert, würde mir diese aber gern mal anschauen.

Wozu denn, wenn du nicht interessiert bist?

Frau.N.Zimmer schrieb:Wozu denn, wenn du nicht interessiert bist?

Die Frage und Bitte von dem Kollegen ist durchaus berechtigt. Ich halte die Behauptung, es gäbe solche Stellenanzeigen für Unsinn. Ebenso Hinweise darauf, man hätte eine Bekanntin/ einen Bekannten, der "beruflich" solche Bilder sichten muss und dafür noch schlecht bezahlt werde.

Um es klar zu sagen: Ermittlungsarbeit wird von den Ermittlungsbeamten der Staatsanwaltschaft durchgeführt und nicht von Leuten aus dem "freien" Markt (Frage an @Stradivari: gibt es auch einen "unfreien" Markt?).

Es mag durchaus sein, dass die Entschlüssellung von verschlüsselten Daten an (externe) Unternehmen vergeben wird. Die Sichtung der Daten wird dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht vorgenommen.

Yamaica schrieb:Guten Morgen,

könnte jemand freundlicherweise einen Link zu einer entsprechenden Stellenausschreibung posten?

Ich wüsste jetzt spontan nicht, nach was ich da suchen sollte. Ich bin nicht an einer solchen Stelle interessiert, würde mir diese aber gern mal anschauen.

Ich kenne keine deutsche Ausschreibung, aber für denjenigen der Englisch kann, hier ein wenig eine Beschreibung des Umfelds:

Das FBI in den USA stellt in solchen Positionen gar keine Berufsanfänger ein, sondern nur erfahrene Kriminalisten, die sich dann auf die spezielle Position eines computer evidence technicians bewerben können und dann intern ausgebildet werden. Man muss also bereits aus der Polizei kommen.

Hier eine Fragenseite zu Stellenangeboten in einem RCFL (regional computer forensics laboratory) des FBI

https://www.rcfl.gov/frequently-asked-questions

RinTin schrieb:Die Frage und Bitte von dem Kollegen ist durchaus berechtigt. Ich halte die Behauptung, es gäbe solche Stellenanzeigen für Unsinn. Ebenso Hinweise darauf, man hätte eine Bekanntin/ einen Bekannten, der "beruflich" solche Bilder sichten muss und dafür noch schlecht bezahlt werde.

Ich sagte doch, mir wäre schleierhaft wie man so eine Stelle überhaupt ausschreiben wollte?

Wenn ich näher darauf eingehen wollte, würde ich halt nach einem Beleg für solche Auschreibungen fragen.