Du meine Güte, wie hiess es bei Asterix und Obelix so schön: verkaufe nicht die Haut des Wildschweins bevor du es erlegt hat!
Hier ist ja schon wieder bei manchen alles klar. Die einen wussten schon immer, dass alle, die irgendwie rechts drehen potentielle Mörder sind und umgekehrt. Die anderen sehen die magischen Buchstaben DNA oder DNS und der Fall ist geklärt. Dann schmeisst man noch ein paar Informationen, die man sich auf wikipedia angelesen hat in den thread und ist zum Allmy-Juristen aufgestiegen.
Und dann hat die liebe Volksseele wieder ihre Ruh.
Leute, macht doch mal etwas langsamer. Die DNA Spur ist sicherlich eine sehr wichtige Spur, sie begründet offensichtlich auch einen dringenden Tatverdacht, der für die U-Haft notwendig ist. Aber damit ist der Fall noch lange nicht in trockenen Tüchern.
Eine ganz entscheidende Frage ist nun diese hier:
Andante schrieb:DASS man DNA von E gefunden hat, dürfte unzweifelhaft sein. Die Frage ist, wann und wie diese DNA an den Tatort/an den Toten (wo genau die DNA gefunden wurde, ist immer noch nicht bekannt) gelangt ist. Gibt es eine harmlose Erklärung dafür oder steht der Fund aufgrund bestimmter Anhaltspunkte in Verbindung mit der Tat? Welche sonstigen Verdachtsmomente gibt es gegen E? Worauf läßt das Ergebnis der Wohnungsdurchsuchung, ggf. des PC und des Handys, schließen? Hat E ein Alibi?
All das sind die Fragen, die sich die Ermittler jetzt stellen. Die DNA-Spur ist nur ein kleiner Ausschnitt. Wenn alle sonstigen Ermittlungsergebnisse negativ wären, also nichts mit E zu tun hätten, würden die Ermittler sich natürlich ernsthaft fragen, wie die DNA von E an den Tatort gelangt sein könnte, etwa durch Kontamination. Wenn aber viele Umstände auf E deuten, bestünde erst einmal kein begründeter kein Anlass, die DNA-Spur in Frage zu stellen, da sie sich in den Ermittlungskontext einfügt.
Der interessanteste Punkt ist erst einmal zu ermitteln, ob und wenn ja, welche Beziehungen es zwischen TV und Istha gibt. Denn da ergeben sich eventuell Möglichkeiten, das Vorhandensein der DNA zu erklären oder auch nicht. Umgekehrt genauso, der TV ist aus Kassel, dort arbeitete das Opfer. Zwar ist eine Begegnung dort eher unwahrscheinlich, aber das muss erst einmal abgeklärt werden. Dazu gehören natürlich auch Informationen über die exakte Beschaffenheit der DNA Spur, wo genau sie gefunden wurde und so weiter. Alles Informationen, die wir hier nicht kennen.
Und ja, unter vielen Juristen ist in den letzten Jahren die Skepsis gegenüber DNA Spuren erheblich gewachsen, ich gehöre selbst zu den Skeptikern. Problem ist dabei nicht die Behauptung, dass DNA Spuren wirklich einander entsprechen - schon das darf aber nicht ohne Vorbehalten gesehen werden - sondern wie und durch wen sie gesichert und untersucht wurden.
Nach der Frage nach den Beziehungen des TV zum Tatort kommen noch viele weitere Fragen: z.B. nach Herkunft und Verbleib der Waffe.
Schliesslich kommt dann noch die Frage nach dem Motiv, wobei diese in der Reihenfolge der Wichtigkeit für Juristen weit hinter den anderen Fragen kommt. Die bisher bekannten Informationen sind da auch nicht sonderlich ergiebig, geben aber eine gewisse Tendenz vor.
Fazit: hier liegt noch eine gehörige Wegstrecke an Ermittlungsarbeit vor den Ermittlern. Für "der Fall ist klar, alles ist erledigt" und die damit einhergehende Vorverurteilung in der Öffentlichkeit ist es noch viel zu früh und auch der Weltuntergang durch Rechtsterroristen wird noch ein wenig auf sich warten lassen müssen.
Das mag in unserer heutigen Zeit, die besonders in den Medien auf "instant gratification" setzt unangenehm sein, aber es ist immer noch so: die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Und das ist auch gut so.