blockspace schrieb:Und: Auf dem Snap am Morgen ist Rebecca laut Freudin ja vollständig angezogen, ausgehfertig mit Bussybärmantel, Kapuzenpullii, Kamera (!) und lila Decke (!) zu sehen gewesen. Wie bitte passt dazu "liegengebliebene FRISCHE Wechselwäsche"??? Eigentlich gar nicht, oder man konstruiert etwas.
Diese Argumentation verstehe ich überhaupt nicht. Wieso spricht der Snap dafür, dass R zum Zeitpunkt, als sie ihn machte, kurz davor war, das Haus zu verlassen?
1. Bilder auf Social Media repräsentieren natürlich nicht (!) die Wirklichkeit! Sie sind natürlich gestellt. Der Snap muss nicht einmal bedeuten, dass R überhaupt vor hatte, das Haus zu verlassen. Er diente vielleicht, wie sehr häufig bei Teens, einfach dazu, eine Version von sich zu zeigen, mit der man zufrieden ist, ein Outfit, zu dem man sich ein Feedback wünscht, ein Statement (bzgl. der verehrten Boyband) usw. Zu glauben, sie habe sich fertig gemacht, nur um aus dem Haus zu gehen und habe vorher noch kurz das Foto geschossen unterschätzt m.E. vollkommen die Bedeutung solcher Selfies auf Social Media-Apps, die der Repräsentation des Selbst dienen.
2. Von der Decke und der Kamera wird in den meisten Zeitungsberichten nichts erwähnt. Im Tag-Bericht wird angedeutet, die Decke sei als Hintergrund für das Foto gewählt worden (dabei geht es wohl um den Symbolgehalt der Farbe im Zusammenhang mit der Band). Das spricht für eine aufwändigere Inszenierung. Wenn die Schilderung der Freundin des Snaps richtig ist, musste R also noch einiges tun, bevor sie das Haus verließ, z.B. die Decke, die als Hintergrund diente, wieder abhängen (oder ähnliches). Der Snap war also wahrscheinlich nichts, was man in der letzte Sekunde tat, bevor die Haustür hinter R ins Schloss fiel.
3. Den Snap gibt’s nicht mehr und die Freundin schildert ihn aus ihrer Erinnerung allein. Wir wissen auch nicht, wann sie ihn so beschrieb. Wir gestern gepostet wurde, gibt es bei Snapchat (wenigstens heute) eine 24-Stunden-Funktion, d.h. in diesem Zeitraum kann man den Snap wieder aufrufen und auch speichern. Das wurde aber offensichtlich nicht gemacht, d.h. es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die Freundin erst nach mehr als 24 Stunden wieder an den Snap erinnert und ihm aus einer größeren zeitlichen Distanz beschrieben hat. Wenn ich ein Foto beschreiben sollte, dass ich gestern morgen kurz angesehen habe, dann wäre das für mich jedenfalls ziemlich schwierig. Es ist daher eine recht grobe Grundlage für die Rekonstruktion dessen, was an jenem Morgen im Haus und zu welchem Zeitpunkt passiert oder nicht passiert sein könnte.
Bitte nicht falsch verstehen, aber zu argumentieren, der Snap mache jede andere Interpretation als die, R sei zu seinem Zeitpunkt bereits mit ihrer Badezimmerroutine fertig gewesen, zu einer unwahrscheinlichen Konstruktion, halte ich für falsch. Abgesehen davon, dass sicher beides eine Konstruktion ist, halte ich es für ebenso wahrscheinlich, dass sie mit der Morgenhygiene noch gar nicht begonnen hat. Das kenne ich einfach zu gut aus meiner persönlichen Erfahrung als Vater. Meine Teenager beschäftigen sich morgens sehr lange mit dem schönen Schein (Outfit testen), bevor sie sich dem Sein zuwenden (für reale Begegnungen ready machen).