Kreuzbergerin schrieb:Ist es wahrscheinlich, dass BR eine Kontakt zu jemanden aus dem Jagdgebiet hatte und sie deshalb lebendig nach Breunings gefahren ist?
Na, dann will ich die Frage mal aufgreifen: ist es möglich? Sicherlich, dazu mehr unten. Ist es wahrscheinlich: meiner Meinung nach ganz und gar nicht.
brigittsche schrieb:Dass sie nie selbst in dem Jagdgebiet war muss aber nicht heißen, dass sie in der Gegend keine Bekannten hatte. Der User @Rotmilan hat weiter oben sehr schön beschrieben, welchen Aufwand es bedeutet, irgendwo auf die Jagd zu gehen und dass es ganz sicher in der Nähe des Jagdgebiets Leute gegeben haben muss, die den jagenden Ehemann unterstützt haben.
Es ist praktisch nicht zu machen (bewusst oder unbewusst) die Ehefrau und die Leute aus der "Jagdszene" voneinander fern zu halten. Es reicht doch schon, wenn mal jemand aus der Jägerschaft zu Hause anruft und die Ehefrau geht ans Telefon. Oder der Ehemann übernachtet in der Nähe des Jagdgebiets (was schlichtweg aufgrund der Entfernung vorgekommen sein MUSS) und hinterlässt eine Telefonnummer, wo er erreichbar ist (und ja: Es gab eine Zeit vor dem Handy, und die beiden waren damals schon verheiratet).
Kurz: Wenigstens ein paar Namen und Telefonnummern werden der Ehefrau bekannt gewesen sein, vielleicht gab es auch private Besuche der Jagdkameraden bei Familie R. oder Familie R. hat die Jagdkameraden besucht.
Ich sehe keinen Widerspruch darin, dass sie angeblich nie im Jagdgebiet selbst war aber trotzdem möglicherweise in der Nähe des Jagdgebiets Leute gekannt hat.
Nun, dann schauen wir uns mal an, was wir wissen und vor allem, was wir nicht wissen. Und eines vorweg: ich glaube den Unsinn mit den Wunderhunden nicht. Nach allem was ich über dieses Thema weiss, ist es unmöglich, dass irgendwelche Wunderhunde eine Spur hunderte Kilometer lang, zu allem Überfluss auch noch auf zwei verschiedenen Strecken gewittert haben.
So, was also bewegt die Polizei, dieses "Jagdgebiet" in den Fokus der öffentlichen Fahndung zu stellen? Wir wissen das freilich nicht. Aber hier darf man schon ein wenig spekulieren. Vorher muss man aber wieder ein paar Begriffe klären.
Jagdgebiet bedeutet einen öffentlich zugänglichen Wald, der vom Besitzer, meist der Staat, an einen Jagdpächter zur ausschliesslichen Jagd verpachtet wurde. Dieser darf aber dieses Jagdrecht in gewisser Weise weiterverkaufen. Wir sprechen hier von der in Deutschland üblichen Jagd, und, das ist wichtig, dabei eben nicht von gesellschaftlich sehr öffentlichen Veranstaltungen mit Pferdegetrappel und Hörnerklang und vielen Schaulustigen. Eben so, wie wir es vor Kurzem in einem anderen Thread von Frankreich kennen.
In Deutschland ist das in der Regel eher eine Solo-Beschäftigung, in welcher ein Jäger meist des Nachts durch sein Revier zieht. Es ist daher relativ fernliegend, dass nicht jagdberechtigte Familienmitglieder irgendwie "dabei" sind, zumal wenn das Revier wie hier hunderte Kilometer vom Wohnort liegt. In der Regel gibt es auch keinerlei Immobilien, wie eine "Jagdhütte" o.Ä., welche nun ausschliesslich vom Jäger und eventuellen Angehörigen genutzt werden können. Der eine oder andere Hochsitz wird vom Jäger genutzt, das war es meistens. Kein Ort, einen Familienurlaub zu verbringen.
Wenn man sich nun diese Dinge vor Augen führt, wird die kolportierte Aussage, Frau RgS sei nie in dem Jagdgebiet gewesen, gar nicht so unwahrscheinlich. Der Ehemann, wird vermutlich seinem Hobby ab und zu allein nachgegangen sein und dafür ab und zu zwei oder drei Tage vor Ort, vermutlich in einer Pension oder bei Freunden untergekommen sein.
Und hier freilich haben jetzt die Gedanken von
@sooma u.a. eine gewisse Berechtigung: es ist nämlich zu fragen, wieso der Ehemann eigentlich ein Jagdrevier hat, das so weit weg vom Wohnort ist. Das ist eher ungewöhnlich. Die Frage könnte vielleicht einfach beantwortet werden, dass kein anderes erhältlich war, dass Kosten eine Rolle spielten usw.
Es kann aber durchaus auch sein, dass der Ehemann das Jagdgebiet erhalten hat weil er oder seine Familie eben schon Beziehungen in diese Gegend hatten. Sei es, dass er den Jagdpächter schon gekannt hat, sei es, dass dieser ein Studienkollege war und so weiter und so fort. Oder aber, dass Frau RgS bereits Beziehungen in diese Gegend hatte, man diese gepflegt hat und dadurch dann auch irgendwann die Idee bekam, dort zu jagen.
Möglich ist es also durchaus, dass die Familie irgendwie geartete Bindungen an diese Gegend am Rande des Spessart besitzt/besass, die evtl. gar nichts mit dem Jagen an sich zu tun haben. Nur: davon wissen wir rein gar nichts, es wurde nichts dergleichen erwähnt, und somit ist es reine Spekulation.
Und selbst wenn das so wäre, ist es ein weiterer Schritt nun anzunehmen, dass ausgerechnet eine Person aus dieser wie immer gearteten Bindung an dieses Gebiet irgendwie etwas mit dem Verschwinden zu tun hat.
Und das nun bringt mich wieder zu den Wunderhunden. Wie gesagt, ich glaube absolut nicht an eine ergebnisoffene Suche mit Hunden, in dem Sinn, dass man vor dem Wohnhaus gestartet ist und gesagt hat: so, liebe Wautschis, führt uns mal zur Leiche. Ganz im Gegenteil: ich denke entweder hat die Polizei diese Hundesuche komplett erfunden oder aber sie hat vom Ende her diese Suche unternommen, hatte also bereits das Jagdgebiet im Visier der Ermittlungen und suchte nun eine Bestätigung für einen Verdacht. Und sucht nun, diesen durch Zeugenhinweise bestätigen zu können. Und hier schliesst sich der Kreis: der Verdacht kann eben durchaus auch dadurch zu Stande gekommen sein, dass Frau RgS eine uns ganz unbekannte Beziehung zur Gegend des Jagdgebietes hatte.
Nur: wir wissen eben gar nichts darüber, ob das so ist oder abstruse Spekulation ist.