ringelnatz schrieb:Erstmal: Hallo und willkommen! ☺️
Die Sache mit dem Handy hat er sich wohl auch zu einfach vorgestellt bzw konnte er sich nicht vorstellen, dass seine Frau die PIN ihres Handys ändern könnte/würde. Was sie aber tat!
Somit war das eine weitere Irritation in seinem Plan...
Hallo und danke für das Willkommen!
:)Das, was Narzissten besonders auszeichnet, ist ja ihre Arroganz, solange sie sich überlegen fühlen und ihr ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken. Man könnte das Lebensmotto reduzieren auf "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich!".
Insofern bin ich ganz bei dir: Er hat es wahrscheinlich nicht mal in Betracht gezogen.
Wie hier ja im Thread auch schon geschrieben wurde, ist Shanann in den Wochen vor der Tat sehr "needy" geworden. Eine an sich toughe, eher dominante Frau, die nun scheinbar wie aus dem Nichts verunsichert und klammernd reagiert. Wie passt das zusammen?
Meines Erachtens ist das eine ganz klassische Reaktion auf das Verhalten eines Narzissten, dessen Beziehungen sich wie ein Pendel zwischen Harmonie und kompletter Entwertung bewegen, der sich aber in den Wochen und Monaten vor den Morden nochmals verändert hat.
In narzisstischen Beziehungen ist das Verhalten des Narzissten gewissermaßen vorhersehbar und viele Partner stellen sich irgendwann auf diese Schwankungen ein. Ich denke nicht, dass Chris immer so sanftmütig und freundlich war, wie ihn viele beschrieben und wie es den Anschein hat, wenn man einige Videos sieht. Ich denke, dass es immer eine Weile so war, bis sich bei ihm etwas aufstaute, was sich dann über Shanann ergoss (die lautstarken Auseinandersetzungen von denen der Nachbar berichtete) und anschließend versuchte er Schadensbegrenzung zu betreiben, da er sie ja auf gar keinen Fall als seinen Counterpart verlieren wollte. Wie ein Schläger, der erst seine Frau verprügelt und am nächsten Tag mit Blumen und einem Wochenendtrip auf der Matte steht, alles bereut, aber trotzdem im Subtext durchblicken lässt, dass es ihm zwar leid tue, es ja aber gar nicht so weit gekommen wäre, wenn er nicht so provoziert worden wäre... Nur dass es sich hier nicht um körperliche, sondern um seelische Gewalt handelt.
Ich denke, Shanann war eine starke Frau, die im Contra gegeben hat, aber sich einlullen ließ, sobald ihm alles leid tat. Sein Lethargie, seine Ausbrüche etc. pp., für alles wird er eine Erklärung gehabt haben und weil sie ein Mensch ist, der Empathie besitzt wird es ihr so schwer wie nun auch vielen anderen Außenstehenden gefallen sein zu erkennen, dass er gar keine Gefühlswelt besitzt. Menschen mit Empathie wollen Erklärungen und schlucken jede Geschichte über schwere Kindheiten und fiese Ex-Partner dankbar, weil der Narzisst ihnen in Konflikten immer das Gefühl gibt, sie seien Schuld. Gäbe es keine Gründe, würde das bedeuten, dass ein Mensch einfach nur böse ist und wenn man selbst liebt, dann scheint es unvorstellbar zu sein, dass der Partner einem scheinbar grundlos so etwas antut.
Fakt ist, dass - egal wie schlimm sich Narzissten verhalten - dahinter eine große Angst steckt, dass der Counterpart ihn verlassen könnte.
In den Wochen vor der Tat hat sich bei Chris etwas geändert. Er hat Shanann nicht mehr gebraucht, sie wurde ihm lästig. Jahrelang war sie quasi sein Support, sein Coach. Mit den Kindern hat sich das Machtgefüge verschoben und auch wenn er anfangs noch als stolzer Papa glänzen konnte (Egostreicheln!), wurde doch schnell deutlich, dass er etwas, das Shanann wie selbstverständlich geben konnte und auch von ihm erwartete, nicht aufbringen konnte: Bedingungslose Liebe und Loyalität zu ihr und vor allem ihren Kindern. Es ist eine Sache, wenn ich einen ambivalenten Partner habe, dessen Meinung wie ein Fähnchen im Wind weht und etwas anderes, wenn es um meine Kinder und die Konsequenzen für sie geht. Ich schätze, das ist auch das, was ihr bei "Nutgate" klar vor Augen geführt wurde - und letztendlich auch ihm.
Sie hat lediglich auf seine Unterstützung gehofft und er wird es so empfunden haben, als würde sie mit den Kindern eine Front gegen ihn bilden. Ich bin mir sicher, dass er - rein subjektiv - unter ihrem Verhalten gelitten hat, während sie sich gefragt haben muss, wieso er so reagiert und ihr nicht einfach wie jeder andere normale Partner den Rücken stärkt. Aus seiner Sicht hat sie ihm damit den Krieg erklärt. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.
Die Familie hat den ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt. Es war es nur noch ein anstrengender Ort, an dem er von bald vier Familienmitgliedern vorgeführt und gefordert werden würde. Vier Menschen, die ihm nicht wie gewünscht ständig den roten Teppich ausrollen würden, sondern die unbequem sind und nicht so funktionieren, wie er es will.
Dann kam seine Affäre und damit war Shanann endgültig Gechichte. Und genau diese Veränderung wird Shanann gespürt haben, auch wenn er es nicht artikulierte. Trotz aller Schwierigkeiten in einer Narzisstenbeziehung merkt auch der Counterpart unbewusst, welche Verzweiflung beim anderen hinter allem steht. Dummerweise interpretiert man es häufig als Liebe, aber eigentlich ist es nur Angst. Diese Angst wird Shanann nicht mehr gespürt und daraus geschlussfolgert haben, dass etwas nicht stimmt.
Da er sie nicht mehr brauchte, wird ihn das noch mehr abgestoßen haben.
Scheidung "not yet"? Das bedeutet für mich so viel wie "Mir war schon klar, dass ich sie loswerden muss, ich weiß nur noch nicht genau wie!"
Warum Mord und keine Scheidung?Ich denke, er hat sich einfach ausgemalt, dass er damit besser dastehen würde.
- Image/Ansehen: Der arme Ehemann, dem die skrupellose und ach so dominante Frau alles weggenommen hat. Mich würde nicht wundern, wenn er zu denen gehört hätte, die noch ein Crowdfunding initiiert hätte wegen des Schuldenberges, den sie ihm hinterlassen hätte und natürlich auch um nach seinen Kindern zu suchen. *würg*
- Finanzen: Er wollte unbelastet in seine neue Beziehung gehen und sicher nicht für drei Kinder die nächsten 20 Jahre zahlen, mit denen ihn ohnehin nichts mehr verband, seitdem sich abzeichnete, dass sie sowieso "Team Shanann" sein würden.