Lostless schrieb:Hallo,
ich finde den aufgezeichneten Teil des 6-Augen-Gespräches sehr interessant. Und das verstärkt mein Empfinden das die Angeklagte in großer Not war und unter enormer Anspannung stand.
Wenn ich mich versuche in die Situation zu versetzen, wie sie ihr Leben erlebt hat. Der Ehemann scheint ja alles dirigiert zu haben, in der Zeit war das Klauen scheinbar ein Ventil.
Dann starb der Mann, für sie gab es plötzlich keinen Halt/ keine Regeln mehr... irgendwann findet sie dafür ein neues Ventil - nämlich kaufen (denn jetzt muss sie niemandem mehr Rechenschaft ablegen).
Das geht solang gut, bis die Brüder eingreifen und wollen, daß sie den Keller (mit all den "Ventilen") entrümpelt.
Das streßt sie, glaube ich, enorm (viel mehr, als man nachempfinden kann) - sie scheint die Kellergeschichte ja endlos zu wiederholen und zu betonen.
Das Zweite was sie immer wieder artikuliert, ist Oles Röcheln... - das HAT sie erlebt - bewußt, unbewußt, im Schlaf ... das kann ich nicht beantworten.
Ihre Verzweiflung scheint echt... ich denke die Situation schildern kann sie nicht, ob wegen Gedächnislücken oder einer Verdrängung, auf die sie selbst vielleicht gar keinen Einfluß hat.
Bis hier her kann ich sehr gut folgen, dass alles miteinander zu tun haben könnte.
Lostless schrieb:Nur die Badewanne finde ich so absurd, als möchte sie ihm mitteilen: "Und doch !" (...auf mich wirkt das wirklich, wie eine Bestrafungsaktion !)
In etwa: "Ich will Susannes Anerkennung, dafür mußt Du baden."
Nur in diesem Detail ......Sie hatte doch zu Ole's Eltern auch sonst den Kontakt ? Warum sollte sie diese bestrafen ?
Das Zweite was sie immer wieder artikuliert, ist Oles Röcheln... - das HAT sie erlebt - bewußt, unbewußt, im Schlaf ... das kann ich nicht beantworten.
Kommt jetzt drauf an, ob der Besuch von Ole an dem Tag etwas kurzfristig war ? War sie zuvor mit dem Keller beschäftigt ? Da es schon bis 1 Uhr in der Nacht passiert sein soll, müsste sie eine tiefe Schlafphase gehabt haben, in der sie sich immer noch mit dem Keller befasst hatte, davon geträumt hatte, ihr es in der Zeit nicht bewusst war, dass Ole bei ihr ist ?
Im Traum verarbeitet man ja vieles, dass man am Tag zuvor erlebt hat und vor allem hat man viel Zeit zum Grübeln, können gerade ältere deshalb oft nicht so schnell ab - oder umschalten .... ?
Andante schrieb:Solche Fragen wie die des Kelleraufräumens, die bei ihr „in Freiheit“ anscheinend erhebliche Unruhe ausgelöst hat, hat sie in der U-Haft nicht zu beantworten, auch sonst für sich keine Entscheidungen (mehr) von Gewicht zu treffen. Sie muss sich nur dem Tagesablauf in der Anstalt anpassen, alles andere wird für sie geregelt.
Ich sehe dieses Horten von Kleidung im Keller wieder als so eine Art Ventil, mit der sie ihre Einsamkeit neben den Telefonkontakten kompensiert hatte, eine leichte Art eben, wie es bei den Messies vorkommt, wobei es um den Verlust und das "Festhalten" geht. ?
Der Ehemann scheint ja alles dirigiert zu haben, in der Zeit war das Klauen scheinbar ein Ventil.
Das meinte ich mit der anderen Trauer, wenn dieses Dirigieren entsprechend streng war, deren Auswirkungen er bei ihr nicht wahrnahm...
Was das Autofahren angeht, hatte sie sich ja auch zurückgezogen, wollte nicht mal mit der Bahn fahren, wie der Bruder erzählte, war also keineswegs uneinsichtig, wie es bei manchen anderen Autofahrern vorkommt.
Ich kann mir schon denken, dass man das alles jetzt wieder für Entschuldigungen wertet, aber alt werden ist tatsächlich nicht für Feiglinge ....
Man sollte erst alt sein und danach jung werden...