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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

368 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kinderheim ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

23.05.2018 um 16:15
Zitat von supertobisupertobi schrieb:Danke für die Reaktion.
Nun, geklärt ist sicher ein großes Wort.
Ich weiss.
Will damit sagen, dass ich aufhören werden, über diesen seltsamen Fall nachzudenken.

Ich glaube wirklich, dass der Täter den von dir angedachten Hintergrund hatte.

Was diese penible Art des Täters betrifft, die ja besonders erwähnt wird: Vielleicht wurde ihm das von klein auf eingebläut?
Bei ihm hat diese Erziehung vielleicht solche Spuren hinterlassen. War ihm selber nicht bewusst.
Zitat von supertobisupertobi schrieb:weitaus wahrscheinlicher – zum Selbstmordkandidaten und/oder Psychiatriepatienten.
Ich denke auch, dass der Täter nicht mehr lebt- oder nicht mehr ansprechbar ist.

Nicht mehr am Leben, sehr wahrscheinlich.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

23.05.2018 um 18:19
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ich denke auch, dass der Täter nicht mehr lebt- oder nicht mehr ansprechbar ist.

Nicht mehr am Leben, sehr wahrscheinlich.
Das kommt darauf an, wie alt der Täter selbst bereits vor 50 Jahren war

Gut möglich, dass er nicht mehr lebt aber genauso gut könnte er noch leben


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

23.05.2018 um 18:31
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Das kommt darauf an, wie alt der Täter selbst bereits vor 50 Jahren war

Gut möglich, dass er nicht mehr lebt aber genauso gut könnte er noch leben
ja, natürlich könnte er noch leben.
Ich mache das nicht am Geburtsjahr fest.

Genau so gut, könnte er später bei einer Messerstecherei umgekommen sein.
Jemand, der aggressiv drauf ist, zieht Aggressionen Anderer auf sich.

Die Bewohner der Villa waren vollkommen hilf- und wehrlos.
Im Schlaf überrumpelt, eine Frau, ein kleiner Junge, zwei Mädchen, die zum Glück geistesgegenwärtig Hilfe rufen konnten.

Vielleicht wurde der Täter später selber Opfer/oder er wurde krank.

Da wir den Namen des Täters vermutlich nie erfahren werden, steige ich hier aus dem Fall aus.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

23.05.2018 um 18:39
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Da wir den Namen des Täters vermutlich nie erfahren werden, steige ich hier aus dem Fall aus.
Ja, ich denke auch, dass dieser Fall sich leider nicht mehr aufklären lässt

Es sei denn, Kommissar Zufall kommt hier zum Zuge

Ganz ausgeschlossen ist es nicht


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

23.05.2018 um 18:52
Zitat von Nev82Nev82 schrieb:Ja, ich denke auch, dass dieser Fall sich leider nicht mehr aufklären lässt
Es sei denn, Kommissar Zufall kommt hier zum Zuge
Ganz ausgeschlossen ist es nicht
Nein, unmöglich ist die Lösung nicht.

Es wäre interessant zu hören, was ein guter Profiler zu diesem Fall sagen könnte.

Der Täter hat sich sehr speziell verhalten. Und zwar an jeder einzelnen Etappe.


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24.05.2018 um 01:01
@supertobi
Hallo erstmal.

Eine durchaus in allen Punkten schlüssige Theorie.
Das mit dem angrenzenden (geschlossenen Jugendheim) war mir neu.
Das lässt die ganze Geschichte im ganz anderen Lichte erscheinen.

Kann mir gut vorstellen, das der Täter ein Insasse oder Ehemaliger des Erziehungsheims war, der sich da rumgedrückt hat.
Die Polizei wird damals sicher intensiv in die Richtung ermittelt habe
Wenn da einer nachts abgängig gewesen wäre, wäre das sicherlich aufgefallen.
Je nachdem, wie geschlossen das Heim war.
Konnte es nicht vielleicht doch sein, das ein Insasse nachts mal unbemerkt verschwinden konnte ?
Das kann man nur beantworten, wenn man weis, wie damals wirklich ermittelt wurde.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Dazu passt für mich diese pedantische Sorgfalt an den Tatorten (der Drill durch die Jahre im Jugendhof.)
Guter Aspekt .
Ich kenne auch 2 Leute, die in Heimen aufgewachsen sind.
Was mir bei denen immer aufgefallen ist, das die nichts rumliegen lassen. Alles muss nach Gebrauch wieder dahin gestellt werden, wo es hin gehört.
Das heißt jetzt nicht automatisch, das der Täter ein "Heimkind" gewesen sein muss, ist aber eine Spur in die Richtung


Ich glaube allerdings nicht, das von vorn herein ein Mord geplant war.
Eher, das die ganze Tat spontan geschah.
Ein Messer hatten damals viele in bestimmten Kreisen. "Zur Selbstverteidigung" natürlich.
Dann ist die Situation eventuell eskaliert in dem Heim.
Vielleicht durch die Erinnerung, vielleicht durch Überraschung durch die Erzieherin.
Vielleicht waren auch Drogen im Spiel ( Das geht mir bei der Vorgehensweise und den verschiedenartigen Reaktionen des Täters immer durch den Kopf)

Die Frage ist auch, wie sicher ist man, das der auf dem Weg gesichtete Mann, nur um den Täter handeln kann?
Aber das der Täter vom Tatort möglichst schnell weit weg wollte , spricht ja auch nicht dagegen, das er irgend etwas mit dem geschlossenen Heim zu tun hatte.

Das mit der Laube hab ich auch noch nicht so ganz verstanden.

Leider fehlt auch mir die Zeit das jetzt zu recherchieren.
Wäre bestimmt mal interessant was die Presse damals schrieb.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

24.05.2018 um 15:17
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Die Frage ist auch, wie sicher ist man, das der auf dem Weg gesichtete Mann, nur um den Täter handeln kann?
Vermutlich hatte man eine genaue Zeitangabe durch die überlebenden Mädchen

Außer dem Taxifahrer und der Zeitungszustellerin werden um diese Zeit kaum Leute unterwegs gewesen sein

Seltsam find ich, dass die blutige Kleidung und die blutdurchtränkte Bettwäsche aus seuchenhygienischen Gründen vernichtet wurde

Weiß jemand ob das normal ist? Ich dachte immer, solche Dinge bleiben bei den Asservaten solange der Fall ungeklärt ist


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

25.05.2018 um 11:59
„aber ein schwer bewachtes Hochsicherheitsgefängnis war es nun auch wieder nicht „
Das vielleicht nicht, aber:
Die hohe Ausbruchsrate im Jugendhof Schlachtensee speist sich ebenfalls aus der fehlenden
Berufsentwicklung (vgl. SenJS 1960a, S. 39).
Quelle: http://www.christian-sachse.de/heimerziehung/heimerz_bln1.pdf / Seite 61

Ich habe mal so ein bisschen in einem Heiminsassen-Forum unter der Rubrik "Jugendhof Schlachtensee" quer gelesen, da gab es wohl auch Morgenappelle. Quelle: http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/15351-BERLIN-Jugendhof-Schlachtensee/?postID=359208#post359208

Dennoch, ich denke, auch wenn die Ausbruchsquote hoch war, es wäre aufgefallen, wenn da einer mit frischer Schnittwunde, Bierfahne und völlig übernächtigt erschienen wäre.

Ich halte die Idee von @supertobi grundsätzlich nicht verkehrt. Der Täter könnte durchaus dieser Richtung entstammen. Zu dieser Zeit muss er längst kein Insasse mehr gewesen sein. Die Zukunftsprognosen der Heiminsassen waren erschütternd genug. Das würde zu dem destruktiven Verhalten des Täters passen, meiner Meinung nach.
Im Jugendhof Schlachtensee existieren formal eine Menge von Berufs- und Arbeitsmöglichkeiten: Lehrwerkstätten (28 Jugendliche verteilt auf Tischlerei, Schlosserei, Elektrowerkstatt), Anlernwerkstätten (47 Jugendliche verteilt auf Buchbinderei, Malerei, Weberei, Schneiderei, Klempnerei, Schuhmacherei), dazu Lehr- oder Ausbildungsstätten außerhalb des Heims (50 Jugendliche) und verschiedene einfache Tätigkeiten im Bereich Haus und Gelände (87 Jugendliche verteilt auf Wäscherei, Küche, Sport- und Grünanlagen, Gemüsegarten, Heimarbeiten) (vgl. SenJS 1960a, S. 38). Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich, dass nur die wenigsten Jugendlichen in der Position sind, mit ihrer Berufsausbildung nach der Zeit der Heimerziehung Erfolg zu haben. Der überwiegende Teil der Heimkinder übt einfache Tätigkeiten aus, die im Grunde dem Selbsterhalt des Standortes dienen. Diese „allgemeinen Arbeiten“ (SenJS 1960a, S. 38) sind nicht adäquat und unterfordern die Jugendlichen. Ohne berufl iche Perspektiventwicklung erleben wir im Jugendhof Schlachtensee eben jene Phänomene, wie wir sie in der gesamten Bundesrepublik vorfi nden. Zur Gesamtsituation äußern sich die Heimerzieher aus dem Jugendhof Schlachtensee Gerhard Ziolkowski und Günther Stühm ebenfalls kritisch, indem sie die Berufsentwicklungschancen in Heimen strukturell vernachlässigt einschätzen: „Hier fehlt eine Differenzierung vollkommen und die Verselbständigung der Jugendlichen wird stark beeinträchtigt. Ein anderes Problem des jugendlichen Arbeitnehmers aus Heimen ist der mangelnde Mut zur sofortigen Vermittlung in externe Arbeitsstellen“ (Ziolkowski / Stühm 1971, S. 36).
Quelle: http://www.christian-sachse.de/heimerziehung/heimerz_bln1.pdf / Seite 61


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

10.11.2018 um 01:48
Vorrede

Vor etlichen Monaten habe ich versprochen, noch einmal die Berichterstattung der damaligen Presse zu diesem Verbrechen durchzugehen. Da ich nun endlich, wenn auch leider nur ganz kurz, dazu gekommen bin, wird es in der nächsten Zeit einiges bisher hier nicht bekanntes bzw. diskutiertes Zusatzmaterial und Informationen geben. Einerseits konkretisieren diese meine früher bereits geäußerten Überlegungen, andererseits werfen sie zum Teil aber auch neue Fragen auf.

Ich bitte gleich um Verständnis, wenn ich diese zusätzlichen Informationen nur häppchenweise zur Verfügung stelle. Das hat zwei gute Gründe: Zum einen ist das Material recht umfangreich und ich bin ein schwer beschäftigter Mensch. Zum anderen aber möchte ich bewusst noch einmal die Chronologie und das sich schrittweise akkumulierende Wissen der ersten Tage nach dem Verbrechen rekonstruieren, so wie es sich den Zeitungslesern und ein Stück weit auch den Ermittlern damals dargeboten hat. Hierzu werde ich auch die wenigen bereits bekannten Zeitungsausschnitte (aus dem Springer 1968-Archiv) noch einmal aufgreifen.

Für meine Recherchen habe ich mich jetzt auf drei Zeitungen konzentriert: Zum einen die zwischen Boulevard und Qualitätsblatt schwankende „Berliner Morgenpost“ aus dem Hause Springer, zum anderen die bis heute seriöseste Zeitung der Stadt: Der in den tonangebenden bürgerlichen Kreisen gelesene „Tagesspiegel“. Beide Zeitungen existieren bekanntlich noch heute. Dies gilt nicht für meine dritte Quelle, den „Abend“. Das war eine Anfang der 1980er Jahre eingegangene gehobene Boulevardzeitung, die als einziges Berliner Blatt erst am Nachmittag herauskam und sich in unserem Fall an manchen Punkten als eine besonders interessante Quelle erweist. (Zur geplanten Einbeziehung einer weiteren Zeitung, des „Telegraf“ und auch der Springer-Boulevard-Presse, also die Berliner BILD-Ausgabe und vor allem die B.Z., bin ich jetzt leider zeitlich nicht mehr gekommen. Vielleicht kann ich das später einmal nachholen.)

Das Material ist, wie gesagt, recht umfangreich und ich bitte daher ebenso um Verständnis dafür, dass ich hier keine Scans oder ähnliches zu Verfügung stellen werde. Das ist auch deshalb schwierig, weil die Qualität meiner Kopien sehr mäßig ist, zum großen Teil war ich in Eile gezwungen, direkt von Mikrofilmen abzufotografieren. Ich werde die Berichte also zusammenfassen, wobei einzelne Phrasen oder Wörter aus dem Artikel in Anführungszeichen erscheinen, längere direkte Zitate hingegen kursiviert werden.

Teil 1 - Donnerstag 22. Februar 1968

Nach der langen Vorrede nun endlich in medias res. Der bereits erwähnte „Abend“ ist aufgrund seiner Erscheinungszeit auch das erste Berliner Blatt, das noch am 22. Februar 1968 mit der Überschrift „Blutbad im Berliner Kinderheim. Kinderschwester und Fünfjähriger in der Argentinischen Allee erstochen“ über das Verbrechen berichtet.

Der Verbrechen drang kurz vor 3 Uhr 30 in das kleine zweigeschossige Nebengebäude des Zehlendorfer „Hauses der Jugend ein“, das in der Argentinischen Allee 28 unmittelbar an das „Haus am Waldsee“ grenzt. Spuren im Schnee führten über den Zaun zu dem eingeschlagenen Fenster eines Waschraums. In dem Haus sind 20 Kinder des Jugendheims „Lindenhof“untergebracht, der zur Zeit renoviert wird.

Anschließend folgt eine erste Rekonstruktion der Kripo, derzufolge der Täter nach seinem Einstieg die im Parterre schlafende Erzieherin Berta Frank aus Britz (51 Jahre) mit zahlreichen Stichen tötete, die noch auf ihrem Klappbett im Aufenthaltsraum lag und somit wohl im Schlaf keine Chance hatte, sich zu wehren. Anschließend begab der Täter sich in den ersten Stock wo er in einem Raum mit mehreren Kindern den fünfjährigen Peter Hunger erstach. Nun – da es interessant wird – wieder ein Zitat:

Nach der zweiten Bluttat drang der Verbrecher in das gegenüberliegende Zimmer ein, in dem die 15-jährige Marina L., und die gleichaltrige Brigitte N. lagen. Als er sie mit einer Taschenlampe anleuchtete, erwachte Brigitte der Unbekannte fuhr mit der Hand über das Gesicht und fragte. „Hast du schon einen Freund?“. Das aus dem Schlaf gerissene verängstigte Mädchen antwortete: „Ja, einen Schulfreund.“ Daraufhin packte sie der Verbrecher und berührte sie unsittlich. Als sie darauf zu schreiben begann und nach ihrer Freundin rief, spürte sie mehrere „Schläge“ – in Wirklichkeit waren es Messerstiche.

Marina erwacht durch die Schreie ihrer Freundin und wird nun ebenfalls vom Täter malträtiert. Erst nach einigen Minuten der Stille wagt sich ihre (etwas leichter verletzte) Freundin Brigitte aus dem Zimmer und stößt auf die blutüberströmten Leichen des kleinen Jungen und der Erzieherin. Der „Abend“, der schon einleitend von „einen der grausamsten Sexualmörder, die in den letzten Jahren unsere Stadt unsicher machten“ spricht, vermutet in diesem frühen Stadium zugleich ein Beziehungsdelikt und Ortskenntnisse des Täters:

Für die Aufklärung des grausigen Verbrechens scheint ein Gesichtspunkt aufschlußreich: Die größeren Mädchen waren erst in der vergangenen Woche in das Gästehaus übergesiedelt. Bis dahin hatten sie ohne größere Kontakte zur Außenwelt in dem abgelegenen Lindenhof gewohnt. Der Täter aber wußte offenbar von der Unterbringung dieser Mädchen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß er sie gesucht hat. Woher wußte er davon? Woher wußte er über die Räumlichkeiten des Hauses Bescheid? Wahrscheinlich war es kein Zufall, daß er gerade das Fenster des Waschraums eindrückte.

Nun, „alle Anzeichen“ ist vielleicht etwas übertrieben. Aber immerhin: Ich erinnere schon einmal an unsere frühere Diskussion zur Lage des „Lindenhofs“ am Königsweg im Süden der Ortslage Düppel. Das wird später noch einmal eine gewisse Bedeutung erlangen.

Der Bericht des „Abend“ geht indessen auf Seite 15 weiter: In seinem zweiten Teil wird recht ausführlich die Umgebung des Grundstücks an dem vom Bezirk Zehlendorf geführten „Haus der Jugend“ geschildert. Das ist zunächst für uns jetzt nicht so ergiebig. Der Tatort ist ein Annex und Gästehaus, das eigentlich zur Unterbringung von Berlin und den Bezirk besuchenden Jugendgruppen genutzt wurde, jetzt aber, während der Renovierung des „Lindenhofs“ als Domizil für einen Teil der dort beheimateten Kinder dient:

In der vorigen Woche gab es „neue Einquartierung“ aus dem „Lindenhof“. Eine Reihe älterer Mädchen wurde in das Gästehaus verlegt. So mußte ein Teil der dort untergebrachten Jungen in das unmittelbar benachbarte „Haus der Jugend“ übersiedeln. Die Kinder, die aus bedrängten Familienverhältnissen stammen, wurden ständig von einem Erzieher und einer Kinderschwester betreut.

Während der Erzieher bei den Jungen im großen Haus schlief beaufsichtigte die ermordete Kinderschwester in dem Gästehaus die Mädchen und die kleinen Jungen. Am Tatort war Berta Frank somit die einzige Erwachsene, in dem „Haus der Jugend“, das „vorn von einem etwas 1 Meter stabilen Gitter und einer ebenso hohen Hecke, an den Seiten von einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben ist“, befanden sich hingegen in der Tatnacht sowohl die stellvertretende Heimleiterin als auch der Hausmeister, der schließlich auch die Polizei alarmierte.

Fortsetzung demnächst.


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10.11.2018 um 16:51
@supertobi
Danke für deine Recherche und dass du uns an den Ergebnissen teilhaben lässt.
Ich hab kürzlich erst wieder an den Fall gedacht und eigentlich nicht mehr mit neuen Erkenntnissen gerechnet.
Wo kann man denn diese alten Artikel einsehen? Kann das jeder oder hast du eine besondere Berechtigung?


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

10.11.2018 um 17:56
@eldec

Ja, das kann ich gut verstehen, ich muss gestehen, dass mich dieser Fall auch immer wieder beschäftigt, ob seiner Brutalität abgestoßen, durch seine Rätselhaftigkeit und die Vertrautheit mit den Schauplätzen dann aber auch wieder fasziniert hat.

Kurz zu den Materialien: Es gibt einige wenige große Bibliotheken und Archive, die sehr umfangreiche Spezialsammlungen zur Zeitungsgeschichte haben. Alte Zeitungen fallen nicht unter die Regelung der Bundes- oder Landesarchivgesetze, d. h. man braucht anders als bei persönlichkeitsrechtlich sensiblen oder u.U. sogar gesperrten Archivmaterial, keine besondere Genehmigung zur Nutzung. Man muss eben nur bei einer solchen Institution als Nutzer registriert sein und zu diesen Nutzern zählen zwar primär Wissenschaftler und Journalisten usw., aber durchaus auch seriöse Heimatforscher, Hobby-Historiker etc.

Ansonsten braucht man Zeit: Erstens muss man wissen, wo welche Zeitung archiviert wurde (was in Berlin aber nicht so schwierig ist) und sich zweitens dann durch unzählige Meter Mikrofilm kämpfen: Papierexemplare bekommt man aus konservatorischen Gründen nur noch selten in die Hände und digitalisiert ist dieses Material natürlich erst recht nicht.

Alles in allem aber: Kein Hexenwerk.

In Kürze (d.h. spätestens in ein paar Tagen, ob ich es morgen schaffe, weiß ich noch nicht) werde ich dann mal Teil Zwei (Freitag 23.2.1968) vorbereiten.


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10.11.2018 um 18:32
@supertobi
Danke für deine ausführliche Antwort. Bin gespannt auf den nächsten Teil.


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10.11.2018 um 19:42
@supertobi
Sehr interessant was du zusammen getragen hast Danke dir dafür.


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11.11.2018 um 01:37
@supertobi
Vielen Dank für Deine Bemühungen. Ich habe mal versucht einen anderen Kriminalfall aus der Zeit vor dem Internet zu recherchieren und weis wie mühsam das sein kann.

Hier mal einige Anmerkungen, die ich schon lange hier zu stehen hatte aber irgendwie aus den Augen verloren habe
Zitat von Nev82Nev82 schrieb am 24.05.2018:Seltsam find ich, dass die blutige Kleidung und die blutdurchtränkte Bettwäsche aus seuchenhygienischen Gründen vernichtet wurde

Weiß jemand ob das normal ist? Ich dachte immer, solche Dinge bleiben bei den Asservaten solange der Fall ungeklärt ist
Zu damaliger Zeit war es nicht denkbar, das man ausser der Blutgruppe irgend etwas aus der blutigen Kleidung nachweisen konnte .
Mischspuren hat man damals wohl gar nicht auswerten können.
So war aus damaliger Sicht schon verständlich, das die Asservate, die offensichtlich mit dem Blut der Opfer durchtränkt waren, dann irgend wann einmal vernichtet wurden, da nicht absehbar war, das die Kriminaltechnik sich überhaupt in die Richtung DNA Analyse entwickeln würde.
Bis zu den ersten DNA Analysen vergingen noch gut 20 Jahre.

Über die Zustände in den Jugend und Erziehungsheimen weis ich einiges, da ein guter Freund von mir in 12 (!) Heimen in West Berlin und auchW estdeutschland aufwachsen musste.
Leider ist dieser letztes Jahr viel zu früh verstorben, so das ich ihn nicht mehr fragen kann, ob er auch in Schlachtensee war.
Ich gehe mal davon aus.
Der war aber auch überall und immer mal wieder abgängig (deshalb die 12 Heime).
Trotzdem ein feiner Mensch geworden, der leider viel zu früh verstarb.

So schwer scheint das nicht gewesen zu sein, da nachts auch mal abzuhauen. Soweit man morgens wieder da war, kein Problem.
Die Insassen kannten da Tricks, auf die gar keiner der Erzieher kam. Man war da wohl sehr kreativ.
Es sei denn man war im wirklich verschlossenen Bereich (hier wohl das Haus 9) untergebracht. Da wurde man nachts auch eingeschlossen.

S
Zitat von SparkleCatSparkleCat schrieb am 25.05.2018:Dennoch, ich denke, auch wenn die Ausbruchsquote hoch war, es wäre aufgefallen, wenn da einer mit frischer Schnittwunde, Bierfahne und völlig übernächtigt erschienen wäre.
So wie ich das einschätze, waren dort hundert oder noch mehr Jugendliche untergebracht.
Wenn es da wirklich noch Appelle auf dem Hof gab, wie wurde ausgeschlossen, das sich nicht ein oder auch mehrere Insassen an diesem Tage krank gemeldet hatten und einfach im Bett geblieben sind ?
War das überhaupt nachvollziehbar für die Ermittler damals?

Vielleicht hätte durch einen Massen DNA Test damals wirklich der Täter ermittelt werden können.
Aber von dieser forensischen Technik war man damals weit entfernt.

Auch bin ich der Meinung, das der Täter inzwischen wahrscheinlich nicht mehr lebt.
Solche Karrieren, wie die des Täters, enden meist durch frühzeitigen Tod.
Kaum vorstellbar, das der Mann nach solch einer Tat unauffällig in der Gesellschaft gelebt haben kann.

Zur Sichtung des Täters auf seinem Fluchtweg:
Zitat von Nev82Nev82 schrieb am 24.05.2018:Außer dem Taxifahrer und der Zeitungszustellerin werden um diese Zeit kaum Leute unterwegs gewesen sein
Das stimmt zwar so, sagt aber noch nichts wirklich aus. Natürlich sind in einer Großstadt, auch in den Aussenbezirken öfters mal Menschen unterwegs nachts, bei denen man sich denkt; "wo wollen die eigentlich hin so spät in der Nacht?"
Vielleicht wurde auch jemand anderes gesehen, der gar nichts mit der Tat zu tun hatte, sich aber sonst wie seltsam verhielt.
Der Täter muss doch eigentlich total blutverschmiert gewesen sein.
So kann er doch dann schlecht irgendwo in die Bahn oder Bus eingestiegen sein


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11.11.2018 um 03:26
@nightrider

Das sind jetzt in dem Post einige wirklich wichtige Sachen angesprochen bzw. wiedervorgeholt.
Für jetzt nur kurz – da ich schlafen gehe:

a) Die Vermutung, dass der Täter in seinem blutverschmierten Zustand eigentlich aufgefallen sein müsste bzw. den ÖPNV nicht benutzt haben kann, nimmt in der Tat in den Presseberichten einen ziemlich breiten Raum ein. In späteren Folgen etwas mehr dazu.

b) Auch dem zum Jugendhof Schlachtensee Gesagten kann ich eigentlich nur zustimmen. Ich hatte diese Institution ja vor etlichen Monaten überhaupt erst in unsere Diskussion eingeführt und habe inzwischen neben dem hier früher schon einmal zitierten Bericht auch eine englische Quelle aufgetrieben, die die Zustände dort Ende der 1960er Jahre beschreibt. Aber auch dazu später einmal mehr.

Wenn ich mir morgen – oder vielmehr heute – im Laufe des Tages ein wenig Zeit abknappse, werde ich mal sehen, ob ich Teil 2 – also Freitag 23.2.1968 – schreibe. Da wird dann sogar eine bislang nicht bekannte bzw. diskutierte Aussage angesprochen werden, die mich bei der Recherche ziemlich elektrisiert hat.


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11.11.2018 um 18:18
Teil 2 Freitag 23.2.1968 Vormittag

Am Freitagmorgen berichten weitere Zeitungen. Wenden wir uns zunächst dem Tagesspiegel zu, der das Verbrechen unter der Überschrift „Erzieherin und Kind im Bett erstochen. Bluttat in Zehlendorfer Kinderheim. Zwei 15jährige Mädchen verletzt. Täter etwa 20 Jahre alt“ meldet:

Ein furchtbares Kapitalverbrechen ereignete sich gestern früh in einem Zehlendorfer Kinderheim an der Argentinischen Allee 28. Ein unbekannter Täter erstach die 51jährige Erzieherin Berta Frank aus Britz und den fünfjährigen Peter Hunger. Außerdem verletzte er durch mehrere Messerstiche zwei 15jährige Mädchen. Der Polizeipräsident hat für Hinweise, die zur Aufklärung der Bluttat führen, eine Belohnung von 5000 Mark ausgesetzt. Der Doppelmord wurde durch die beiden überfallenen Mädchen entdeckt, die durch gellende Hilferufe den Hauswart des auf dem selben Grundstück liegenden „Hauses der Jugend“ alarmierten, der sofort die Polizei rief.

Der „Tagesspiegel“-Bericht beginnt mit dem Einstieg des Täters über einen Fahrradschuppen in das ehemalige Gästehaus in dem in drei Zimmern 18 Kinder schliefen, dann ersticht er Berta F. und Peter H., leuchtet Brigitte ins Gesicht, wird „zudringlich“, und sticht zuerst auf sie und dann die durch ihre Schreie aufwachende Marina ein. Nach einigen Minuten der Stille folgt das Auffinden der beiden blutüberströmten Leichen durch die (nicht namentlich genannte) Brigitte. Barfuß durch den Schnee stapfend schreit sie den Hausmeister im gegenüberliegenden „Haus der Jugend“ heraus. Um 3:36 Uhr geht der Notruf bei der Polizei ein.

Als nächstes ist dann bereits von der kilometerlangen Spur im Schnee die Rede, durch den sich der Fluchtweg des Täters verfolgen lässt: Er verliess das Haus durch das Badezimmer, durch das er eingestiegen war und folgte der Linie Argentinische Allee-Lindenthaler Allee-Urselweg-Wolzogenstrasse-Überquerung der Potsdamer Chaussee:

Seine Handschuhe [Braune Nylon Simplex], die er offensichtlich bei dem Verbrechen getragen hatte und die blutdurchtränkt waren, warf er bereits in der Argentinischen Allee weg. Sie wurden später von Polizisten auf einer Hecke und auf einem Grundstück gefunden.

In der Potsdamer Chaussee zog sich der Täter an einem Zigaretten-Automaten vor dem Lokal „Schwarzer Adler“ eine Packung Zigaretten. Die Spur im Schnee konnte bis zur Kreuzung an der Martin-Buber-Straße verfolgt werden, wo sie sich verlor. Es konnte nicht festgestellt werden ob der Verbrecher von dort mit einem Taxi und einem BVG-Bus davonfuhr.

Laut Bericht hat die Kripo bereits die BVG-Fahrer der in Frage kommenden Nachtlinien und Frühbusse auf Handzetteln über das Verbrechen informiert und um entsprechende Hinweise gebeten. Die Kripo bittet ferner um Hinweise bezüglich von nach 3:30 auf den genannten Straßen beobachteter Personen.

Nach Aussagen der überfallenen Mädchen war er [der Täter] etwa 20 Jahre alt. Er habe ein akzentfreies Deutsch gesprochen.

Aufgrund der Spuren wird eine Schuhgröße vermutet, die leider durch eine leichte Beschädigung des Mikrofilms an dieser Stelle für mich nicht lesbar ist. Es folgen dann die uns schon aus dem Schluss des „Abend“-Berichts bekannten Informationen über die Umquartierung der Kinder aus dem zu renovierenden „Lindenhof“ und ihre Verteilung nach Alter und Geschlecht auf die beiden Häuser an der Argentinischen Allee. Im Seitengebäude (Nr. 28) war Berta Frank die einzige Aufsichtsperson.

Nun zur Morgenpost:

Die erste Seite ihres Berichts („Kripo fand Spuren des Doppelmörders. Entkam er mit BVG Bus?“) gehört ja zu den hier bereits früher verlinkten Zeitungsausschnitten aus dem Springer-Studentenunruhen-Archiv und enthält im wesentlichen uns jetzt schon vertraute Informationen.

Als Zusatz zur Erinnerung jetzt nur noch:
Der Täter hat die Erzieherin mit nicht weniger als 51 und das Kind mit 26 Stichen malträtiert. Die Waffe muss mindetens 12 cm lang gewesen sein: Bis jetzt gibt es 19 Hinweise aus der Bevölkerung, drei befragte Verdächtige mit Alibi, und die hier noch nicht ausgeschlossene Frage, ob sich der Täter auch an Berta Frank sexuell vergangen hat.

Weiter geht es auf Seite 3: („Der Blutrausch trieb den Mörder von Zimmer zu Zimmer. Hunde nahmen seine Spur auf“): Zunächst das uns schon bekannte weitere Geschehen. Täter: „Hast Du schon einen Freund“ Brigitte N: „Ja, einen Schulfreund“. Unsittliche Berührung. Brigitte N. schreit, bekommt Stiche ab, Marina L. wacht auf, wird ebenfalls attackiert. Täter flieht. Stille. Brigitte entdeckt die Leichen, schreit den Hausmeister im benachbarten „Haus der Jugend“ heraus. Der (Werner S., 31 Jahre) kommt in der „Morgenpost“ im O-Ton zu Wort:

„Es war ziemlich genau 3 Uhr 30, als ich durch Hilferufe geweckt wurde. Ich öffnete das Fenster, schaute hinaus und sah das furchtbar zugerichtete Mädchen.“ Er rief sofort „110“ an.

Hier folgt eine längere Passage zum Fluchtweg des Täters und der Polizeiarbeit:

Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung in der Umgebung des Tatorts ein. Kurz nach Eintreffen der Mordkommission wurden auch Suchhunde eingesetzt. Auf dem frisch gefallenen Schnee konnte die Spur des Doppelmörders auf einer Strecke von fast drei Kilometern verfolgt werden. Die Fußspuren des Verbrechers führten die Argentinische Allee hinunter bis zum S-Bahnhof Lindenthaler Allee, unter der Brücke hindurch über den Urselweg in die Wolzogenstraße. Die Kripo stellte fest, daß der Mann dann in der Potsdamer Chaussee am Lokal „Schwarzer Adler“ aus einem Automaten Zigaretten zog und weiter bis zur Martin Buber Straße ging. Hier verliert sich die Spur.
Da nicht auszuschließen ist, daß der Doppelmörder seine Flucht an der Potsdamer Chaussee Ecke Teltower Damm mit einem BVG-Bus fortsetzte, verteilte die Polizei gestern an das Personal der betreffenden Linien Fahndungszettel. Wichtigster Fund der Kripo ist bisher ein paar blutige Handschuhe, das wahrscheinlich der Täter in Höhe der Grundstücke Argentinische Allee 12 und 14 weggeworfen hat. Es handelt sich um Nylon-Simplex-Handschuhe der Größe 8 für Damen und Herren. Sie sind bräunlich und haben ein grau eingenähtes Futter. Nach Angaben der beiden überfallenen Mädchen ist der Doppelmörder etwa 20 Jahre alt, mittelgroß und kein Brillenträger, er sprach hochdeutsch. Bei dem Verbrechen zog er sich vermutlich eine Handverletzung zu. Außerdem muß seine Bekleidung stark blutbefleckt sein.


Nun, die Morgenpost hat anders als der „Tagesspiegel“ immer auch eine Neigung zum Boulevardesken. Auf dem Rest der Seite menschelt es also und wir erfahren losgelöst von der Bluttat auch von der einen oder anderen sozialgeschichtlich ebenso aufschlussreichen wie erschütternden Tragödie.

Zunächst ein Bericht zu Berta Frank („Sie liebte die Kinder wie ihre eigenen“): Setzte sich lange für eine Verlegung der „Pfleglinge“ aus dem baufälligen „Lindenhof“ ein. Hatte in dem alten abgelegenen Haus zwar keine Angst, freute sich aber schon vor der Verlegung dennoch auf neue Räumlichkeiten. Wohnhaft auf einem zur Dauernutzung freigegebenen Grundstück in der Britzer Kolonie „Windmühle“. Nachbarn sahen sie als sehr umtriebig und ihre Arbeit als eigentlichen Lebensinhalt. Aber sie war auch die Hauptverdienerin der Familie: Ihr schwerbeschädigter Mann bezieht nur eine kleine Kriegsversehrtenrente. Außerdem hinterlässt sie einen 13-jährigen Sohn. Nun, eine auf Sie gerichtete Beziehungstat wird damit nicht eben wahrscheinlicher.

Brigitte N. war erst relativ kurze Zeit zuvor gemeinsam mit zwei jüngeren Geschwistern in das Heim gekommen. Ihre Mutter war bereits verstorben und der Vater hatte eine längere Haftstrafe anzutreten.

Erschütternd ist auch ein Abschnitt zu dem kleinen Peter Hunger („Im Leben wenig Freude kennengelernt“), aber inhaltlich bringt uns das jetzt natürlich nicht weiter: Erfrischendes Lachen, aber den großen Teil seines Lebens in Heimen verbracht. Die Mutter hing durchaus an ihren Kindern, war aber kaum in der Lage für sie zu sorgen und die Großmutter schwer krank. Vom Vater kein Wort.

Nach einer Notiz, dass die traumatisierten Kinder zunächst verschickt werden sollen, nun aber der eigentliche „Knaller“ des heutigen Tages, der mich beim ersten Lesen ziemlich elektrisiert hat. Die Mopo interviewt Marinas Mutter Marion H. aus dem Wedding (anderer Familienname), die kurz zuvor von ihrer Tochter noch einen Brief erhalten hat („Ich komme am Sonnabend zu Besuch“). Hieraus nur die zentrale Passage:

„Ich habe geahnt, daß mal etwas passieren wird“, sagte Marion H. der Berliner Morgenpost. „Das Heim ist viel zu offen. Da kamen oft Jugendliche und junge Männer zu den Mädchen. Einer hat Marina sogar nachgestellt.“ Marinas Mutter hatte die 15-jährige, die zu Ostern ihre Schule beenden und eine Schneiderlehre beginnen sollte, schon längst zu sich nach Hause nehmen wollen. „Aber wir haben nur Stube und Küche“ sagte sie. „Das Wohnungsamt hat uns bisher keine größere Wohnung geben können.“

Verständlich, das mich diese Aussage erregt hat, oder? Wir sollten das jetzt zeitlich etwas einordnen: Marinas Mutter kann diese Informationen eigentlich nur von ihrer Tochter haben, und zwar aus einer früheren Zeit, denn zum Zeitpunkt des Interviews mit der Zeitung ist Marina zwar gerade so über den Berg, liegt aber noch immer schwer verletzt und nicht ansprechbar auf dem Operationstisch und der Intensivstation (die Stiche haben sie schwerer getroffen als Brigitte N.) Aus dem gesamten Ablauf geht für mich auch hervor, dass sich die Schilderungen über den „Jungenbesuch“ eigentlich auf den „Lindenhof“ beziehen müssen (Schon öfter...Einmal...). Erinnern wir uns an den Bericht des "Abends" vom Vortage, nachdem die Mädchen erst vor wenigen Tagen überhaupt an die Argentinische Allee verlegt worden waren. Wenn dem aber so ist, erhält diese Aussage angesichts der Lage Ist Lindenhof am Königs wegen Düppel-Süd eine zunächst vielleicht auch vom Journalisten nicht erkannte Brisanz.

Fortsetzung in ein paar Tagen.


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

11.11.2018 um 21:06
Zitat von supertobisupertobi schrieb:Wichtigster Fund der Kripo ist bisher ein paar blutige Handschuhe, das wahrscheinlich der Täter in Höhe der Grundstücke Argentinische Allee 12 und 14 weggeworfen hat. Es handelt sich um Nylon-Simplex-Handschuhe der Größe 8 für Damen und Herren. Sie sind bräunlich und haben ein grau eingenähtes Futter. Nach Angaben der beiden überfallenen Mädchen ist der Doppelmörder etwa 20 Jahre alt, mittelgroß und kein Brillenträger, er sprach hochdeutsch. Bei dem Verbrechen zog er sich vermutlich eine Handverletzung zu.
Soso, eine Handverletzung und Handschuhe.

Wenn der Fall noch asserviert ist und es die Handschuhe noch gibt, so könnte man eine DNA Analyse wagen ...


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

14.11.2018 um 20:42
ach herrje un dich wohne seit letzhter woche da


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

16.11.2018 um 19:46
@Paradiso
Du hast aber schon gesehen das der Mord 1968 passierte?
Seit dem sind bestimmt schon viele Menschen an vielen Orten ermordet worden 🤔


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Ungeklärter Kinderheimmord 1968 - Berlin Zehlendorf

17.11.2018 um 12:16
@supertobi

Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe und Deine tolle Recherche!!

Könntest Du mir vielleicht den letzten Satz Deines Berichtes
Wenn dem aber so ist, erhält diese Aussage angesichts der Lage Ist Lindenhof am Königs wegen Düppel-Süd eine zunächst vielleicht auch vom Journalisten nicht erkannte Brisanz. 
kurz erklären? Ich kapier den irgendwie nicht. ;-) Danke!!

@JosephConrad
Eine DNA-Analyse der Handschuhe fand bereits statt, ergab aber keinen Treffer in der Datenbank.
Für Heike Wlodarczyk ist die Lösung des Falls nicht völlig aussichtslos. Ihre Kollegen stellten damals die Nylon-Handschuhe sicher, die der Täter getragen hatte. Der Täter hatte sie auf der Flucht weggeworfen. Man fand sie in verschiedenen Vorgärten in der Argentinischen Allee. Sie waren voller Blut der Opfer. „Doch auch der Täter könnte sich verletzt haben. Der rechte Handschuh ist im Bereich des Ringfingers beschädigt, offenbar von einem Schnitt“, sagt Heike Wlodarczyk.

Als der Fall wieder aufgerollt wurde, haben die Fahnder an den noch vorhandenen Täter-Handschuhen DNA-Spuren sicherstellen können. Vermutlich stammen sie von dem mutmaßlichen Mörder. Beim Abgleich mit der DNA-Datenbank gab es jedoch keinen Treffer. Derzeit steht noch das Ergebnis der Untersuchung einer zweiten Zigarettenschachtel aus. Die Fahnder wissen, dass die Schachtel einem Erzieher gehörte. Aber das Blut darauf, es könnte durchaus vom Täter stammen.
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