monstra schrieb:Die Diskussionen um mögliche Täter werden ganz schnell Metadiskussionen über die Beschaffenheit der Welt im Jahre 1986, aber damit wird das Pferd immer von hinten aufgezäumt...
Wenn man die Nazi-Diktatur aufarbeiten möchte ,könnte es Sinn machen,sich mal die Weimarer Republik anzuschauen.
Und wenn man den Palme-Mord 2020 bewerten möchte, sollte man schon Kenntnisse vom Jahr 1986 haben.
monstra schrieb:Dazu habe ich im deutschsprachigen Raum bisher ganz wenig gefunden.
Och nö! Wenn man sich Mühe gibt, bekommt man wirklich viele und gute Infos.
Ich teile hier mal einen (dreiseitigen) Artikel , der die Tat von vorne bis hinten m.E. ganz gut zusammenfasst, vielleicht für die, die sich schnell noch mal einlesen wollen..
https://www.schwedenstube.de/blog/25-jahre-mord-an-olof-palme-teil-i-protokoll-der-tat/Interessant finde ich folgendes, was woanders ebenfalls nachzulesen ist:
"Nun passiert etwas Seltsames. Der Mörder geht in aller Seelenruhe um den inzwischen am Boden liegenden Olof Palme herum, schaut den Sterbenden einige Sekunden an, bevor er sich in eher gemächlichem Tempo vom Tatort entfernt."So a la "Habe ich denn auch den Richtigen erwischt ?" Spricht die "Seelenruhe" für einen Zufalls-bzw Ersttäter? Nimmt der nicht die Beine in die Hand und läuft?
monstra schrieb:- Warum wurde Palmes Frau angeschossen? Motiv?
Wahrscheinlich zufällig, weil sie durch eine schnelle, panische,reflexhafte was-auch-immer-für eine Bewegung in die Schußlinie geraten ist. Der zweite Schuß galt wohl auch eher ihrem Mann.
monstra schrieb:- Warum glaubt die Polizei, Engström muss es gewesen sein? Was spricht dafür (nicht nur was dagegen)?
Ist überall nachzulesen! Widersprüchliche Aussagen, Palme-Hasser, hätte potentiellen (!) Zugang zu einer Smith and Wessen Magnum .357 gehabt und war Sportschütze. Eher überschaubar, wenn du mich fragst.
Meine Einschätzung zur Rolle Engströms am Tatabend habe ich am 20.08. um 19:04 kundgetan.
monstra schrieb:Wenn sie sauber gearbeitet haben, war dabei auch die "Polizeispur" in Gestalt der Schlägertruppe oder eine Spur "Südafrika".
Es gibt dieses bekannte Zitat:
olmérs Nachfolger als Fahndungsleiter suchte anfangs noch, sagte aber: „Die einzige Spur, mit der zu befassen ich mich weigere, ist die Polizeispur.“
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/politik/mordsmaessiges-schweigen/3882670.htmlWie reden jetzt von der "sauberen" Arbeit der Behörden, deren Notruf zur Tatzeit nicht funktionierte,die die Kugeln am Tatort nicht fanden (dafür aber Passanten), die "Phantombilder" von Männern veröffentlichte, die es nie gab ("The Shadow") , die Victor Gunnarsson trotz Alibis mehrerer Personen verhaftete, die Christer Pettersson aufgrund einer Identifizierung Frau Palmes, die man ihr quasi in den Mund legte, anklagte und jetzt mit Engström rüberkommt, der bereits 34 Jahre auf dem Schirm war. Und interessanterweise wurden die Indizien, wegen der man sich auf Engström festlegte, nicht von der Polizei, sondern vom Journalisten Thomas Pettersson recherchiert.
Ein einziges Desaster!
Ich komme zwar nicht aus der Branche, weiß aber aus meiner eigenen Arbeitswelt, daß es Umstände gibt, die Dinge so schief laufen lassen, daß sie anschließend nicht mehr gerade zu biegen sind.
Von daher würde ich den Ermittlern noch nicht einmal Vorwürfe machen. Ich bemitleide sie eher, mit Ausnahme von Holmer, die sich selbstverschuldet in seine Situation gebracht hat.