So, so wertfrei wie eben möglich zur "Stay behind" -Spur.
Die Frage, die für mich offenbleibt ist die, wie Palme selbst zu dieser Organisation stand?
Wenn Ministerpräsidenten vor und nach ihm wie Erlander oder Persson eine aktive Rolle gespielt haben,wird die Existenz des Netzwerk einem Ministerpräsidenten Palme nicht verborgen geblieben sein....
Wenn was dran gewesen sein sollte,könnte sogar der "bescheuerte Tatort" vor dem "Skandiahaus" als Ansage bewertet werden.
Die Quellen, aus denen das zusammengebastelt wurde, befinden sich am Ende (auch hier Danke für´s soufflieren ;-)
Schwedens Stay-Behind-Netzwerk
Von der Volksverteidigung zum Geheimbund
Bereits während des Zweitens Weltkrieges, genauer sogar nach der Annektion Österreichs durch Hitler-Deutschland, begannen einige europäische Staaten, bewaffnete Widerstandsgruppen in ihren Ländern aufzubauen. Sie sollten im Falle einer Besetzung „aus der Bevölkerung heraus“ – also abseits der üblichen militärischen Strukturen – in der Lage sein, Widerstand zu leisten oder zumindest den Feind durch Sabotage schädigen zu können.
So fing auch in Schweden bereits Anfang der 1940er Jahre die Planung für den Fall einer Besetzung durch Nazi-Deutschland an. Der Widerstand sollte sich auf alle relevanten Teile und Gruppierungen der schwedischen Gesellschaft stützen und war dementsprechend von Anfang an „breit aufgestellt“ – sowohl in der Gesellschaft, als auch im Bereich der administrativen Funktionen, die in der Regel eng mit den politisch Verantwortlichen verzahnt waren.
Diese Widerstandsgruppen werden später – nach dem Krieg – die Grundlage eines schwedischen Stay-Behind-Netzwerkes bilden.
Was ist die Aufgabe einer Stay-Behind-Organisation?
Der Name leitet sich aus deren taktischer Aufgabe ab: Während sich die reguläre Armee vor einem Angreifer zurückzieht, lassen sich diese Einheiten von der Front überrollen, um dann in ihrem Rücken zu operieren. In der Regel ist das eine geheime paramilitärische Widerstandsorganisation, die im Fall einer feindlichen Besetzung hinter der Front nachrichtendienstliche Aufklärung ermöglicht und Sabotageakte verüben soll.
Nach 1949 richtete sich der Blick der westlichen Alliierten nicht mehr auf Nazi-Deutschland, sondern auf die Sowjetunion. Unmittelbar nach Gründung der NATO begannen die USA und andere Mitglieder des Bündnisses, in Kooperation mit den Geheimdiensten einiger westeuropäischer Staaten, ein geheimes Stay-Behind-Netzwerk aufzubauen.
Nicht NATO-Staat
In Schweden gab es enge Kontakte zwischen der NATO und dem offiziell nicht dem Militärbündnis angehörenden Land, die zur Bildung von Stay-Behind führten. Ziel der schwedischen Akteure war es von Beginn an, die politische und militärische Führung des Landes in das Vorhaben zu integrieren. Innenminister Eije Mossberg und Premierminister Tage Erlander wurden die treibenden Kräfte für den Aufbau einer solchen Gruppe.
Erlander
Einer der wenigen Beweise dafür, dass das Netzwerk tatsächlich existierte, ist ein Brief an den Generaldirektor der staatlichen Telekommunikationsverwaltung „Televerket“, in dem Premierminister Erlander die Bildung einer geheimen Widerstandsbewegung in Auftrag gab.
Der Direktor der Versicherungsgesellschaft Thule, Alvar Lindencrona, der über ein erstklassiges Geflecht bester Kontakte verfügte und als effizient und risikofreudig galt, wurde zum Führer der Gruppe ernannt. Später sollte er zum Leiter des gesamten schwedischen Stay-Behind-Netzwerkes werden. Der Generaldirektor von Televerket, Håkan Sterky, war ebenfalls an der Bildung der Gruppe beteiligt. Tatsächlich hatte diese „Geheimdienstgruppe B“ bereits unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges, also 1946 oder 1947 und damit vor der NATO-Gründung, begonnen, ein Stay-Behind-Netzwerk zu organisieren.
Wer ist Alvar Lindencrona?
Lindencrona war ein Anwalt und Unternehmer adeliger Herkunft. Als Jurist arbeitete der 1910 Geborene während des Zweiten Weltkrieges erst im Verteidigungsministerium, später dann im Kommunikationsministerium. Von 1947 bis 1964 war er Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft Thulebolagen, bis sich das Unternehmen im gleichen Jahr gemeinsam mit fünf anderen Versicherungs- und Finanzdienstleistern zur „Skandia-Gruppe“ zusammenschloss.
Original anzeigen (0,5 MB)Lindencrona
Aufgrund der führenden Rolle des aristokratischen Managers wurde Schwedens Stay-Behind-Gruppe von Tage Erlander „Lindencronas Komitee“ genannt und hatte ihre Treffen in der bel étage des Hauses der Familie Lindencrona im Stureplan 4 im Zentrum Stockholms.
Die schwedische Variante
Ursprünglich hatte die CIA selbst Pläne, eine Gruppe in Schweden zu etablieren, doch die schwedische Regierung zog es vor, ihre eigene Version eines Stay-Behind aufzubauen. Dem Ausschuss gehörten der Premierminister, der Außenminister (seit 1969 auch der Verteidigungsminister) sowie Vertreter von Arbeitnehmern, Beamten, Landwirten, der Polizei, des Militärs und der damals staatlichen Telekommunikationsagentur an. Dieser breite Zusammenschluss würde garantieren, dass die Organisation während einer möglichen Besetzung die Legitimität der Bevölkerung hatte.
1954 informierte Premier Erlander die bürgerlichen Parteiführer Bertil Ohlin (Liberale Volkspartei) und Jarl Hjalmarsson (konservative Moderate Partei) über Stay-Behind, ohne jedoch Details wie Mitgliedernamen zu erwähnen. Nicht einmal die Mitarbeiter Erlanders, wie zum Beispiel der spätere Ministerpräsident Ingvar Carlsson, verstanden, warum ihr Chef so oft Alvar Lindencrona traf. Carlsson nahm an, dass sie über Versicherungsfragen sprachen.
Obwohl Lindencronas Gruppe sich im Haus Stureplan 4 traf, hatte dessen Familie keine Ahnung von der tatsächlichen Rolle des Hausherrn. Als seine Tochter Elisabeth ihn fragte, warum Premierminister Erlander so oft bei ihnen zu Hause war, antwortete der Vater, „ich arbeite für mein Land“, ohne Einzelheiten zu nennen. Die Skiferien der Familie im idyllischen Storlien nahe der Grenze zu Norwegen nutzte Lindencrona, um mit Reinhold Geijer, dem Direktor des dortigen Hotels „Högfjällshotellet“, in Kontakt zu bleiben. Geijer war einer der wenigen, die später – im Jahr 1998 – offen als Mitglied von Stay-Behind auftraten.
Als Elisabeth 18 Jahre alt geworden war, benutzte Alvar Lindencrona seine Tochter als „Deckung“ während gemeinsamer Reisen in andere Länder, die offiziell als Studienreisen für Elisabeth deklariert wurden, aber tatsächlich den Zweck hatten, mit ausländischen Stay-Behind-Gruppen in Kontakt zu bleiben.
Geheimes Büro im Scandiahaus
Der tägliche Betrieb von „Svenska Stay-Behind“ wurde von einer Wohnung in Stockholm in der Bergsgatan 16 aus verwaltet. Die Organisation hatte auch ein Geheimbüro im Thulehuset – dem späteren Scandiahaus – in der Sveavägen, das von Luntmakargatan aus zugänglich war.
Original anzeigen (0,6 MB)Organisatorisch war Stay-Behind in verschiedene regionale Gruppen und Führer unterteilt, wobei der oben erwähnte Geijer beispielsweise verantwortlich für einen Teil von Norrland, Småland und Östergötland war. Angeführt wurde das Ganze von Lindencrona, der aufgrund seiner beruflichen Aufgaben als Manager eines Versicherungsunternehmens ungehindert herumreisen konnte. Jeder regionale Führer hatte wiederum das Kommando über eine Reihe von Widerstandszellen, in Geijers Fall etwa 60 bis 70 Mann. Laut dem ehemaligen Verteidigungschef Carl Eric Almgren bestand die Bewegung aus insgesamt 300 bis 400 Personen. Die Mitglieder agierten geheim und benutzten Decknamen.
Im Jahr 1978 wurde der frühere SAF-Chef Curt-Steffan Giesecke Leiter des schwedischen Stay-Behind. Im selben Jahr verließ er SAF, um Chef des schwedischen Versicherungsunternehmens Trygg-Hansa zu werden. Laut Giesecke wurden die Aktivitäten des geheimen Netzwerkes auch in den 1970er Jahren und auch nach der Auflösung der Sowjetunion unvermindert fortgesetzt. Die informellen Treffen, an denen eine Reihe von Ministern, aber auch hochrangige Vertreter der Streitkräfte, der Polizei, der LRF (Föderation der Schwedischen Landwirte), der LO (größte Dachorganisation von Einzelgewerkschaften in Schweden) und der schwedischen Telekommunikationsverwaltung teilnahmen, wurden ebenfalls fortgesetzt.
Giesecke berichtete später, dass Stay-Behind zu seiner Zeit in etwa zehn Regionen unterteilt war, an denen Anfang der neunziger Jahre etwa dreißig Personen beteiligt gewesen sein sollen. Externe Kritiker hingegen schätzen, dass die Größe eher 130 bis 150 Mitglieder betrug. Die rekrutierten Mitarbeiter wurden von SÄPO kontrolliert und viele von ihnen erhielten eine Guerillakrieg-Ausbildung in England und den USA.
Internationale Einbindung
International war die Gruppe dem „Clandestine Planning Committee“ (CPC) angeschlossen, in dem sich die Stay-Behind-Verantwortlichen aus den verschiedenen NATO-Ländern trafen. Lindencrona und andere Mitglieder des „Swedish Stay-Behind“ nahmen als Beobachter an den Treffen teil. Ab 1961 gab es auch Zusammenkünfte mit dem Nordkommando der NATO, zu dem Dänemark, Norwegen, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten gehörten. Durch diese Konstellation konnte man theoretisch offiziell alle Arten von Eingriffen ablehnen und gleichzeitig die nationale Kontrolle über die Gruppe behalten. Curt-Steffan Giesecke gab später an, dass die Gruppe hauptsächlich Kontakte zum britischen MI6 und MI5 unterhielt.
Ebenso erklärte er, dass er keine Waffendepots für Stay-Behind kennt und davon ausgeht, dass es keine Ausbildung im Waffendienst gab.
Bewaffnete Paramilitärs
Der schwedische Journalist und Autor Mikael Holmström glaubt hingegen, dass es für die Gruppe kein Problem war, Zugang zu Waffen zu erhalten, da hochrangige Soldaten Teil der Führung von Stay-Behind waren. Indirekt konnte Stay-Behind damit die 750.000 Mann starke schwedische Armee mobilisieren, darüber hinaus freiwillige Schützenverbände und bestens ausgerüstete Vereinigungen mit insgesamt 400.000 bewaffneten Mitgliedern.
Im Jahr 1990 veröffentlichte der Journalist Bjarne Stenquist in der überregionalen schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter einen Artikel über das Netzwerk und die Sendung Kalla Fakta des Privatsenders TV4 sendete Interviews mit dessen Mitgliedern. So wurde die Öffentlichkeit erstmals auf Stay-Behind in Schweden aufmerksam. Trotzdem wurden die Aktivitäten der Gruppe in den 1990er Jahren unter Premierminister Göran Persson, dann unter Generalmajor Robert Lugn und später unter dem ehemaligen Oberbefehlshaber General Bengt Gustafsson fortgesetzt. Die Bewegung wurde erst Anfang der 2000er Jahre aufgelöst.
Laut Mikael Holmström wurde entsprechend einiger Informationen Stay-Behind in den Jahren 2001–2003 eingestellt, der schwedische Historiker Wilhelm Agrell vertritt hingegen die Position, dass anderen Informationen zufolge an der Bewegung in modifizierter Form festgehalten worden sei.
Der Mord an Olof Palme
Inga-Britt Ahlenius, eine schwedische Wirtschaftswissenschaftlerin, die hohe öffentliche Ämter bekleidete und Mitglied der Königlich-Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften ist, forderte gemeinsam mit anderen Akteuren, es müsste untersucht werden, ob Stay-Behind an der Ermordung von Olof Palme beteiligt gewesen sein könnte.
Der frühere Chef der Spionageabwehr der Sicherheitspolizei, Olof Frånstedt, schrieb im zweiten Band seiner Memoiren „Spionjägaren“, er vermute, dass die Barbro-Gruppe, die laut Frånstedt eine Verbindung zu Stay-Behind hatte, an dem Mord beteiligt gewesen sein könnte.
Barbo ist der Name einer geheimen Verbindung, die zumindest in den frühen 1970er Jahren in Schweden aktiv gewesen sein soll. Es gibt keine offizielle Bestätigung, dass die Gruppe existiert oder welche Rolle sie möglicherweise gespielt hat. Ihr Name tauchte nach der Ermordung Olaf Palmes im Zusammenhang mit Stay-Behind auf.
Wie auch andere Autoren weist Frånstedt noch einmal darauf hin, dass der Zeitpunkt des Anschlags mit Palmes geplanter Reise nach Moskau im Frühjahr 1986 zusammenhängen könnte, wo er und Michail Gorbatschow sehr wahrscheinlich über eine atomwaffenfreie Zone in Europa sprechen wollten, was die Interessen der US-amerikanischen Regierung, des Militärs und der Geheimdienste konterkariert hätte.
Der schwedische Baum
Agneta Norberg, eine engagierte Friedenskämpferin und seit vielen Jahren Vorsitzende des schwedischen Friedensrates, glaubt, dass es einen Zusammenhang zwischen Stay-Behind und dem Mord an Palme geben könnte, da der Mord in der Nähe von Thulehuset am Sveavägen stattfand, wo Stay-Behind ein eigenes Büro unterhielt.
Laut Norberg gibt es auch ein Telegramm der italienischen Geheimorganisation Propaganda Due (P2), der Verbindungen zum italienischen Stay-Behind-Netzwerk Gladio nachgesagt werden, an die Republikanische Partei in den USA, in dem steht: „Der schwedische Baum wird bald fallen. Sagen Sie es unserem guten Freund Bush.“ Bush sen. war bis 1977 Direktor der CIA und zur Zeit des vermeintlichen Telegrammes US-Vizepräsident unter Ronald Reagan.
Quellen:
https://www.wikiwand.com/sv/Stay-behind#https://www.wikiwand.com/de/Stay-behind-Organisationhttps://www.wikiwand.com/de/Skandiahttps://www.wikiwand.com/sv/Mikael_Holmstr%C3%B6mhttps://www.wikiwand.com/sv/Olof_Fr%C3%A5nstedthttps://www.wikiwand.com/de/Wilhelm_Agrellhttps://www.wikiwand.com/sv/Alvar_Lindencronahttps://www.wikiwand.com/en/Inga-Britt_Ahleniushttps://www.wikiwand.com/sv/Barbrogruppenhttps://www.wikiwand.com/en/Bengt_Gustafsson_(general)https://www.wikiwand.com/en/Robert_Lugnhttps://wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=2338 (Archiv-Version vom 16.07.2020)