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Mord an Olof Palme

384 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Verschwörung, Attentat ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord an Olof Palme

20.08.2020 um 19:04
In der schwedischen Öffentlichkeit rief das Ergebnis der Staatsanwaltschaft ein gemischtes Echo hervor. Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Sifo zufolge halten nur 19 % der schwedischen Bevölkerung Stig Engström für den Mörder Olof Palmes.[47] Auch unter Experten wurde das Ergebnis mit Skepsis betrachtet. Inga-Britt Ahlenius (United Nations Office of Internal Oversight Services) sah ein Problem in der fehlenden Mordwaffe. Kriminologieprofessor Leif GW Persson meinte, dass Krister Petersson wenig Substantielles zu Tage gefördert habe und die mangelhafte Arbeit der Polizei in der ersten Zeit nach dem Mord als Grundlage genommen habe, um Engström die Schuld in die Schuhe zu schieben. Persson bezeichnete das Ergebnis als Peterssons "eigene Deutungen".
Quelle: Wikipedia: Olof Palme

Jedenfalls scheine ich nicht der einzige zu sein, der die vermeintliche Rolle des "wahrscheinlichsten Täters" Engström kritisch sieht.

Das sind laut Wikipedia die Punkte, die ihn verächtig machten, ich finde nirgendwo was, das darüber hinausgeht:
Gegen Engström liegen folgende Verdachtsmomente vor:

Engström machte schon früh widersprüchliche Angaben. Seine Aussagen zu seinem Verhalten am Tatort stimmen nicht mit denen anderer Zeugen überein. Er hat unter anderem angegeben, er habe der Polizei gesagt, wohin der Täter geflohen sei, und mit Lisbeth Palme gesprochen, was aber von keinem anderen Zeugen bestätigt wurde.
Verschiedene Zeugen, darunter zwei, die den Mörder auf der Flucht sahen, haben Angaben zu Aussehen und Kleidung gemacht, die zu Engström passen.
Stig Engström arbeitete im Gebäude der Versicherungsgesellschaft Skandia in der Nähe des Tatorts. Er arbeitete an jenem Abend noch spät, da er tags darauf in den Skiurlaub wollte. Er stempelte um 23:19 Uhr aus. Der Mord an Palme geschah um 23:21 Uhr. Engström kehrte 23:40 Uhr ins Büro zurück. Da seine Angaben sich nicht mit denen anderer Zeugen decken, ist unklar, was er in der Zwischenzeit tat.
Engström hatte angegeben, er habe spät gearbeitet, weil er am Tag danach in den Skiurlaub fahren wollte. Er meldete sich jedoch an diesem Tag bei seinem Arbeitgeber und erkundigte sich nach der Zeit, an der er ausgestempelt hatte, da er sich von der Polizei und der Presse verfolgt fühlte. Da er aus unbekannten Gründen nicht zu einer Rekonstruktion des Tatverlaufs mit verschiedenen Zeugen im April 1986 eingeladen wurde, wandte er sich selbst an die Presse und das schwedische Fernsehen, um seine Version der Ereignisse zu erzählen.
Engström war Mitglied eines Schützenvereins und mit Waffen vertraut. Zudem war er mit einem Waffensammler befreundet. Eine bei diesem beschlagnahmte Waffe konnte zwar nicht eindeutig mit den aufgefundenen Kugeln gekoppelt werden, aber es konnte auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um die Mordwaffe handelte.
Engström war in Kreisen unterwegs, die kritisch zu Palme standen. Er soll auch über seine Verhältnisse gelebt und Alkoholprobleme gehabt haben.
Quelle: Wikipedia: Olof Palme

Meine persönliche Spekulation zur Rolle des Stig Engström:

Ich denke, der "Skandiamann" ist das, was man heutzutage einen Wutbürger nennen würde. Die Genossen sind am ganzen Elend der Welt schuld und an seinen eigenen mit Geld-und Alkoholproblemen im Besonderen.

Eins ist er aber nicht: Doof!

Als er erkennt ,daß der Mann, der unmittelbar vor dem Ausgang seines Arbeitspaltzes niedergeschossen wurde ,der Ministerpräsident des Landes und Gallionsfigur der westlichen Linken ist, realisiert er, daß diese Tat weltweite Aufmerksamkeit mit sich ziehen wird.

Er sieht die Chance auf seine "15 Minuten Ruhm" und erfindet Geschichten,die ihn nach 34 Jahren 2020 verdächtig machen .
So will er ,was widerlegt ist, mit Frau Palme geredet haben,sah sich möglicherweise als "Trostspender" und vielleicht auch als "Ersthelfer", in Wirklichkeit hat eine zufällig vorbeikommende Schwesternschülerin die Erstversorgung übernommen. Seinen Aussagen nach sei er ebenfalls Richtung Treppe gelaufen, angeblich, um den Polizisten eine genaue Täterbeschreibung mitzugeben. Er sieht sich selbst als der große Instruktor und Dirigent der ersten polizeilichen Maßnahmen.

Verdächtig machte ihn auch, daß sich von den anderen Zeugen niemand an ihn erinnern kann - mit Verlaub, vielleicht war auch genau das sein Problem. Ich muß gestehen: wenn ich mich an 20 Leute aus einer (hektischen) Menge erinnern müßte, wäre der unscheinbare Biedermann Engström wahrscheinlich der letzte, an dessen Gesicht ich mich erinnern würde.

Möglicherweise hat er die Tat noch nicht mal beobachtet,ist erst durch die beiden Schüsse aufgeschreckt. Deswegen erkundigt er sich später noch mal bei seinem Arbeitgeber, wann er genau ausgestempelt hat. Denn wenn er zu spät ausgestempelt hätte, würde bekannt, daß er eigentlich gar nichts weiß und könnte er seine Geschichten nicht mehr erzählen.
Um 23:40 Uhr kehrt er ins Büro zurück, um wegen der Aufregung den Flachmann aus der Schreibtischschublade zu holen, der Alkoholismus ist bekannt.

Es ist bekannt, daß Täter oft versuchen, sich in irgendweise Weise in die Ermittlungen einzuschalten oder sich den Medien anbiedern- aber direkt schon am nächsten Tag? Würde man als Mörder des wichtigsten Politikers des Landes und Ersttäter nicht erst mal eine Zeit abwarten, was passiert? Gut möglich,daß bis heute niemand je den Namen Stig Engström gehört hätte , wenn der sich nicht immer wieder selbst ins Gespräch gebracht hätte.

Für mich klingt das eher nach Wichtigtuer - und eventuell nach Bauernopfer.


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Mord an Olof Palme

20.08.2020 um 19:18
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Jedenfalls scheine ich nicht der einzige zu sein, der die vermeintliche Rolle des "wahrscheinlichsten Täters" Engström kritisch sieht.
Nein, ich sehe das auch so.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Meine persönliche Spekulation zur Rolle des Stig Engström:
Die ist sehr plausibel und mindestens genauso wahrscheinlich wie die offizielle Stig-Engström = Täter-Story. Und wenn harte forensische Beweise genauso fehlen wie übereinstimmende Zeugenaussagen, dann stelle ich mir wieder Frage:

Warum, um Himmels Willen, geht die schwedische Polizei mit dieser Variante an die Öffentlichkeit und suggeriert, das sei nun die offizielle, historische Wahrheit? Wäre ich Abteilungsleiter, Polizeipräsident, Minister oder gar Ministerpräsident, dann hätte ich mich schon gefragt, welcher Teufel da die Ermittler geritten hat. Ob ich alles getan hätte, die Veröffentlichung zu verhindern, ist dann die nächste Frage, aber das hat sich wohl keiner getraut, weil es sonst irgendwann gehießen hätte, hier werde die Wahrheit verschleiert.


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Mord an Olof Palme

20.08.2020 um 19:34
Zitat von monstramonstra schrieb:Warum, um Himmels Willen, geht die schwedische Polizei mit dieser Variante an die Öffentlichkeit und suggeriert, das sei nun die offizielle, historische Wahrheit? Wäre ich Abteilungsleiter, Polizeipräsident, Minister oder gar Ministerpräsident, dann hätte ich mich schon gefragt, welcher Teufel da die Ermittler geritten hat. Ob ich alles getan hätte, die Veröffentlichung zu verhindern, ist dann die nächste Frage, aber das hat sich wohl keiner getraut, weil es sonst irgendwann gehießen hätte, hier werde die Wahrheit verschleiert.
Die ominösen "15 Minuten Ruhm" als Erklärer des Palme-Mordes ? Ich weiß es nicht.

kurzer Querverweis: ich lese im McCann-Thread nur sporadisch mit und weiß gar nicht, wie der aktuelle Stand ist, hatte aber kurzzeitig mal den Eindruck, als hätten sich deutsche Behörden auch zwischenzeitlich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Ansonsten treiben mich die sonst liebenswerten Schweden in den Wahnsinn: der Staatsanwalt heißt Krister Petterson, der allererste Haupverdächtige in den 80s hieß Christer Petterson und der Journalist, der die Engström-Story aufgedeckt haben will, heißt auch (Thomas) Petterson!


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Mord an Olof Palme

20.08.2020 um 19:56
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:ich lese im McCann-Thread nur sporadisch mit und weiß gar nicht, wie der aktuelle Stand ist, hatte aber kurzzeitig mal den Eindruck, als hätten sich deutsche Behörden auch zwischenzeitlich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Das kommt - leider - immer häufiger vor: Kachelmann, Edathy, Rebecca Reusch und, und, und...

Bei Olof Palme handelt es sich aber um einen Fall mit gewaltiger politischer Dimension. Der Mord an ihn ist nationales Trauma. Die Ermittlungen, Verdächtigungen und Anklagen haben Polizei und Justiz bis auf die Knochen blamiert. Und was tut man? Mit Hurra-Geschrei in die nächste Blamage galoppieren. Vorgesetzte sind eigentlich dafür da, das zu verhindern.

Der OStA im Fall Barschel, der sich in den 1990ern in die Mordthese verrannt hatte, war auch nicht zu stoppen. Es gab jahrelange Mordermittlungen - ohne jedes Ergebnis. Noch heute ist seine Einstellungsverfügung samt Entgegnung des Generalstaatsanwalts offiziell auf der Webseite des Landes Schleswig-Holstein abrufbar.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Die ominösen "15 Minuten Ruhm" als Erklärer des Palme-Mordes ? Ich weiß es nicht.
Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Morden an Politikern oder Prominenten, die von irgendwelchen Wirrköpfen dahingemetzelt oder angegriffen wurden. Aber die waren meist so wirr, dass man ihrer sehr schnell habhaft wurde: John & Robert Kennedy, John Lennon, Johannes Paul II. usw.

Der "Skandiamann" konnte nicht nur unmittelbar entkommen (indem er die Gasse und Treppe hoch flüchtete und sich kurz darauf wieder in sein Büro begab?), sondern trotz Alkoholismus und Einsamkeit kam er in den vielen Jahren danach nie in Verlegenheit, der Welt seine Großtat mitzuteilen? Auch ansonsten war er unauffällig und ein braver Bürger, der nur alleine im stillen Kämmerlein den Sieg über den Sozialismus feierte?

Olof Palme hätte Besseres verdient...


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Mord an Olof Palme

20.08.2020 um 20:18
Zitat von monstramonstra schrieb:ondern trotz Alkoholismus und Einsamkeit kam er in den vielen Jahren danach nie in Verlegenheit, der Welt seine Großtat mitzuteilen?
Das ist ein sehr guter Punkt: er hat sich 2000 suizidiert.

Ein Abschiedsbrief wäre die Gelegenheit gewesen...


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 00:31
Ich möchte eventuell am Fall interessierten Usern den Vierteiler "Tod eines Pilgers" empfehlen, basierend auf einem Roman des hier bereits angesprochenen Kriminologen Leif G. W. Persson, der vor einigen Jahren im auch mal im ZDF lief.

In der Hauptrolle Rolf Lassgård, der dem ein oder anderen als " Kommissar Wallander" bekannt sein dürfte.

Alle vier Teile gibt´s frei anzuschauen in einem bekannten Videoportal.

Hier eine kurze Beschreibung:

https://zdf-enterprises.de/programmkatalog/international/zdfedrama/series/crime-suspense/tod-eines-pilgers (Archiv-Version vom 07.08.2020)


Ansonsten hätte ich einen zwölfseitigen (!) , sehr detaiilierten und aufschlußreichen Artikel aus der "Zeit" über die sogenannte "Polizeispur" aus dem Jahr 1995 - dessen Inhalte ich einfach unglaublich finde.

Leider ist er nur zu lesen, wenn man dort registriert ist - darf ich dann trotzdem daraus zitieren?


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 12:58
Bei dem Fall glaube ich an einen verwirrten Einzeltäter. Es ist ziemlich unprofessionell, einen Zeugen übrigzulassen. Fragt sich nur, wo der Täter die Waffe her hatte. Schweden galt zu jener Zeit noch als liberales. Land, was man auch daran sieht, dass der Ministerpräsident mit seiner Frau nachts ohne Personenschutz durch die Gegend lief. Eine Sache, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann.


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 17:07
Hallo!

Grüße @JestersTear, wie immer sehr gute ausführlich Beiträge von Dir! Ein paar Anmerkungen meinerseits:

Ich war schon öfters in Stockholm und habe mir dabei auch mal die Gegend, die für diesen Fall wichtig ist, angeschaut. Allein dies macht einem einige Dinge klar, selbst einem Amateur- und Freizeitermittler. Eine "schwarze Op" eines Staatsakteurs oder einer straffen Organisation kann man zu 99,9% ausschließen. Die Restwahrscheinlichkeit ist für den Fall, daß man aus irgendwelchen Gründen Deppen geschickt hätte.
Selbst als Laie fallen einem auf der Wegstrecke Altstadt-Kino und zurück deutlich bessere Punkte für einen Mordanschlag auf als ausgerechnet die Ecke Sveavägen/Tunnelgatan.
Du hast in einem deiner Beiträge bereits angemerkt, wieviel Spontanität in den Entscheidungen der Palmes am Mordabend lag. Das betrifft gerade auch den Rückweg. Was in mehreren Theorien komplett unter den Tisch fällt ist die Tatsache, daß die dem Kino nächstgelegene U-Bahnhaltestelle Richtung Altstadt die Station Rådmansgatan ist. Zudem gibt es mehrere Buslinien, die durch den Sveavägen fahren. Es war Zufall oder Schicksal das die Palmes sich entschieden, einen Bummel bis zur U-Bahnhaltestelle Hötorget oder vielleicht gar Sergels Torg machen zu wollen. Niemand hätte vorausahnen können, daß sich Olof Palme am 28..2 um 23.21 an dieser Straßenecke befinden würde.

Die "Polisspåret": Das sich die Polizeispur im linken Blätterwald, besonders unter der linken Journallie, bis heute großer Beliebtheit erfreut, liegt an der schizophrenen Haltung der Schreiberlinge zur Polizei, nicht an etwas auch nur entfernt Greifbarem. Die Erfinder dieser Theorie entwerfen sie nicht anhand der Hin- und Beweise, sondern biegen selbige so hin, daß es für sie passt. Der sog. Palmehass der schwedischen Sicherheitskräfte ist von Zeitungen aufgebauschter Quark. Wenn jede Person, die einmal erwähnt, daß "Politiker xy und seine Entscheidungen Sch... sind" gleich als Hasser eingestuft wind - naja.
Endgültig den Bach runter geht die Polizeispur, wenn man vor Ort in Stockholm sich umschaut. Die Polizeispur baut einen komplizierten Plan auf, um Olof Palme an der Tunnelgatan ermorden zu können und damit die Absurdität dieser Theorie beweist. Es wäre einfacher und risikoloser(!) anderswo gegangen. Die Polizeispur klingt und sieht auf den ersten Blick gut aus, ist letztlich aber ein Windbeutel mit politischem Drall.
Das Einzige, daß man den schwedischen Sicherheitskräften von damals vorwerfen muß, sie haben ihre mangelnde Erfahrung mit Taten dieser Art (aber wo hätten sie Erfahrung auch aufbauen können, in Schweden passiert selten sowas) stark unterschätzt und zu spät Hilfe von ausländischen Behörden gesucht.
Selbst heute lebt die Idee des Folkhemmet fort, das Schweden eine große Familie ist. Der Polizeischutz in Schweden ist bis heute äußerst zurückhaltend und viele Prominente im normalen Stadtgewusel zu finden.


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 19:18
Hallo @Höhenburg , es ist mir wie immer eine Ehre :-)))
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:: Das sich die Polizeispur im linken Blätterwald, besonders unter der linken Journallie, bis heute großer Beliebtheit erfreut, liegt an der schizophrenen Haltung der Schreiberlinge zur Polizei, nicht an etwas auch nur entfernt Greifbarem.
Der gestern von mir angesprochene zwölfseitige Artikel zur "Polizeispur" ist aus der "Zeit" , die ich jetzt nicht als "linker Blätterwald" verorten möchte.

Der Artikel heißt übrigens : "Der Polizei auf der Spur", ist aber leider nicht frei zugänglich.

Wenn jemand einen Account bei "Zeit online" haben sollte: auf jeden Fall sehr empfehlenswert zu lesen!

Ich möchte auch nur ein einziges Zitat quit werden:

"Zur Tatzeit halten sich in unmittelbarer Nähe des Tatorts 30 Polizisten auf, von denen 18 keinerlei Grund gehabt haben, dort zu sein."

Ich werde am Ende des Beitrags aber auf jeden Fall noch aus frei zugänglichen Quellen zitieren...
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Der sog. Palmehass der schwedischen Sicherheitskräfte ist von Zeitungen aufgebauschter Quark. Wenn jede Person, die einmal erwähnt, daß "Politiker xy und seine Entscheidungen Sch... sind" gleich als Hasser eingestuft wind - naja.
Mit Verlaub : hier muß ich widersprechen: z.B. ist die "Party" der "Baseballiga" nach dem Mord auf der Polizeiwache Norrmalm mit Nazi-Devotionalien belegt.
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Du hast in einem deiner Beiträge bereits angemerkt, wieviel Spontanität in den Entscheidungen der Palmes am Mordabend lag. Das betrifft gerade auch den Rückweg.....Niemand hätte vorausahnen können, daß sich Olof Palme am 28.2 um 23.21 an dieser Straßenecke befinden würde
Ja, allerdings gibt es eine dreistellige Zahl an Zeugen, diese diese "Walkie-Talkie" - Menschen beobachtet haben, beginnend schon ab der Hinfahrt beim Einstieg der Palmes in die U-Bahn in Gamla Stan, bis hin zum Geschäft "Dekorima" vor dem Skandia-Huset" unmittelbar vor der Tat.

Da existieren Widersprüche: mehrere Berichte sagen, daß der Schütze schon zwei bis drei Minuten vor der Ankunft der Palmes am Tatort vor dem Schaufenster wartete , andere dagegen sagen aus, daß der spätere Täter vom Kino aus gefolgt ist.

Beides wäre allerdings realisierbar gewesen, wenn eine Gruppe in der Lage gewesen wäre ,zueinander Kontakt zu halten .

Und, btw: beides kann nicht auf Stig Engström zutreffen.
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Selbst als Laie fallen einem auf der Wegstrecke Altstadt-Kino und zurück deutlich bessere Punkte für einen Mordanschlag auf als ausgerechnet die Ecke Sveavägen/Tunnelgatan.
Hier möchte ich einen Dialog aus dem von mir gestern angesprochenen Fernsehfilm "Tod eines Pilgers" bringen, wo sich zwei Ermittler des fiktiven "Cold Case"-Teams über den Tatort unterhalten:

Ermittlerin: "Die Auswahl des Tatorts war selten dämlich!"

Ermittler: " Es war der genialste Ort überhaupt, denn sonst würden wir hier nicht nach Jahrzehnten sitzen!"

Da wir gerade bei "selten dämlich" sind : ich finde die beiden Verdächtigen Pettersson und Engström, die der Öffentlichkeit in einem Abstand von 30 Jahren präsentiert wurden, schon ziemlich befremdlich.

Ich hatte vergangene Woche schon mal den einen oder anderen Punkt gebracht, der meines Erachtens gegen eine "Verschwörung" spricht und an der "Polizeispur" stört mich, daß zu viele Menschen über einen zu langen Zeitraum dicht gehalten haben.

Ich würde die Polizeispur aber auch keinesfalls bagatellisieren wollen.


Hier noch ein paar Zitate aus hoffentlich unverdächtigerem "Blätterwald" :-)

https://www.tagesspiegel.de/politik/mordsmaessiges-schweigen/3882670.html

https://www.heise.de/tp/features/Olof-Palme-Ein-Mord-und-seine-Theorien-3378547.html?seite=all


(Zitat): Holmér ist ehemaliger Chef des schwedischen Geheimdienstes Säpo. Die Säpo, in den 40er Jahren mit Gestapo-Hilfe aufgebaut, kann ihre Herkunft nicht immer verleugnen. Auch Olof Palme wurde von der Säpo observiert. Ausgeprägter Palme-Hass gipfelt in einer Liste von Agenten, die sich offen die Ermordung Palmes gewünscht haben sollen. Nun soll ausgerechnet die Säpo die Rolle von Polizisten im Mordfall Palme genauer untersuchen.

(Zitat) "Auch Polizeichef Hans Holmér, der die Ermittlungen übernahm, soll Initiator jener Baseballiga sein, zuvor war er Leiter der Säpo, des polizeilichen schwedischen Inlandgeheimdienstes. Holmér erklärte, in jener Nacht nicht in Stockholm gewesen zu sein. Sein Chauffeur Rolf Dahlgren widersprach Jahre später und wurde tot aufgefunden, kurz vor dem Termin für eine öffentlichen Aussage."

(Zitat) "Die Beamten der berüchtigten Norrmalmswache, ob nun in die Tat involviert oder nicht, haben direkt nach der Ermordung Palmes eine lautstarke und fröhliche Party gefeiert. "


(Zitat) "Auch soll es Ungereimtheiten in der Polizei-Telefonzentrale gegeben haben. Anrufer, die den Mord meldeten, wurden nicht entgegengenommen oder es wurde schnell wieder aufgelegt. "

(Zitat) "Aversionen soll es quer durch die Bevölkerung, durch alle Schichten und auch in hohen Polizeikreisen, hier angeblich mit leidenschaftlichen Hassern, gegeben haben. Um die Partei ging es wohl weniger, da die Sozialdemokraten damals als eine Art Staatspartei galt und auch Polizisten der Norrmalmswache Anhänger dieser Partei waren."


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 21:45
Hallo und danke für deine Antwort!
Zunächst einmal war nicht die "Zeit" spezifisch gemeint, sondern das die Polizeispur hauptsächlich im linken Spektrum hochgehalten wird, obwohl da nichts dran ist!
Ich habe einmal eine schwedische Doku dazu gesehen, ist etwa 15 Jahre her, aber auch diese Dokumentation erschöpft sich in Konjunktiven, sollte, könnte, müsste! Für das Allermeiste ihrer steilen Thesen gab und gibt es keine Beweise. Mir ist die "Funkgerätschwadron" bekannt, genauso wie das angebliche, nennen wir es Ballett der Baseballliga und anderer Polizisten und mögliche Überwachung von Palme den ganzen Abend über. Trotzdem bleibt diese Theorie gequirlter Mist und ich sage Dir auch warum!

Was die Anhänger der Polizeispur mit keinem Wort erwähnen, ist die Tatsache, daß ein 2 Manntrupp (sogar eine Person allein, aber das hängt von der Fluchtvariante ab) Olof Palme auf dem Rückweg von der U-Bahnstation Gamla Stan zu seiner Wohnung problemfrei hätte ausknipsen können! Die Haltestelle Altstadt hat nur einen öffentlichen Ein/Ausgang, man hätte den MP nicht verpassen können und eine Verfolgung oder in Stellung gehen, wäre gar kein Problem gewesen.

Um danach durch eine 1986 äußerst schwach patroullierte Ecke der Stadt zu fliehen. Entweder in das teils nicht minder verwinkelte Södermalm oder sogar einfach um drei, vier Häuserecken der winkligen Altstadt und dann einen auf Nachtschwärmer machen, wenn der Täter genug Mumm hat. Dazu hat die Altstadt auch Fährenanleger, die teils sehr lange fahren und nicht weit von Slussen, dem Brückenbereich nach Södermalm, hält die Regionalbahn nach Saltsjöbaden.
Und noch etwas spricht gegen eine Verstrickung von Säkerhetspolisen und der Stockholmer Polizei. Gerade diese beiden Behörden hätten theoretisch genau gewußt, wo man die Palmes am Besten hätte abfangen können und das ist ganz sicher nicht Ecke Sveavägen/Tunnelgatan! Das ganze hochgekochte Brimborium der Polisspåret mit Dutzenden Leuten wäre völlig überflüssig gewesen!
Ich habe bereits beim ersten Besuch dort das Gefühl gehabt, der Täter war ortskundig, hat aber in Nervosität übersehen, daß um diese Zeit der Brunkebergtunnel schon geschlossen ist und erst wieder um 6.00 Uhr aufmacht.

Was die Nazidevotionalien angeht: Schweden ist aus verschiedenen Gründen sehr schmerzfrei, was Meinungsäußerung betrifft und sowohl Links- wie Rechtsextreme in Schweden können Fahnen, etc. zeigen und bewerben, soviel sie wollen. Ich habe im Dagens Nyheter schon Werbeseiten mit Hakenkreuzen und 5 Seiten weiter Aufrufe zur Weltrevolution gesehen, Schweden sieht sowas deutlich entspannter.
Es mag sein, daß es bei der Polizei Leute gegeben hat, die Palme hassten und sogar froh waren, daß er tot war. Aber diese Räuberpistole der Polizeispur mit der großen Verschwörung, 18 verstrickten Polizisten, der Funkschwadron, die Palme dauernd überwachten (natürlich nur an dem Tag) und dem weiteren Krempel ist nur selten großer Kappes, nicht mehr!
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ermittlerin: "Die Auswahl des Tatorts war selten dämlich!"
Ermittler: " Es war der genialste Ort überhaupt, denn sonst würden wir hier nicht nach Jahrzehnten sitzen!"
Die Ermittlerin hat voll und ganz recht! Die Auswahl des Tatorts war bescheuert, daran gibt es nichts zu Deuteln! Das der Täter nicht gefasst wurde, liegt nicht an der Genialität des Täters, sondern ausschließlich an der lahmen Reaktion der Stadtpolizei (die war davon eingelullt, daß in Schweden vorher sowas noch nie passiert war) und der zu späten Erkenntnis von Polizei und Säpo, daß sie nicht genug Erfahrung mit sowas haben und Hilfe brauchen.


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 23:24
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Trotzdem bleibt diese Theorie gequirlter Mist
Ich find´s schon erstaunlich, mit welcher Vehemenz du diese "Polizeispur" einfach wegwischst, nur weil sie nicht in die Gefühlslage zu passen scheint, ebenso...
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:. Mir ist die "Funkgerätschwadron" bekannt, genauso wie das angebliche, nennen wir es Ballett der Baseballliga
...die Bagatellisierung dieser "Baseball-Liga". Ich habe keine Ahnung, ob die irgendwas mit der Palme-Ermordung zu tun haben, belegt ist definitiv die Brutalität dieser Truppe , die durchaus mal Verdächtige "zu Tode verhört" hat!
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Was die Nazidevotionalien angeht: Schweden ist aus verschiedenen Gründen sehr schmerzfrei, was Meinungsäußerung betrifft und sowohl Links- wie Rechtsextreme in Schweden können Fahnen, etc. zeigen und bewerben, soviel sie wollen. Ich habe im Dagens Nyheter schon Werbeseiten mit Hakenkreuzen und 5 Seiten weiter Aufrufe zur Weltrevolution gesehen, Schweden sieht sowas deutlich entspannter.
Jo. Und deswegen springt die "Antifa Stockholm" auf die Weltrevolution an und bestimmte Sektionen des "Reviers Norrmalm" bestellten offensichtlich in den 80s fünf Seiten vorher im Dagens Nyheter, jedem,wie´s in den Kram passt. Nur eben nicht grundlos!
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Was die Anhänger der Polizeispur mit keinem Wort erwähnen, ist die Tatsache, daß ein 2 Manntrupp (sogar eine Person allein, aber das hängt von der Fluchtvariante ab) Olof Palme auf dem Rückweg von der U-Bahnstation Gamla Stan zu seiner Wohnung problemfrei hätte ausknipsen können!
Das hatte ich ja auch schon letzte Woche angesprochen!

Aber...
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Entweder in das teils nicht minder verwinkelte Södermalm oder sogar einfach um drei, vier Häuserecken der winkligen Altstadt und dann einen auf Nachtschwärmer machen
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Die Haltestelle Altstadt hat nur einen öffentlichen Ein/Ausgang, man hätte den MP nicht verpassen können
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Ich habe bereits beim ersten Besuch dort das Gefühl gehabt, der Täter war ortskundig, hat aber in Nervosität übersehen, daß um diese Zeit der Brunkebergtunnel schon geschlossen ist und erst wieder um 6.00 Uhr aufmacht.
...ich hatte mir vor ein paar Tage mal überlegt, wo ich selbst an Stelle des Killers "den Job" ausgeführt hätte, der Weg vom "Grand Cinema" zum Tatort ist via googlemaps problemlos nachzuvollziehen: einfach nur über die Straße und dann gerade aus:

Sowohl die U-Bahn Station mit nur einem Ausgang ,der Brunkebergstunnel (mit eben zwei Ausgängen, vorne und hinten) und Gamla Stan selbst wären potentielle Fallen für den Täter gewesen!

Schließlich erschießt man nicht jeden Tag einen Ministerpräsidenten! Ich hätte weder "auf den einen Ausgang" spekuliert (wer weiß, wer mir genau da entgegenkommt ?) , noch würde ich in einen Tunnel laufen!
Sondern tunlichst darauf achten, auch nach rechts und links Optionen zu haben.

Das ist Gamla Stan:

https://www.google.com/maps/place/Gamla+stan,+S%C3%B6dermalm,+Stockholm,+Schweden/@59.3252206,18.0599356,15z/data=!3m1!4b1!4m5!3m4!1s0x465f77e26eced2ad:0xf0131bf6205931ce!8m2!3d59.3256984!4d18.0718788

Wenn schnell abgeriegelt werden würde, sitzt du da wie eine Maus in der Falle.

Insofern finde ich Sveavägen, mit Option "Fluchtrichtung Seitenstraße über die Treppe" , vorausgesetzt, du bist fit genug und kein 52jähriger Alki wie Engström, ziemlich einleuchtend.
Wenn in der Malmskillnadsgatan sogar noch ein Auto auf dich warten warten würde...
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Das der Täter nicht gefasst wurde, liegt nicht an der Genialität des Täters, sondern ausschließlich an der lahmen Reaktion der Stadtpolizei
Genau das ist ja der Punkt der "Polizeispur"- Anhänger. Der Täter mußte erst gar nicht genial sein, weil er wußte, daß er davonkommen wird.


Bild vom Brunkebergstunnel, wenn auch neueren Datums: ich würde jedenfalls nicht in die Röhre rennen, wenn ich gerade denMinisterpräsidenten erschossen hätte!


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Mord an Olof Palme

23.08.2020 um 23:31
Brunkebergstunneln

Sorry, hier ist das Bild vom Tunnel,wenn auch neueren Datums: ich würde jedenfalls nicht in die Röhre rennen, wenn ich gerade den Ministerpräsidenten erschossen hätte!


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 01:40
Meine heftige Ablehnung der Theorie liegt darin begründet, daß sie anfänglich gut aussieht, aber wenn man etwas mehr nachschaut, sieht man, daß sie löchriger als GonzoXs Münsterlandtheorie ist, die selbst schon im Verschwörungsterritorium hausieren geht.
Meine Haltung zur Polizeispur ist, es braucht keiner Verschwörung, wenn menschliche Lahmheit oder Unvermögen ausreichen!
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:...die Bagatellisierung dieser "Baseball-Liga". Ich habe keine Ahnung, ob die irgendwas mit der Palme-Ermordung zu tun haben, belegt ist definitiv die Brutalität dieser Truppe , die durchaus mal Verdächtige "zu Tode verhört" hat!
Das Ballett bezog sich darauf, daß die Polizeispuranhänger davon schwadronieren, daß von rund 30 Beamten in der Nähe 18 Polizisten, darunter die Baseballliga, relativ schnell in der Umgebung waren, aber nicht unbedingt in diese Ecke gehörten.
Hier liegt einer der Punkte, wo die Anhänger der Theorie etwas übersehen. Da Schweden schon seit 1814 in ruhigem Fahrwasser fuhr, war die Abdeckung der Stadt mit Polizei 1986 nicht optimal. Was das "eigentliche" Stockholm ohne Erweiterungen und Vororte angeht, war die Polizei hauptsächlich in Norr- und Östermalm unterwegs, auch teils Kungsholmen. Gamla Stans und Södermalms Polizeistationen waren nicht einmal rund um die Uhr besetzt, selbst im Norden der Stadt nicht alle. Das ist, glaube ich (mußte noch nie hin), sogar teilweise heute noch der Fall.
Ein Mordanschlag auf Gamla Stan wäre deutlich vielversprechender gewesen, was Fliehen angeht. Das letztlich 30 Polizisten mehr oder weniger hilflos am Sveavägen rumstanden, ist für mich weniger Ergebnis einer Verschwörung, sondern der Effekt einer von der langen Ruhe eingelullten Polizei, die mit einer solchen Situation, so was hatte es vorher im modernen Schweden nie gegeben, nicht fertig wurde.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Sowohl die U-Bahn Station mit nur einem Ausgang ,der Brunkebergstunnel (mit eben zwei Ausgängen, vorne und hinten) und Gamla Stan selbst wären potentielle Fallen für den Täter gewesen!
Schließlich erschießt man nicht jeden Tag einen Ministerpräsidenten! Ich hätte weder "auf den einen Ausgang" spekuliert (wer weiß, wer mir genau da entgegenkommt ?) , noch würde ich in einen Tunnel laufen!
Sondern tunlichst darauf achten, auch nach rechts und links Optionen zu haben.

Das ist Gamla Stan:
https://www.google.com/maps/place/Gamla+stan,+S%C3%B6dermalm,+Stockholm,+Schweden/@59.3252206,18.0599356,15z/data=!3m1!4...
Wenn schnell abgeriegelt werden würde, sitzt du da wie eine Maus in der Falle.
Insofern finde ich Sveavägen, mit Option "Fluchtrichtung Seitenstraße über die Treppe" , vorausgesetzt, du bist fit genug und kein 52jähriger Alki wie Engström, ziemlich einleuchtend.
Wenn in der Malmskillnadsgatan sogar noch ein Auto auf dich warten warten würde...
Fangen wir von vorne an. Ich glaube du hast meinen Beitrag teils missverstanden. Bei einem hypothetischen Anschalg auf dem Rückweg in Gamla Stan, fliehst du nicht mit der U-Bahn, sondern der eine Ausgang ist nur wichtig, daß man hier Palme nicht verpassen kann, weil es nur einen Ausgang gibt. Ein Attentäter könnte sich da entweder an die Verfolgung machen oder einem lauernden Komplizen bescheidgeben, daß das Ziel unterwegs ist.
Im Gegensatz zur hinteren Tunnelgatan und Seitengassen ist der Brunkebergtunnel eben und einem schnellen Laufen zuträglich. Wenn der Täter die Möglichkeit gehabt hätte, den Tunnel zu nutzen, um im Laufschritt Richtung Birger Jarlsgatan loszudüsen, wäre sein Risiko gering gewesen. Abends ist da wenig los und eventuelle Passanten wären wohl über den Raser verärgert gewesen, aber sie hätten nicht gewußt, daß er gerade den MP umgebracht hat. Damals hätte er den Tunnel wohl ziemlich sicher passieren können, bevor er abgeriegelt gewesen wäre. Heute ist das anders.
Gamla Stan hätten sie 1986 nicht schnell absperren können, selbst wenn sie es gewollt hätten! Die Altstadt mag wenig Brücken haben, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, daß die Wege nicht so lang sind, wie sie auf der Karte erscheinen mögen. Und wichtiger, zuwenig Polizei zum Sperren. Wenn 1986 um 23 Uhr 4 Polizisten auf Gamla Stan waren, wäre das viel gewesen. Und je nach Abgebrühtheit des Täters hätte er notfalls auch auf der Insel bleiben können, sofern er die Waffe loswird und eventuelle Verfolger abschüttelt. Das wäre aber unnötig gewesen. Je nachdem wo auf den möglichen Rückwegen er die Palmes angegriffen hätte, wäre er relativ nahe Slussen oder Vasa- und Riksbron gewesen.
Die Altstadt ist zwar immer gut besucht, aber Abends um diese Zeit (nach 23Uhr im Februar) sind viele Gassen und Straßen der Altstadt außerhalb der Fußgängerzone und nahe der Kneipen leer. Es gäbe wohl noch nicht einmal ein Phantombild und der Täter hätte in einer der schmalen Gassen die Palmes einsam und auf dem Präsentierteller gehabt.
Der Mord an der Tunnelgatan macht null Sinn, außer für einen nichtprofessionellen Einzeltäter. Die "Wetworker" hätten Olof Palme anderswo umgebracht.
Die Stockholmer Polizei hat sich mit der langsamen, hilflosen Reaktion und rumstehenden Beamten, die nicht wußten, was genau tun, bis auf die Knochen blamiert. Hätten Säpo und eine Polizeiinterne Verschwörung ihre Finger im Spiel gehabt, wäre dem Täter ein Tipp gegeben worden, es in Gamla Stan oder in der Umgebung des Kinos zu tun (da gibt es auch ein, zwei Stellen die besser geeignet sind). Wobei die Altstadt den Vorteil gehabt hätte, daß die Polizei sich nicht völlig blamiert. Denn da hätte man darauf verweisen können, daß die geringe Anzahl an Polizisten auf Gamla Stan Jahrzehnte dicke ausreichte und man sowas noch nie erlabt hat. Wäre nicht toll, aber keine Totalblamage wie es in Wirklichkeit kam. Mit genug Polizei in der Umgebung, aber nicht wissen was tun.
Diese blamable Leistung ist mit ein Grund, der gegen eine Verschwörung spricht. Manche Beamte mögen Palme gehasst haben, aber dafür als Deppen der Nation dastehen, die den Täter nicht fassen können, hätten die nicht in Kauf genommen.


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 09:31
Mal unabhängig von der Frage, ob der "Skandiamann" der Täter sein könnte, zur Wahrscheinlichkeit, dass Olof Palme im Rahmen einer großangelegten Verschwörung ermordet worden ist. Wie bei vielen Heilsgestalten, von JFK über MLK bis JP II., führen Attentate zwangsläufig zu solchen Überlegungen.

Besonders beliebt, da besonders monströs, die angebliche Beteiligung von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten. Sei es der Secret Service, das FBI oder die Schweizer Garde, der MI6, der Mossad oder die CIA. Das schöne dabei: Weil deren Arbeit geheim ist, ist ihnen alles zuzutrauen. Bei kritischer Betrachtung bleibt oft nicht viel übrig. Die CIA hat JFK sicher nicht ermordert, auch wenn sie an der Ermordung von Salvador Allende ihren Anteil hatte. Die "Polizeispur" scheint mir genau in diese Kategorie zu passen. Sollten staatliche Stellen oder deren Angehörigen an dem Mord beteiligt gewesen sein, hätten sie sich wie eine trampelnde Herde von Elefanten im Porzellanladen aufgeführt und alles getan, dass sie ja nicht übersehen werden:
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:"Zur Tatzeit halten sich in unmittelbarer Nähe des Tatorts 30 Polizisten auf, von denen 18 keinerlei Grund gehabt haben, dort zu sein."
Da frage ich mich, was "unmittelbare Nähe" ist, und wer bestimmt/bewertet, ob 18 "keinerlei Grund" gehabt hatten, dort zu sein? In Berlin Mitte, in einem Umkreis von 1 km um den Dom herum, befinden sich vermutlich am Abend rund 50 oder mehr Polizisten.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ja, allerdings gibt es eine dreistellige Zahl an Zeugen, diese diese "Walkie-Talkie" - Menschen beobachtet haben, beginnend schon ab der Hinfahrt beim Einstieg der Palmes in die U-Bahn in Gamla Stan, bis hin zum Geschäft "Dekorima" vor dem Skandia-Huset" unmittelbar vor der Tat.
Dreistellig? Also über 100? An dem Abend muss aber noch der Punk abgegangen sein. Und die Polizisten müssen eine riesige Show abgezogen haben, um alle Aufmerksamkeit auf den geplanten Mord zu lenken.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ich hatte vergangene Woche schon mal den einen oder anderen Punkt gebracht, der meines Erachtens gegen eine "Verschwörung" spricht und an der "Polizeispur" stört mich, daß zu viele Menschen über einen zu langen Zeitraum dicht gehalten haben.
Das ist immer das Problem an diesen Monsterverschwörungen: Drei Verschwörer, die dicht halten. OK. Hunderte, die auch im Nachhinein nichts ahnen und nichts sagen, das ist einfach unrealistisch. Jedenfalls in freien westlichen Staaten.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:(Zitat) "Auch soll es Ungereimtheiten in der Polizei-Telefonzentrale gegeben haben. Anrufer, die den Mord meldeten, wurden nicht entgegengenommen oder es wurde schnell wieder aufgelegt. "
Die Telefonzentrale wird einfach ab einem bestimmten Zeitpunkt überlastet gewesen sein.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:(Zitat) "Aversionen soll es quer durch die Bevölkerung, durch alle Schichten und auch in hohen Polizeikreisen, hier angeblich mit leidenschaftlichen Hassern, gegeben haben. Um die Partei ging es wohl weniger, da die Sozialdemokraten damals als eine Art Staatspartei galt und auch Polizisten der Norrmalmswache Anhänger dieser Partei waren."
Die gibt es immer. Auch Helmut Schmidt war in der SPD in bestimmten Kreisen nicht sehr beliebt, da er nicht links genug war. In deshalb umzubringen? Unvorstellbar.
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Was die Anhänger der Polizeispur mit keinem Wort erwähnen, ist die Tatsache, daß ein 2 Manntrupp (sogar eine Person allein, aber das hängt von der Fluchtvariante ab) Olof Palme auf dem Rückweg von der U-Bahnstation Gamla Stan zu seiner Wohnung problemfrei hätte ausknipsen können!
Einem Einzeltäter wäre die Tat möglich gewesen. Das fällt aber oft so schwer zu akzeptieren: Dass ein bekloppter Typ, sei es ein Oswald oder ein Chapman, ein Sirhan oder Agcar das Licht eines halben Messias "ausknipsen" kann oder könnte. Diese Typen sind viel zu klein für die Größe ihrer Opfer. Und deshalb muss es auch etwas viel Größeres gewesen sein, was Personen wie Palme zur Strecke brachte.
Zitat von HöhenburgHöhenburg schrieb:Und noch etwas spricht gegen eine Verstrickung von Säkerhetspolisen und der Stockholmer Polizei. Gerade diese beiden Behörden hätten theoretisch genau gewußt, wo man die Palmes am Besten hätte abfangen können und das ist ganz sicher nicht Ecke Sveavägen/Tunnelgatan! Das ganze hochgekochte Brimborium der Polisspåret mit Dutzenden Leuten wäre völlig überflüssig gewesen!
In der Tat. Eine Verschwörung von Leuten aus den Sicherheitsbehörden hätte genügend Grips, Mittel und Methoden gehabt, Palme zur Strecke zu bringen. Ohne Funkgeräte und Zeugen in dreistelliger Zahl. Das ergibt einfach keinen Sinn.


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 10:39
Zitat von monstramonstra schrieb:In der Tat. Eine Verschwörung von Leuten aus den Sicherheitsbehörden hätte genügend Grips, Mittel und Methoden gehabt, Palme zur Strecke zu bringen.
Palme wurde zur Strecke gebracht, und zwar an der Ecke Sveavägen/Tunnelgatan. Irgendjemand , egal ob Singular oder Plural , hatte genug Grips, Mittel und Methoden, um damit genau an dieser Stelle davon zu kommen ;-)
Zitat von monstramonstra schrieb:Dreistellig? Also über 100?
Ja, die genaue Zahl dieser Hinweise ist 179. Ärgerlicherweise darf ich den ausführlichsten deutschen Artikel dazu, nämlich den aus der ZEIT, nicht bringen, da der nicht frei zugänglich ist. Er ist zwölf Seiten lang und beinhaltet interessante Thesen . Falls du z.B. wegen deiner dortigen Registrierung da ran kommst : er heißt: "Der Polizei auf der Spur". Lohnt sich...
Zitat von monstramonstra schrieb:Dass ein bekloppter Typ, sei es ein Oswald oder ein Chapman, ein Sirhan oder Agcar das Licht eines halben Messias "ausknipsen" kann oder könnte
Du meinst hier den " bekloppten Typen" , der mit einem Revolver (Zitat) " so groß wie eine Mast-Sau" , der anschließend nie mehr genutzt wurde , durch Stockholm zieht und zufällig auf den Ministerpräsidenten trifft?

Für eine gewisse Ecke kommen Nachfragen dazu halt immer aus dem "linken Blätterwald" und die Taten sind die "verwirrter Einzeltäter" , das ist nicht neues. Wobei ich dir diese Ecke nicht unterstellen möchte, weil ich dich schließlich nicht kenne.

@Höhenburg : wir haben ja nicht das erste mal miteinander zu tun und ich denke, du weißt, wie sehr ich deine Beiträge mag.

Hier erstaunt mich allerdings, wie gut du dich offenbar mit den Begebenheiten des Stockholm der 80er auskennst und sogar über die jeweiligen Polizeipräsenzen oder Dienstpläne Bescheid zu wissen glaubst: letztlich höre ich nur zwei Argumente raus, und zwar daß der Tatort nicht ideal gewesen sein soll und die Polizei mit der Dimension der Tat nicht umgehen konnte.
Allerdings wurde schon von der ersten Sekunde an geschlampt, egal ob das Mordopfer Olof Palme hieß oder "nur" ein anderer Pettersson oder Andersson gewesen wäre. Es wird nicht der erste Mord gewesen sein, der in Stockholms City zu handeln war.Kann also zunächst nicht an der "Dimension" gelegen haben.

Selbst wenn ich nicht für mich in Anspruch nehme, die Strecke schon mal in Betracht der Plausibilität einer Tatausführung abgeschritten zu sein , bleibe ich dabei, daß sie gut gewählt war. Der Erfolg gibt dem oder den Tätern recht!


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 11:22
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Es wird nicht der erste Mord gewesen sein, der in Stockholms City zu handeln war.Kann also zunächst nicht an der "Dimension" gelegen haben.
Doch, die Dimension war neu. Es ist ein wiederkehrendes Muster bei allen diesen Attentaten mit hochgestellten Persönlichkeiten, dass immer erst einmal absolute Konfusion herrscht.

Im Gegensatz zum "banalen" Mord, der absolute Routine ist, ist jeder beteiligte Beamte sofort auf 180. Hier gehen alle möglichen Informationen an alle möglichen Führungspersönlichkeiten, die im "Interregnum" Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und sich in der Öffentlichkeit als Krisenmanager möglichst gut darstellen wollen. Jeder Ermittlungsschritt ist Politikum. Es dauert, bis sich das konsolidiert.

Ähnliches können wir im Übrigen auch bei anderen Anschlägen beobachten. Z.B. bei Amri 2016 oder NSU 2011.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Der Erfolg gibt dem oder den Tätern recht!
Erfolg muss nicht immer das Ergebnis einer guten Planung gewesen sein. Es kann auch Zufall gewesen sein. Ob eine gute Planung im Vorneherein genau diesen Tatablauf vorgesehen hätte, das wage ich jetzt mal zu bezweifeln.


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 11:55
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:@Höhenburg : wir haben ja nicht das erste mal miteinander zu tun und ich denke, du weißt, wie sehr ich deine Beiträge mag.

Hier erstaunt mich allerdings, wie gut du dich offenbar mit den Begebenheiten des Stockholm der 80er auskennst und sogar über die jeweiligen Polizeipräsenzen oder Dienstpläne Bescheid zu wissen glaubst: letztlich höre ich nur zwei Argumente raus, und zwar daß der Tatort nicht ideal gewesen sein soll und die Polizei mit der Dimension der Tat nicht umgehen konnte.
Allerdings wurde schon von der ersten Sekunde an geschlampt, egal ob das Mordopfer Olof Palme hieß oder "nur" ein anderer Pettersson oder Andersson gewesen wäre. Es wird nicht der erste Mord gewesen sein, der in Stockholms City zu handeln war.Kann also zunächst nicht an der "Dimension" gelegen haben.

Selbst wenn ich nicht für mich in Anspruch nehme, die Strecke schon mal in Betracht der Plausibilität einer Tatausführung abgeschritten zu sein , bleibe ich dabei, daß sie gut gewählt war. Der Erfolg gibt dem oder den Tätern recht!
Danke für die Blumen, aber solches Wissen zu erwerben ist in Schweden nicht schwer. Wie gesagt, ich war schon öfters da oben und es hat sich im Laufe der Jahrzehnte in einigen Bereichen wenig geändert.Die Polizei ist natürlich fixer bei der Sache als früher, hat auch mehr Möglichkeiten, aber die Präsenz in Gamla Stan ist fast noch so niedrig wie früher. (außer an Mittsommer und anderen Festen)
Das liegt teilweise auch daran, daß die "Problemviertel" der Stadt eher in den Randbezirken und Vorstädten zu finden sind als der City.
Zitat von monstramonstra schrieb:Doch, die Dimension war neu. Es ist ein wiederkehrendes Muster bei allen diesen Attentaten mit hochgestellten Persönlichkeiten, dass immer erst einmal absolute Konfusion herrscht.
Im Gegensatz zum "banalen" Mord, der absolute Routine ist, ist jeder beteiligte Beamte sofort auf 180. Hier gehen alle möglichen Informationen an alle möglichen Führungspersönlichkeiten, die im "Interregnum" Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und sich in der Öffentlichkeit als Krisenmanager möglichst gut darstellen wollen. Jeder Ermittlungsschritt ist Politikum. Es dauert, bis sich das konsolidiert.

Erfolg muss nicht immer das Ergebnis einer guten Planung gewesen sein. Es kann auch Zufall gewesen sein. Ob eine gute Planung im Vorneherein genau diesen Tatablauf vorgesehen hätte, das wage ich jetzt mal zu bezweifeln.
Danke für diesen Beitrag! Da muß ich jetzt diese Punkte nicht zusätzlich beantworten. Erspart Schreiberei. :-)


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24.08.2020 um 12:37
Zitat von monstramonstra schrieb:Ob eine gute Planung im Vorneherein genau diesen Tatablauf vorgesehen hätte, das wage ich jetzt mal zu bezweifeln.
Wärst du denn so nett, zumindest auszuführen, warum du das bezweifeln magst?

Bauchgefühl oder konkret?

Kann mir jemand von euch beiden einen seriösen Artikel nennen, der mich nachvollziehen jässt, warum alle Annahmen jenseits vom "verwirrten Einzeltäter" Mumpitz sind?

Du hattest
Zitat von monstramonstra schrieb:Oswald oder ein Chapman, ein Sirhan oder Agcar
angesprochen.

Die haben, "ferngesteuert" oder nicht, genau da gewartet, wo es notwendig war, um den Job erledigt zu bekommen. Woher wußte der Einzel-oder Zufallstäter, wo er zu warten hatte, wenn Palmes Kinobesuch eher spontan war?

Hatte der Palme-Zufallsmörder die große Wumme direkt schon in der Tasche oder ist er zuerst mal nach Hause gefahren, um sie holen zu gehen, nachdem er die Familie ins Kino gehen sah?

Das wage ich genauso zu bezweifeln.

Bei Palme, der salopp gesagt ungefähr genau so viele Gegner wie Lennon,der Papst und die Kennedys zusammen hatte,weswegen die Spanne möglich genannter, "verdächtiger Organisationen" von RAF,Ustascha,KGB über Südafrika, PKK bis hin zum CIA oder der schwedischen Polizei geht...

@Höhenburg

Mir ist trotzdem immer noch nicht klar, warum trotz niedriger Polizeipräsenz ein Tatort Gamla Stan , mit vielleicht sechs Zufahrtswegen sinnvoller als der Sveavägen gewesen sein soll?

gamla-stan-mapOriginal anzeigen (0,5 MB)

Wenn´s für einen Täter dort dumm läuft, sitzt er schneller in der Falle, als er Olof sagen kann.

Genau wie im von dir vermuteten möglichen Fluchtweg Brunkebergstunnel.

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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 18:31
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Wärst du denn so nett, zumindest auszuführen, warum du das bezweifeln magst?

Bauchgefühl oder konkret?
Welche professionelle Institution organisiert einen Mord in dieser Situation, wo es angeblich 179 (!) Zeugen gibt, die Menschen mit Funkgeräten oder Pistolentaschen beobachten, wo die Fluchtwege eingeschränkt sind und es doch mehr oder weniger Zufall ist, dass der Täter nicht sofort gefasst worden ist (bzw. sich den Weg hätte freischießen müssen)?

Das ist doch der klassische Tatort für Personen, die keinen exklusiven Zugang zum Opfer haben und denen die sichere Flucht ein sekundäres Anliegen ist.

Viel sicherer ist doch der Fernschuss, mit Präzisionsgewehr und Zielfernrohr. Denken wir an Rohwedder oder Herrhausen (beide RAF). Oder eine Situation, in der Palme ohne jede Begleitung, ohne Publikum gewesen wäre (z.B. im Hotel, beim Joggen oder im Park). Die (bestätigten) Morde des Mossad sind ein gutes Beispiel, wie es funktioniert.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Kann mir jemand von euch beiden einen seriösen Artikel nennen, der mich nachvollziehen jässt, warum alle Annahmen jenseits vom "verwirrten Einzeltäter" Mumpitz sind?
Das habe ich a) nicht behauptet, b) weiß ich nicht, was Dich überzeugt und c) muss der verwirrte Einzeltäter nicht der Skandiamann sein.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Die haben, "ferngesteuert" oder nicht, genau da gewartet, wo es notwendig war, um den Job erledigt zu bekommen. Woher wußte der Einzel-oder Zufallstäter, wo er zu warten hatte, wenn Palmes Kinobesuch eher spontan war?
Was dann aber das Risiko eines Fehlschlags schon enorm gesteigert hätte. M.a.W.: Warum hätte Castro gerade einen Irren wie Oswald aussuchen sollen, der auf diese Distanz mit verdammt viel Dussel den Kopf von JFK zerfetzt hat? Oder der bulgarische Geheimdienst einen Agcar, der mal Jesus und mal der Teufel ist?

Wenn der Einzeltäter Palme zufällig ins Kino hat gehen sehen, dann hatte er Zeit, sich vorzubereiten, eine Waffe zu holen. Als Palme aus dem Hotel kam, verfolgte er ihn, permanent mit sich ringend, ob er die Tat durchführt oder nicht. Schließlich gibt er sich am Tatort einen Ruck. Fängt instinktiv, wie befreit das Rennen an, das erste mal sich umblickend, kein Verfolger...
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Palme, der salopp gesagt ungefähr genau so viele Gegner wie Lennon,der Papst und die Kennedys zusammen hatte,weswegen die Spanne möglich genannter, "verdächtiger Organisationen" von RAF,Ustascha,KGB über Südafrika, PKK bis hin zum CIA oder der schwedischen Polizei geht...
Das wage ich jetzt mal zu bezweifeln. Für jeden halbwegs vernünftigen Staat ist der politische Mord ultima ratio. Palme war jetzt nicht Donald Trump. Er war auch schon einmal Ministerpräsident in den 1970er Jahren. In den 1980er Jahren wurde das Leben für ihn nicht leichter, weil der neoliberale Zeitgeist mit seiner Regentschaft begann. Thatcherism und Reagonomics verengten die Spielräume den Ministerpräsidenten eines ziemlich kleinen, wenn auch nicht ganz unbedeutenden Landes.

Ich habe das damals mitverfolgt: Olof Palme bekam seinen Heldenstatus erst richtig nach seiner Ermordung. Davor musste er ganz schön rudern. Der schwedische Wohlfahrtsstaat war in der Krise, die Exporte liefen schlecht, USA und NATO übten Druck auf das neutrale Land aus, das wie Österreich ein Tummelplatz divergierender Interessen war. Und gegen die Apartheit waren viele vernünftige Menschen. Sowohl Nelson Mandela überlebte sie, wie auch Paul Simon. Warum sollte gerade Palme eine Gefahr gewesen sein?

Natürlich war er dem Einen oder Anderen lästig. Aber wie gesagt, politischer Mord ist das Spiel mit dem Feuer. Vor allem im Kalten Krieg. Welche Ziele wurden damit erreicht? Tatsächlich erreicht? Putin nutzen doch die Morde gegen Oppositionelle auch nicht. Vielmehr hat er nicht die Macht oder den Willen gegen die staatlich-kriminellen Organisationen vorzugehen, die ihn auf dem Präsidentensessel halten und denen die Opfer viel Geld kosten.

Palme hatte nicht viel Macht. Er hatte viel Charisma, war glaubwürdig. Deshalb wurde er Opfer.


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Mord an Olof Palme

24.08.2020 um 23:08
Hallo@JestersTear
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Mir ist trotzdem immer noch nicht klar, warum trotz niedriger Polizeipräsenz ein Tatort Gamla Stan , mit vielleicht sechs Zufahrtswegen sinnvoller als der Sveavägen gewesen sein soll?
Kein Problem! Du unterschätzt, da Du noch nicht in Stockholm warst, die Lage vor Ort und darum das geradezu sagenhafte Glück des Täters an der Tunnelgatan! Die Stockholmer Polizei hat sich nicht ohne Grund blamiert.
Schon das er die Treppen der Tunnelgatan genommen hat, spricht gegen einen Professionellen. Darauf zu bauen, die steile Treppe schneller nehmen zu können als eventuelle fittere Verfolger ist ein Roulette. Zudem bist Du oben ziemlich alle, wenn Du das rennst. Oben angekommen, hast du nur eine Handvoll Straßen, die den Berg wieder runtergehen und die man mit der Streifenpräsenz in Norr-und Ösetermalm gut absperren kann. Das es anders kam, steht auf einem anderen Blatt und ist Grund für die Blamage der Polizei und die Existenz der Polizeispur, weil es Leute gibt, die nicht glauben können, wie sehr es die damalige Polizei versemmelt hat. Ein weitere Punkt der gegen die Tunnelgatan spricht: Jenseits des Sveavägen sind abends um 11 die Straßen recht leer. Hätte man auch nur halbwegs rasch reagiert, der Täter hätte auf dem Brunkebergåsen in der Falle gesessen und auch keine Möglichkeit, sich glaubhaft als Nachtschwärmer auszugeben.
Was den Brunkebergtunnel angeht: Ja, der ist eng, aber eben, 231m lang und in den Abendstunden selten stark frequentiert. Im Jahr 86, ohne Handys, hätte ein rennender Täter zwar den Unmut eventueller Passanten auf sich gezogen, aber diese hätten nicht wissen können, daß er gerade Olof Palme umgebracht hat. Damals hätte er den Tunnel durchlaufen können, bevor er abgesperrt gewesen wäre. Heute vollkommen unmöglich, damals gerade noch machbar, wenn auch knapp.

Nun zu Gamla Stan: Die Altstadtinsel hat bis heute recht geringe Polizeipräsenz, die 86 viel geringer war, gerade auch weil man sich nicht vorstellen konnte, daß so etwas wie der Palmemord in Stockholm passiert. Dazu ist Gamla Stan auch abends belebt, aber jenseits der Fußgängerzone und der Kneipen und Restaurants gibt es viele Straßen und Gassen, die um 23 Uhr einfach leer sind. Die Palmes lebten in der Västerlånggatan 31, der "Hauptstraße" der Insel. (auf deiner Karte etwa in der Mitte zwischen dem G von Gamla Stan und dem n von Riddarholskyrkan). Die U-Bahnhaltestelle ist am blauen T für Tunnelbana im Südwesten der Insel.
Die "Väster" ist eine der Fußgängerzonen, voll mit Cafes, Kneipen und Geschäften, durchzieht die Insel in einem Bogen fast bis hinunter zu den Slussenbrücken und in dieser Straße ist ein Mordanschlag wenig vielversprechend. Aber bis die Palmes in die Väster kommen, müssen sie durch enge Straßen und Gassen, die teilweise nicht auf deiner Karte zu sehen und abends (gerade im Spätwinter) um 23 Uhr verwaist sind.
Ein Attentäter hätte die Palmes am einzigen Ausgang der U-Bahn abpassen und verfolgen können, ohne das es wirklich auffällt. Die Palmes hatten eine große Wegeauswahl, aber mit einigen Fixpunkten. Wenn du keinen Riesenumweg machen willst, kommst du irgendwo auf dem Weg von der U-Bahn zur Väster z.b. durch die Stora Nygatan.
Aber fangen wir anders an: Hätten sich die Palmes hypothetisch zu einem großen Bummel durch die ganze Västerlånggatan entschlossen, hätte ein Attentäter sie in einer der verwaisten Gassen nördlich/nordwestlich des Munkbroleden nahe dem Südende der Väster leicht beseitigen können. Er wäre dann nahe der Slussenbrücken im Südosten von Gamla Stan gewesen. Selbst heute wäre es kniffelig, die unübersichtlichen Brücken zu sperren, bevor er Södermalm erreicht, wenn er so nahe an ihnen dran ist. Und der Attentäter wäre auch in der Nähe des Fähranlegers gewesen, mit der Möglichkeit eine der Spätfähren zu nehmen.
Hätten die Palmes eine Weg gewählt, der sie etwa in die Mitte der Väster führte, hätte der Mörder sie in einer der schmalen Quergassen erledigen können. Dann durch die Nebengassen Richtung Vasa- oder Stall/Riksbron fliehen und über diese Gamla stan verlassen. Selbst wenn sie es gewollt hätten, 1986 war es der Polizei unmöglich, alle Brücken der Insel zu sperren, bevor der Mörder eine erreicht.
(Die Stall/Riksbrücken sind übrigens auf deiner Karte der grüne Strich, der von Open Air Museum durch das Wort Kungliga durchgeht)
Alternativ und mutig hätte er auch die Waffe wegwerfen, 2-3 Gassen weiter in die Väster gehen und dann als angeblicher Nachtschwärmer mitschwimmen können. Es wäre egal gewesen, ob er die Brücken vor der Sperrung erreicht, man hätte ihm schwerlich etwas nachweisen können.(Ich gehe hierbei natürlich von einen Mörder aus, der Handschuhe beim Mord anhatte) Er hätte es wohl trotzdem noch rechtzeitig geschafft.
Hätten die Palmes den kürzesten Weg zur Wohnung durch die Quer und Längsgassen gewählt, der mörder hätte sie in einer der schmalen Gassen kurz vor der wohnung erledigen können. Wie auch in den Szenarien oben wahrscheinlich ohne Zeugen, da diese Gassen spätabends recht leer sind. So kurz vor der Wohnung ist es nicht weit zur Stall/Riksbron als auch der Norr- und Vasabron.

Eine echte "Schwarze Op" hätte noch mehr Möglichkeiten in Gamla stan gehabt. Oben die Szenarien waren für einen "Ich hasse Palme" Amateur.


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