Mord an Olof Palme
20.10.2023 um 18:50EdgarH schrieb:Aber es gibt sie eben auch, die erst später hinzugekommenen "Fakten: z.B. die ganze Geschichte mit den Walkie-Talkie Polizisten kam erst Jahre (!) danach auf. Das meine ich: da werden Erfindungen Jahre danach aufeinnmal zu unumstösslichen Fakten. 1986 waren die angeblich beobachteten Polizisten überall in der Stadt kein Thema.Hallo @EdgarH , ziemlich naheliegender Grund, warum die Walkie-Talkie-Polizisten wohl 1986 noch kein Thema waren : zu diesem Zeitpunkt lag die Info der Öffentlichkeit wahrscheinlich noch gar nicht vor. Nachdem sich die frühe Ermittlung praktisch ausschließlich auf die Kurdenspur fokussierte...
EdgarH schrieb:ZeugInnen, die sich zum größten Teil erst lange nach der Tat gemeldet hatten, als die Presse von ersten Walkie-talkie-Beobachtungen berichtete.Kann sich verselbstständigt haben, kann aber ebenso gut einen anderen Grund haben: einer Einzelbeobachtung misst man eventuell keine Bedeutung bei . Oder man traut sich nicht vorzutreten, weil es vielleicht gefährlich werden und man sogar als "Wichtigtuer" abgestempelt werden könnte - wenn aber 30 (?) Leute nach und nach sagen, sie haben dasselbe gesehen, würde ich dagegen meine Beobachtung auch melden .
EdgarH schrieb:als SE von der Polizei einvernommen wird, Tage nachdem Mord, nachdem er selbst die Öffentlichkeit gesucht hatte und via Zeitung hat verbreiten lassen, er sei am Tatort gewesen, aber die Polizei ignoriere seine Aussage (weil durch seine Einlassungen ja früh klar wurde, dass sie nicht stimmen, tat ihn die Polizei zunächst als "Spinner" ab), zieht er sich auf Wunsch der Polizei so an, wie in der Tatnacht. Er, der sich selbst ja ins Spiel brachte, weil er sein Outfit in der Täterbeschreibung erkannte, geht nun zur Polizei, aber zieht eine andere Mütze auf. Warum? Weil er Angst hat, dass er dem Täter doch zu ähnlich aussieht?Erste Möglichkeit : wenn man als Zeuge eines Mordes zur Polizei bestellt wird und bekannt ist, daß der Mörder ein lila-pink - kariertes Hemd trug, würde ich "aus psychologischen Gründen" nicht unbedingt in einem lila-pink-karierten Hemd zur Befragung erscheinen wollen :-)
Möglichkeit zwei: wenn die Polizei ihn bat, "sich so anzuziehen wie in der Tatnacht", kann er das auch so verstanden haben, daß er zwar wie in der Tatnacht Halbschuhe, einen Mantel und eine Mütze trägt - aber daß nicht exakt dieselben Klamotten verlangt wurden . Warum auch? Er wurde ja als Zeuge und nicht als Verdächtiger bestellt .
EdgarH schrieb:Wichtig nochmal:Ich habe vorgestern noch eine Täterbeschreibung verlinkt, die von der unmittelbar am Tatort anwesenden Anna Hage. Der Täter soll ca. 35 Jahre alt gewesen sein und dunkles Haar gehabt haben. Engström war damals 52 Jahre alt und hatte schon sehr schütteres Haar.
die Täterbeschreibung, die auf SE passt, rührt vom Tatort her. Wieder gesehen wurde ein Mann, auf den diese Täterbeschreibung passt, OBERHALB der Treppe. Das legt eben den Schluss sehr nahe, dass es ein und die selbe Person (Täter und fliehende Person oberhalb der Treppe)war, von der SE selbst sagt, dass sei er gewesen, als er den fliehenden Täter verfolgt- was als fernliegend auszuschließen ist.
Ich finde das ist weit mehr als "SE habe sich nur wichtig machen" wollen.
Kannst du mir die Täterbeschreibung eines Zeugen verlinken, auf die Engström passt?
Wiki Schweden schreibt, nach Zusammenfassung aller Zeugenaussagen ergäbe sich folgendes Bild...
Durch die Abwägung der Zeugenaussagen lässt sich folgendes feststellen: Der Mord wurde von einem Mann begangen, der 175–190 cm groß war, eine dunkle Jacke oder einen dunklen Mantel und eine Mütze trug, ein von einigen Zeugen als ungeschickt beschriebenes Bewegungsmuster aufwies, hinkten, rollten, andere ebenso sanft, und die zwischen 30 und 50 Jahre alt waren.Quelle: Wikipedia: Mordet på Olof Palme
...das in einer Winternacht des Jahres 1986 auf mehrere Hunderttausend Männer in der Metropolregion Stockholm gepasst haben dürfte.
EdgarH schrieb:. Und auch schön, dass wir nicht alle der gleichen Meinung sind, das wäre langweilig und außerdem lassen sich im Diskurs so die unterschiedlichen Theorien viel besser gegeneinander abgrenzen. Das führt zum Aufdecken von Pro`s und Con`s der jeweiligen These.Genau :-)
EdgarH schrieb:Er trug in der Mordnacht einen dunkelblauen Mantel und eine solche Mütze, er ist Brillenträger,Reden wir von Stig Engström ? Oder vielleicht doch vom "Arlandamannen" der zufällig 1:1 aussieht wie der Chef einer Todesschwadron der südafrikanischen Geheimpolizei , Spitzname "Prime-Evil" ?
EdgarH schrieb:dass der Mann trippelte, als habe er Ledersohlen an, die für das glatte Wetter nicht gemacht warenSonnenverwöhnte Südafrikaner könnten sich mit dem Schuhwerk im winterlichen Schweden leicht mal vertun :-)
Ich will mich in keinster, Weise über dich lustig machen, Edgar, sondern schätze deine Meinung sehr.
Du siehst allerdings, daß alles , was du glaubst gegen Engström verwenden zu können , genau so in meine Theorie gepackt werden könnte. Ich vermute, daß wir zwei, die etwas tiefer in den Fall eingetaucht sind, einen Newbee jederzeit z.B. von der "Stay-Behind"-Spur oder einem anderen Einzeltäter als SE restlos überzeugen könnten, wenn wir denn wollten.
Es gibt keinerlei Indizien, die die Waagschale entscheidend in die Richtung einer der unzähligen Theorien neigen würde.
Es geht aber , und das nicht nur mMn , ganz einfach nicht, als Staatsanwalt eine Online-Pressekonferenz zu geben und ohne jeden Beweis einen Täter zu präsentieren, der sich nicht mehr verteidigen kann . Begründung; "Widersprüche" die aber auch reichlich z.B. von Lisbet und anderen Zeugen kamen, Zugang zu Waffen ( Wirklich? Was sagen die Täby-Freunde denn zur Magnum?) und "Schießerfahrung" , die ihm offenbar nichts nutzte, immerhin, hat er Lisbeth aus kürzester Distanz verfehlt .
Die Indizienkette gegen Engström entstammt dem Buch eines Journalisten ,mal wieder ein Pettersson, 30 Jahre nach der Tat, der sich ausschließlich frei zugänglicher Quellen bedient haben will . Und allen anderen Polizisten, Journalisten ,Juristen Privat-und Amateurdetektiven waren nicht in der Lage , diese Zusammenhänge in den 30 Jahren zuvor zu erkennen? Es gibt laut Wiki-Schweden 110 Bücher mit Theorien zum Palme-Mord. Und das 111. gefällt dann zufällig einem noch nicht ganz so lange im Fall aktiven Staatsanwalt so gut, daß er einfach beschließt, den Fall nun abzuschließen zu können?
EdgarH schrieb:Nun mal zum Verhalten von SE:Hätte er sich denn wirklich proaktiv an die Polizei gewendet, wenn er der Täter gewesen ist? Wir reden schließlich nicht vom Katz-und-Maus spielenden Serienmörder, den wir aus dem Kino kennen , sondern von einem vermeintlichen Ersttäter, der gerade einen demokratisch gewählten europäischen Regierungschef umgelegt haben soll! Würde sich so jemand, nachdem ihm die Ungeheuerlichkeit seiner spontanen Reaktion bewußt wird, nicht erst mal in einem Mauseloch verkriechen wollen?
SE stempelt um 23:18 aus, um 23:21 geschieht der Mord. Tagsdrauf ruf SE ohne Grund (niemand hatte ihn bisher dazu befragt) beim Sicherheitsdienst seiner Firma an und fragt, wann er ausgestempelt habe. Er bekommt die Auskunft, dass es 23:18 war. Der Polizei teilt er (ungefragt! proaktiv!) mit, er habe um 23:21 ausgestempelt- also zur Tatzeit. Er will sich damit als Täter unmöglich machen
EdgarH schrieb:also 19 Minuten nach dem Mord, kommt ein völlig fertiger SE in die Lobby seiner Firma gerannt.Ich wiederhole mich gerne: ich wäre genau so fertig gewesen, wenn 1986 nach Verlassen des Uni-Geländes Helmut Kohl direkt vor meiner Nase erschossen worden wäre. Die 19 Minuten lassen sich ebenfalls ganz gut erklären: aus dem Off den Reanimationsversuchen zuschauen, die Polizei-Aktivitäten und das Eintreffen der Ambulanz verfolgen, Lisbets Hysterie...- und sich vorzustellen, man wäre mittendrin statt nur dabei!
Eben das , was man heutzutage einen GAFFER nennen würde. Der nachdem er genug gesehen hat, zurück zum Arbeitsplatz rennt, um die Tratscherei zu beginnen.
EdgarH schrieb:Dann sei er dem Täter hinterhergelaufen. Er, der nur habe helfen wollen, sei offenbar von Augenzeugen als der flüchtende Täter beschrieben worden, denn - so seine eigene Aussage (!)- die Täterbeschreibung passe auf ihn. Er habe genau diese Sachen am Tattag angehabt. Daher melde er sich proaktiv bei der Polizei, um diesen Irrtum aufzuklären.nochmal: warum sollte er das proaktiv tun, wenn er der Täter ist? Diese Story hätte er auch noch zum besten geben können, wenn die Polizei aktiv auf ihn zugekommen wäre . Niemand wäre im vorherherrschenden Chaos auf die Idee gekommen , mal herauszufinden, wer sich wann im Skandia ausgestempelt hat und dabei welche Klamotten trug.
EdgarH schrieb:Was sagen die Zeugen?Sollte man man dann eigentlich nicht eher schlußfolgern , daß er bei 28 Zeugen während der Tat nicht am Tatort war?Sondern einfach ein mediengeiler Maulheld, der Lisbets Seelentröster, Ersthelfer und Verfolger gleichzeitig gewesen sein will?
NIEMAND hat SE am Tatort gesehen! Es sind 28 Zeugen am Tatort befragt worden, niemand erinnert sich an SE. Niemand! Niemand bestätigt diese Version. SE wurde von niemanden am Tatort gesehen. Er war ganz offenbar nicht nach der Tat am Tatort.
EdgarH schrieb:Wenn SE aber nicht am Tatort war, dann hat er kein Alibi für 19 Minuten. Wo war SE dann zw. 23:18 und 23:40?Siehe zuvor: gaffen! Ich gehe davon aus , daß SE tatsächlich etwas abseits am Tatort Beobachtungen gemacht hat. Man sollte mal eruieren, ob sich die anderen 28 Zeugen denn auch alle gegenseitíg erkannt haben
EdgarH schrieb:Wenn SE aber nicht am Tatort war, dann hat er kein Alibi für 19 Minuten. Wo war SE dann zw. 23:18 und 23:40? Wer war der Mann, der zur Tatzeit vom Tatort weglaufend von zwei Zeugen unabhängig voneinander beschrieben wurde, der aussah wie SE und dessen Täterbeschreibung am nächsten Tag in der Zeitung stand, die wiederum so exakt SE beschriebDas stimmt jetzt aber nicht. Die erste Täterbeschreibung sprach von einem dunkel gekleideten 30-40jährigen mit Mütze, das wird selbst in der Doku, die SE als "unwahrscheinlich wahrscheinlichen" Täter präsentieren möchte , so rübergebracht. Wie soll der 52jährige Stig da rein passen. Vielleicht hat der sich sogar aus Eitelkeit proaktiv gemeldet, weil er von sich selbst dachte, noch gut als 30-40jähriger durchzugehen.
EdgarH schrieb:Wir sind uns hier ja einig: er lügt, was seine Aktivitäten am Tatort betrifft (Erste Hilfe etc.). Wenn er da also lügt, aber bestätigt, der weglaufenden Mann zu sein, der wiederum oberhalb zur Treppe gesehen wurde, welchen Schluss lässt das zu?... damit seine These stützen zu wollen, er habe heldenhaft den Killer verfolgt. Was zur Aufschneiderei wie Erste Hilfe etc. passt..
EdgarH schrieb:Nochmal: wir sind uns einig, er war nicht am Tatort.Nein , Nein :-) Ich hatte gestern die zwei Szenarien skizziert... Einmal , er war nicht am Tatort (ging z.B. in die andere Richtung), oder, die für mich wahrscheinlichere, er stand abseits.
EdgarH schrieb:Stellen wir uns trotzdem das Szenario vor, er war stumm am Tatort und beobachtet. Wieso wurde er dann nicht von der Polizei als Zeuge dokumentiert? Wieso wurde er nicht befragt, wie ALLE anderen Zeugen, die am Tatort vermerkt wurden?Es ist bekannt, daß am Tatort wenig professionell gearbeitet wurde. Viel zu knappe Absperrung (siehe Artikel von gestern) , Hülsen sollen von Passanten statt von der Spurensicherung gefunden worden sein und mehr. Nicht schwer vorzustellen, daß z.B. bei den chaotischen Zuständen am Tatort ein besonders unscheinbarer Zeuge, der nicht in unmittelbarer Nähe stand, einfach durchgegangen ist. Der sich am Mordabend selbst nicht sicher war, was er von der Sache halten soll und erst später beschloß, sich in den Vordergrund zu drängen. Wir wissen noch nicht einmal , wann mit den Befragungen der Zeugen begonnen wurde , die nicht unmittelbar im Epizentrum wie Lisbet oder die Krankenschwester waren! Stig war ja bereits nach 19 Minuten wieder im Skandia , um zu berichten.
EdgarH schrieb:Minuten nach der Tat noch so erregt, dass er in seiner Arbeit zusammenbricht, wenn er doch angeblich am Tatort war?Ist er denn nachweislich zusammengebrochen, oder dramatisiert da nicht vielleicht die Netflix-Serie ein wenig? Hauptkritikpunkt der Rezensenten nach deren Erscheinen: atmosphärisch gut und spannend, aber dann doch mit seeehr viel künstlerischen Freiheiten .
EdgarH schrieb:Kann ein Zufall sein, aber es wäre denkbar, dass SE dieser jemand war, der sich, ohne ausstempeln zu wollen, aus der Arbeit entfernte und dabei zufällig auf die Palmes traf.Kann aber auch genauso gut sein, daß sich die beiden Wachleute (waren m/w) auf einen Quickie hinter der Tür verabredet hatten- was nie jemanden interessiert hätte, wenn nicht zufällig an diesem Abend der MP vor der Haustür erschossen worden wäre.
Oder der Mitarbeiter einer Putzkolone sich für nen Spliff rausgeschlichen hat.
Ein anderer Angestellter ,der noch Dienst im riesigen Skandia-Gebäude tat und sich ne Pommes/ nen Kotbullar holte mit kürzerem Weg zum Mäkkes vom Notausgang aus gesehen...
Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Warum hat Engström deiner Meinung nach noch die Waffe dabei gehabt? Er hatte laut Theorie, nachdem er das Gebäude durch den Notausgang verließ, seine Schuß-Chance am Kino schon verpasst! Durch die zufällige Anwesenheit von Petronella , der Tochter seines Bekannten Levin .
Warum hat Petronella, die angeblich nahe der Palmes stand, SE nicht als Grandmannen identifiziert ?