sallomaeander schrieb:Wenn sie dort regulär in die Schule gegangen wäre, müssten doch wenigstens ehemalige Mitschüler sie erkennen
Wenn sie bis zum Alter von 16 in die Schule gegangen ist, und sie die Schulkameraden dann nicht mehr gesehen haben, liegen ja immerhin noch einige Jahre bis zu ihrem Tod.
Und das Foto von 1983 ist kein sicheres Bindeglied, weil ja nicht klar ist, ob es sich dabei überhaupt um die 1991 gefundene Frau handelt.
Und wer aus der Westschweiz schaut schon regelmäßig in deutsche Zeitungen oder ins deutsche Fernsehen, 1991, im Vor-Internetzeitalter? Wie intensiv (und ob überhaupt) seinerzeit in der Schweiz gefahndet wurde, wissen wir ja nicht.
Und heute? Wer kommt denn auf den Gedanken, dass eine Schulkameradin, die er seit 45 Jahren nicht mehr gesehen hat, ausgerechnet 1991 tot auf einer Autobahn im Rheinland gefunden wurde? Wenn morgen, sagen wir mal, in Südfrankreich eine tote Frau gefunden wird, gucke ich mir doch nicht das Foto ganz genau an, weil ich denke, das könnte ja vielleicht meine Klassenkameradin XY sein, die ich 1989 in der Realschule im Rheinland kennengelernt habe. Und selbst wenn ich mir das Foto angucke, dann heißt das noch lange nicht, dass ich sie auch erkennen würde. Dazu müsste ich schon einen Verdacht haben.
sallomaeander schrieb:Wir haben leider oft ein romantisiertes Bild der Nachbarländer, in denen wir aufgrund der landschaftlichen Reize gern Urlaub machen. Im Spiegel-Artikel liest sich das so:
Ja, und genauso haben wir von dem Thema die Sichtweise des Spiegels, der nun mal auch seine Leser finden muss, wozu sich schlimme Schicksale und empörende Missstände nun mal besonders gut eignen. Und wenn sie nicht gar so schlimm sind, müssen man sie noch ein bisschen dramatischer darstellen (und nein, damit will ich das Schicksal dieser Kinder nicht verharmlosen, aber es ist eben auch ein Unterschied ob es sich um eine wissenschaftliche Untersuchung handelt oder ob ein Kollege des Herrn Relotius seine Leser sucht). Das ist im Zweifelsfalle genauso wenig verlässlich wie die Heidi-und-Kuhglocken-Idylle.
(Das nur nebenbei, es ist ja nicht wesentlich für diesen Fall ob die Frau nun als Verdingkind gearbeitet hat oder nur allgemein aus womögllch ganz anderen Gründen ihre sozialen Bindungen in die Schweiz verloren hat. Daher will ich auf diesem Thema auch nicht weiter herumreiten)
Klarmann schrieb:Es wird von Narben an den Armen gesprochen. Nicht von Pockennarben. Die Gerichtsmedizinerin im Film hebt den Unterarm der Toten an. Dort sieht man Narben.
Richtig. Narben von der Pockenimpfung sind a) am Oberarm und b) rund. Egal ob aus Osteuropa oder aus dem Westen. Und jemand in der Gerichtsmedizin weiß das und kann es korrekt benennen. Außerdem sind Impfnarben in der Generation keine Besonderheit die man hervorheben müsste. Weil die so ziemlich jeder hat.