JosephConrad
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Kriminalfall Kim Wall
23.10.2017 um 16:16peawe schrieb:Es geht mir nicht um ein anderes System aber ein mögliches höheres Ausnutzen von Strafrahmen."Internationale Forschungen belegen deutlich, dass (harte) Strafen nicht das wirksamste Mittel darstellen, um Kriminalität zu verhindern. Das kann nicht etwa bedeuten, dass auf Kriminalität gar nicht reagiert werden sollte. Die Frage ist aber, wie diese Sanktionen ausgestaltet werden sollten. Primärpräventive Maßnahmen - etwa in problembehafteten Familien, in Schulen und Jugendgruppen - zeigen mehr Wirkung, um dem Abgleiten in straffälliges Verhalten möglichst früh vorzubeugen, das betonen auch die wichtigen Kriminalitätstheorien. Vor allem sind solche präventiven Maßnahmen letztendlich auch erheblich billiger.
Für Straftäter, auch für terroristische, sollte ein differenziertes Sanktions- und Hilfesystem aufgebaut werden. Freiheitsstrafen sollten, wenn keine konkrete Rückfallgefahr besteht, der Täter somit für die Gesellschaft als nicht gefährlich angesehen werden kann, eher kurz sein und für die Wiedereingliederung des Straftäters in die Gesellschaft genutzt werden. Die Mitarbeitsbereitschaft des Täters für seine Wiedereingliederung in ein straffreies Leben sollte gestärkt und unterstützt werden. Opfer sollten möglichst umfänglich für die ihnen durch Straftaten entstandenen Schäden entschädigt werden. Ein mehr auf Kriminalprävention durch Hilfe und Unterstützung ausgerichtetes Reaktionssystem auf Straftaten ist auch kostengünstiger als ein vornehmlich an Repression und langen Haftstrafen orientiertes
Reaktionsmuster. Hierbei ist zu beachten, dass ein (langer) Freiheitsentzug in aller Regel auch erhebliche zusätzliche Schäden im Umfeld des Täters (etwa der Familie) hinterlässt. Lange Freiheitsstrafen sollten letztlich dauerhaft gefährlichen Straftätern vorbehalten bleiben, die aus Sicherheitsgründen von der Gesellschaft ferngehalten werden müssen."
http://www.bpb.de/apuz/30206/mehr-sicherheit-durch-mehr-strafe?p=all
peawe schrieb:Gerade im Bereich der Jugendkriminalität wirken sich immer wieder verhängte Bewährungsstrafen verheerend aus, nämlich, dass sie nicht ernst genommen werden. Da bin ich ganz auf der Seite des Bernauer Jugendrichters Andreas Müller."Jugendstrafe ohne Bewährung weist mit etwa 78 % die höchste Rückfallquote auf, mit Bewährung dagegen nur 60 %. "Wirkliche" Rückfalldeterminanten sind weitgehend unbekannt. Alter (junge Entlassene), Geschlecht (Männer), Vorerfahrungen (frühe formelle Polizei- und Justizkontakte), "kritische Zeiträume" nach Haftentlassung (höchste Rückfallgefahr in den ersten drei bis sechs Monaten nach Haftentlassung), u.U. die Beendigung der Bewährungsaufsicht markieren rückfallbegünstigende Faktoren. Hinzu kommen erschwerte Lebenssituationen wie Alkoholprobleme, oberflächliche Sozialkontakte, negative Arbeitshaltung und häufiger Kontakt zum Milieu. Aufgrund kurzer Haftzeiten und hoher Rückfallraten kommt der Nachsorge und Stabilisierungshilfen nach Haftentlassung große Bedeutung zu, wie auch schon während der Haft positive vorhandene Sozialkontakte und berufliche Orientierungen nach Möglichkeit erhalten und gefördert werden sollen."
http://www.bpb.de/apuz/30206/mehr-sicherheit-durch-mehr-strafe?p=all