GermanMerlin schrieb:Es macht kein Sinn den Kopf abzuschneiden um den Körper aus dem Boot zu bekommen. Aus gewissen Gründen sogar kontraproduktiv. Es macht auch keinen Sinn wenn man den Körper versenken will. Ach hier eher kontraproduktiv da der offensichtlich Abtrieb hat. Der Grund den Kopf abzuschneiden muss ein andere gewesen sein. Vielleicht war der nicht mehr richtig dran? (Genick gebrochen?)
In Anbetracht der Tatsache, dass die Untersuchung des Torsos, wie in der entsprechenden PK berichtet, keine Todesursache ergab, ist wahrscheinlich, dass die Todesursache am Ehesten am/ im Kopf zu finden ist. Einer der Gründe, einen Kopf abzusetzen. Damit kann eine Verletzung durch willentliche Gewalt, ebenso wie Verletzungen infolge eines tödlichen Sturzes gemeint sein. Ein weiterer Grund kann in der Verdeckung von Malen bestehen, die postmortem im Kopf-Hals-Bereich infolge anderer Verdeckungshandlungen entstanden sind, wie dies z.B. der Fall wäre, wenn der Täter einen Leichnam mittels am Hals befestigten Seils zieht/ schleift.
Ein weiterer Grund, den Kopf abzusetzen besteht in der Erschwerung der Identifizierung. Wie ich schon mal erwähnte: Die Wahrscheinlichkeit, eine Leichenauffindung auf See hinauszuzögern/ zu erschweren, ist höher, wenn die Leiche zerteilt, statt im Ganzen belassen wird.
GermanMerlin schrieb:Es ist doch einfacher wenige Teile zu versenken als viele die Du ja alle beschweren must.
Es geht in Fällen, in denen Zerstückelung angewandt wird, nicht unbedingt darum, was weniger aufwendig ist, als vielmehr auch um Optionen, die der Täter als vorteilhafter erachtet. In diesem Fall hat er eine symmetrische Abtrennung aller Gliedmaßen sowie des Kopfes als höherwertig erachtet, als den Leichnam im Ganzen zu belassen. Auch hierfür können mehrere Motive zutreffen.
GermanMerlin schrieb:Es stört mich gewaltig das der Kopf ab ist. Passt in keinen Erklärungsansatz. PM hat immer den einfachsten, schnellsten Weg gesucht. Mit einen Minimum an Aufwand ein Maximum an Wirkung zu erzielen (Das ist übrigens eine recht gute Definition von Technik.)
Siehe Auswahl an Erklärungsansätzen oben. Relevant ist nicht, was sich von außen betrachtet als "einfachster" Weg herausstellt, sondern welche der PM aus SEINER Sicht zur Verfügung stehenden Optionen sich als am effektivsten zeigte - niemand weiß, ob es nicht durchaus der Fall sein kann, dass seine gesetzten Handlungen für IHN ein Minimum darstellte und andere Optionen als ein Maximum. Was uns wieder (ich wiederhole mich) zu dem Punkt führt, dass ein Fall nicht ausschließlich mit äußerer Logik verstanden werden kann, sondern erst von "innen heraus" verständlich wird.
Ebba11 schrieb:Ein Zerteilen aus logistischen Gründen, macht keinen Sinn. Er trennt ab Knie ab, beide Arme und den Kopf. Zurück bleibt ein relativ schwerer Teil.
Das Amputationsmuster ist DEFENSIV, was in sämtlichen mir bekannten und der Historie an rechtsmedizinisch dokumentierten Fällen einen logistischen Hintergrund hat. "Logistik" meint:
Bessere Verbringungsmöglichkeit, geringere Entdeckungswahrscheinlichkeit, erschwerte Identifizierung, verbesserte Verschleierung des Geschehens.
Dawn schrieb:Ohne den Kopf ist die Todesursache vielleicht nicht erkennbar. Fraglich, ob sie bei jetzigem Fund des Kopfes noch nachweisbar wäre.
Die Wahrscheinlichkeit dürfte hoch sein, insbesondere dann, wenn, wie vermutet werden kann, Brüche des Schädels vorliegen.
242 schrieb:wenn man der hier bereits verlinkten Dissertation zum Thema Leichenzerstückelung Glauben schenken will - dann wird der Kopf anscheinend so gut wie immer mit abgetrennt auch wenn die Zerstückelung " nur " dem vereinfachten Abtransport dient.Von Gewicht und Größe eines Kopfes macht das jedoch generell wenig Sinn.vielleicht hat das auch psychologische Gründe @traces ?
Richtig. Mir ist kein Fall bekannt (außer bei offensiven Zerstückelungen), wo zwar die Gliedmaßen, jedoch nicht der Kopf abgetrennt worden wäre. Grund ist hier im Großteil der Fälle die Erschwerung der Identifizierung des Opfers. Ein ganz simpler Handlungsgrund, der dabei in Betracht gezogen wird seitens der Täter ist das Gewinnen von Zeit. Einen Kopf zu finden stellt sich am Schwierigsten dar, zudem verwesen die Weichteile recht schnell. Bis dann irgendwann mal der dann knöcherne Schädel gefunden und mittels Zahnstatus und plastischer Rekonstruktion identifiziert wird, gehen Wochen, Monate, oder Jahre ins Land. Darauf bauen Täter. Nicht immer erfolgreich, allerdings zeigen die Vielzahl an Fällen, die in jeder Crime-Doku zu sehen sind, dass Angehörige zwar irgendwann die sterblichen Überreste, die gefunden werden, bestatten können, das Wichtigste fehlt jedoch: der Kopf.
242 schrieb:ich könnte mir z.B. vorstellen das der Kopf/das Gesicht mehr die Person verkörpert als andere Körperteile und daher vieleicht zuerst abgetrennt wird um den Leichnam zu entpersonalisieren/zu einer Sache zu machen und das weitere Vorgehen dadurch zu erleichtern.
Ist so nicht gesagt. Täter, für die es viel Überwindung kostet, einen Leichnam zu zerteilen, decken für gewöhnlich zunächst den Kopf mit einer Decke oder Kleidung ab, weil sie den Anblick nicht ertragen können. Da kommt der Kopf als Letztes dran, wenn es um die Amputation geht. Eine Entpersonalisierung im psychologischen Sinn findet man (lediglich) - ich wiederhole mich - bei offensiven Zerstückelungen. Die Abtrennung eines Kopfes stellt dabei keine Entpersonalisierung in diesem Sinne dar, weil das Motiv der Entpersonalisierung meint, demjenigen das zu nehmen, was ihn auszeichnet und ihm seinen eigenen "Aus-" bzw. "Ein-druck" zu verleihen. Nochmal, ich wiederhole mich: Eine Entpersonalisierungshandlung an einem Torso sowie Kopf kann sich jeder frei zugänglich anschauen, indem er "Black Dahlia" googlet.
Superflyon schrieb:superflyon schrieb:Ich glaube, ich habe hier noch kein einziges Mal gelesen, dass diese Messerstiche todesursächlich gewesen sein könnten, das Opfer also möglicherweise erstochen wurde.
Das mag daran liegen, dass nach der erfolgten Obduktion im Rahmen einer PK mitgeteilt wurde, dass keine eindeutige Todesursache gefunden werden konnte. Gäbe es Hinweise darauf, dass die Stiche todesursächlich gewesen sein könnten, hätte der Wortlaut seitens der Pol wohl anders gelautet.
trailhamster schrieb:Ob Gliedmaßen zufällig mittels Schiffschraube oder gezielt mit einem scharfen Gegenstand vom Körper getrennt wurden, ist gerichtsmedizinisch auch sicher möglich zu unterscheiden. Zumindest, wenn der Körper nicht länger im Wasser lag als der von Frau Wall.
Auch dazu gab es auf der PK die Anmerkung des Pol, dass die Gliedmaßen absichtlich/ willentlich entfernt wurden. Das indiziert bereits den Ausschluss einer Abtrennung durch Schiffsschrauben, deren verursachende Verletzungsmuster recht eindeutig von zielgerichteten Amputationen unterschieden werden kann.
Ebba11 schrieb:Vielen Dank. Da der Torso am 21.08. abends gefunden wurde und am 23.08. die PK war, nehme ich an, dass der komplette Obduktionsbericht auch noch nicht vorliegen konnte.
Unwahrscheinlich. In einem solchen Fall mit einem TV, der bereits in U-Haft sitzt, wird für gewöhnlich das zuständige rechtsmedizinische Institut in Bereitschaft versetzt. Allein der rasche DNA-Befund über die Identität KWs zeigt dies an. Eine Sektion wird nicht über mehrere Tage gezogen, es sei denn, es geht um nachfolgende Labor- oder Gewebeuntersuchungen, zu denen sich im Laufe der Ermittlungen weitere Fragen ergeben. Darüber hinaus ist i.d.R. der leitende Ermittler während einer Sektion anwesend, insbesondere bei einem medial derart wichtigen Fall, wo es um rasche Antworten geht. Und zu einem weiteren Punkt erfolgt während einer Sektion zudem zeitgleich ein Diktat, das einen, zwei Tage später von einer Schreibkraft verschriftlicht wird.