Kriminalfall Kim Wall
19.09.2017 um 17:37trailhamster schrieb:Die Frage nach dem Vorhandensein oder nicht Vorhandensein eines Motivs stellte sich unter der Prämisse, dass ein Tötungsdelikt vorliegt.Schön, dass du mich endlich verstehst.
Um es mal ganz deutlich zu formulieren:
Das simple Postulat "es gibt immer ein Motiv" ist schlichtweg falsch. Insbesondere, wie jetzt mehrfach durch weitere User aufgehellt wurde, wenn es um einen Unfall geht. Unfall definiert sich bei mir als ein unbeabsichtigtes, ungeplantes und zuvor unvorhersehbares Ereignis für den Betreffenden/ TV. Wenn deine Urgroßmutter die Treppe runterfällt, während du in der Küche werkelst, werde ich sicherlich nicht auf die Idee kommen, zu fragen, was dein Motiv für ihren Sturz war, oder?
Wenn der Betreffende unmittelbar zuvor einen Streit mit dem Opfer hatte und es im Rahmen dieses Streits schubbste, dann ist zu klären, ob und welche Motivation hinter dem Schubbsen lag: Lag dahinter die Motivation, das Opfer (1) auf Distanz zu halten, (2) lag dahinter das Motiv der Affektentladung oder (3) das Motiv, es willentlich die Treppe hinunterzustürzen.
Bei (1) und (2) ergibt sich lediglich ein Motiv für das Schubbsen - nicht für den Sturz als Ereignis.
Bei (3) sähe das anders auf. Hier läge im Schubbsen gleichzeitig das Motiv, das Opfer willentlich zu schädigen.
Deine Beispiele von Reinszenierung oder autodestruktivem Verhalten auf Grund unbewusster Motive würden in die Kategorie "nicht-willentlich" fallen, da diese beispielsweise vor dem Hintergrund psychischer Störungen autonom determiniert wären. Daher entsprechen derartige (ich betone: unbewusst motivierte) Handlungen Aspekten einer eingeschränkten Steuerungsfähigkeit, die nicht in gleicher Weise (psychologisch und juristisch) wie willentliche Motive und Motivationen bewertet würden.