Kriminalfall Kim Wall

@hallo-ho

Nebenkläger ist er dann (zumindest im deutschen) wenn er das so entscheidet. das muss man beantragen, wird auch nicht immer zugelassen. Bei vorsätzlicher Körperverletzung ist es aber in Deutschland möglich.

In Dänemark scheint dies (Stand 04/2015) nicht möglich zu sein:

http://ohrh.law.ox.ac.uk/wordpress/wp-content/uploads/2015/04/Denmark.pdf

47. Other rights and duties: As previously mentioned, the alleged victim is not a
party to the criminal trial and the alleged victim is, thus, considered a witness.

Übersetzt:

Wie bereits erwähnt ist das mutmaßliche Opfer kein Kläger im Strafverfahren und das mutmaßliche Opfer wird, demzufolge, als zeuge betrachtet

Um Entschädigung zu bekommen gibt es 2 Wege: Entschädigung vom Staat order parallele Zivilklage:

56. Compensation: Alleged victims have two possible ways of seeking compensation:
from the state and from the alleged offender.

57. If the alleged victim wish to pursue a civil claim (of compensation for the offence)
during the criminal trial this is to a certain extent possible (...)

Ist aber alles, was den Fall Kim Wall angeht, hier offtopic (obwohl - diese Dinge galten ja auch für die Verwandten von Kim)

http://www.domstol.dk/KobenhavnsByret/retslister/Pages/Uge42-Straffesager.aspx (Archiv-Version vom 20.10.2018)


Ich habe die Terminsliste des Københavns Byret überflogen, um zu sehen, ob der Prozess gegen den 18-jährigen noch geplant war, aber das war er nicht. Stattdessen habe ich den Namen von Jacob Buch-Jepsen an zwei Stellen gesehen, jetzt als Verteidiger: er verteidigt einen Klienten, der gestohlen hat, und einen, der Dope verkauft hat.

Ja, ich weiß, es ist ein bisschen OT, aber ich denke, es ist interessant. Es gab sogar TV-Shows während des Prozesses gegen Madsen, wo das TV-Team Buch-Jepsen folgte. Er erzählte, mit einem passenden traurigen Gesichtsausdruck, wie unwohl er sich wegen den Einzelheiten von Madsens Verbrechen fühlte… Und die Nautilus muss aus Gründen der Pietät zerstört werden.

...und als das Urteil gefallen war und Buch-Jepsen gewonnen hatte, folgte das TV-Team dem lächelnden, strahlenden (die Übelkeit war offensichtlich völlig vergessen) Staatsanwalt zum Wagen. In Zeitlupe. Konfetti und der Beifall der Menschen. Der Meister, der Held und der Sieger im Kampf gegen das Böse.

...und jetzt verteidigt er Leute, die stehlen und Dope verkaufen... Vor allem der Drogendealer hat wahrscheinlich bereits Elend und Tod verursacht. Aber das geht gut. Wenn er nur bezahlt wird, so geht das großartig. Dann fühlt sich Jeppe nicht unwohl...

Merwinna schrieb:Ja, ich weiß, es ist ein bisschen OT, aber ich denke, es ist interessant.

Warum ist das interessant? Die Diffamierung von zwangsläufig an Madsens Verbrechen und seinem Gerichtsverfahren Beteiligten ist mir nicht begreiflich.

@Merwinna

Ich verstehe oft den Sinn hinter deinen Aussagen nicht. An deinen fehlenden Deutschkenntnissen liegt es definitiv nicht, denn du schreibst sehr gut.

Irgendwie schwingt aber immer eine "leichte" ungerechte Behandlung während des Prozesses und Sympathie für Madsen mit, vllt. verstehe ich dich aber auch nur nicht richtig.

Merwinna schrieb:...und jetzt verteidigt er Leute, die stehlen und Dope verkaufen...

Auch wieder so ein Satz. Nach deiner Logik dürfte dann z.B. PM überhaupt keinen Verteidiger haben, denn was gibt es schlimmeres als einen Menschen zu Tode zu quälen.

Seps13 schrieb:Warum ist das interessant? Die Diffamierung von zwangsläufig an Madsens Verbrechen und seinem Gerichtsverfahren Beteiligten ist mir nicht begreiflich.

Jordy80 schrieb:Ich verstehe oft den Sinn hinter deinen Aussagen nicht /.../. Irgendwie schwingt aber immer eine "leichte" ungerechte Behandlung während des Prozesses und Sympathie für Madsen mit, vllt. verstehe ich dich aber auch nur nicht richtig.

Ich wollte nur die Heuchelei hervorheben. Wenn Buch-Jepsen vor einem Jahr Verteidiger geworden wäre, hätte er auch Madsen verteidigen können. Glaubt ihr, das er abgelehnt hätte? Dann wäre Madsen eine liebenswerte Person gewesen, Nautilus wäre ein ausgezeichnetes Schiff gewesen, und der Jeppe selbst... ja, ihm wäre nicht übel gewesen...

Jordy80 schrieb: An deinen fehlenden Deutschkenntnissen liegt es definitiv nicht, denn du schreibst sehr gut.

Danke! :) Aber ab und zu mache ich sicherlich Fehler. Dann dürfen sie mir gern davon erzählen.

Merwinna schrieb:Ich wollte nur die Heuchelei hervorheben.

Welche Heuchelei? Und warum willst du "Heuchelei" in dieser Sache überhaupt hervorheben? Was möchtest du damit bewirken? Den Mord an Kim relativieren? Das ruft - jedenfalls bei mir- mehr Ärger hervor als Verständnis.

@Merwinna

Heuchelei sehe ich hier nicht, nur Geschäftsinteresse.

Der Fall Madsen war Buch-Jepsens letzter Fall als Staatsanwalt. Es stand bereits damals fest, dass er danach aus der Staatsanwaltschaft ausscheiden und künftig als Rechtsanwalt tätig sein würde. Dies und sogar seine künftige Kanzlei hat er ja auch öffentlich noch während des Madsen-Verfahrens bekanntgegeben.

Letzteres habe ich damals kritisiert und kritisiere es heute noch. Ein Staatsanwalt sollte dienstlich Dinge nicht zum Anlass für Eigenwerbung in Bezug auf eine künftige anderweitige Arbeit nehmen.

Mit der Qualität seiner Arbeit als Staatsanwalt im Madsen-Verfahren hat das allerdings nichts zu tun, da hat er seine dienstlichen Aufgaben voll erfüllt.

Die Hintergrundinformationen zum Staatsanwalt sind ja grundsätzlich nicht schlecht.

Und natürlich werden einige hier immer mal wieder an diesen spektakulär-grausamen Fall zurückdenken.

Ich persönlich würde die Nautilus definitiv nicht zerstören, denn ein U-Boot ist nicht böse. Aber das werden letztlich andere entscheiden und ihre speziellen Gründe dafür haben.

Habe ich Mitleid mit Peter Madsen!? Auf gar keinen Fall! Aber trotzdem ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich einiges im Kopf durchspiele. Das Problem ist, dass Peter Madsen eben nach außen hin oft normaler wirkt als er im Inneren ist.

Ich erwarte auch keinen Zusammenbruch oder Reue von ihm, denn gerade das schafft er eben mit seiner krankhaft psychopathischen Persönlichkeitsstruktur überhaupt nicht!

Er kann froh sein, dass er in Dänemark lebt. In den USA wäre dieser Fall sicherlich von der Gerechtigkeit her besser bestraft worden.

Aber auch dann bliebe stets ein Entsetzen zurück, wenn man an sich an diese bizarre Tat erinnert. Kim Wall wird das alles leider nicht zurückbringen und ich werde niemals das ganze Grauen verstehen können.

Vielleicht ist das auch besser so. Das ist mein Abschluss zu diesem Fall.

Ruhe in Frieden, liebe Kim.

Heute, 21.15 Uhr kommt auf TLC eine Doku "Der Fall Kim Wall".

GigiNazionale schrieb:Ich persönlich würde die Nautilus definitiv nicht zerstören, denn ein U-Boot ist nicht böse. Aber das werden letztlich andere entscheiden und ihre speziellen Gründe dafür haben.

Das sehe ich anders, das U-Boot, in dem unmenschliches, grausames, sadistisches an einer jungen Frau, geschehen ist, sollte zerstört werden.

Die Nautilus wurde leider von einem triebbesessenen Konstrukteur „vernichtet“, er selbst hatte sie dem Untergang geweiht, nachdem er innerhalb seiner Konstruktion ein junges Leben zerstörte, den Leichnam zerstückelte und über Bord warf…in seinem Wahn zerstörte er zudem sich selbst als Person und sein U-Boot.

Dem Mann ist nicht mehr zu helfen…Genie und Wahnsinn liegen oftmals nahe beieinander.

Ich denke, dass ganze Procedere hat er bisher nicht realistisch einordnen können.

Sunrise76 schrieb:Die Nautilus wurde leider von einem triebbesessenen Konstrukteur „vernichtet“, er selbst hatte sie dem Untergang geweiht, nachdem er innerhalb seiner Konstruktion ein junges Leben zerstörte, den Leichnam zerstückelte und über Bord warf…in seinem Wahn zerstörte er zudem sich selbst als Person und sein U-Boot.

Laut dieser Logik müsste man jedes Haus in dem ein Mord begangen wurde, abreissen. Das ist doch Schwachsinn. Was kann das Uboot dafür?

Das Höxter Haus wurde z.B. glaub ich letztens erst verkauft. Warum prostiert da niemand dagegen?

passato schrieb:Laut dieser Logik müsste man jedes Haus in dem ein Mord begangen wurde, abreissen. Das ist doch Schwachsinn. Was kann das Uboot dafür?

Das Höxter Haus wurde z.B. glaub ich letztens erst verkauft. Warum prostiert da niemand dagegen?

Auch wenn wir selten einer Meinung sind, hier gehen wir absolut konform. ;) Besser hätte ich es gefunden, wenn das Ding zb verkauft worden wäre, evt. mit diversen Auflagen für die weitere Nutzung und mit dem Erlös zB die Stiftung unterstützt worden wäre oder der Verkaufspreis an eine gemeinnützige Einrichtung geflossen wäre oä. Das Boot mag spezieller sein als sonstige Tatorte, aber wie du es ja auch schreibst; würde man jeden Tatort vernichten, abreißen oä, hätte man viel zu tun.

Dazu fällt mir nur ein: was braucht der gemeine Narzisst mehr als die Luft zum Atmen?
Aufmerksamkeit
Und diese holt er sich, wie er sie kriegen kann....auch auf Kosten seiner Opfer.

Erst einmal klarstellen, was die neue Entwicklung ist:

Kopenhagen
Der wegen der Ermordung der schwedischen Journalistin Kim Wall zu lebenslanger Haft verurteilte dänische U-Boot-Bauer Peter Madsen hat die Tat gestanden. In einem am Mittwoch ausgestrahlten Dokumentarfilm antwortete Madsen am Telefon auf die Frage, ob er die junge Frau im August 2017 getötet habe, mit „Ja“. „Es gibt nur einen Schuldigen, und das bin ich“, fügte er hinzu, nachdem er während des gesamten Verfahrens die Tat bestritten hatte.

Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/news/daenischer-erfinder-madsen-gesteht-mord-an-journalistin-in-u-boot-li.103926

Und wer es verpasst hat, weil der Thread geschlossen war:

Herr Madsen hat geheiratet.

Mal sehen, wann es Nachwuchs gibt

Quellen zB hier

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kopfschuetteln-in-daenemark-u-boot-moerder-heiratet-im-gefaengnis.fe55e08d-6414-4859-a056-9ea4ba86ed28.html

Merwinna schrieb am 30.09.2018:...obwohl der eigentliche Zusammenbruch erst kommen wird, wenn/ob er erkennt, was es tatsächlich getan hat,

Mit Sicherheit nicht.. Die Moral anderer geht solchen Tätern am Allerwertesten vorbei. Genau das macht sie ja zu Tätern, die man nicht bessern kann.

Merwinna schrieb am 30.09.2018:nd den Tat - und sich selbst - mit den gleichen Augen wie der Rest von uns sieht.

Wird er nicht. Er ist total anders gepolt. So eine Tat ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein tief sitzendes, sehr oft sexuelles, aber schwer gestörtes Bedürfnis eines solchen Täters. Selbst wenn er weiß, dass man so etwas nicht tun sollte, juckt es ihn nicht.
Der hat weder ein schlechtes Gewissen noch Mitleid mit seinem Opfer noch findet er die Moralansprüche anderer erstrebenswert.

Es muss auch keine Zusammenbruch geben, denn in seinen Augen hat er nichts Falsches der Böses gemacht. Er hat sich lediglich einen lang gehegten Wunsch erfüllt.

Sollte es bei diesem Tätertyp zu einem Zusammenbruch kommen dann in aller Regel, weil sie erkennen, dass sie nicht mehr aus können, dass sie tatsächlich sitzen müssen. Dass sie keine Macht mehr besitzen und andere nicht mehr gut manipulieren können, obwohl sie das auch noch im Gefängnis versuchen.
Und auch (von) dort (aus) werden sie Leute finden, bei denen es ihnen gelingt. Gibt ja schon eine, die ihn geheiratet hat.

Aber ein Insichgehen, echte Reue, eine moralische Kehrtwendung oder eine plötzliche soziale und psychische Wunderheilung wirst Du nicht erleben.

Merwinna schrieb am 08.10.2018:Okay, die Rolle hat also keinen spezifischen Namen in Deutsch.

Eigentlich erstaunlich.
Allerdings könnten in einem Zivilverfahren Opfer "die Geschödigten" heißen.

Merwinna schrieb am 10.10.2018:Ich wollte nur die Heuchelei hervorheben.

Das Dilemma besteht darin, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe sind.

Von einem streng moralischen Standpunt aus hast Du Recht. Entweder ich bin Staatsanwalt oder ich bin Verteidiger.

Andrerseits kann ich aber auch sagen, ich kämpfe für Gerechtigkeit und helfe Unschuldigen auf jeder Seite. Das kann ich auch in beiden Rollen. Ein Staatsanwalt geht von der Unschuld des Opfers und der Schuld des Täters aus, ein Verteidiger sollte seinen Mandanten für unschuldig halten.

In der Praxis sind es dann aber eher einfach nur Jobs. Und es gibt nur eine begrenzte Anzahl Staatsanwälte, aber unendlich viel mehr böse Buben (Sexismus nicht beabsichtigt), die Verteidiger brauchen.

off-peak schrieb:... Es muss auch keine Zusammenbruch geben, denn in seinen Augen hat er nichts Falsches der Böses gemacht. Er hat sich lediglich einen lang gehegten Wunsch erfüllt. ...

Soweit ich das verstanden habe, gibt PM ja lediglich zu, das er für den Tod von KW verantwortlich ist. Er sagt ja nicht, das er sie vergewaltigt, gefoltert und ermordet hat. Er sagt nur das er verantwortlich ist. Das schließt ja seine diversen Geschichten, wie "Luke-auf-de-Kopf" oder "Sauerstoffentzug-weil-Motor-nicht-ausging" mit ein.

Ein Geständnis hinsichtlich des Mordes ist das meiner Meinung nach nicht. Im Grunde sagt er in der Doku auch nur das, was er im Prozess sagte: Er sei verantwortlich, ja. Aber von Mord ist keine Rede.

Hier noch ein Artikel der Tagesschau:

https://www.tagesschau.de/ausland/madsen-mord-101.html

trusty schrieb:Herr Madsen hat geheiratet.

Seine Frau Gemahlin war gestern im RTL Interview. Zum ersten Mal sind sie sich bei der Eheschließung persönlich begegnet. Sie findet es schade, dass niemand versteht, dass er nicht gewalttätig, sondern ein einfühlsamer Mensch und eben ein Künstler ist. Sie freut sich auf das Zusammenleben nach seiner Haftentlassung.