Die Höchststrafe (lebenslange Haft) ist in DK ja beinahe quasi exklusiv für Mehrfach-, Verwandten- oder Kindermörder sowie einschlägig vorbestrafte Täter reserviert.
Erstaunlich viele Parallelen zum Fall Madsen / Kim Wall sehe ich im Fall John Knudsen, der im Jahr 2009 Kirsten Bay Andersen (52) auf seinem Boot vergewaltigte, ermordete und die Leiche im Wasser versenkte, wofür er 2010 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde:
Spoiler
- zum Tatzeitpunkt ähnliches Alter wie Madsen (44)
- charmanter Charakter, ruhig, freundlich, weibliche "Fans", einige haben ihm den Mord nicht zugetraut, dachten max. an einen Unfall, er ist 2-facher Vater mit alleinigem Sorgerecht zum Tatzeitpunkt (Kids damals 13 und 16 Jahre alt)
- ehemalige Geliebte beschrieben ihn als charmant und sanft, beim Sex aber anders / hart
- JK suchte permanent nach neuen Sex-Gespielinnen und lud Frauen auf sein Boot (sein ganzer Stolz) ein
- JK lebte von "der Hand in den Mund", hatte kein Auto, war notorisch pleite
- bei JK wurden massenweise Sex- und Gewalt-Videos gefunden, KiPo, Vergewaltigung, Erstickungs-Szenen, er war besessen davon
- Kirsten Bay Andersen war ebenfalls ein Zufallsopfer
- Tatort war ein Boot, wo das Opfer gefesselt, 30 Stunden gefangen gehalten, mehrfach vergewaltigt und sexuell missbraucht sowie am Folgetag ermordet / mit einer Tüte erstickt wurde (wofür er sich zuvor beim Opfer entschuldigt haben will, weil er sie angebl. eigentlich laufen lassen wollte, was ihm dann aber zu riskant war)
- an Bord gab es u.a. Kaffee und Rotwein, auch für das Opfer, auch noch nach der Vergewaltigung, die er übrigens filmte / fotografierte (u.a. spielte er mit dem Opfer zwischen den Misshandlungen auch Kniffel)
- das Boot wurde regelm. als Sex-Location genutzt, Sex-Toys an Bord und Stahlhaken zur Fixierung, aber lt. einer Geliebten wusste JK immer, wann er aufhören musste, nie war es gegen ihren Willen
- das Opfer wurde nackt und mit Blei- / Betonklotz aus Knudsens Besitz in ca. 8 Meter tiefem Wasser versenkt
- nach der Tat schlief JK und weinte, dann flüchtete er nach Spanien
- JK galt von Anfang an als dringend tatverdächtig
- die versenkte Leiche wurde nach 11 Tagen gefunden
- JK hat lt. psych. Gutachten eine psychopathische Persönlichkeit, war aber voll schuldfähig
- der dänische gerichtsmedizinischen Rat empfahl Sicherungsverwahrung wegen Gefahr für die Allgemeinheit
- auch bei JK gab es kein Jury-Gericht
- bei JK wurde ebenfalls ein schweres Verbrechen festgestellt sowie eine "zynische" Tat
- JK wurde entsprechend der Anklage zur Höchststrafe verurteilt
- der Partner des Opfers erhielt eine finanz. Entschädigung zugesprochen
- JK akzeptierte das erstinstanzliche Urteil (auch das Strafmaß), weil er endlich Ruhe wollte
- JK war 2009 / 2010 der "bekannteste" Verbrecher Dänemarks und überall in der Presse
Natürlich gibt es auch Unterschiede bei den beiden Fällen, vor allem hatte JK eine gravierende Vorstrafe (18 Monate Knast wg. Vergewaltigung einer schlafenden Frau), er war im illegalen Besitz von KiPo und ihm wurde sex. Missbrauch an der minderjährigen Tochter einer Geliebten nachgewiesen. JK hat das Opfer dagegen nicht zerstückelt, zu Beginn der Tat bestand keine Tötungsabsicht, seine Tat war nicht geplant / vorbereitet, sondern begann unter Alkoholeinfluss (am Abend vor der Tat 1 Flasche Whisky konsumiert). Zudem hat JK die Tat gestanden.
Wikipedia: John Knudsen
https://www.b.dk/danmark/serverede-roedvin-foer-han-kvalte-kirsten
http://nyheder.tv2.dk/article.php/id-25618352:john-knudsen--charmøren-med-sexlegetøj.html
Der Tatort, das Boot Pampero II wurde übrigens nicht konfisziert und vernichtet, sondern stand über Knudsens Anwalt zum Verkauf für ca. 170k EUR, der Erlös war für Entschädigungs- und Prozesskosten bestimmt
https://www.jv.dk/haderslev/Baaden-er-sat-til-salg-Her-blev-Kirsten-draebt/artikel/958280Ich werde jetzt nicht über schlimmer / weniger schlimm diskutieren, aber mein Eindruck ist der, dass sich Madsen nicht unbedingt zu wundern braucht, wenn er u.a. aufgrund der kaltblütigen Tat-Planung / Vorbereitung und bestialischen realen Umsetzung wie Knudsen eingestuft wird bzw. bleibt, auch wenn Knudsen einschlägig vorbestraft war ... allenfalls käme in meinen Augen eine Strafmaßänderung auf 16 Jahre + nachfolgende Sicherungsverwahrung in Betracht, was aber irgendwie quasi dasselbe in grün wäre.
Wir werden im Sept. sehen, ob es Madsen (wie immer) mit "einfachsten Mitteln" (keine Vorstrafen, kein Doppelmord, kein Kindermord etc.) gelingen wird, den Jackpot (Höchststrafe) in der dänischen Schwerverbrecher-Geschichte zu behaupten, ich jedenfalls drücke ihm anderthalb Daumen ^^ ...