Andante schrieb:Die Idee des StA finde ich auch interessant. Wenn diese Vermutung zutrifft, waren die Vertuschungsaktionen ja noch viel weitreichender als bisher bekannt.
Viel mehr kommt in dieser Hinsicht glaube ich nicht. Aber noch einmal zur der angedeuteten Theorie des Staatsanwalts: Wir wissen natürlich nicht, ob Madsen wirklich vorhatte, falsche Spuren zu legen. Tatsache ist aber, dass Kim Walls Körper und ihre Kleidung verpackt und entsorgt wurden bis auf Slip, Strumpfhose und Haare. Wenn er nun nicht zu schusselig war, sondern diese Dinge bewusst aufbewahrt hat, waren sie entweder Erinnerungsstücke/ Trophäen oder tatsächlich für den genannten Zweck bestimmt. Er ist dann also auf jeden Fall bewusst ein Risiko des Entdeckens an Bord eingegangen, als er diese Dinge nicht mit entsorgte. Und dieses Risiko macht evtl. mehr Sinn für die gemutmaßte Aktion als für eine Trophäe.
Angenommen, er hatte wirklich einen Plan in dieser Hinsicht:
Dann wollte er diese Sachen später holen, d.h. er hatte nicht vor, das U-Boot zu versenken oder hatte vor, es selbst zu bergen (eher nicht, weil zu aufwendig). Auf jeden Fall ist er davon ausgegangen, dass die Sachen nicht gefunden werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Absetzgeschichte auch wieder einleuchtender. Ein anderer Ort als der, an dem sie erwartet wird, wo ihr aber evtl. etwas zugestoßen sein könnte.
Vor diesem Hintergrund ist außerdem dann doch von einem Verstecken der später noch für die falsche Spurenlegung benötigten Utensilien auszugehen.
242 schrieb am 11.03.2018:FF schrieb:Die Bilge unter den Bodenplatten wäre der vermutlich ungünstigste Ort zur Aufbewahrung von "Trophäen". Da schwappt Wasser herum. Eher sind die Textilien dort aus Versehen hingeraten.
wie sollen sie denn dort aus Versehen hineingeraten ?
Dann wären sie dort tatsächlich absichtlich platziert worden.
Bei diesen Gedankengängen muss er aber davon ausgegangen sein, dass man ihm das Absetzen von Kim Wall glaubt und er nicht sofort verhaftet wird, damit er überhaupt die Gelegenheit bekommt, die falsche Spur zu legen. Das ist in Anbetracht der gesamten Situation schon sehr optimistisch. Hat er ernsthaft geglaubt, alle Spuren beseitigen zu können? Oder dass man in das U-Boot nur einen kurzen Blick wirft? Dass man ihm seine Absetzstory ohne Weiteres abkauft? Erstaunlicherweise hat er das wohl.
Zusätzlich ist er mit dem Zeitplan sehr ins Hintertreffen geraten. Als er Kim abgesetzt haben will (22.30 Uhr), war er ja noch abgetaucht (20.43 Uhr bis 23.05 Uhr). Aber eine spätere Absetzzeit wäre nicht mehr plausibel für einen normalen Interview-Ablauf gewesen. Über den Zeitplan hat er sich also auch nicht ausreichend Gedanken gemacht und ebenso nicht über die Kamera-/ Radaraufzeichnungen und Sichtungen. Da passt nichts zusammen. Nach wie vor fällt es schwer, hier einen ausgetüftelten Plan zu erkennen. Das war schon alles sehr spontan und improvisiert.
Sollte er wirklich trotz aller Widrigkeiten von einem unbehelligten Davonkommen überzeugt gewesen sein (und das war er meiner Meinung nach), gehe ich auch davon aus, dass er die Speicherkarte erst ganz zuletzt hat verschwinden lassen, als er merkte, er hat keine andere Wahl.