@SLOGEEK Grundsätzlich gebe ich Dir Recht. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Das Studium irgendwie bewältigen, der Druck, dass das in einem angemessenen Zeitrahmen stattzufinden hat, weil man sonst nachher keinen Job findet. Dazwischen natürlich auch eine Lust am Leben, die man ja auch jedem zugestehen mag.
Aber ruf' mal bei der Polizei an und sag: "Da unten bei mir an der Ecke, da steht einer, der macht einen merkwürdigen Eindruck auf mich, weil der sich so komisch benimmt." Dann kommt keine Streife. Die fragen dich erstmal, warum Du diesen Eindruck hast, und was denn der Kerl macht. Und solange der nichts macht, machen die auch nichts.
Ich habe es bei einer Freundin erlebt, die übelst belästigt wurde von einem Stalker, der sich in sie verliebt hatte und sie regelrecht belagert hat, sie zu Unzeiten angerufen hat, ständig irgendwo aufgetaucht ist, wo sie war. Als sie bei der Polizei anrief, sagten sie ihr: "Der beruhigt sich schon wieder."
Oder wie hier bei Maria. Die meisten Studenten müssen nebenbei jobben. Die haben eine 60-Stunden-Woche. Wenn man sich dann mal den Luxus leistet, auf eine Studentenparty zu gehen, will man ein wenig Spaß haben und fährt dann irgendwann nach Hause und legt sich ins Bett.
Ich glaube noch nicht einmal, dass ein Nichtwahrnehmen von irgendwelchen Auffälligkeiten etwas damit zu tun hat mit Verrat, wenn man's meldet. Ich glaube vielmehr, dass die Kraft einfach nicht da ist. Und dann eben auch die Erfahrungen von Freunden.
Ein 100% schwerbehinderter Mitarbeiter von mir wurde nachts nach einer Party, als er sich am Geldautomaten noch Geld ziehen wollte, überfallen. Geldbörse weg. Und mit einem Messer am Hals rückt jeder seine PIN der EC-Karte raus. Das Konto wurde geplündert und bis zum Anschlag überzogen. Das iPhone geklaut. Es ist schon eine üble Nummer, wenn sich drei stramme Männer auf einen extrem körperbehinderten Menschen stürzen. Aber dieser Mitarbeiter hat bis heute nicht einem eine Mitteilung bekommen, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Sein Geld ist weg, aber auch sein Vertrauen.
Ich weiß nicht so recht, ob man dieses Akzeptieren von Realitäten denjenigen anlasten kann, die mit diesen Realitäten leben müssen.