Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau
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05.04.2017 um 11:24JamesRockford schrieb:Ich kann mir ehrlich gesagt solche Familienverhältnisse nicht vorstellen. Die Mutter des Angeklagten hat ihn mit 19 zur Welt gebracht. Die Angeklagte ist mit 20 dreifache Mutter. Sprachlos!Derartige Familienverhältnisse gibt es zuhauf und es werden immer mehr… ohne diese in Frage zu stellen, ist es Fakt, dass sich oftmals massive Probleme, in Bezug auf die Erziehung der Nachkommen einstellen.
Kompetente, gut ausgebildete Sozialarbeiter, welche diesbezüglich agieren könnten, sind Mangelware, zumal das Studium ohnehin nicht sehr gefragt ist.
otternase schrieb:Vormerken sollte man sich diesen Termin, das könnte nochmal ausgesprochen spannend werden:Was eine junge Mutter, von drei Kindern, veranlasst, als Mittäterin des Sebastian F. zu fungieren, macht, in der Tat, sprachlos.
Zum psychiatrischen Gutachten über die Persönlichkeit der Mitangeklagten Xenia I. will Bernd Langer dann am 24. und 25. April aussagen.
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05.04.2017 um 11:41Ich kann das Verhalten der Mutter von Sebastian F. eigentlich nachvollziehen. Ich denke, dass es ihr eher darum geht, ihren Sohn im Gericht nicht ansehen zu wollen - vielleicht denkt sie, dass sie dadurch vollkommen zusammenbrechen würde. Vielleicht versucht sie, einigermaßen normal weiterzuleben und wenn sie im Gerichtssaal sitzen müsste, könnte alles zusammenfallen.
Jedoch finde ich es auch wichtig, dass sie von einem Amtsarzt begutachtet wird und dass wirklich festgestellt wird, ob die Belastung tatsächlich so groß wäre. Ich gehe allerdings ohnehin davon aus, dass sie vor Gericht die Aussage verweigern würde und sie den Prozess somit auch nicht weiterbringen könnte.
Jedoch finde ich es auch wichtig, dass sie von einem Amtsarzt begutachtet wird und dass wirklich festgestellt wird, ob die Belastung tatsächlich so groß wäre. Ich gehe allerdings ohnehin davon aus, dass sie vor Gericht die Aussage verweigern würde und sie den Prozess somit auch nicht weiterbringen könnte.
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06.04.2017 um 00:26Mauro schrieb:Derartige Familienverhältnisse gibt es zuhauf und es werden immer mehr… ohne diese in Frage zu stellen, ist es Fakt, dass sich oftmals massive Probleme, in Bezug auf die Erziehung der Nachkommen einstellen.Aber ist es nicht genau das Problem, was wir haben? Bei jeder Misere wird ein Sozialarbeiter gefordert, der alles richten soll.
Kompetente, gut ausgebildete Sozialarbeiter, welche diesbezüglich agieren könnten, sind Mangelware, zumal das Studium ohnehin nicht sehr gefragt ist.
Wir leben nicht im Mittelalter. Jeder Mensch wird in jugendlichen Jahren in der Schule über Emfängnisverhütung aufgeklärt.
Normalerweise rechnet man durch, ob man sich ein zweites oder drittes Kind leisten kann, ob das Gehalt für die größere Wohnung reicht. Normalerweise macht man eine Ausbildung oder studiert und verschiebt die Familienplanung nach hinten. Aber es gibt scheinbar Menschen, die sich über solche Fragen gar keine Gedanken machen.
Es ist nicht finanzierbar, jeder dieser Familien vier Sozialarbeiter zuzuweisen, damit diese rund um die Uhr betreut werden kann.
Ich wünsche mir, dass beide Angeklagte Verantwortung für ihr Tun übernehmen, auch wenn sie das vorher in ihrem Leben nicht taten.
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06.04.2017 um 09:55JamesRockford schrieb:Aber ist es nicht genau das Problem, was wir haben? Bei jeder Misere wird ein Sozialarbeiter gefordert, der alles richten soll.Dann bist du nicht über den aktuellen Stand informiert…
http://www.berlin.de/ba-spandau/aktuelles/pressemitteilungen/2016/pressemitteilung.482872.php
Auch das ist weiterhin aktuell
und so weiter etc. pp.
JamesRockford schrieb:Wir leben nicht im Mittelalter. Jeder Mensch wird in jugendlichen Jahren in der Schule über Emfängnisverhütung aufgeklärt.Das mag sein, doch die Jugendlichen halten sich nicht immer daran...
JamesRockford schrieb:Normalerweise rechnet man durch, ob man sich ein zweites oder drittes Kind leisten kann, ob das Gehalt für die größere Wohnung reicht. Normalerweise macht man eine Ausbildung oder studiert und verschiebt die Familienplanung nach hinten. Aber es gibt scheinbar Menschen, die sich über solche Fragen gar keine Gedanken machen.Es wird immer wieder Menschen geben, welche ohne Plan durchs Leben schreiten…
JamesRockford schrieb:Es ist nicht finanzierbar, jeder dieser Familien vier Sozialarbeiter zuzuweisen, damit diese rund um die Uhr betreut werden kann.Das wird auch nicht gefordert, ein Sozialarbeiter, wäre völlig ausreichend.
Rund um die Uhr Betreuung ist nicht notwendig und würde den finanziellen Rahmen sprengen.
Es gibt Nachholbedarf, in Form von Einstellungen kompetenter Sozialarbeiter, in allen Bereichen.
JamesRockford schrieb:Ich wünsche mir, dass beide Angeklagte Verantwortung für ihr Tun übernehmen, auch wenn sie das vorher in ihrem Leben nicht taten.Ein frommer Wunsch, durchaus nachvollziehbar. Im Knast kann man viel lernen, wenn man denn will.
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07.04.2017 um 00:32Ich möchte noch etwas zu ADHS sagen. Was beutet das eigentlich? Die vier Buchstaben stehen für ein Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom. Syndrom wird immer etwas genannt, was mehrere Ursachen hat. Wenn man also nicht genau weiss, welche es nun ist, dann ist es eben das Aufeinandertreffen mehrerer. Wie praktisch.
Das Gehirn ist überhaupt nicht imstande, unaufmerksam zu sein. Das widerspricht seinem Zweck und seiner Funktion. Das Gehirn ist immer aufmerksam. Die Frage ist nur, worauf es die Aufmerksamkeit richtet. Wenn ein Schüler aus dem Fenster blickt und eine Taube beobachtet, dann übt sie eben die größte Sogwirkung aus. Daran ist nicht die Taube schuld und auch nicht das Gehirn des Schülers.
Hyperaktivität ist der zweite Punkt. Der Körper will sich bewegen. Wenn ich auf so einem unbequemen Holzstuhl in der Schule jeden Tag sitzen sollte, würde ich auch hyperaktiv. Wir wollen nicht stundenlang sitzen und zuhören. Ist das Hyperaktivität? Quatsch. Dieses ADHS ist allzuoft die Pathologisierung eines natürlichen Verhaltens und keine Störung.
Kurz erklärt es der Hirnforscher Prof. Hüther im ZDF:
Das Gehirn ist überhaupt nicht imstande, unaufmerksam zu sein. Das widerspricht seinem Zweck und seiner Funktion. Das Gehirn ist immer aufmerksam. Die Frage ist nur, worauf es die Aufmerksamkeit richtet. Wenn ein Schüler aus dem Fenster blickt und eine Taube beobachtet, dann übt sie eben die größte Sogwirkung aus. Daran ist nicht die Taube schuld und auch nicht das Gehirn des Schülers.
Hyperaktivität ist der zweite Punkt. Der Körper will sich bewegen. Wenn ich auf so einem unbequemen Holzstuhl in der Schule jeden Tag sitzen sollte, würde ich auch hyperaktiv. Wir wollen nicht stundenlang sitzen und zuhören. Ist das Hyperaktivität? Quatsch. Dieses ADHS ist allzuoft die Pathologisierung eines natürlichen Verhaltens und keine Störung.
Kurz erklärt es der Hirnforscher Prof. Hüther im ZDF:
Prof. Hüther │ ADHS ist keine Störung
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09.04.2017 um 23:00Mauro schrieb am 06.04.2017:Dann bist du nicht über den aktuellen Stand informiert…Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. An welcher Schule hat es vor 30 Jahren einen Sozialarbeiter gegeben? Wieviele Familien brauchten eine Begleitung. Der Ruf nach noch mehr Sozialarbeitern ist mir durchaus bekannt, aber dieser Ruf spiegelt für meine Begriffe eine nicht mehr funktionierende Gesellschaft. Wieviele Sozialarbeiter hätte man dem Angeklagten zur Verfügung stellen müssen, damit er seine perversen Phantasien nicht in die Realität ungesetzt hätte.
Die Probleme, die wir haben, sind meines Erachtens nicht durch noch mehr Sozialarbeiter und in der Folge noch weniger Eigenverantwortung zu lösen, sondern sie werden verstärkt.
Wenn eine Familie funktioniert, kommt man auch damit klar, wenn z.B. die Tochter im jugendlichen Altern ein Kind bekommt. Dann tun sich alle zusammen, um zu helfen, damit die Tochter die Schule abschließen und eine Ausbildung machen kann. Wenn eine Familie nicht funktioniert, dann ist das Natallsche nach einem Jahr wieder schwanger.
In Frankfurt gibt es den nackten Jörg, ein Mann der splitternackt durch die Gegend läuft. Er ist wirklich keine Augenweide, aber das stört ihn herzlich wenig. So jemand kann natürlich nicht als Kellner oder sonstwas arbeiten, deswegen arbeitet der nackte Jörg auch nichts. In den meisten Supermärkten hat er Hausverbot. Bei Kneipenbesuchen wird er von einem Sozialarbeiter begleitet, der den anderen Gästen erklärt, warum der Jörg keine Kleidung trägt. Der Jörg tut niemandem etwas, aber der ein oder andere mag sich nach einem langen Arbeitstag bei einem Absackerchen nicht damit beschäftigen, warum der Jörg keine Kleidung anziehen mag. Es ist seine Entscheidung, sein Leben so zu leben. Es wäre für mein Verständnis angebrachter, dem Jörg zu sagen, dass ihn niemand so sehen will, dass er sich ein Hemd und eine Hose kaufen soll und sich selbst um sein Leben kümmern soll.
Mit dieser Einstellung bin ich wahrscheinlich ziemlich einsam in einem Land, in dem immer nur nach staatlicher Hilfe gerufen wird.
In dem Fall hier ist sich der Angeklagte durchaus seiner Schuld bewusst. Er recherchiert vor und nach der Tat. Er löscht seine Suchläufe.
Bereits im kindlichen Alter bekam er staatliche Hilfe in Form von Förderschulen, Psychiatern, Psychiatrien und Schulformen, die ein normal Sterblicher gar nicht kennt. Vielleicht müssen wir uns die Frage stellen, ob dieser Denkansatz stimmt. Wie viele Sozialarbeiter wären notwendig, um einem Perversen dessen perverse Ideenwelt auszureden? Würde er sich denen überhaupt öffnen?
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09.04.2017 um 23:23Hammurapi schrieb:Ich möchte noch etwas zu ADHS sagen. Was beutet das eigentlich? Die vier Buchstaben stehen für ein Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom. Syndrom wird immer etwas genannt, was mehrere Ursachen hat. Wenn man also nicht genau weiss, welche es nun ist, dann ist es eben das Aufeinandertreffen mehrerer. Wie praktisch.ADHS hat etwas mit Botenstoffen im Gehirn zu tun. Bei ADHS geht es im Wesentlichen um Dopamin. Wenn man auf globaler Ebene recherchiert, stößt man immer wieder auf Seiten in denen Dopamin als Botenstoff zwischen Klein- und Großhirn beschrieben wird, und somit auch als en Botenstoff für Mitleid. ADHS ist in Deutschland und in den deutschsprachigen Ländern relativ unerforscht. Wir sind leben hier streng nach Freud.
In den USA gibt es Forscher, die den Zusammenhang mit fehlendem Dopamin und Testosteron herstellen möchten. Das würde zu der Denke 'Hat sich irgendwann ausgewachsen' passen.
Es sind ziemlich interessante Forschungsergebnisse insbesondere von israelischen, aber auch amerikanischen Forschern.
Ich bin ziemlich gut vertraut mit der Materie. Trotzdem vertrete ich die Auffassung, dass Eltern für ihre Kinder verantwortlich sind, in der Form, dass sie Grenzen setzen anstatt mit einem 'Shit happens' alles annehmen.
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10.04.2017 um 07:12JamesRockford schrieb:Wir sind leben hier streng nach Freud.Es driftet jetzt ein bisschen ab, aber das interessiert mich: wie kommst du denn darauf? Aus meiner Sicht sind andere Entwicklungstheorien und Therapien deutlich stärker in der Gesellschaft akzeptiert und verankert.
JamesRockford schrieb:Trotzdem vertrete ich die Auffassung, dass Eltern für ihre Kinder verantwortlich sind, in der Form, dass sie Grenzen setzen anstatt mit einem 'Shit happens' alles annehmen.Natürlich.
In diesem Fall ist die Vergangenheit und Persönlichkeit des Angeklagten bestürzend.
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10.04.2017 um 11:43zu der sich hier aufspannenden grundsätzlichen Debatte ein paar Anmerkungen direkt auf den vorliegenden Fall bezogen:
Der männliche Angeklagte war jahrelang, bis zu seiner Volljährigkeit, in psychatrischer Behandlung, zeitweise auch in geschlossener Behandlung der Kinder- und Jugendpsychatrie Basedow Klinik Merseburg Naumburg. Nach seiner Volljährigkeit konnte er zur Fortsetzung der Therapie nicht mehr gezwungen werden und hat die abgebrochen.
Daraus kann man schliessen:
1) er wollte keine Hilfe, wer aber Hilfe ablehnt, dem kann auch der beste Sozialarbeiter nicht helfen
2) er hatte über Jahre die Hilfe bestausgebildeter, sehr fähiger Ärzte und Betreuer, es hat offenbar keinen Erfolg gezeigt, er hat trotzdem damals weiter Straftaten begangen und ist vermutlich nun zum Mörder geworden. Mehr Sozialarbeiter hätten das also vermutlich auch nicht verhindern, höchstens herauszögern können!
Und dann ergibt sich eine wichtige Frage: Wenn der Junge jahrelang in Behandlung von Experten war,...
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential nicht erkannt? Dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müsste die Arbeit, die Qualität und der Wert und damit der Nutzen solcher Betreuer eher komplett in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen wollen, weil sie sich keinen Therapiemisserfolg eingestehen wollten? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müsste die Arbeit, die Qualität und der Wert solcher Betreuer eher komplett in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen können, weil der Handlungsspielraum dafür fehlt? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen können, weil Dritte sich eingemischt haben, zum vermeitlichen Schutz des "Jungen"? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müssten wieder die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Frage gestellt werden, warum sich Dritte so einmischen konnten!
Grundsätzlich will ich die Arbeit von Sozialarbeitern, Psychatern usw. keineswegs in Frage stellen, sie erfüllen wichtige Aufgaben in der Gesellschaft. Aber es können nicht alle Probleme damit gelöst werden, man kann nicht mit "viel hilft viel" unbegrenzt alle Probleme mit Sozialarbeitern zuschmeissen.
Irgendwo muss eine Grenze sein, an der man feststellen muss, dass da jemand ist, dem im wahrsten Sinne des Sprichwortes "nicht mehr zu helfen ist" und wo die Aufgabe des Staates nicht mehr darin liegen kann, dem Hilfe nachzutragen, sondern einzig nur noch im Schutz der Gesellschaft vor diesem hoffnungslosen Fall liegen kann. Bei dem männlichen Angeklagten spricht einiges dafür, dass er jenseits dieser Grenze sich befindet.
Bei der weiblichen Angeklagten mag das anders sein, der hätte mehr Hilfe durch Hilfsangebote des Staates vielleicht helfen können, zumindest hätte damit eine solche Eskalation eventuell verhindert werden können, ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht. Immerhin wurde auch ihr über einen längeren Zeitraum durch den Staat geholfen (Mutter-Kind-Heim, anschliessende Betreuung durch das Jugendamt), ohne dass diese Erfolg gezeigt hätte, die Liebe zu ihrem "Jungen" war stärker. Das hätten auch mehr Sozialarbeiter nicht ändern können!
Der männliche Angeklagte war jahrelang, bis zu seiner Volljährigkeit, in psychatrischer Behandlung, zeitweise auch in geschlossener Behandlung der Kinder- und Jugendpsychatrie Basedow Klinik Merseburg Naumburg. Nach seiner Volljährigkeit konnte er zur Fortsetzung der Therapie nicht mehr gezwungen werden und hat die abgebrochen.
Daraus kann man schliessen:
1) er wollte keine Hilfe, wer aber Hilfe ablehnt, dem kann auch der beste Sozialarbeiter nicht helfen
2) er hatte über Jahre die Hilfe bestausgebildeter, sehr fähiger Ärzte und Betreuer, es hat offenbar keinen Erfolg gezeigt, er hat trotzdem damals weiter Straftaten begangen und ist vermutlich nun zum Mörder geworden. Mehr Sozialarbeiter hätten das also vermutlich auch nicht verhindern, höchstens herauszögern können!
Und dann ergibt sich eine wichtige Frage: Wenn der Junge jahrelang in Behandlung von Experten war,...
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential nicht erkannt? Dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müsste die Arbeit, die Qualität und der Wert und damit der Nutzen solcher Betreuer eher komplett in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen wollen, weil sie sich keinen Therapiemisserfolg eingestehen wollten? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müsste die Arbeit, die Qualität und der Wert solcher Betreuer eher komplett in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen können, weil der Handlungsspielraum dafür fehlt? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Frage gestellt werden!
- ... haben diese das von ihm ausgehende Gefahrenpotential erkannt, aber keine Konsequenzen daraus ziehen können, weil Dritte sich eingemischt haben, zum vermeitlichen Schutz des "Jungen"? Auch dann kann die Lösung nicht in noch mehr Sozialarbeitern liegen, sondern es müssten wieder die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Frage gestellt werden, warum sich Dritte so einmischen konnten!
Grundsätzlich will ich die Arbeit von Sozialarbeitern, Psychatern usw. keineswegs in Frage stellen, sie erfüllen wichtige Aufgaben in der Gesellschaft. Aber es können nicht alle Probleme damit gelöst werden, man kann nicht mit "viel hilft viel" unbegrenzt alle Probleme mit Sozialarbeitern zuschmeissen.
Irgendwo muss eine Grenze sein, an der man feststellen muss, dass da jemand ist, dem im wahrsten Sinne des Sprichwortes "nicht mehr zu helfen ist" und wo die Aufgabe des Staates nicht mehr darin liegen kann, dem Hilfe nachzutragen, sondern einzig nur noch im Schutz der Gesellschaft vor diesem hoffnungslosen Fall liegen kann. Bei dem männlichen Angeklagten spricht einiges dafür, dass er jenseits dieser Grenze sich befindet.
Bei der weiblichen Angeklagten mag das anders sein, der hätte mehr Hilfe durch Hilfsangebote des Staates vielleicht helfen können, zumindest hätte damit eine solche Eskalation eventuell verhindert werden können, ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht. Immerhin wurde auch ihr über einen längeren Zeitraum durch den Staat geholfen (Mutter-Kind-Heim, anschliessende Betreuung durch das Jugendamt), ohne dass diese Erfolg gezeigt hätte, die Liebe zu ihrem "Jungen" war stärker. Das hätten auch mehr Sozialarbeiter nicht ändern können!
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10.04.2017 um 13:09@otternase
Ich glaube, dass Du das Problem im Angesicht des Verbrechens vereinfachst.
Wenn jemand mit der Volljährigkeit die psychiatrische Behandlung abbricht, bedeutet dass nicht automatisch, dass er grundsätzlich keine Hilfe will.
Du sprichst auch immer wieder von "Konsequenzen". Ich glaube kaum, dass man allen auf ein psychologische Untersuchung hin jemanden zu eine Behandlung o.ä. zwingen kann oder ihn in einen Klinik gegen seinen Willen einweisen kann. Nur auf die Gefahr hin, dass derjenige schwere Strataten begeht, wird das nicht möglich sein.
Wenn dann müssten das die begangenen Taten sein, aber das wäre dann Thema der entsprechenden früheren Verfahren gewesen und nicht das der psychiatrischen Klinik.
Und ich denke auch, dass es keinen Kausalzusammenhang gibt, der heißt:
psychiatrische Behandlung abgebrochen -> Verbrechen
psychiatrische negative Prognose -> Verbrechen
bzw.
Behandlung abgebrochen -> Sozialarbeit erfolglos.
Da diese Kausalzusammenhänge nicht geben dürfte, ist im Vorgriff da nichts zu machen, da wir in einem Rechtsstaat leben.
Ich denke jetzt nach der Tat werden solche Gesichtspunkte auf den Tisch kommen und evtl. wird nach Abbüßen der Strafe auch eine Sicherungsverwahrung angeordnet.
Und ob mehr Sozialarbeiter es nur hätten hinauszögern können, ist auch nur einen Annahme, wir wissen es nicht.
Ich glaube, dass Du das Problem im Angesicht des Verbrechens vereinfachst.
Wenn jemand mit der Volljährigkeit die psychiatrische Behandlung abbricht, bedeutet dass nicht automatisch, dass er grundsätzlich keine Hilfe will.
Du sprichst auch immer wieder von "Konsequenzen". Ich glaube kaum, dass man allen auf ein psychologische Untersuchung hin jemanden zu eine Behandlung o.ä. zwingen kann oder ihn in einen Klinik gegen seinen Willen einweisen kann. Nur auf die Gefahr hin, dass derjenige schwere Strataten begeht, wird das nicht möglich sein.
Wenn dann müssten das die begangenen Taten sein, aber das wäre dann Thema der entsprechenden früheren Verfahren gewesen und nicht das der psychiatrischen Klinik.
Und ich denke auch, dass es keinen Kausalzusammenhang gibt, der heißt:
psychiatrische Behandlung abgebrochen -> Verbrechen
psychiatrische negative Prognose -> Verbrechen
bzw.
Behandlung abgebrochen -> Sozialarbeit erfolglos.
Da diese Kausalzusammenhänge nicht geben dürfte, ist im Vorgriff da nichts zu machen, da wir in einem Rechtsstaat leben.
Ich denke jetzt nach der Tat werden solche Gesichtspunkte auf den Tisch kommen und evtl. wird nach Abbüßen der Strafe auch eine Sicherungsverwahrung angeordnet.
Und ob mehr Sozialarbeiter es nur hätten hinauszögern können, ist auch nur einen Annahme, wir wissen es nicht.
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10.04.2017 um 13:26SCMP77 schrieb:Ich glaube kaum, dass man allen auf ein psychologische Untersuchung hin jemanden zu eine Behandlung o.ä. zwingen kann oder ihn in einen Klinik gegen seinen Willen einweisen kann.Wenn von dem Patienten eine Gefahr für sich selbst oder andere ausgeht, kann er sehr wohl gegen seinen Willen in eine Klinik einweisen.
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10.04.2017 um 13:28SCMP77 schrieb:Wenn dann müssten das die begangenen Taten sein, aber das wäre dann Thema der entsprechenden früheren Verfahren gewesen und nicht das der psychiatrischen Klinik.und genau das ist das Problem: Es gab weiter diverse Straftaten, aber es erfolgte keine Warnung zur Gefährlichkeit des Täters, welche in diesen Fällen das Gericht hätte berücksichtigen können!
Meiner Ansicht nach müsste eine Verpflichtung bestehen, dass bei entsprechendem Ergebnis der psychologischen Untersuchung auch zB. im Rahmen einer Behandlung, insbesondere aber bei vorzeitigem Abbruch der Behandlung und einer Einschätzung, dass von einer Person Gefahr ausgeht, eine entsprechende Meldung an Polizei und Gerichte aktiv weitergeben werden müsste, auf dass diese die entsprechenden Vorsichtsmassnahmen einleiten können.
"Konsequenzen" muss ja nicht unbedingt gleich "einweisen" bedeuten! Aber im Angesicht von bestehenden Straftaten sollte es durchaus zB. bedeuten, präventive Massnahmen zu ergreifen, also zB. Auflagen vergleichbar mit denen bei einer Bewährungsstrafe wie zB. Meldepflicht.
Ein Bewährungshelfer ist ja im Grunde auch eine Art Sozialarbeiter, aber ich denke, sehr oft die effektivere und erfolgreichere Form gegenüber dem normalen "Streetworker".
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10.04.2017 um 13:38@otternase
Nein, das würde ganz klar gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen. Und diese Schweigepflicht hat einen tieferen Sinn.
Denn eine Änderung hätte unweigerlich zur Folge, dass sich Menschen mit ähnlichen Problemen der psychiatrischen Untersuchung verschließen bzw. entziehen würden. Dann wäre das Gefahrenpotential der unbehandelten Fälle u.U. deutlich größer. Man darf bewährte Prinzipien nicht wegen eines Einzelfalles umstoßen.
Wenn, dann wäre eine Untersuchung nur auf Grund der Straftaten möglich gewesen, aber auch diese ist - wie auch die und bekannte - auf freiwilliger Basis, da niemand gezwungen werden kann, bei der Feststellung der Gründe für einen schwerere Bestrafung mitwirken zu müssen.
Da sich der mutmaßliche Täter im vorliegenden Fall wohl eine evtl. geringere Strafe ausgerechnet hatte, wird er dieser Untersuchung im vorliegenden Verfahren zugestimmt haben.
Nein, das würde ganz klar gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen. Und diese Schweigepflicht hat einen tieferen Sinn.
Denn eine Änderung hätte unweigerlich zur Folge, dass sich Menschen mit ähnlichen Problemen der psychiatrischen Untersuchung verschließen bzw. entziehen würden. Dann wäre das Gefahrenpotential der unbehandelten Fälle u.U. deutlich größer. Man darf bewährte Prinzipien nicht wegen eines Einzelfalles umstoßen.
Wenn, dann wäre eine Untersuchung nur auf Grund der Straftaten möglich gewesen, aber auch diese ist - wie auch die und bekannte - auf freiwilliger Basis, da niemand gezwungen werden kann, bei der Feststellung der Gründe für einen schwerere Bestrafung mitwirken zu müssen.
Da sich der mutmaßliche Täter im vorliegenden Fall wohl eine evtl. geringere Strafe ausgerechnet hatte, wird er dieser Untersuchung im vorliegenden Verfahren zugestimmt haben.
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10.04.2017 um 19:00@SCMP77
das ist natürlich ein gewisser Trade-Off. Der nicht nur in solchen Fällen wie hier, sondern ganz allgemein regelmäßig auftritt, zB. wenn ein Patient nicht mehr fahrfähig ist, aber uneinsichtig ist und weiter mit dem Auto unterwegs ist. Oder zB. in dem Fall des Germanwings Piloten, dessen Ärzte konkrete Hinweise auf Selbstmordgefährdung nicht an den Arbeitgeber oder die Flugsicherung weitergegeben haben.
das ist natürlich ein gewisser Trade-Off. Der nicht nur in solchen Fällen wie hier, sondern ganz allgemein regelmäßig auftritt, zB. wenn ein Patient nicht mehr fahrfähig ist, aber uneinsichtig ist und weiter mit dem Auto unterwegs ist. Oder zB. in dem Fall des Germanwings Piloten, dessen Ärzte konkrete Hinweise auf Selbstmordgefährdung nicht an den Arbeitgeber oder die Flugsicherung weitergegeben haben.
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10.04.2017 um 19:21JamesRockford schrieb:Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. An welcher Schule hat es vor 30 Jahren einen Sozialarbeiter gegeben? Wieviele Familien brauchten eine Begleitung. Der Ruf nach noch mehr Sozialarbeitern ist mir durchaus bekannt, aber dieser Ruf spiegelt für meine Begriffe eine nicht mehr funktionierende Gesellschaft. Wieviele Sozialarbeiter hätte man dem Angeklagten zur Verfügung stellen müssen, damit er seine perversen Phantasien nicht in die Realität ungesetzt hätte.Nein, wir reden nicht aneinander vorbei. Vor 30 Jahren….lang ist`s her…
Die Probleme, die wir haben, sind meines Erachtens nicht durch noch mehr Sozialarbeiter und in der Folge noch weniger Eigenverantwortung zu lösen, sondern sie werden verstärkt.
Wenn eine Familie funktioniert, kommt man auch damit klar, wenn z.B. die Tochter im jugendlichen Altern ein Kind bekommt. Dann tun sich alle zusammen, um zu helfen, damit die Tochter die Schule abschließen und eine Ausbildung machen kann. Wenn eine Familie nicht funktioniert, dann ist das Natallsche nach einem Jahr wieder schwanger.
In Frankfurt gibt es den nackten Jörg, ein Mann der splitternackt durch die Gegend läuft. Er ist wirklich keine Augenweide, aber das stört ihn herzlich wenig. So jemand kann natürlich nicht als Kellner oder sonstwas arbeiten, deswegen arbeitet der nackte Jörg auch nichts. In den meisten Supermärkten hat er Hausverbot. Bei Kneipenbesuchen wird er von einem Sozialarbeiter begleitet, der den anderen Gästen erklärt, warum der Jörg keine Kleidung trägt. Der Jörg tut niemandem etwas, aber der ein oder andere mag sich nach einem langen Arbeitstag bei einem Absackerchen nicht damit beschäftigen, warum der Jörg keine Kleidung anziehen mag. Es ist seine Entscheidung, sein Leben so zu leben. Es wäre für mein Verständnis angebrachter, dem Jörg zu sagen, dass ihn niemand so sehen will, dass er sich ein Hemd und eine Hose kaufen soll und sich selbst um sein Leben kümmern soll.
Wir haben aktuell, wie Du richtig bemerkst, keine intakte, funktionierende Gesellschaft mehr, das hat Gründe, welche ich in diesem Thread nicht anmerken möchte/ darf.
In Bezug auf den von dir erwähnten „nackten Jörg“ in FFM, möchte ich folgendes anmerken…
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Sachsenhausen-sorgt-sich-um-den-nackten-Joerg;art675,486623 (Archiv-Version vom 19.05.2017)
Ein harmloser Mensch, welcher keiner Person etwas zu leide getan hat, daher passt er nicht ins Thema.
In einem derartig gelagerten Fall kann leider auch kein „begleitender“ Sozialarbeiter etwas ausrichten.
Sicher wurde alles versucht, ihn „bekleidet“ auf die Menschheit loszulassen.
Dem Jörg ist sicher „ins Gewissen“ geredet worden, lass es sein, nimm lieber ein „Bärenfell“, wir organisieren das und bekleide dich damit…damit siehst du super aus, wie ein Steinzeitmensch…
Thema beendet…
Sebastian F. ist ein anderes Kaliber…nicht alltäglich und unberechenbar.
JamesRockford schrieb:Bereits im kindlichen Alter bekam er staatliche Hilfe in Form von Förderschulen, Psychiatern, Psychiatrien und Schulformen, die ein normal Sterblicher gar nicht kennt. Vielleicht müssen wir uns die Frage stellen, ob dieser Denkansatz stimmt. Wie viele Sozialarbeiter wären notwendig, um einem Perversen dessen perverse Ideenwelt auszureden?Sebastian F. war resistent in Bezug auf etliche Förderhilfen…seine Entwicklung konnte niemand voraussehen.
Der Denkansatz, in schwierigen familiären Verhältnissen aufwachsende Kinder/Jugendliche unterstützende Hilfe zukommen zu lassen, ist absolut notwendig und bedarf keiner Nachfrage und Kritik.
Aktuell besonders wichtig, gut ausgebildete Sozialarbeiter in Problembereichen einzusetzen.
In den letzten Jahren konnten sehr gute Ergebnisse erzielt werden…
Daher bitte ich Dich, den Fall Sebastian F. nicht als maßgebend, in Bezug auf die evtl. Unfähigkeit von Sozialarbeitern zu stellen.
Du liegst völlig falsch in dieser Annahme.
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10.04.2017 um 19:32[at_user schrieb:Mauro[/at_user] Mauro id=19030357]Wir haben aktuell, wie Du richtig bemerkst, keine intakte, funktionierende Gesellschaft mehr, das hat Gründe, welche ich in diesem Thread nicht anmerken möchte/ darf.Öhm...was meinst du denn damit? Wir haben keine funktionierende Gesellschaft mehr?
Ich kann den Satz grad gar nicht nachvollziehen. Woran machst du das fest? Sinkende Straftaten, funktionierendes Gemeinwesen, Staatshaushalt stabil, Arbeitslosenzahlen sinken.... die perfekte Gesellschaft gibts sicher nicht, aber wenn ich mir das letzte Jahrhundert in Europa anschaue, von Kriegen und Massenmord gebeutelt...
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10.04.2017 um 20:08@Bienenschwarm
>>>Öhm...was meinst du denn damit? Wir haben keine funktionierende Gesellschaft mehr?<<<
Die Zitierfunktion ist leider aktuell nicht einsetzbar.
Ich hoffe, Du laborierst nicht vom „Sofa“ aus…
Ich hatte mich in meinem post an @JamesRockford klar ausgedrückt, in Bezug auf den Thread und dabei bleibt es.
>>>Öhm...was meinst du denn damit? Wir haben keine funktionierende Gesellschaft mehr?<<<
Die Zitierfunktion ist leider aktuell nicht einsetzbar.
Ich hoffe, Du laborierst nicht vom „Sofa“ aus…
Ich hatte mich in meinem post an @JamesRockford klar ausgedrückt, in Bezug auf den Thread und dabei bleibt es.
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10.04.2017 um 20:29@otternase
Die Germanwings-Katastrophe bestätigt eher, wie wichtig die ärztliche Schweigepflicht ist. Der Pilot hatte sich auch in psychiatrische Untersuchungen begeben und hatte es nicht seinem AG mitgeteilt, was in seinem Fall zu einer umgehenden Entziehung der Flugerlaubnis und damit der Rausschmiss bei der Fluggesellschaft bewirkt hätte. Genau das hatte der Untersuchungsausschuss des Unglücks auch bemängelt, dass die Folgen für den Piloten bei einer Meldung an den AG zu schwerwiegend gewesen wären.
Mittlerweise haben auch Landesarbeitsgerichte nach dem Unglück diese bisher allgemein üblichen Klauseln in den Arbeitsverträgen als mit dem Kündigungsschutzgesetz nicht vereinbar erklärt. Eine Entscheidung von Seiten des BAG ist zwar noch nicht erfolgt, aber dürfte im Anbetracht des Unglücks nicht anders ausfallen.
Hätte eine Meldepflicht von Seiten der Ärzte bestanden, ist davon auszugehen, dass der Pilot – um seinen Arbeitsplatz nicht zu verlieren – erst gar nicht zu einer psychologischen Behandlung gegangen wäre, denn bei einer Meldepflicht des Psychologen/Psychiaters hätte er umgehend den Arbeitsplatz und die Flugerlaubnis vermutlich für immer verloren.
So war prinzipiell noch eine Möglichkeit gegeben, dass er das Problem ambulant in Griff bekommen hätte, was aber leider nicht der Fall war.
Immerhin hat er soviel Einsicht gezeigt, dass er Ärzte aufgesucht hat, was bei psychischen Problemen eigentlich schon der Schritt in die richtige Richtung bedeutet. Ich persönlich denke daher, dass – wäre der persönliche Einschnitt nicht so drastisch gewesen – er sich vielleicht auch in eine längere intensivere Behandlung (vielleicht auch stationär) begeben hätte, wenn nicht dieser extreme Druck (der bei psychischen Erkrankungen auch meist kontraproduktiv ist) auf ihn gelastet hätte. Eine solche Behandlung hätte er aber vor dem Arbeitgeber kaum verheimlichen können.
Aus meiner Sicht zeigt gerade der Germanwings-Fall, dass die ärztliche Schweigepflicht sinnvoll und notwendig ist, aber auch die weitere Umgebung – sprich Arbeitsverträge etc. - darauf abgestimmt sein müssen, dass einen Meldung solcher Probleme nicht gleich einen Kündigung zur Folge hat und damit die wirtschaftliche Grundlage völlig zerstört worden wäre.
Wie gesagt, die Arbeits-Rechtsprechung hat sich inzwischen in dieser Hinsicht schon in die richtige Richtung bewegt.
otternase schrieb:Der nicht nur in solchen Fällen wie hier, sondern ganz allgemein regelmäßig auftritt, zB. wenn ein Patient nicht mehr fahrfähig ist, aber uneinsichtig ist und weiter mit dem Auto unterwegs ist. Oder zB. in dem Fall des Germanwings Piloten, dessen Ärzte konkrete Hinweise auf Selbstmordgefährdung nicht an den Arbeitgeber oder die Flugsicherung weitergegeben haben.Diesen Fällen kann man auch in der Regel Herr werden, wenn man z.B regelmäßige Überprüfungen bzgl. der Fahrtüchtigkeit ansetzt.
Die Germanwings-Katastrophe bestätigt eher, wie wichtig die ärztliche Schweigepflicht ist. Der Pilot hatte sich auch in psychiatrische Untersuchungen begeben und hatte es nicht seinem AG mitgeteilt, was in seinem Fall zu einer umgehenden Entziehung der Flugerlaubnis und damit der Rausschmiss bei der Fluggesellschaft bewirkt hätte. Genau das hatte der Untersuchungsausschuss des Unglücks auch bemängelt, dass die Folgen für den Piloten bei einer Meldung an den AG zu schwerwiegend gewesen wären.
Mittlerweise haben auch Landesarbeitsgerichte nach dem Unglück diese bisher allgemein üblichen Klauseln in den Arbeitsverträgen als mit dem Kündigungsschutzgesetz nicht vereinbar erklärt. Eine Entscheidung von Seiten des BAG ist zwar noch nicht erfolgt, aber dürfte im Anbetracht des Unglücks nicht anders ausfallen.
Hätte eine Meldepflicht von Seiten der Ärzte bestanden, ist davon auszugehen, dass der Pilot – um seinen Arbeitsplatz nicht zu verlieren – erst gar nicht zu einer psychologischen Behandlung gegangen wäre, denn bei einer Meldepflicht des Psychologen/Psychiaters hätte er umgehend den Arbeitsplatz und die Flugerlaubnis vermutlich für immer verloren.
So war prinzipiell noch eine Möglichkeit gegeben, dass er das Problem ambulant in Griff bekommen hätte, was aber leider nicht der Fall war.
Immerhin hat er soviel Einsicht gezeigt, dass er Ärzte aufgesucht hat, was bei psychischen Problemen eigentlich schon der Schritt in die richtige Richtung bedeutet. Ich persönlich denke daher, dass – wäre der persönliche Einschnitt nicht so drastisch gewesen – er sich vielleicht auch in eine längere intensivere Behandlung (vielleicht auch stationär) begeben hätte, wenn nicht dieser extreme Druck (der bei psychischen Erkrankungen auch meist kontraproduktiv ist) auf ihn gelastet hätte. Eine solche Behandlung hätte er aber vor dem Arbeitgeber kaum verheimlichen können.
Aus meiner Sicht zeigt gerade der Germanwings-Fall, dass die ärztliche Schweigepflicht sinnvoll und notwendig ist, aber auch die weitere Umgebung – sprich Arbeitsverträge etc. - darauf abgestimmt sein müssen, dass einen Meldung solcher Probleme nicht gleich einen Kündigung zur Folge hat und damit die wirtschaftliche Grundlage völlig zerstört worden wäre.
Wie gesagt, die Arbeits-Rechtsprechung hat sich inzwischen in dieser Hinsicht schon in die richtige Richtung bewegt.
Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau
10.04.2017 um 22:22@Mauro
Daher bitte ich Dich, den Fall Sebastian F. nicht als maßgebend, in Bezug auf die evtl. Unfähigkeit von Sozialarbeitern zu stellen.
Oh nein, ich halte Sozialarbeiter absolut nicht für unfähig. Im Gegenteil: die machen einen tollen Job, der sehr, sehr wichtig ist. Ich habe nur den Ruf nach mehr staatlicher Hilfe kritisiert. Der Angeklagte hatte jede Menge Hilfe in Form von Psychiatern, Sonderschulen, Ausgleichsklassen, Psychiatrieaufenthalten. Offenbar hat sich jeder die Zähne an ihm ausgebissen. Die Schule hat er trotz intensivster Förderung nicht abgeschlossen. Seine Gewaltphantasien konnten nicht therapiert werden, sofern diese in der Therapie überhaupt zur Sprache gekommen sind. Er hat fast 20 Jahre lang jede nur erdenkliche Hilfe bekommen, um sein Leben zu meistern. Trotzdem schließt er die Schule nicht ab und macht keine Anstalten, eine Ausbildung zu machen. Trotzdem praktiziert er Sex in einer Form, bei der sich die Partnerin übergeben muss und filmt das auch noch. Trotzdem schaut er sich Vergewaltigungsvideos von Asiatinnen an.
Die Angeklagte hat nachts mit seiner Mutter über ihre Ängste gesprochen, dass er sie umbringen will. Die Mutter kennt ihren Sohn sehr gut. Hat sie das nicht ernst genommen? Wurde diese Angst auch so verniedlicht, wie alle Taten vorher verniedlicht wurden?
Der nackte Jörg ist zugegebenermaßen ein hinkendes Beispiel, da er in der Tat niemandem etwas tut. Ich habe dieses Beispiel genommen für einen Menschen, der sagt: ich will mich nicht an die Gesellschaft anpassen, aber die Gesellschaft hat mir gefälligst mein Leben zu finanzieren, und die Gesellschaft hat mich so zu akzeptieren, wie ich bin.
Die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie sind gesetzlich geregelt. Wenn eine Eigen- oder Fremdgefähdung vorliegt, wird sie angeordnet. Warum die Fremdgefährdung von niemandem wahrgenommen wurde, erschließt sich mir nicht wirklich. Vielleicht ist der Angeklagte ein guter Schauspieler?
Daher bitte ich Dich, den Fall Sebastian F. nicht als maßgebend, in Bezug auf die evtl. Unfähigkeit von Sozialarbeitern zu stellen.
Oh nein, ich halte Sozialarbeiter absolut nicht für unfähig. Im Gegenteil: die machen einen tollen Job, der sehr, sehr wichtig ist. Ich habe nur den Ruf nach mehr staatlicher Hilfe kritisiert. Der Angeklagte hatte jede Menge Hilfe in Form von Psychiatern, Sonderschulen, Ausgleichsklassen, Psychiatrieaufenthalten. Offenbar hat sich jeder die Zähne an ihm ausgebissen. Die Schule hat er trotz intensivster Förderung nicht abgeschlossen. Seine Gewaltphantasien konnten nicht therapiert werden, sofern diese in der Therapie überhaupt zur Sprache gekommen sind. Er hat fast 20 Jahre lang jede nur erdenkliche Hilfe bekommen, um sein Leben zu meistern. Trotzdem schließt er die Schule nicht ab und macht keine Anstalten, eine Ausbildung zu machen. Trotzdem praktiziert er Sex in einer Form, bei der sich die Partnerin übergeben muss und filmt das auch noch. Trotzdem schaut er sich Vergewaltigungsvideos von Asiatinnen an.
Die Angeklagte hat nachts mit seiner Mutter über ihre Ängste gesprochen, dass er sie umbringen will. Die Mutter kennt ihren Sohn sehr gut. Hat sie das nicht ernst genommen? Wurde diese Angst auch so verniedlicht, wie alle Taten vorher verniedlicht wurden?
Der nackte Jörg ist zugegebenermaßen ein hinkendes Beispiel, da er in der Tat niemandem etwas tut. Ich habe dieses Beispiel genommen für einen Menschen, der sagt: ich will mich nicht an die Gesellschaft anpassen, aber die Gesellschaft hat mir gefälligst mein Leben zu finanzieren, und die Gesellschaft hat mich so zu akzeptieren, wie ich bin.
Die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie sind gesetzlich geregelt. Wenn eine Eigen- oder Fremdgefähdung vorliegt, wird sie angeordnet. Warum die Fremdgefährdung von niemandem wahrgenommen wurde, erschließt sich mir nicht wirklich. Vielleicht ist der Angeklagte ein guter Schauspieler?