Die Zeugin mag sich nicht so recht äußern, will Glauben machen, sie könne sich an gar nichts mehr erinnern, selbst an belanglose Dinge. Da sich zunächst die Gutachterin Nahla Saimeh die Zähne ausgebissen hat, greift nun der Anwalt von Angelika ein.
Peter Wüller: Wie oft standen Sie als Angeklagte vor Gericht?
Die Zeugin antwortet zögerlich: Ein Mal
Peter Wüller: Erinnern sie sich, dass sie mit Wilfried W. gemeinsam vor Gericht gestanden haben? Können Sie sich daran erinnern, was ihnen derzeit vorgeworfen wurde?
Zeugin: Ich habe keine Unterlagen
Peter Wüller: War es ein Ladendiebstahl?
Zeugin: Das kann man im Internet nachlesen.
...
Jetzt greift der Oberstaatsanwalt Ralf Meyer ein. Er belehrt die Zeugin. Sie können nicht immer schweigen, sie solle nicht vorgeführt werden, ihnen glaubt keiner im Gerichtssaal, ich am allerwenigsten. Sie sollen nicht alle Einzelheiten wiedergeben, aber sie können die Fragen erschöpfender beantworten. Ich sehe ansonsten keine andere Wahl, gegen sie ein Verfahren wegen Falschaussage einzuleiten. Wir sollten erst einmal 10 Minuten Pause machen.
Aber auch nach der Pause geht es Seitens der Zeugin recht einsilbig weiter, indem sie meint, sich an so gut wie nichts mehr erinnern zu können.
Doch dann bricht das Eis und sie erzählt, befragt von der Gutachterin, von den Misshandlungen, von ihrer Angst und dass Wilfried ihr alles Geld abgenommen hat.
Der Jounalist fasst es mi den Worten zusammen:
Die Handlungsweisen von Wilfried W. in der derzeitigen Dreiecksbeziehung zeigen doch erstaunliche Parallelen zu den Handlungsweisen, die er in Bosseborn an den Tag gelegt hat. Auch hier konnte Angelika W., die Mitangeklagte im Doppelmordprozess, den Misshandlungen aus dem Weg gehen, wenn das Hauptaugenmerk auf dem Gehöft auf eine andere Frau gelegt wurde.
Bemerkenswert ist, wie die psychiatrische Gutachterin von Angelika und Wilfried W., Naihlah Saimeh, hier vor Gericht mit allen Kniffen, Erfahrung und Zugewandtheit gegenüber der Zeugin, die heute 45-jährige Frau zum Sprechen bringt. Wahrlich bei dieser Zeugenvernehmung eine Kunst.
Die Schilderungen der Misshandlungen mag jeder selbst nachlesen.
Die Vernehmung der Zeugin ist damit beendet, letztlich doch noch aufschlussreich.
Mit dem psychiatrischen Gutachten über Wilfried W. ist Anfang Juni zu rechnen, sagt die Gutachterin Naihlah Saimeh.
Nächster Termin ist am 10.4.2018. Die Verhandlung ist damit geschlossen. Wir danken für Ihr Interesse. Bleiben Sie gesund.
Ich denke, diese Zeugenaussage hat letztendlich sehr viel Klarheit in die Maschtstrukturen dieser Dreierbeziehungen gebracht.
Ich würde mir für die Zeugin, die sich schließlich doch noch tapfer den Fragen gestellt hat, wünschen, dass ihr die Aussage ein Stück weit bei der Bewältigung ihres Traumas weiterhilft.
