Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

ich verstehe es jetzt vorläufig so, dass man mit der kostenpflichtigen Variante wohl diesen Remote-Zugriff haben kann.
Und so weit ich es hier gelesen habe, hatte JR den wohl nicht.
Es stand hier etwas über einen Versuch sich diesen zu verschaffen mit den Kredit-Karten-Daten von JR.
Darunter verstehe ich, dass es beim Versuch blieb. Aber wie oft bei solchen Sachen und der Informationsübermittlung über Dritte kann es auch ganz anders sein.
Gehe ich also von einem Voll-Account aus.
Dann wäre es wichtig, dass die Log-Files von Gigatribe lange genug einsehbar sind.
Denn dann kann man eigentlich nur über IP-Adressen einen zeit- u. örtlichen Zusammenhang nachweisen.
Da kommt es dann natürlich auch darauf an wie das Netzwerk in den USA funktioniert. Und auch wie die Gesetze sind um solche Daten aufzubewahren.
Aber auch hier gehe ich vom schlechtesten Fall aus: Es wird keine Daten geben die so etwas beweisen oder entkräften können.

Und dann wären wir in etwa so schlau wie am Anfang: Es gibt KiPo auf dem Rechner von JR.
Und darüber wie es dahin gekommen ist, gibt es unterschiedliche Ansichten.

konnte leider nicht mehr editieren

Dabei muss man davon ausgehen, dass es einem Dritten möglich gewesen wäre an das Login-Passwort zu kommen.

Für eine Unschuld ziemlich viel "hätte" und "wenn".
Auf der anderen Seite für einen Verschwörer nicht unmöglich.

Nochmal zu dem Einräumen von Rechten: dieser Remote Access via Internet müsste auch erstmal aktiviert werden. Da wären noch viele Fragen zu klären. Aber eines der Feature ist das Streamen der eigenen Videos von der Festplatte zu Hause, während man unterwegs ist. http://www.gigatribe.com/press/pr-en/Release_DivX_Private_Area.pdf
Es ist denkbar, dass jemand wie Rouven bewusst dieses Feature nutzte, um auch vor und nach den Auftritten sich mit Fernsehsendungen aus Deutschland zu entspannen. ;-)

d.b.cooper schrieb:Es stand hier etwas über einen Versuch sich diesen zu verschaffen mit den Kredit-Karten-Daten von JR.
Darunter verstehe ich, dass es beim Versuch blieb.

Das ist mir auch aufgefallen. Und es wird auch von einem Premium-Account gesprochen, den es aber nur bis 2008 gab, dafür aber eine "Lifetime license" umfasste. https://www.gigatribe.com/en/help-ultimate-vs-premium

d.b.cooper schrieb:Dabei muss man davon ausgehen, dass es einem Dritten möglich gewesen wäre an das Login-Passwort zu kommen.

Angenommen es stimmt, dass es sich um einen Premiumzugang handelte, und Rouven ihn tatsächlich erworben hat. dann hieße das, Rouven benutzt das Programm schon seit vielen Jahren. Das würde die Zeitspanne, wann so ein "Passwortklau" geschehen sein soll, enorm vergrößern. Und den verdächtigen Personenkreis. Also nicht nur Hausgäste, sondern möglicherweise auch schon Freunde in Deutschland etc. Aber bei so einer Konstellation könnte es auch jeder gewesen sein. Es gibt ja weltweit Leute die sich einen Spaß machen, Accounts zu hacken.

d.b.cooper schrieb:Dann wäre es wichtig, dass die Log-Files von Gigatribe lange genug einsehbar sind.

Das wäre die Frage, inwieweit die Verteidigung die Möglichkeit hätte, an diese Log-Files heranzukommen, zumal GigaTribe eine französische Firma ist.

d.b.cooper schrieb:Für eine Unschuld ziemlich viel "hätte" und "wenn".

Ja, das stimmt. Aber bei der Jury könnte das möglicherweise Zweifel an Rouvens Schuld wecken.

Und mal wieder ein update: Das Verteidigerteam hat sich verändert. Rechtsanwalt Michael Sanft ist nicht länger Teil des Teams. Wie Ihr Euch erinnert, hatte Rouven zunächst Jess Marchese mit der Verteidigung beauftragt. Später stiess auch Sanft zu dem Team.

Marchese ist weiterhin an Bord, er wird nun unterstützt von Benjamin Durham. Der Anwalt hat laut Internet 14 Jahre Erfahrung. Er ist, wie ich selbst, Mitglied in der Nationalen Vereinigung der Strafverteidiger, was weder Sanft noch Marchese sind. Man muss das nicht sein, aber wenn ich mir einen Anwalt suchen würde, würde ich darauf achten, dass er in der bekanntesten Organisation der Strafverteidiger Mitglied ist. Die Mitgliedschaft zeigt immerhin ein gewisses Interesse am Fachgebiet.

Allerdings, und das ist immer noch etwas, was mir rätselhaft bleibt, auch Durham ist sicherlich kein Name, der einem in Las Vegas zuerst einfällt. Seine Praxis kann ich gar nicht beleuchten, denn er hat nicht einmal eine Webseite. In der Presse sieht man ihn meistens mit kleinen Fällen wie Trunkenheit am Steuer usw.

Er scheint eine Zeitlang mit zwei anderen jungen Anwälten zusammengearbeitet zu haben, aber auf deren neuesten Webseite (2016) wird er nicht mehr erwähnt.

Ansonsten nichts Neues, immer noch ist am 11. August call up und der Prozess beginnt am 22. August.

Danke für die Info. Ich schaue fast täglich nach, ob es neue Infos gibt.

Ich verfolge die Diskussion schon seit einiger Zeit. Ich habe Jan in Las Vegas gesehen und auch nach der Vorstellung, beim Autogramme geben, getroffen. Er kam so sympathisch rüber, ich mochte ihn sofort. Um so geschockter war ich, als ich von seiner Verhaftung gehört hab, und das wegen Kinderpornografie. Sein Autogrammphoto steht immer noch bei mir auf dem Schrank, weil ich auch kein Freund von Vorverurteilungen bin. Aber das, was ich hier gelesen habe, sieht echt vernichtend für ihn aus. Wenn jemand sich so hochgearbeitet hat und auf dem Weg zur ganz großen Karriere ist, und das alles auf's Spiel setzt, wie krank muss der dann sein, denn Vernunft und gesunder Menschenverstand hatten hier wohl keine Chance, sich durchzusetzen. Das ist doch eine Sucht, wie bei Drogen oder Alkohol. Ich will Kinderschänder nicht in Schutz nehmen, aber gibt es in den USA nicht sowas wie vermindert zurechnungsfähig, und Sicherheitsverwahrung. Oder wurde diese Frage hier schon mal beantwortet?

@Rick_Blaine

Ist es üblich oder ungewöhnlich, dass es kurz vor dem morgigen "call up" noch Wechsel im Team gibt? Kannst du dann davon berichten, also bekommst du vom call up etwas mit?

@Hammurapi
Üblich ist das nicht gerade, aber ich habe schon die ganze Zeit darauf gewartet. Ich bin immer noch am Rätseln über die Verteidigung, das Team und die Strategie. Ist absolut nicht wie ich das erwarte. Lassen wir uns überraschen.

Leider habe ich morgen eigene Termine, kann also nicht selbst im Gericht sein. Ich wohne ja auch nicht in Las Vegas, obwohl es nicht so weit weg ist. Ich habe vor, der Hauptverhandlung ab und zu mal beizuwohnen. Ich kann also erst im Nachhinein berichten, wenn es irgendetwas Interessantes beim call up gibt.

@Chris.christo

Sicherheitsverwahrung gibt es hier nicht, aber das zu erwartende Strafmass ist weitaus höher als in Deutschland und wenn der Richter das Gefühl hat, jemand soll möglichst lange "sitzen," kann er zum Teil das auch auf anderem Weg erreichen, zum Beispiel durch "consecutive sentences." Ich glaube ich hatte dazu schon mal geschrieben: man kann in bestimmten Fällen statt einer Gesamtfreiheitsstrafe auch Einzelstrafen nacheinander auferlegen, dann kommen horrende Zahlen heraus.

Das Thema Zurechnungsfähigkeit wird in den USA ebenfalls sehr anders gehandhabt als in Deutschland. Hier ist sehr selten, dass jemand als "vermindert zurechnungsfähig" empfunden wird, und wenn, dann muss das auf klaren psychiatrischen Befunden beruhen. Angewandt wird diese Theorie meistens im Bezug auf Mord. Ausserdem wird ausdrücklich Drogen- oder Alkoholkonsum, soweit freiwillig, als Ursache ausgeschlossen, oder mit anderen Worten, wer sich besäuft oder bekifft und dann ein Verbrechen begeht, darf sich nachher nicht darauf hinausreden, er wäre ja besoffen oder bekifft gewesen.

In Deutschland wäre allerdings in Rouvens Fall wohl auch kaum davon auszugehen, dass eine verminderte Schuldfähigkeit vorliegt.

Unterm Strich suggeriert die Frage ja hier, ob Konsum von KP irgendwie als Folge einer Geisteskrankheit definiert werden kann. Darüber diskutieren Psychiater ja ab und zu einmal, aber es ist eigentlich recht klar, dass die amerikanische Definition von Schuldunfähigkeit nicht erreicht werden wird: In den USA gilt die M'Naghten Regel, die besagt, schuldunfähig ist nur, wer auf Grund einer Geisteskrankheit entweder nicht erkennt, was er tut, oder nicht erkennt, dass das, was er tut, verboten ist.

@Rick_Blaine
Danke für die ausführliche Erklärung. Ich finde das gut so wie die Amerikaner das machen.

@Rick_Blaine
Wird denn beim morgigen "call up" bereits geklärt, ob Verteidigung und Anklage sich über die Beweisstücke ausreichend ausgetauscht haben? In diesem Punkt gab es doch bislang Unklarheiten, insbesondere in Bezug auf einen IT-Experten. Was genau passiert bei diesem "call up" eigentlich genau?

Beim "call up" soll festgestellt werden, dass alle Parteien bereit sind, den Prozess zu beginnen.

Ha. Ihr könnt Euch sicherlich schon denken, was heute passiert ist: Die Verteidigung hat festgestellt, dass sie keinesfalls bereit sind, da sie ja noch soooo viel Beweismaterial sichten und bewerten müssen. Habe ich das nicht schon die ganze Zeit gesagt, dass sie mir sehr unvorbereitet vorkommen?

Ausserdem hat der gestern neu benannte Anwalt, Benjamin Durham, seinen ersten Auftritt gehabt. Ihm ist wohl auch zu verdanken, dass endlich klare Worte gefallen sind: die Verteidigung ist auf längere Sicht nicht bereit für den Prozess.

Dementsprechend hat sie sich mit der Anklagevertretung geeinigt, dass ein neuer Prozesstermin auf den 17. Oktober (call up 11. Oktober) festgelegt wurde. Die Richterin hat zugestimmt.

Mehr wurde gar nicht besprochen. Offensichtlich geht es Durham darum, dass nun der Prozess vernünftig vorbereitet wird und man nicht immer von Termin zu Termin hechelt. Dafür bekommt er jetzt 2 weitere Monate Zeit.

Man darf gespannt bleiben, was sich noch alles tun wird.

Einerseits gut und wichtig für JR, andererseits bedeutet das noch 2 Monate Gefängnis.
Wird er frei gesprochen, erhält er dann eine Entschädigung ?

Nein, für Untersuchungshaft entschädigt wird nur, wer nachweisen kann, dass die Untersuchungshaft nicht hätte verhängt werden dürfen, weil gar kein echter Tatverdacht bestand. Man müsste dazu nachweisen, dass die Staatsanwaltschaft bewusst oder grob fahrlässig falsche Angaben gemacht hat etc. Das kommt extrem selten vor.

Aber tut man dem Angeklagten damit einen Gefallen, sich nicht ausreichend bzw. schnell genug vorzubereiten? Man sollte meinen, 5 Monate sind genügend Zeit.
Für mich spricht das nicht gerade für die richtige Wahl beim Anwalt.

@oliver0815
Man kann das nicht pauschal beurteilen. Aber in diesem Fall bin ich mir sicher, dass es eine Fülle von Beweismaterial gibt, das die Anklage in den Prozess einbringen will. Aufgabe der Verteidigung ist es, das zu überprüfen. Dazu kommt noch, dass die Verteidigung eigenes Beweismaterial haben kann, das vorbereitet zur Präsentation werden muss. Das alles kostet Zeit. Die Staatsanwaltschaft verfügt über weitaus mehr Personal und Ressourcen das zu tun (das gesamte FBI) und wird dennoch Monate damit verbracht haben.

Mir war von Anfang an schleierhaft wie Marchese so tun konnte, als sei man in 60 Tagen prozessbereit. Da sehe ich auch das Problem: entweder hat er der Öffentlichkeit und evtl. seinem eigenen Mandanten hier etwas vorgemacht, oder -schlimmer- er hat wirklich nicht verstanden, wie lange man für so eine Prozessvorbereitung braucht.

Ich bin von Anfang an von mindestens einem halben Jahr, eher einem ganzen Jahr ausgegangen. Dieses Hecheln von Termin zu Termin wird ihm bei der Richterin keine Pluspunkte eingebracht haben.

Ich gehe ja erst einmal von der Unschuld bei JR aus. Wie würde man denn ein Jahr Untersuchungshaft im Falle eines Freispruchs begründen? Bzw du hast ja geschrieben es steht keine Entschädigung zu, da ist man ja grundsätzlich finanziell ruiniert. Anwaltskosten, keine Einnahmen etc.

Das ist richtig, ein Jahr Untersuchungshaft ist kein Zuckerschlecken. Aber immer noch besser als 30 Jahre Gefängnis weil der eigene Anwalt geschludert hat, weil er nicht genug Zeit zur Vorbereitung eines Prozesses hatte.

Das ist schon eine schwierige Abwägung, sowohl als Mandant, als auch als Anwalt. Man spürt die Verantwortung auf den Schultern durchaus. Aber wie gesagt, wenn es schon zu Untersuchungshaft kommt, dann ist die Gefahr einer Verurteilung durchaus real. Und dann lieber alles in der Prozessvorbereitung zehn mal umdrehen als eine Sache wegen Zeitmangel übersehen.

Man darf sich da auch keinen falschen Illusionen hingeben: die Staatsanwaltschaft hat alle Zeit der Welt sich zu entscheiden, ob sie Anklage erhebt oder nicht. Und gerade hier sind Staatsanwälte sehr bedacht darauf, nicht als "Verlierer" dazustehen. Das bedeutet, wenn sie selbst Zweifel haben, werden sie selten Anklage erheben. Um so mehr sollte das den Angeklagten beeindrucken: Wenn ein Staatsanwalt sich öffentlich festlegt: "ich sage dieser Mensch ist schuldig," dann wird er auch eine Menge Dinge haben, die eventuell eine Jury überzeugen. Und dann sollte ich eine Verteidigung aufbieten, die wirklich alles gründlich hinterfragt und ermittelt.

Unter Umständen hatte die Verteidigung ein Ass im Ärmel, das sich als Karo 2 entpuppt hat. Da sieht ein Anwalt dann blöd aus. Vielleicht ein Zeuge, der nicht mehr aussagen will oder nie konnte. Oder in diesem Fall technisches Kram.

@grizzlyhai
Yup, aber selbst in der Spielerstadt Las Vegas sollte man nie alles auf eine Karte setzen :)

Rick_Blaine schrieb:Und gerade hier sind Staatsanwälte sehr bedacht darauf, nicht als "Verlierer" dazustehen.

Aber gerade deshalb bekomme ich immer den Eindruck, die Staatsanwalt will dann mit aller Macht eine Verurteilung, egal ob sich deren Meinung im Laufe eines Prozess ändert. Ich kann da aber auch falsch liegen.

Eine elektronische Fußfessel lässt die Begründung der U.Haft nicht zu, oder was würde dagegen sprechen?