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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 17:22
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Gegen welchen LEH Schüler hätte man denn ermitteln sollen? Es gab ja keinen konkreten Tatverdacht.
Das ist etwas zu kurz gegriffen. Mazurek war bekanntlich Spur 237. Das ist eine sehr hohe Zahl an Spuren. Bezüglich des LEH wurde aber (@2r2n
möge mich bitte korrigieren wenn das nicht stimmt) "niemals" ermittelt. Also überhaupt nicht. Wenn man eine Spur aber komplett aussen vor lässt kann es natürlich auch keinen Tatverdacht geben. Frage: Warum wurde bei einer intensiven Ermittlungstätigkeit hunderten Spuren (erfolglos) nachgegangen, aber ausgerechnet einer räumlich und logisch naheliegenden Spur nicht? Hatte das einen bestimmten Grund?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 17:44
Fuer mich sieht die Sache so aus: Eine Person wurde verurteilt, es war aber sicherlich eine weitere am Verbrechen beteiligt, und ich persoenlich gehe sogar aus verschiedenen praktischen Erwaegungen davon aus, dass es insgesamt drei waren.

Mit einer Person hinter Gittern sind nach Adam Riese mindestens eine weitere, mE sogar zwei uebrig, die nicht verurteilt wurden, und die koennten ohne weiteres noch frei herumlaufen. Wer so etwas tut ist mE eine Gefahr fuer die Allgemeinheit. Es ist eher unwahrscheinlich, dass er genau so etwas noch einmal tut, aber es besteht mE eine sehr erhebliche Gefahr, dass er noch einmal straffaellig wird, im Bereich Kapitaldelikt oder zumindest Gewaltverbrechen.

Ich sehe da ein sehr grosses Interesse der Oeffenlichkeit, dass die betreffenden Personen ermittelt und verurteilt werden, alleine schon zu ihrem eigenen Schutz.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 17:57
Das ist ja das nächste Thema: Aus den Tatmerkmalen ergibt sich eindeutig, dass die Tat nicht von einer einzigen Person begangen werden konnte. Das hat auch das Gericht so gesehen, allerdings ohne daraus zu schlussfolgern dass diese Mittäter auch ausgeforscht werden müssen. Angeklagt wurde nur Mazureks (schwer gehbehinderte) Frau. Warum wurde soviel Energie in die Ausforschung des Haupttäters gesteckt und sowenig in die der Beitragstäter? Weil man zumindest einen Täter (vor der Verjährung) präsentieren musste - und weil einer reichte, um den Fall abzuschließen?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 18:51
@ErwinKöster

Konnte sie denn ueberhaupt noch Auto fahren? Wenn nein, dann haette sie nicht mal leichtere Dinge wie die Kleidung einkaufen koennen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 19:55
@AnnaKomnene

Das weiß ich nicht. Schwerst gehbehinderte können normalerweise wenn überhaupt nur mit Automatik fahren. Aber eine Frau mit Krücken wäre bei den Einkäufen möglicherweise aufgefallen. Das wäre ein Risiko gewesen.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 22:45
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Warum wurde bei einer intensiven Ermittlungstätigkeit hunderten Spuren (erfolglos) nachgegangen, aber ausgerechnet einer räumlich und logisch naheliegenden Spur nicht? Hatte das einen bestimmten Grund?
Mir wurde von einem ehemaligen Kripo Beamten gesagt, es gab keine Ermittlungsansätze. Das heißt, die pure Existenz des LEH wurde nicht als "Spur" qualifiziert. Eine Spur braucht wohl einen Hinweis aus der Bevölkerung oder irgendeinen aktiven Hintergrund, aber da wurde nichts evident. Der Versuch der ersten Soko, eine pure Befragung ins Blaue hinein im LEH durchzuführen (also ob irgendein Schüler Beobachtungen gemacht hat), scheiterte am Widerstand der Schülereltern und der Schulleitung. Als die zweite Soko im Januar 83 erneut einen Versuch wagte, willigte die Schulleitung ein, allerdings mussten die Beamten mehrere Stunden im Schulhof warten, bis sie die Befragung durchführen konnten. Hier wurden auch die Werkstätten und Lager inspiziert, natürlich ohne Erfolg, weil schon fast eineinhalb Jahre vergangen waren.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 22:57
@2r2n

Du meinst also, es waere vielleicht anders ausgegangen, wenn jemand konkrete Hinweise zum LEH eingereicht haette?

Ich persoenlich habe eine komplett andere Geisteshaltung, und kann nicht verstehen, weshalb jemand etwas gegen eine Zeugenaussage einzuwenden haette. Natuerlich moechte man Kinder und Jugendliche nicht unter Stress setzen, es gab aber auf der anderen Seite auch ein sehr starkes Interesse daran, die Tat aufzuklaeren, und vor allem auch fuer die Schueler des LEH. Nicht zuletzt wurde ein Kind in unmittelbarer Naehe zu ihrem Gelaende entfuehrt. Wenn sich dort ein Gewaltverbrecher herumtreibt, dann koennte es als naechstes ein Kind aus dem LEH treffen.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

01.12.2018 um 23:27
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Du meinst also, es waere vielleicht anders ausgegangen, wenn jemand konkrete Hinweise zum LEH eingereicht haette?
Vermutlich. Aber auch, wenn es das gegeben hätte, wäre es möglich gewesen, dass die Kripo hier nur sehr langsam vorwärts gekommen wäre, denn offenbar gab es in den 80ern die Möglichkeit, Ermittlungen zu steuern. Die Weisungsbindung ist klar:
Kripo - Staatsanwaltschaft - Justizministerium. Wenn es - hypothetischer Gedanke - einflussreiche Eltern gibt, die wichtige Menschen in der bayerischen Staatsregierung kennen, könnte es sein, dass Ermittlungen nicht mit der nötigen Konsequenz durchgeführt werden.
Das ist aber eine reine Theorie. Vermutlich hat die bayerische Staatsregierung schon korrekt gehandelt. Eine Einflussnahme auf Ermittlungen wäre eine schwere Straftat. Das mag ich mir gar nicht vorstellen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.12.2018 um 10:19
Ganz im Kontrast dazu waren die ausgedehnten Befragungen in den Dörfern selbst. Mir hat noch kürzlich ein Bekannter erzählt, der damals 15 war, dass er mehrmals befragt wurde. Aber er sagte auch, dass die meisten Schondorfer, auch die Jugendlichen, sehr bemüht waren zu helfen. Alle waren sehr erschüttert und es wurde viel darüber gesprochen. Das deckt sich mit den Überlegungen von @AnnaKomnene


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.12.2018 um 13:41
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Soweit ich weiss, waren diese Massengentests nur geplant, aber niemals ausgefuehrt worden. Das weiss aber @2r2n auf jeden Fall ganz genau. Eigentlich waere es eine gute Idee, wer auch immer es war, hatte einen starken Ortsbezug, und so dicht besiedelt ist die Gegend nicht. Man muesste also alle Personen aus den umliegenden Ortschaften ueberpruefen, die grob ins Altersprofil passten, plus die LEH Schueler, und dann noch alle, die beruflich mit diesem Wald zu tun hatten.
Das ist ein Missverständnis. Die DNA Spur um die es oben ging wurde ja jemandem "berechtigtem" zugeordnet. Deshalb gab es keinen Massentest. Wenn ich es richtig verstehe gibt es sonst nur noch die obskure DNA Spur von einer eigentlich schon mit Lösungsmitteln gereinigten Kistenschraube und die auch im Fall Böhringer gefunden wurde (mMn. eine Verunreinigung im Labor) sowie eine weibliche DNA Spur, gefunden hinter einer Briefmarke.


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02.12.2018 um 14:49
@JosephConrad

https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Ursula-Herrmann-DNA-Spuren-ohne-Hinweis-auf-Taeter-id7032241.html

Es wurden einige DNS Spuren gefunden, die man nicht zuordnen konnte, eine hatte sogar absurderweise eine entfernte Ahnlichkeit zu Priklopil. Nur eine dieser Spuren erlangte Beruehmtheit, und das ist der Spur/Spur Treffer zum Mordfall CB.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

02.12.2018 um 15:33
Da steht aber

Für die DNA vom einzigen gefundenen Fingerabdruck an Ursulas Todeskiste gebe es keine Personenzuordnung. Auch mehrere Haare aus der Kiste konnten niemandem zugeordnet werden.
https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Ursula-Herrmann-DNA-Spuren-ohne-Hinweis-auf-Taeter-id7032241.html

Das könnte aber die letzte unbekannte DNA gewesen sein denn: warum hätte man den Massen-DNA-Test abblasen sollen, nachdem die Herkunft einer offenen DNA-Spur geklärt werden konnte, wenn noch andere offene DNA-Spuren exisiteren?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

03.12.2018 um 20:40
Ich kann mich daran erinnern, dass bei uns mehrmals in der Zeitung von vorgesehenen Massengentests in der Zeitung berichtet wurde. Das habe ich allerdings niemals ernst genommen. Ich habe mir immer vorgestellt, dass die Polizei daraufhin beobachtet, wer diese Gegend überstürzt verlässt.


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03.12.2018 um 20:44
@robernd

Ich glaube, sie wuerden eher diejenigen auffordern, die damals schon in der Gegend gewohnt haben.


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03.12.2018 um 21:17
@AnnaKomnene
@robernd
Das hier hab ich gefunden:
https://www.merkur.de/lokales/regionen/wir-werden-taeter-fassen-271460.html
Es war nach der Taiwan-Geschichte, aber noch vor der Festnahme Mazureks (Das Datum 04.05.09 stimmt nicht, da wurde der Artikel aktualisiert). Ein Massengentest hat demnach nicht stattgefunden. Und es wird auch deutlich, dass sie den Fall unbedingt lösen wollten, noch in der aktiven Zeit des damaligen LKA Chefs Geißdörfer.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.12.2018 um 07:42
Zuletzt habe ich das Bild unten (aus der tz) mit den gefundenen Heften wieder gesehen. Da kam mir der Gedanke, dass ein Jugendlicher niemals eine solche Auswahl für ein 10 jähriges Mädchen treffen würde. Der hätte vor allem eher Comics und Kinderhefte ausgesucht, da bin ich mir sicher. Vorwiegend Western und Frauenromane, da sehe ich eher einen Erwachsenen über 30, der mit Kindern nicht viel am Hut hat.

884734808-fall-ursula-herrmann-kiste-ersOriginal anzeigen (0,3 MB)


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.12.2018 um 12:44
Für mich wären die "Groschenromane" eher ein Hinweis auf Jugendliche. Man sucht das aus, was man selber gerade ließt und "cool" findet.
Diese "Romane" waren in den 80er sehr beliebt - auch bei Jugendlichen (ich muss gestehen, neben Karl May haben wir auch manchmal diese damals sehr preiswerten Hefte gelesen und getauscht - vorallem die Abenteuergeschichten.)

Siehe auch http://www.spiegel.de/einestages/groschenromane-a-947894.html

Erwachsene, die keine Kinder haben, hätten vermutlich eher zu Bussi Bär, Yps, Mickey Mouse, Fix und Foxi, Knaxs Sparkassenhefte, etc. gegriffen in der Annahme, dieses ist für Kinder passend.

Vielleicht hatten Sie während des Einkaufes sch auch noch nicht auf Mädchen oder Jungen festgelegt ?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.12.2018 um 17:25
Zitat von SkupinSkupin schrieb:Erwachsene, die keine Kinder haben, hätten vermutlich eher zu Bussi Bär, Yps, Mickey Mouse, Fix und Foxi, Knaxs Sparkassenhefte, etc. gegriffen in der Annahme, dieses ist für Kinder passend.
Da bin ich diametral anderer Meinung. Gerade die von Dir genannten Hefte wären für eine Zehnjährige passend gewesen. Ich hätte mit 18 für ein 10 jähriges Kind genau diese ausgewählt. Westernhefte oder Frauenromame waren mMn. etwas für Halbwüchsige / junge Erwachsene. Mit 10 war ich nur auf Comics, speziell das "Lustige Taschenbuch" scharf. Ich wüßte auch nicht, dass Freunde damals Westernhefte gelesen haben oder meine jüngere Schwester Liebesromane ("Die Liebe siegte über Stunden des Wartens" ?). Micky Maus, FF evtl. noch Asterix, Clever & Smart (beides zu teuer) waren angesagt. Vielleicht auch mal ein Jugendbuch. Daher bin ich mir sicher, diese Auswahl stammt von einem > 30 Jährigen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

04.12.2018 um 18:28
Zitat von 2r2n2r2n schrieb:Der Versuch der ersten Soko, eine pure Befragung ins Blaue hinein im LEH durchzuführen (also ob irgendein Schüler Beobachtungen gemacht hat), scheiterte am Widerstand der Schülereltern und der Schulleitung.
Inwiefern wurde da Widerstand ausgeübt und wie kann es sein das die Soko diesem Widerstand nachgab?


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2r2n ehemaliges Mitglied

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04.12.2018 um 18:53
Zitat von SirMarvelSirMarvel schrieb:Inwiefern wurde da Widerstand ausgeübt und wie kann es sein das die Soko diesem Widerstand nachgab?
Die Schulleitung hat nicht gestattet, dass im LEH recherchiert wird. Dies sicherlich mit der ausdrücklichen Rückendeckung durch die Eltern. Auch die Schüler, so habe ich es schon vor ein paar Monaten erfahren, waren nicht bereit, Fingerabdrücke abzugeben. Sie befürchteten einen Generalverdacht. Und weil es offenbar keine echten Ermittlungsansätze gab, hat die Kripo dann davon abgesehen. Sicherlich war diese Entscheidung auch davon begünstigt, dass die ein oder anderen bekannteren Namen im LEH vertreten waren.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es ein echtes Ermittlungsverbot von oben gab. Das wäre eines Rechtsstaates nicht würdig.


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